Schlei

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Karte der Schlei

Die Schlei (niederdeutsch Slie oder Schlie, dänisch: Slien) ist ein Meeresarm der Ostsee in Schleswig-Holstein. Ihre Einordnung als Förde ist aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte umstritten. Nach der gängigen Lehrmeinung handelt es sich um eine Glaziale Rinne, jedoch nicht um einen Fjord.

Beschreibung

Maximale Eisrandlage der Weichsel-Eiszeit in Norddeutschland (rote Linie).

Geomorphologische Entstehung

Die Schlei entstand während der Weichsel-Eiszeit vor 115.000 bis 11.000 Jahren durch die von Skandinavien vordrängenden Eismassen. Ihre Einordnung als Förde ist umstritten, da teilweise die Ansicht vertreten wird, dass sie nicht wie die Flensburger oder die Kieler Förde durch Gletscherschurf einer Gletscherzunge entstanden sei, sondern lediglich als Abfluss des Schmelzwassers gedient habe. Die Schlei wurde demnach nicht durch Gletscherzungen innerhalb des Inlandeises herausgeschürft, sondern entstand durch subglaziale glazifluviale Erosion bedingt durch Schmelzwasser, als sogenanntes Tunneltal. Solche glazialen Rinnen sind zwar auch Förden, allerdings nur im weiteren Sinne. Keinesfalls jedoch ist die Schlei ein Fjord (eine glaziale Hohlform im Gebirge), wie im Tourismusjargon häufig fälschlich behauptet wird.[1] Aufgrund der lediglich niedrigen Seitenflanken kann sie geomorphologisch auch nicht als fjordähnlich bezeichnet werden.[2][3] Im Dänischen bzw. im Südjütischen steht das Wort Fjord gleichermaßen für eine Förde wie auch für einen Fjord und ist etymologisch mit dem deutschen Wort Förde verwandt.

Geographie

Die Schlei bildet die Grenze zwischen Angeln und Schwansen

Die Schlei erstreckt sich mit einer Länge von 42 km von Schleimünde über Kappeln und Arnis bis zur Stadt Schleswig durch das Schleswig-Holsteinische Hügelland und trennt dabei die Landesteile Angeln und Schwansen. Sie hat eine durchschnittliche Breite von 1,3 km und eine durchschnittliche Tiefe von 3 m. Daraus errechnet sich eine Wasserfläche von 54,6 km² und ein Volumen von 163,8 Millionen m³. Das Wasser der Schlei ist Brackwasser, der Salzgehalt nimmt von Schleimünde bis Schleswig immer weiter ab.

Am breitesten ist die Schlei zwischen Missunde und Schleswig, dort befinden sich die beliebten Segel- und Ruderreviere Große Breite (bis zu 4,2 km breit) und Kleine Breite (bis zu 2,1 km breit), die durch die Stexwiger Enge (280 m breit) getrennt sind.

Der Burgsee (mit Schloss Gottorf auf der Schlossinsel) war einst der am weitesten landeinwärts gelegene Teil der Schlei, wurde aber 1582 von Herzog Adolf I. durch den heute auf rund 28 Meter verbreiterten und knapp 100 Meter langen Gottorfer Damm von der Schlei abgetrennt.

Vor Schleswig liegt die 1,8 Hektar große Möweninsel, etwas weiter östlich in der Großen Breite die unter Naturschutz stehende Insel Hestholm. Weitere Inseln in der Schlei sind Kieholm und Flintholm; die heutige Halbinsel Lotseninsel liegt bei Schleimünde. An der Schlei befinden sich viele naturbelassene Buchten. Links und rechts haben sich seeähnliche Erweiterungen, sogenannte Noore, gebildet, die mit der Schlei in Verbindung stehen (siehe auch: Ornumer Noor, Haddebyer Noor, Holmer Noor und Selker Noor).

Natur

Eine biologische Besonderheit ist der Schleischnäpel, ein Fisch, der mit Forelle und Maräne verwandt ist. Die letzten Schleifischer haben im Holm in Schleswig ihre jahrhundertealte Tradition bewahrt, während andere Standorte wie Kappeln, Arnis, Missunde und Sieseby ihre Bedeutung eingebüßt haben. Bis vor rund hundert Jahren war die Fischerei an der Schlei ein wichtiger Gewerbszweig. Vor allem Hering, Aal, Barsch, Brassen und andere Weißfische wurden hier gefangen. Bis heute gibt es einige wenige Berufsfischer auf der Schlei.

Seit Oktober 2008 ist die Region um die Schlei als Naturpark Schlei anerkannt.

Tourismus

Der Leuchtturm von Schleimünde

Die Schlei ist ein beliebtes Segelrevier. Die teilweise touristisch geprägte Schleiregion ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für die nahe Landeshauptstadt Kiel und die Großstadt Hamburg, insbesondere seit der guten Autobahnanbindung durch die A7.

Am Ausgang der Schlei zur offenen Ostsee liegt die unbewohnte Lotseninsel Schleimünde, mit einem kleinen Nothafen für Yachten, der berühmten Kneipe Giftbude und einem Leuchtturm an der Spitze.

Seit 2007 verbindet der Themenradweg Wikinger-Friesen-Weg auf zwei Teilstrecken nördlich und südlich der Schlei kulturelle und geschichtlich bedeutsame Punkte. Der Weg folgt dabei dem früheren Handelsweg der dänischen Wikinger über Schlei, Treene und Eider bis an die Nordsee.

Zur besseren touristischen Vermarktung wird die Schlei teilweise auch als Ostseefjord bzw. „Ostseefjordschlei“ bezeichnet.[4]

Geschichtlicher Überblick

Mittelalterlicher Handelsweg

Darstellung der Schlei um 1600

Im Mittelalter hatte die Schlei große Bedeutung als Handelsweg im Ostseeraum. Der Landweg von Schleswig zur Treene, einem Nebenfluss der Eider, betrug nur 16 Kilometer. An dieser Stelle bestand also eine günstige Stelle zum Warenaustausch zwischen Nord- und Ostsee.

Bereits Adam von Bremen bezeichnete 1075 Haithabu, die Wikingersiedlung vor Schleswig, als Meereshafen (lat. portus maritimus), von dem aus Schiffe bis Schweden und bis Griechenland geschickt würden. Als aber die Schiffe gegen Ende des 14. Jahrhunderts größer wurden (z. B. die Hansekogge), war die Schlei zu flach, und Schleswig zu weit von der offenen Ostsee entfernt. Dadurch verlor die Schlei allmählich ihre Bedeutung als Schiffshandelsweg. Schleswig verlor seinen Status als Handelsmetropole damit endgültig an Lübeck und Flensburg.

Auch heute wird die Schlei zwischen Schleimünde und Kappeln aber gelegentlich noch als Transportweg für die gewerbliche Schifffahrt genutzt.

Kulturhistorische Stätten

Im Umfeld der Schlei befinden sich zahlreiche kulturhistorische und archäologische Stätten. Zu nennen sind unter anderem die Wikingersiedlungen Haithabu und Füsing. Auch der Ort Kosel (historisch: Koslev) geht auf eine wikingerzeitliche Siedlung zurück. Im unmittelbaren Umfeld Haithabus wurden mehrere Runensteine gefunden (Runensteine von Haithabu). Im Hauptort Schleswig sind unter anderem das frühneuzeitliche Schloss Gottorf und das mittelalterliche St.-Johannis-Kloster zu nennen. In Sichtweite des Schlosses siedelten sich seit dem 17. Jahrhundert Wirtschaftseinrichtungen des Hofes an, wodurch der Grundstein für den heutigen Schleswiger Stadtteil Friedrichsberg gelegt war. Östlich der Stadt vor der Halbinsel Reesholm unweit von Füsing befand sich ein dem Danewerk zugerechnetes wikingerzeitliches See-Sperrwerk [5]. Sowohl Haithabu als auch die Anlagen des Danewerks sind mit anderen wikingerzeitlichen Stätten in Nordeuropa im Rahmen des transnationalen Projektes „Wikingerzeitliche Stätten in Nordeuropa“ für das Weltkulturerbe der UNESCO nominiert.[6]. Weitere wikingerzeitliche und frühmittelalterliche Stätten sind die ehemalige Burg auf der Möweninsel vor Schleswig und die inzwischen abgetragenen Burganlagen bei Bohnert (Königsburg) und gegenüber von Arnis (Schwonsburg). Nahe bei der Schwonsburg befandt sich auch das frühere Dorf Rinkenis. Im Jahr 2000 wurden vor der Ortschaft Karschau Reste eines Frachtseglers aus dem 12. Jahrhundert entdeckt, die die Rolle als der Schlei als Fernhandelsweg im frühen und hohen Mittelalter bestätigten. In Missunde am Südufer der Schlei befindet sich ein Großsteingrab aus der Jungsteinzeit (Ganggrab von Missunde). Prägend für die Landschaft beiderseits der Schlei sind heute die vielen romanischen Kirchen wie zum Beispiel in Ulsnis [7].

Gutslandschaft

Mit Beginn der Neuzeit wurde die Gutsherrschaft die vorherrschende Wirtschaftsform im südlich der Schlei befindlichen Schwansen, wovon bis heute zahlreiche Güter in dieser Region zeugen. Anders als in Schwansen blieben die Bauern in großen Teilen Angelns als freie Bauern von Gutsherrschaft und Leibeigenschaft ausgenommen.[8] Zu den größeren Gütern zählen unter anderem die adligen Güter Louisenlund und Buckhagen, das Gut Saxtorf bei Rieseby und das ehemalige Gut Gereby mit dem Herrenhaus Carlsburg.

Literatur

  • Robert Guderian, Günter Gunkel: Handbuch der Umweltveränderungen und Ökotoxikologie, Band 3a. Springer, 2000. ISBN 3-540-66187-5. S. 65ff.
  • Hans Heinrich Kolbeck: Die Schlei: Grüner Arm der Ostsee von Schleswig bis zur Mündung. Schöning, 2009. ISBN 3-89917-288-4.
  • Hans-Wilhelm Langholz: Die Schlei: eine norddeutsche Fördenlandschaft. Möller, 1987. ISBN 3-87550-072-5.
  • Uwe Muuß, Marcus Petersen, Dietrich König: Die Binnengewässer Schleswig-Holsteins. 162 S., zahlr. Abb., Wachholtz-Verlag Neumünster, 1973. ISBN 3-529-05302-3
  • Asmus Peter Weiland: Die Schlei: Wandel und Wirklichkeit. Möller, 1982. ISBN 3-87550-036-9.

Weblinks

Commons: Schlei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ostseefjord Schlei GmbH: [1]
  2. Liedtke, H. (1981): Die nordischen Vereisungen in Mitteleuropa. – Forschungen zur Deutschen Landeskunde 204.
  3. Schmidtke, K.-D. (1993): Die Entstehung Schleswig-Holsteins. Neumünster. 128 S.
  4. Briefe des Amts Süderbrarup enthalten im Briefkopf und im Stempel den Slogan „Amt Süderbrarup - Feriengebiet am Ostseefjordschlei“
  5. Ein Sperrwerk in der Schlei. Projektbüro Welterbe Haithabu und Danewerk, abgerufen am 3. Januar 2015.
  6. UNESCO-Weltkulturerbe. Projektbüro Welterbe Haithabu und Danewerk, abgerufen am 3. Januar 2015.
  7. Claus von Carnap-Bornheim und Martin Segschneider (Hrsg.): Die Schleiregion. Land - Wasser - Geschichte (= Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Band 49). Theiss, 2012, ISBN 978-3-8062-2702-4, S. 218.
  8. Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte: Leibeigenschaft und Gut

Koordinaten: 54° 36′ 52″ N, 9° 53′ 38″ O