Schweizer Literaturpreise
Die Schweizer Literaturpreise, anfangs auch als Eidgenössische Literaturpreise bezeichnet, sind Literaturpreise, die seit 2012 jährlich vom Bundesamt für Kultur (BAK) vergeben werden. Sie zeichnen einzelne herausragende Werke aus einer Bewerberliste von Schweizer oder in der Schweiz wohnhaften Autorinnen und Autoren aus. Auf Empfehlung der Eidgenössischen Jury für Literatur werden zudem der Schweizer Grand Prix Literatur für ein Gesamtwerk oder ein einzigartiges Engagement für Schweizer Literatur sowie ein Spezialpreis Übersetzung alternierend mit einem Spezialpreis Vermittlung verliehen.[1]
Geschichte
Seit dem Inkrafttreten des Kulturförderungsgesetzes 2012 vergibt der Bund neben andern Kulturpreisen auch Literaturpreise. Die Organisation der Schweizer Literaturpreise obliegt dem Bundesamt für Kultur. Die Schweizer Literaturpreise traten an die Stelle der Schillerpreise, die im Frühling 2012 zum letzten Mal vergeben worden sind. Am 19. Februar 2015 fand zum ersten Mal die Verleihung der verschiedenen Preise an einem einzigen Anlass in der Schweizerischen Nationalbibliothek statt. Während die Preisträger der «kleinen» Literaturpreise schon im Voraus feststanden, gab Bundesrat Alain Berset den Namen des Gewinners des Grand Prix Literatur erst am Abend der Verleihung bekannt.[2]
Förderpolitik
Jährlich sollen fünf bis sieben Schweizer Literaturpreise und ein bis zwei Schweizer Grand Prix Literatur verliehen werden. Dazu kommt alle zwei Jahre der Spezialpreis Übersetzung alternierend mit dem Spezialpreis Vermittlung.
Mit den Schweizer Literaturpreisen ausgezeichnet werden im Vorjahr publizierte literarische Werke in einer der vier Landessprachen oder einem schweizerischen Dialekt. Die prämierten Autorinnen und Autoren erhalten je 25'000 Franken und profitieren von Fördermassnahmen, die sie auf nationaler Ebene bekannt machen sollen.
Der Schweizer Grand Prix Literatur (2013 noch «Schweizer Literaturpreis» genannt), dotiert mit 40'000 Franken, soll ein Lebenswerk würdigen bzw. – gemäss Internetauftritt des BAK – «eine Persönlichkeit, die sich auf einzigartige Weise für die Schweizer Literatur einsetzt, sei dies in der Vermittlung, dem Verlagswesen, der Produktion, der Literaturkritik, der Kulturpolitik oder dem Unterricht und der Forschung».[1]
Der Spezialpreis für Literaturvermittlung bzw. für Übersetzung ist ebenfalls mit 40‘000 Franken dotiert.[1]
Jury
- Dominik Müller (Präsident), Lehr- und Forschungsbeauftragter, Universität Genf
- Marie Caffari, Leiterin des Schweizerischen Literaturinstituts
- Roman Caviezel, Gymnasiallehrer
- Pietro De Marchi, Titularprofessor, Universität Zürich
- Ruth Gantert, Leiterin der dreisprachigen Literaturzeitschrift Viceversa
- Marion Graf, Literaturkritikerin
- Christian Haller, Schriftsteller
- Daniel Rothenbühler, Dozent am Schweizerischen Literaturinstitut
- Eléonore Sulser, Literaturredaktorin
Ehemalige Jurymitglieder:
- Bernard Comment, Schriftsteller und Verleger
- Urs Engeler, Verleger
- Clà Riatsch, Professor, Universität Zürich
- Barbara Villiger Heilig, Redaktorin im Feuilleton der Neuen Zürcher Zeitung
Preisträger
2013
- Irena Brežná: Die undankbare Fremde. Galiani, Berlin 2012, ISBN 978-3-86971-052-5.
- Arno Camenisch: Ustrinkata. Engeler, Solothurn 2012, ISBN 978-3-033-03028-2.
- Massimo Daviddi: Il silenzio degli operai. La vita felice, Milano 2012, ISBN 978-88-7799-475-2.
- Thilo Krause: Und das ist alles genug. Poetenladen, Leipzig 2012, ISBN 978-3-940691-39-2.
- Marius Daniel Popescu: Les Couleurs de l’hirondelle. Corti, Paris 2012, ISBN 978-2-7143-1072-9.
- Catherine Safonoff: Le mineur et le canari. Editions Zoé, Genf 2012, ISBN 978-2-88182-872-0.
- Frédéric Wandelère: La Compagnie capricieuse. La Dogana, Genf 2012, ISBN 978-2-940055-71-5.
- Matthias Zschokke: Der Mann mit den zwei Augen. Wallstein, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1111-4.
(Die Preisträger wurden ursprünglich als Gewinner der «Eidgenössischen Literaturpreise 2012» gelistet.)
Den «Schweizer Literaturpreis» erhielten das Festival Babel sowie Jean-Marc Lovay, Erica Pedretti und Fabio Pusterla.
2014
- Urs Allemann: In sepps welt. Gedichte und ähnliche dinge. Klever, Wien 2013, ISBN 978-3-902665-55-3.
- David Bosc: La claire fontaine. Verdier, Lagrasse 2013, ISBN 978-2-86432-726-4.
- Roland Buti: Le Milieu de l’horizon. Zoé, Genf 2013, ISBN 978-2-88182-894-2.
- Rose-Marie Pagnard: J’aime ce qui vacille. Zoé, Genf 2013, ISBN 978-2-88182-883-6.
- Matteo Terzaghi: Ufficio proiezioni luminose. Quodlibet, Macerata 2013, ISBN 978-88-7462-536-9.
- Urs Widmer: Reise an den Rand des Universums. Diogenes, Zürich 2013, ISBN 978-3-257-06868-9.
- Vera Schindler-Wunderlich: Dies ist ein Abstandszimmer im Freien. Gedichte. Edition pudelundpinscher, Erstfeld 2012, ISBN 978-3-906061-00-9.
Der «Grand Prix Literatur» wurde Philippe Jaccottet und Paul Nizon gemeinsam zuerkannt, Christoph Ferber erhielt den Spezialpreis Übersetzung.
2015
- Dorothee Elmiger: Schlafgänger. Roman. DuMont, Köln 2014, ISBN 978-3-8321-9742-1.
- Eleonore Frey: Unterwegs nach Ochotsk. Engeler, Solothurn 2014, ISBN 978-3-906050-07-2.
- Hanna Johansen: Der Herbst, in dem ich Klavier spielen lernte. Dörlemann, Zürich 2014, ISBN 978-3-03820-011-6.
- Guy Krneta: Unger üs. Familienalbum. Der gesunde Menschenversand, Luzern 2014, ISBN 978-3-905825-90-9.
- Frédéric Pajak: Manifeste incertain 3. La mort de Walter Benjamin. Ezra Pound mis en cage. Noir sur Blanc, Lausanne 2014, ISBN 978-2-88250-353-4[3]
- Claudia Quadri: Suona, Nora Blume. Casagrande, Bellinzona 2013, ISBN 978-88-7713-629-9
- Noëlle Revaz: L’infini livre. Zoé, Genf 2014, ISBN 978-2-88182-925-3
- Übers. Ralf Pannowitsch: Das unendliche Buch. Wallstein, Göttingen 2017
Der «Grand Prix Literatur» ging an Adolf Muschg[4], der Spezialpreis wurde dem Literaturvermittlungsprojekt «Roman des Romands» zugesprochen.
2016
- Giovanni Fontana: Breve pazienza di ritrovarti. Interlinea, Novara 2015, ISBN 978-88-6857-029-3.
- Massimo Gezzi: Il numero dei vivi. Donzelli. Rom 2015, ISBN 978-88-6843-186-0.
- Yves Laplace: Plaine des héros. Fayard, Paris 2015, ISBN 978-2-213-68591-5.
- Antoinette Rychner: Le prix. Buchet-Chastel, Paris 2015, ISBN 978-2-283-02841-4.
- Ruth Schweikert: Wie wir älter werden. S. Fischer, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-10-002263-9.
- Monique Schwitter: Eins im Andern. Droschl, Graz 2015, ISBN 978-3-85420-969-0.
- Leta Semadeni: Tamangur. Rotpunktverlag, Zürich 2015, ISBN 978-3-85869-641-0.
Den «Grand Prix Literatur» erhielt Alberto Nessi; mit dem Spezialpreis Übersetzung wurde Hartmut Fähndrich ausgezeichnet.
2017
- Laurence Boissier: Inventaire des lieux. Art&fiction, Genève 2015, ISBN 978-2-940570-02-7
- Ernst Burren: Dr Chlaueputzer trinkt nume Orangschina. Cosmos, Muri bei Bern 2016, ISBN 978-3-305-00418-8
- Annette Hug: Wilhelm Tell in Manila. Das Wunderhorn, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-884-23518-8
- Michel Layaz: Louis Soutter, probablement. Editions Zoé, Genève 2016, ISBN 978-2-88927-342-3
- Jens Nielsen: Flusspferd im Frauenbad. Der gesunde Menschenversand, Luzern 2016, ISBN 978-3-03853-018-3
- Philippe Rahmy: Allegra. Editions La Table Ronde, Paris 2016, ISBN 978-2-7103-7856-3
- Dieter Zwicky: Hihi – Mein argentinischer Vater. edition pudelundpinscher, Wädenswil 2016, ISBN 978-3-906061-09-2
Pascale Kramer erhielt den «Grand Prix Literatur»; Charles Linsmayer wurde mit dem Spezialpreis Vermittlung geehrt.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c Spezialseite Schweizer Literaturpreise des BAK abgerufen am 28. Juni 2015
- ↑ NZZ, 20. Febr. 2015
- ↑ Übers. Ruth Gantert: Ungewisses Manifest 3. Der Tod von Walter Benjamin. Ezra Pound hinter Gitter. Ed. Clandestin, Biel 2017 (Bände 1, 2 ebd. 2016, 2017)
- ↑ Medienmitteilung des BAK vom 19. Febr. 2015