Seenotrettungsstation Darßer Ort/Prerow
Seenotrettungsstation Darßer Ort/Prerow | |
---|---|
Land | Deutschland |
Stationsgebäude | Nothafen Darßer Ort 18375 Darßer Ort (MV) |
Träger | Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) |
Seenotretter | 9 Festangestellte 6 Freiwillige |
Vormann | Frank Michael Weinhold |
nächste SK-Station | Warnemünde DGzRS |
Rettungseinheit | |
Schiffstyp | Seenotrettungskreuzer |
Schiffsname | NIS RANDERS |
Schiffsklasse | 28-Meter-Klasse |
Besatzung | 4 Personen |
Tochterboot | UWE |
Liegeplatz | vor Stationsgebäude |
auf Station seit | September 2021 |
vorige Station | Neubau |
Stand @ 2021 |
Die Seenotrettungsstation Darßer Ort/Prerow ist eine wichtige Station der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) an der Ostsee in Mecklenburg-Vorpommern. Daher hat die Gesellschaft im Nothafen an der Ostseite der Landspitze Darßer Ort einen Seenotkreuzer stationiert. Diese Schiffe werden durch eine fest angestellte Crew von vier Personen gefahren, die rund um die Uhr zum Einsatz bereitsteht. Insgesamt stehen neun hauptamtliche Kräfte zur Verfügung, die bei Bedarf von sechs Freiwilligen unterstützt werden. Während der Dienstzeit wird laufend der Schiffsfunk mitgehört, um im Notfall sofort auslaufen zu können. Die Alarmierung erfolgt ansonsten durch die Zentrale der DGzRS in Bremen, wo die Seenotleitung Bremen (MRCC Bremen) ständig alle Alarmierungswege für die Seenotrettung überwacht.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1854 wird erstmals eine Rettungsstation am Darßer Ort unter Aufsicht des Leuchtturmwärters erwähnt. Anfang 1866 übernimmt der neugegründete Neuvorpommersch-Rügensche Verein zur Rettung Schiffbrüchiger die Station, der kurz darauf Bezirksverein der DGzRS wird. Im Jahr 1869 wird das Ruderrettungsboot ins nahe Prerow verlegt. Im Zweiten Weltkrieg geht die Station verloren und wird erst 1962 durch den Seenotrettungsdienst der DDR wieder eingerichtet. Nach der Wende wird die Station 1990 in die DGzRS integriert und 1992 der Seenotrettungskreuzer G. Kuchenbecker dort stationiert. Ab 1997 wird die Station mit einer hauptamtlichen Mannschaft besetzt und der Kreuzer Vormann Jantzen dort stationiert. Es folgen die Kreuzer Theo Fischer im Jahr 2003 sowie Nis Randers im Jahr 2021.[1]
Einsatzgebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Revier der Seenotretter ist die Ostsee zwischen der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und den dänischen Inseln Falster und Møn. Hier verläuft die schwierig zu befahrene Kadetrinne, die mit über 60.000 Durchfahrten pro Jahr einer der am stärksten befahrenen Seewege Europas ist.[2] Neben vielen Frachtschiffen verkehren Fähren und große Kreuzfahrtschiffe über diese Fahrrinne. Bei Erkrankungen oder Unfällen an Bord stehen die Retter bereit, um die betroffenen Personen abzubergen und zur Weiterbehandlung an Land zu bringen.
Für Segelboote oder andere Freizeitboote ist der Nothafen am Darßer Ort der einzige Hafen auf dem langen Weg von Warnemünde nach Hiddensee und Rügen. Besonders bei dem vorherrschenden Südwestwind kann der Rückweg gefährlich werden. Bei Motor- oder Ruderschaden und sonstigen Notlagen an Bord der Freizeitboote müssen die Seenotretter Hilfe leisten.
Der Nothafen hinter der Landspitze Darßer Ort ist permanent durch Versandung gefährdet. Der Südwestwind erzeugt eine nördliche Strömung entlang der Ostseeküste und transportiert Sand, der sich hinter der Landspitze ablagert. Daher muss regelmäßig die Zufahrtsrinne zum Nothafen ausgebaggert werden. Als Ersatz musste der Seenotkreuzer öfter den Hafen von Barhöft nutzen, der aber rund 50 Kilometer weiter entfernt im Osten liegt und damit zu weit vom potentiellen Haupteinsatzort entfernt ist.
Um langfristig dieses Problem zu lösen und dem Kreuzer einen sicheren Stationsort zu bieten, wird an der Planung für einen Ersatzhafen am Ende der Seebrücke Prerow gearbeitet.[3] Seit März 2021 liegt die Genehmigung zum Bau des Inselhafens in Prerow vor, deren Eröffnung im August 2024 geplant ist und bis Ende 2023 die endgültige Schließung des Nothafens vorgesehen wurde.[4] Im Oktober 2023 hat die NIS RANDERS den Nothafen endgültig verlassen und verlegte übergangsweise nach Barhöft, wo die Gesellschaft die Stationseinrichtung zur Ver- und Entsorgung schon hergerichtet hatte. Nach der geplanten Fertigstellung des neuen Inselhafens im Juli 2024 wird der Kreuzer seinen neuen Liegeplatz beziehen.
Für die Flachwassergebiete an der Küste stehen Seenotrettungsboote an den Ufern des Darß bereit, mit denen der Kreuzer regelmäßig zusammenarbeitet. Bei umfangreicheren Rettungs- oder Suchaktionen auf der Ostsee erfolgt der Einsatz von Seenotkreuzern weiterer Stationen:
- Boot der Seenotrettungsstation Wustrow
- Boot der Seenotrettungsstation Zingst
- Boot der Seenotrettungsstation Vitte/Hiddensee
- Kreuzer der Seenotrettungsstation Sassnitz
- Kreuzer der Seenotrettungsstation Warnemünde
Aktuelle Rettungseinheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit September 2021 liegt am Darßer Ort der Kreuzer NIS RANDERS zum Einsatz bereit.[2] Der Kreuzer war 2020 auf Kiel gelegt und im August 2021 fertiggestellt worden. Seine Taufe fand am 11. September 2021 auf seiner Bauwerft in Berne/Unterweser statt.[5] Das 8,20 Meter lange Tochterboot in der Heckwanne trägt den Namen UWE.
Die NIS RANDERS ist der sechste SK-Neubau der 28-Meter-Klasse von der Fassmer-Werft in Berne-Motzen. Wie alle modernen Seenotrettungskreuzer ist die NIS RANDERS als Selbstaufrichter konstruiert und kann sich nach einer Kenterung wieder von selbst in die aufrechte Schwimmlage bringen. Zwei Dieselmotoren mit 3.916 PS Gesamtleistung reichen für eine maximale Geschwindigkeit von 24 Knoten (44 km/h).[6]
Der Vorgänger THEO FISCHER, ein Kreuzer der 23,1-Meter-Klasse, wurde auf der DGzRS-Werft in Bremen einer Generalüberholung unterzogen und wird seit September 2021 als Springer ohne feste Station eingesetzt. Damit vertritt er andere Rettungseinheiten bei deren Werftzeiten.
Stationierte Rettungseinheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stationierung von Motorrettungsbooten | |||||||
Zeitraum | Schiffsname | Reg.-Nr. | Länge oder Klasse |
Anz. Motoren ges. Leistung |
max. Geschw. |
vorige Station | Verlegung bzw. Verbleib |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Seenotrettungseinheiten der DDR | |||||||
1962 → 1967 | PREROW | ? | 9,15 m | 1 → 36 PS | 8 kn | Neubau | ausgemustert |
1967 → 1984 | DARSSER ORT (I) | ? | 18-m-Serie | 2 → 200 PS | 10 kn | Barhöft | ausgemustert |
1984 → 1992 | DARSSER ORT (II) | ? | 16,88 m | 1 → 150 PS | 10 kn | ehem. Zollboot | ausgemustert |
Stationierung von Seenotrettungskreuzern | |||||||
1992 → 1997 | G. KUCHENBECKER | KRS 05 | 19-Meter-Klasse | 1 → 830 PS | 18 kn | Sassnitz | ausgemustert |
1997 → 2003 | VORMANN JANTZEN | KRS 21 | 23,3-Meter-Klasse | 2 → 1.944 PS | 20 kn | Warnemünde | → Springer |
2003 → 2021 | THEO FISCHER | SK 27 | 23-Meter-Klasse | 2 → 2.700 PS | 23 kn | Warnemünde | → Springer |
seit 2021 | NIS RANDERS | SK 42 | 28-Meter-Klasse | 2 → 3.916 PS | 24 kn | Neubau | auf Station |
Quelle: [7]
-
Typgleiches Boot der DARSSER ORT (I)
-
G. KUCHENBECKER
-
Seenotkreuzer VORMANN JANTZEN
-
Seenotkreuzer THEO FISCHER
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der Seenotrettungseinheiten der DGzRS
- Liste der Seenotrettungsstationen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
- Karte und Tabelle aller Stationen der DGzRS
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Seenotretter - Wer wir sind, DGzRS – Die Seenotretter
- Datenblatt 23-Meter-Seenotkreuzer PDF auf seenotretter.de
- Tag der Seenotretter 2020: Darßer Ort auf youtube.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Geschichte der Station Darßer Ort, seenotretter.de. Abgerufen am 11. Oktober 2024.
- ↑ a b Station:Darßer Ort. In: seenotretter.de. Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, abgerufen am 17. September 2021.
- ↑ Inselhafen Prerow. In: inselhafen-prerow.de. Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern, abgerufen am 7. Dezember 2020.
- ↑ Prerow: Bau des Inselhafens ist genehmigt auf ndr.de, abgerufen 2021-12-19
- ↑ Neuer Seenotrettungskreuzer der DGzRS für den Darß auf den Namen NIS RANDERS getauft. Abgerufen am 17. September 2021 (deutsch).
- ↑ Seenotrettungskreuzer NIS RANDERS
- ↑ Wilhelm Esmann: Die Rettungsboote der DGzRS von 1865–2004. Verlag H. M. Hauschild, Bremen 2004, ISBN 3-89757-233-8.
Koordinaten: 54° 28′ 16″ N, 12° 31′ 24,1″ O