Sobralia

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Sobralia

Sobralia dichotoma von Machu Picchu

Systematik
Monokotyledonen
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Epidendroideae
Tribus: Sobralieae
Gattung: Sobralia
Wissenschaftlicher Name
Sobralia
Ruiz & Pav.

Die Pflanzengattung Sobralia gehört zur Familie der Orchideen (Orchidaceae). Die etwa 165 Arten sind in Mittel- und Südamerika verbreitet.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Curti's Botanical Magazine, Volume 120 (Ser. 3, no. 50), 1894, Tafel 7332 von Sobralia xantholeuca
Sobralia decora
Sobralia leucoxantha
Sobralia luerorum
Sobralia rosea
Sobralia stenophylla
Sobralia warszewiczii

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sobralia-Arten sind ausdauernde krautige Pflanzen, die terrestrisch, seltener lithophytisch oder epiphytisch wachsen. Oft sind sie recht groß und robust, je nach Art erreicht die unverzweigte Sprossachse Wuchshöhen von einigen Zentimetern bis zu 10 Metern. Die Wurzeln sind fleischig und von einem zwei bis fünf Zelllagen dicken Velamen radicum umgeben.

Die zweizeilig am Stängel angeordneten Laubblätter sind ungestielt. Der Blattgrund umfasst den Stängel. Die Blattspreite ist meist ledrig fest, selten dünn, aber immer längs der Nervatur zu einem gewissen Grad gefältelt (plikat).

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der end- oder seitenständige Blütenstand, mit oder ohne Blütenstandsschaft, ist einfach oder verzweigt. Die resupinierten Blüten sitzen meist dicht gedrängt beisammen, so dass die Tragblätter sich zapfenartig überlappen.[2][3]

Die großen, farbigen Blüten öffnen sich nacheinander und verwelken meist schon nach einem Tag. Die Pflanzenexemplare einer Population blühen meist genau gleichzeitig.

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und dreizählig. Die Blütenhüllblätter sind nicht miteinander verwachsen und, bis auf die Lippe, einander etwa gleich. Die Petalen sind manchmal breiter als die drei äußeren Blütenhüllblätter. Die Lippe ist normalerweise auffälliger als die anderen Blütenblätter. Sie ist ganzrandig oder dreilappig, mit der Basis die Säule umfassend, weiter vorne ausgebreitet, mit verschiedenen Leisten oder gezähnten Kämmen besetzt. Die Säule ist schlank keulenförmig, seitlich dünn geflügelt, die Flügel in einem Paar gebogener Anhängsel beiderseits der Narbe endend. Die Narbe ist bohnenförmig, quer zur Säulenachse, meist etwas hervortretend. Das Trenngewebe zwischen Narbe und Staubblatt (Rostellum) ist groß und konvex. Das zweikammrige Staubblatt steht am Ende der Säule und ist gegenüber der Säulenachse herabgebogen. Die Pollinien können als acht Stück, von denen je zwei zusammenhängen, interpretiert werden, oder als vier Stück, die u-förmig gebogen und so in zwei Teile geteilt sind. Die Konsistenz der Pollinien ist mehlig.[2][3]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Bestäuber wurden bei Sobralia-Arten Prachtbienen (Euglossini) und Hummeln (Bombus) beobachtet. Sobralia amabilis wird von Kolibris bestäubt.[3]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Sobralia ist in der Neotropis verbreitet. Sie kommt von Mexiko über ganz Zentralamerika bis in die nördliche Hälfte Südamerikas vor. Sobralia-Arten gedeihen in Höhenlagen bis zu 3300 Metern.[3]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gattung Sobralia wurde 1794 durch Ruiz und Pavón aufgestellt. Lectotyp ist Sobralia dichotoma. Der Gattungsname Sobralia ehrt den spanischen Arzt und Botaniker Francisco Martínez Sobral y Aguliera (?–1799).[3][4]

Die Gattung Sobralia bildet zusammen mit Elleanthus und Sertifera die Tribus Sobralieae.[3] Innerhalb der Unterfamilie Epidendroideae stellt diese Tribus eine basale Linie dar. Sobralia ist das Schwestertaxon zu einer Klade aus den beiden anderen Gattungen.[5]

Die Arten der Gattung Sobralia wurde schon von John Lindley 1854 in drei Gruppen eingeteilt. Erst Friedrich Gustav Brieger überarbeitete 1983 diese Einteilung, benannte die Gruppen und legte jeweils Typusarten fest. 2002 erfolgte eine Überarbeitung durch Robert L. Dressler, danach gibt es fünf Sektionen und einige Arten, die sich nur schwer einordnen lassen:[6]

  • Sect. Abbreviatae Brieger – Die Blütenstandsachse ist gestaucht und dicht mit Tragblättern besetzt, die Blüten blühen nacheinander auf. Mit etwa 50 Arten die größte Sektion, Typusart Sobralia fimbriata.
  • Sect. Globosae Brieger – Die gestauchte Blütenstandsachse wächst weiter und produziert Blüten über mehrere Vegetationsperioden. Etwa vier Arten um Sobralia candida.
  • Sect. Intermediae Brieger – Die Blütenstandsachse ist stark gestaucht und dicht mit Tragblättern besetzt, je ein oder zwei Blüten aufblühend. Etwa 15 Arten um Sobralia fragrans.
  • Sect. Racemosae Brieger – Mit langer Blütenstandsachse und langen Tragblättern. Etwa acht Arten um Sobralia rosea.
  • Sect. Sobralia – die Sektion, die die Typusart (Sobralia dichotoma) enthält. Nach Brieger durch achselständige Blütenstände gekennzeichnet, laut Dressler aber besser durch kurze Tragblätter und die lange Blütenstandsachse charakterisiert. Enthält etwa 13 Arten.

Eine Liste der etwa 165 anerkannten Arten findet sich bei R. Govaerts.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Leslie A. Garay: 225 (1). Orchidaceae (Cypripedioideae, Orchidoideae and Neottioideae). In: Gunnar Harling, Benkt Sparre (Hrsg.): Flora of Ecuador. Band 9, 1978, ISSN 0347-8742, S. 110–111.
  • Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Epidendroideae (Part one). Band 4. Oxford University Press, New York/Oxford 2005, ISBN 0-19-850712-7, S. 601–604.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Sobralia. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 21. Juli 2018..
  2. a b Leslie A. Garay: 225 (1). Orchidaceae (Cypripedioideae, Orchidoideae and Neottioideae). In: Gunnar Harling, Benkt Sparre (Hrsg.): Flora of Ecuador. S. 110–111.
  3. a b c d e f Alec M. Pridgeon, Phillip Cribb, Mark W. Chase (Hrsg.): Genera Orchidacearum. Epidendroideae (Part one). S. 601–604.
  4. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [1]@1@2Vorlage:Toter Link/www.bgbm.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Erik Paul Rothacker: The primitive Epidendroideae (Orchidaceae): phylogeny, character evolution and the systematics of Psilochilus (Triphoreae). (pdf) Ohio State University, 2007, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. Juli 2010.@1@2Vorlage:Toter Link/etd.ohiolink.edu (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Robert L. Dressler: The major sections or groups within Sobralia, with four new species from Panama and Costa Rica, S. crispissima, S. gloriana, S. mariannae and S. nutans. In: Lankesteriana. Nr. 5, 2002, S. 9–15 (ucr.ac.cr [PDF]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sobralia – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien