Sankt Arnual
Sankt Arnual (im örtlichen Dialekt Daarle) ist ein Stadtteil von Saarbrücken. Bis 1897 war Sankt Arnual eine eigenständige Gemeinde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einst war hier Siedlungsgebiet der Mediomatriker. In spätrömischer Zeit bestand am gegenüberliegenden Saarufer (am Fuße des Halbergs) eine römische Garnison (Kastell Saarbrücken) und an der Stelle des heutigen St. Arnualer Marktes eine gallo-römische Siedlung. Auf den Ruinen dieser Siedlung entstand das Dorf Merkingen, das angeblich der Merowingerkönig Theudebert II. um 600 dem Metzer Bischof Arnual (auch Arnoald) schenkte. Die Urkunde des Metzer Bischofs Adventius darüber aus dem Jahr 857 (der Beginn seines Episkopats wird in das Jahr 858 datiert) ist nicht im Original erhalten, sondern nur in französischsprachigen Zusammenfassungen des 18. Jahrhunderts.[1] Bischof Arnual gründete um 600 ein erfolgreiches Missionszentrum und ist wahrscheinlich auch hier bestattet.[2] Fünf verschiedene Kirchen waren im Mittelalter Vorläufer der heutigen Stiftskirche. Archäologische Grabungen in den 1990er Jahren haben eine bedeutende merowingische Grabstätte in der Vierung der Stiftskirche bestätigt. Bald wurde Arnual als Heiliger verehrt, und Merkingen wurde in Sankt Arnual umbenannt.
An der Grablege entstand durch Schenkungen im Laufe des Mittelalters ein Augustiner-Chorherren-Stift, das Stift St. Arnual.
Im Jahre 1897 wurde das Dorf St. Arnual durch Eingemeindung mit Saarbrücken vereinigt. In St. Arnual befand sich der erste Flughafen von Saarbrücken, der 1955 vom neuen Flughafen in Saarbrücken-Ensheim abgelöst wurde.
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 31. Dezember 2005 wohnten hier 9179 Personen.[3] Am 31. Dezember 2020 waren es 9339 Einwohner.[4]
Sehenswertes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stiftskirche (ev.) mit dem Grabmal von Elisabeth von Lothringen und den Grafen von Nassau-Saarbrücken.
- Christkönig-Kirche (kath.)
- Museum Sankt Arnual
- Felsenwege entlang der Saar
- Keltenstein (→ Kelten)
- Maltitz-Pavillon
- Tabaksweiher
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mundartlich wird Sankt Arnual „Daa(r)le“ genannt. Entgegen der verbreiteten Annahme, die Bezeichnung rühre von „Daal“ (Tal) her, entstand „Daa(r)le“ aus einer Verballhornung von Sankt Arnual. „Sankt“ wurde (wie bei „Dingmert“ – St. Ingbert) umgangssprachlich zu t bzw. d verkürzt, „Arnual“ zu „Aarle“[5].
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Flesch, Joachim Conrad, Thomas Bergholz: Mönche an der Saar. Die mittelalterlichen Ordensniederlassungen im saarländisch-lothringischen Grenzraum. Minerva-Verlag Thinnes und Nolte, Saarbrücken 1986, ISBN 3-477-00073-0
- Hans-Walter Herrmann (Hrsg.): Die Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken. Rheinland-Verlag, Köln / Bonn 1998, ISBN 3-7927-1724-7 (= Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte, Band 130)
- Evangel. Kirchengemeinde St. Arnual (Hrsg.): Die Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken. Bearb.: Hans-Günther Marschall u. Mitarb. v. Hans-Walter Herrmann u. Rolf J. Kiderle. Selbstverl., Saarbrücken o. J. 31 S., Abb.
- Hans-Walter Herrmann, Jan Selmer [Hrsg.]: Leben und Sterben in einem mittelalterlichen Kollegiatstift. Archäologische und baugeschichtliche Untersuchungen im ehemaligen Stift St. Arnual in Saarbrücken. (= Veröffentlichungen des Institut für Landeskunde im Saarland. Bd. 43), Saarbrücken 2007, 584 Seiten, 628 Abb., 19 Tab., 4 Pläne, 1 CD-ROM. ISBN 978-3-923877-43-0.
- Traudl Brenner: Karge Himmelsfeste waren Lehoczkys erster Paukenschlag. In: Saarbrücker Zeitung v. 24./25. Mai 2008, S. E1 (Ost)
- Joachim Conrad: Stiftsdekan Nikolaus Beuck. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 23, Bautz, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 90–92 .
- Joachim Conrad: Stiftsdekan Jodocus Bruer von Lumbeck. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 23, Bautz, Nordhausen 2004, ISBN 3-88309-155-3, Sp. 177–178 .
- Film: Doku „St. Arnual“ von 1996 von bibel-tv und Landesbildstelle
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vgl. Hans-Walter Herrmann: Die Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken. SVRKG 130, S. 590
- ↑ Vgl. Hans-Walter Herrmann: Die Stiftskirche St. Arnual in Saarbrücken. SVRKG 130, S. 591–595
- ↑ Autopsie 28. Dezember 2006. Archiviert vom am 27. September 2007; abgerufen am 30. Mai 2012.
- ↑ Stadt Saarbrücken: Bevölkerungsbestand am 31.12.2020. 31. Dezember 2020, abgerufen am 18. Januar 2021.
- ↑ Braun, Edith: „Unsere Mundart“ (Kolumne), Saarbrücker Zeitung, 30. April 2010, S. I4
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur zu Sankt Arnual in der Saarländischen Bibliographie
- Website von St. Arnual
- Website von Saarbrücken
- Webseite zu den Ausgrabungen im Kreuzgangbereich der Stiftskirche
Koordinaten: 49° 13′ N, 7° 1′ O