St. Marien (Neunkirchen (Saar))

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Die Pfarrkirche St. Marien in Neunkirchen
Blick auf die Westfront mit dem Glockenturm

St. Marien ist die römisch-katholische Stadtpfarrkirche der saarländischen Kreisstadt Neunkirchen. In der Denkmalliste des Saarlandes ist das Kirchengebäude als Einzeldenkmal aufgeführt.[1]

Geschichte

Das heutige Kirchengebäude ist der Nachfolgebau einer 1751 entstandenen barocken Saalkirche, die 1884 abgebrochen wurde.[2]

In den Jahren 1884–1885 entstand an gleicher Stelle nach den Plänen des Architekten Ferdinand Schorbach (Hannover) der bis heute bestehende Neubau. Die Oberbauleitung hatte Architekt Johann Heinrich Kastenholz (Hannover), die Ausführung erfolgte durch Nikolaus Zimmer (Heiligenwald) und Nikolaus Ballog. Auftraggeber und Teilfinanzier des Gotteshauses war Carl Ferdinand Stumm.[2]

1930 erfolgte eine Restaurierung des Kircheninneren. 1945 bis 1947 erhielt das Innere bei einer weiteren Restaurierungsmaßnahme eine neue Farbfassung. 1954 erfolgte ein Umbau, bei dem Marien-Reliefs über den Portalen angebracht wurden. Mitte der 1960er Jahre wurde der Altarraum in Rahmen einer erneuten Restaurierung umgebaut.[2]

Die 1980er Jahre standen im Zeichen weiterer Restaurierungen. So wurde in den Jahren 1981 bis 1986 ein farbiger Innenanstrich durchgeführt, das nördliche Querhausportal zugemauert und ein neuer Eingang im südlichen Seitenschiff eingerichtet. In den Jahren 1986 bis 1989 erfolgte die Restaurierung von Dach, Apsis, Fassade und Turm..[2] Die Planungen dazu stammen überwiegend von Rudolf Maria Birtel.

Baubeschreibung

Blick ins Innere der Kirche

Architektur

Die Kirche wurde im Stil der Neuromanik errichtet. Bei der architektonischen Grundform des Kirchengebäudes handelt es sich um eine Basilika, mit kreuzförmigem Grundriss. Das Langhaus, unterteilt in ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe ist unterteilt in vier Joche. An das Langhaus schließt sich ein Querhaus an, daran der Chor mit abschließender halbrunder Apsis. Die Decke des Mittelschiffes wird von Kreuzrippengewölben geformt, die der Seitenschiffe von Kreuzgratgewölben.

Das Kircheninnere

An den Seitenwänden des Chorraumes und im nördlichen Arm des Querschiffes befinden sich szenische Darstellungen des Kunstmalers Franz Schilling (München) von 1930. Die Mitte der 1960er Jahre erfolgte Ausmalung der Kirche in grau mit wenigen Farbtupfern an den Kapitellen wurde von Restaurator Mrziglod (Tholey) durchgeführt. Zur gleichen Zeit wurde der Altarraum umgebaut. Dabei entstand ein neues Tabernakel und Ambo durch den Architekten Rudolf Maria Birtel (Neunkirchen).[3]

Zur Ausstattung der Kirche gehören auch eine Kreuzigungsgruppe und eine Pietà in Form von bildhauerischen Werken. Sie befinden sich in den westlichen Abschnitten der beiden Seitenschiffe. Daneben finden sich im Inneren der Kirche auch ein Gnadenbild in Form einer Marienikone und ein großes Altarkreuz.

Das Kirchenäußere

Auf dem Kirchenvorplatz steht eine Mariensäule, die 1954 vom Bildhauer Hans Bogler (Neunkirchen) angefertigt wurde. Es handelt sich um Grauguss aus dem Neunkircher Eisenwerk.[4]

Die Flachreliefs mit Themen der Marienverehrung in den Tympanon-Feldern über den 4 Portalen sind 1954 von Pfarrer Johannes Schmitt (Neunkirchen) konzipiert worden. Ausgeführt wurden die Reliefs von Willi Hahn.[4]

Glocken

Im Turm der Kirche befindet sich ein Geläut von vier Glocken. Von diesen wurden die drei größten im Jahr 1952 vom Glockengießer Albert Junker aus Brilon (Westfalen) in Bronze gegossen. Die kleinste Glocke stammt aus dem Jahr 1924 von Junker & Edelbrock, ebenfalls aus Brilon.[5]

Die Kirche besaß zwei Vorgängergeläute, die auch jeweils aus vier Glocken bestanden. Das erste stammte von 1885 und wurde von Andreas Hamm aus Frankenthal geliefert und musste 1917 im Ersten Weltkrieg komplett abgegeben werden. Vom zweiten Geläut, das von der Glockengießerei Junker & Edelbrock (Brilon/Westfalen) stammte, wurden während des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1942 die drei größten Glocken beschlagnahmt. Lediglich die kleinste Glocke verblieb bis heute im Turm.[5]

Nr. Name Ton Inschrift
1 Christus b0 „O rex gloriae veni cum pace!“
(Ö König der Herrlichkeit komm mit deinem Frieden!)
2 Maria des1 „Regina in caelum assumpta, ora pro nobis!“
(Du Königin, in den Himmel aufgenommen, bitte für uns!)
3 Joseph es1 „Hl. Joseph, Vorbild der Arbeiter, Stützer der Familien, Schutzherr der hl. Kirche, bitte für uns!“
4 Andreas f1 „Hl. Andreas, Liebhaber des Kreuzes, bitte für uns!“

Orgel

Die Orgel der Kirche

Die Orgel der Kirche stammt aus dem Hause Roethinger (Straßburg) und wurde in zwei Abschnitten 1952 und 1954, nach einem Dispositionsentwurf des damaligen Organisten der St. Marienkirche, Alfons Erner,[6] erbaut. Das Instrument, dessen Konzept sich baulich und klanglich am romantisch-orchestralen Orgeltypus orientiert, nimmt einen besonderen Stellenwert in der saar-pfälzischen Orgellandschaft ein.[6] Dies ist begründet im Zusammenspiel der überzeugenden Eigencharakteristik der Orgel mit der feinen Akustik des Kirchenraumes.[6]

Das Instrument ist auf einer Empore aufgestellt und besitzt einen freistehenden Spieltisch. Die Windladen sind Schleifladen mit elektrischer Spiel- und Registertraktur.[7] Die Gesamtzahl der Orgelpfeifen beträgt 3090, das Material der Prospektpfeifen ist Zink, wobei deren unterschiedliche Farbgebung das Resultat einer unterschiedlichen Lackierung mit Gold- und Silberbronze ist.[6]

Das Instrument verfügt über 49 Register (davon sind 9 Register im Pedal Extensionen anderer Pedalregister bzw. Transmissionen aus den Manualwerken (Dulcian)), verteilt auf 3 Manuale und Pedal. Im Zuge der Innenrenovierung der Kirche im Jahr 1985 wurde die Orgel von der Firma Hugo Mayer Orgelbau (Heusweiler) einer Generalüberholung unterzogen, bei der eine teilweise Umintonierung (Verstärkung des Schwellwerkes) und der Neubau des Spieltisches erfolgte. Leider wurden dabei die originalen Sub- und Superkoppeln des Rückpositivs und Schwellwerkes entfernt.[6]

Ein Klangdokument der Orgel liegt mit der CD-Einspielung „Die Roethinger-Orgel der Marienkirche zu Neunkirchen / Saar - Christoph Keller spielt Werke der französischen Spätromantik“ von Christoph Keller vor.[8]

I Hauptwerk C–g3

1. Prinzipal 16'
2. Prinzipal 8'
3. Gedackt 8'
4. Dulziana 8'
5. Oktave 4'
6. Nachthorn 4'
7. Quinte 22/3'
8. Doublette 2'
9. Kornett V
10. Mixtur IV-VI
11. Basson 16'
12. Trompete 8'
13. Clairon 4'
II Positiv C–g3
14. Bordun 8'
15. Gemshorn 8'
16. Rohrflöte 4'
17. Flageolett 2'
18. Larigot 11/3'
19. Sesquialtera II
20. Zimbel IV
21. Krummhorn 8'
III Schwellwerk C–g3
22. Quintadena 16'
23. Prinzipal 8'
24. Holzflöte 8'
25. Salizional 8'
26. Schwebung 8'
27. Oktave 4'
28. Blockflöte 4'
29. Nasard 22/3'
30. Waldflöte 2'
31. Terz 13/3'
32. Mixtur V
33. Dulzian 16'
34. Basson-Hautbois 8'
35. Regal 4'
Pedal C–f1
36. Prinzipal 16'
37. Subbaß 16'
Echobaß 16' [Anm. 1]
38. Quintbaß 102/3'
Prinzipal 8' [Anm. 2]
Spillpfeiffe 8' [Anm. 3]
Choralbaß 4' [Anm. 2]
Rohrflöte 4' [Anm. 3]
Sopran 2' [Anm. 3]
39. Mixtur VII
40. Posaune 16'
Dulzian 16' [Anm. 1]
Trompete 8' [Anm. 4]
Kornett 4' [Anm. 4]
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppeln: II/I, III/I
    • Superoktavkoppeln: III/I, III/P
  • Spielhilfen: zwei freie Kombinationen, Tutti
Anmerkungen
  1. a b Transmission aus dem Schwellwerk
  2. a b Oktavauszug aus Prinzipal 16'
  3. a b c Oktavauszug aus Subbaß 16'
  4. a b Oktavauszug aus Posaune 16'

Literatur

  • Kirche aus lebendigen Steinen: 100 Jahre St. Marien
  • Marschall, Kristine: Sakralbauwerke des Klassizismus und des Historismus im Saarland. Institut für Landeskunde im Saarland. Saarbrücken 2002.

Weblinks

Commons: St. Marien (Neunkirchen (Saar)) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste des Saarlandes, Teildenkmalliste Landkreis Neunkirchen (PDF; 1,3 MB), abgerufen am 2. Juli 2012.
  2. a b c d Informationen zur Pfarrkirche St. Marien Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 2. Juli 2012.
  3. Informationen zur Innenausstattung der Pfarrkirche St. Marien Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 2. Juli 2012.
  4. a b Informationen zum Außenbau der Pfarrkirche St. Marien Auf: www.kunstlexikonsaar.de, abgerufen am 2. Juli 2012.
  5. a b Die Glocken von St. Marien (PDF; 2,7 MB), abgerufen am 2. Juli 2012.
  6. a b c d e Die Roethinger-Orgel in St. Marien, Neunkirchen/Saar Auf: www.jan-broegger.de, abgerufen am 1. August 2012.
  7. Orgel der Kirche St. Marien (kath.) Infoseite des Webangebots Orgeln im Saarland, abgerufen am 2. Juli 2012.
  8. Die Roethinger-Orgel der Marienkirche zu Neunkirchen / Saar - Christoph Keller spielt Werke der französischen Spätromantik Auf: www.die-orgelseite.de, abgerufen am 1. August 2012.

Koordinaten: 49° 20′ 44,3″ N, 7° 10′ 44,9″ O