Stadler Metelitsa

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Stadler Metelitsa
Prototyp В853 an der InnoTrans 2014
Betreiber: TCC
Stadt: St. Peters­burg Cocha­bamba
Bauartbezeichnung: B85300M B85600M
Anzahl: 1 23 12
Baujahre: 2014 2017–2019 ab 2012
Achsformel: Bo’2’Bo’ Bo’Bo’Bo’Bo’
Anzahl Module: 3
Spurweite: 1524 mm 1435 mm
Ein-/Zweirichtungsfahrzeug:
Länge über Kupplung: 26,715 m 33,45 m 33 m
Breite: 2,5 m
Höhe über Dachgeräte: 3,57 m 3,6 m
Achsstand: 1800 mm
Dienstmasse: 37,7 t
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h 80 km/h
Dauerleistung: 4 × 105 kW 8 × 65 kW 420 kW
Anfahrzugkraft: 60 kN 120 kN
Treibraddurchmesser (neu): 610 mm
Stromsystem: 400–720 V =
Sitzplätze 58 66 200
Stehplätze (5 Pers./m²): 181 256
Fußbodenhöhe Einstieg:
    im Wagen:
370 mm
470 mm
Anzahl Außentüren: 4 je Seite 5 je Seite 5 je Seite
Quelle: [1] [2] [3]

Der Metelitsa (russ. Метелица für Schneesturm, auch russ. Bezeichnung des Märchens Frau Holle der Gebrüder Grimm) ist eine für den russischen Markt entwickelte Straßen- und Stadtbahn­wagenbaureihe des Herstellers Stadler Rail. Die Niederflurfahrzeuge zeichnen sich durch klassische Drehgestelle aus, die komfortable Laufeigenschaften, einen geringen Wartungsaufwand und eine Höchstgeschwindigkeit bis zu 80 km/h erlauben.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Petersburger Metelitsa 85600M bei der Schienenfahrzeug­messe Expo 1520 in Moskau, September 2017

Die zwei- bis siebenteiligen, niederflurigen Straßenbahntriebwagen Metelitsa sind als Ein- oder Zweirichtungsfahrzeug mit flexibler Anordnung der Einstiegstüren lieferbar. Die vom Stadler-Werk Minsk entwickelten Fahrzeuge sind durchgehend niederflurig und laufen auf echten Drehgestellen, die auch bei mangelhafter Gleislage gute Laufeigenschaften aufweisen. Sie sind für kontinentales Klima mit einem Temperaturbereich von −40 bis +40 Grad Celsius ausgelegt[4] und klimatisiert. Die Führerkabine besteht aus einem tragenden Stahlgerippe und einer Verkleidung aus Fiberglas.[2] Auf Wunsch des Kunden kann sie die Anforderungen der Crashnorm EN 15227 erfüllen.[1] Die Beplankung des Wagenkastens mit Aluminium­blechen kann nach Kollisionen mit Straßenfahrzeugen leicht ausgewechselt werden.[2] Jeder der luftgekühlten Motoren ist mit einem eigenen Stromrichter mit IGBT-Transistoren ausgestattet.[1]

Kunden und Betreiber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wagen der privaten Transportnaja Konzessionaja Kompanija werden Tschischik (slawische Verkleinerungsform für Erlenzeisig (Spinus spinus)) genannt. „Tschischik“ 7 in der Nähe des Bahnhofs Ladoga in St. Petersburg

St. Petersburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem der als Einrichtungsfahrzeug ausgeführte Prototyp B85300M anlässlich der Eishockey-WM 2014 in Minsk präsentiert wurde und anschließend für Vorführfahrten in mehreren russischen Städten unterwegs war, bestellte die Transportnaja Konzessionaja Kompanija (TKK) als Erstkunde im August 2016 23 Zweirichtungsfahrzeuge B85300M für ihr Straßenbahnnetz östlich von St. Petersburg. Gebaut werden die Wagen größtenteils im weißrussischen Werk Minsk. Der Standort litt an fehlender Auslastung, weil wegen des Verfalls der Erdöl- und Erdgaspreise die Devisen für neue Schienenfahrzeuge fehlten.[5] Die dreiteiligen für den Krasnogwardeiski Rajon bestimmten B85600M verfügen über ein gegenüber den Prototypen verlängertes Mittelmodul und weisen eine 2 + 2-Sitzanordnung auf. Der Vertrag umfasste auch die Schulung von Fahrern, Ausbildern und Wartungspersonal. Der Auftrag wird innerhalb von zwei Jahren abgewickelt. Die Fertigstellung der ersten Züge erfolgte Ende Juli 2017.[2] Stadler ist während der ersten fünf Betriebsjahre auch die gesamte Wartung der Wagen zuständig.[6]

Ostrava[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2016 bekam Stadler von der tschechischen Stadt Ostrava den Auftrag zur Lieferung von 40 normalspurigen Niederflureinheiten. Während in tschechischen Medien von Fahrzeugen des für russische Breitspur entwickelten Typs Metelitsa berichtet wurde[7], spricht Stadler vom „adaptierten Typ Tango“[8] und betont die technische Verwandtschaft der beiden Fahrzeugtypen. Bei der Festlegung der Bezeichnung könnten auch politische Gründe eine Rolle gespielt haben.[7]

Cochabamba[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadler B85601M

Ab 2018 bestellte die Asociación Accidental Tunari, ein Konsortiums des spanischen Bauunternehmens Joca und dem Schweizer Bahnunternehmen Molinari Rail zwölf Metelitsa-Straßenbahnwagen für das Stadtbahnsystem Cochabamba, das beide Unternehmen bis 2020 fertigstellen wollten. Pandemiebedingt verzögert sich das Projekt um rund ein Jahr. Die dreiteiligen, 33 Meter langen Zweirichtungsfahrzeuge werden auf einem 42 Kilometer langen Netz mit 43 Haltestellen verkehren.[9] Ein erster Teil mit 22 Kilometer Länge wurde am 13. September 2022 eingeweiht. Die Auslieferung der Fahrzeuge begann im August 2019, Stadler wird bis 2023 Unterhalt und Wartung übernehmen.[10]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stadler Metelitsa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Метелица – Полностью низкопольный Трамвай Моделей B853 и B85300M. (Metelitsa – Komplett niederflurige Straßenbahnbaureihen B853 und B85300M) Datenblatt von Stadler Minsk auf der Website von Stadler Rail, abgerufen am 15. September 2018 (PDF; 4,7 MB, russisch)
  2. a b c d Metelitsa Tram Wagon, Model B85600M. Datenblatt von Stadler Minsk auf der Website von Stadler Rail, abgerufen am 15. September 2018 (PDF; 1,6 MB, englisch)
  3. Auftrag zur Lieferung von zwölf Strassenbahnen für Bolivien. Auf der Website von Stadler Rail, 8. März 2018
  4. Metelitsa. Auf der Website von Stadler Rail, abgerufen am 15. September 2018
  5. Thomas Griesser Kym: Arbeit für Stadlers Sorgenfabrik. In: St. Galler Tagblatt (online) vom 27. August 2016.
  6. Thomas Griesser Kym: Stadler will eine Fabrik in Russland bauen. In: St. Galler Tagblatt (online) vom 13. September 2018.
  7. a b Mathias Rellstab: Metelitsa- oder Tango-Trams für Ostrava? In: Schweizer Eisenbahn-Revue, Heft 3/2017, S. 137.
  8. Stefan Borkert: Schienenfahrzeuge: Erste Tango in Tschechien. In: St. Galler Tagblatt (online) vom 19. Januar 2017.
  9. Stadler-Trams für Cochabamba. In: Schweizer Eisenbahn-Revue, Heft 4/2018, S. 212.
  10. Thomas Griesser Kym: Geschäft in Südamerika: Zweiter Bolivien-Auftrag für Stadler.