Stadtkirche Biesenthal

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Stadtkirche Biesenthal

Konfession: evangelisch
Weihejahr: 1867[1]
Rang: Pfarrkirche
Pfarrgemeinde: evangelische Gemeinde
Biesenthal-Barnim

Koordinaten: 52° 46′ 0,2″ N, 13° 37′ 52,8″ O

Die evangelische Stadtkirche Biesenthal ist ein einschiffiger Sakralbau mit dreiseitig geschlossenem Chor in der Stadt Biesenthal im Landkreis Barnim in Brandenburg. Sie entstand in ihrer Grundform in den 1760er Jahren und ist seit den 1990er Jahren denkmalgeschützt.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kirche trägt die postalische Adresse Biesenthal, Kirchgasse 1 und das Pfarramt befindet sich in der Schulstraße 14 im gleichen Ort. Das Kirchengebäude steht auf einem kleinen Hügel und ist geostet.

Kirchengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

13. Jahrhundert bis Ende 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das zuvor slawische Siedlungsgebiet wurde im 13. Jahrhundert von den Askaniern besiedelt. Aus dem Jahr 1258 ist der Sitz einer Vogtei erstmals urkundlich erwähnt. In dieser Zeit muss die Gemeinde eine Feldsteinkirche errichtet haben. Die Lage der Kirche abseits des einstigen Dorfmittelpunktes lässt vermuten, dass der Bau vor der Entstehung der Marktsiedlung erfolgte. Im 16. Jahrhundert stand die Kirche unter dem Patronat derer von Arnim. 1544 stiftete ein Mitglied dieses Adelsgeschlechts Geld für den Bau einer doppelten Turmspitze. Dies geht aus einer 1713 gefundenen Urkunde im Turmknopf hervor.

Das Kirchengebäude wurde mitsamt seiner Ausstattungsgegenstände bei einem Brand im Jahr 1756 bis auf den Unterbau des rechteckigen Westturms zerstört. Schon acht Jahre später, in den Jahren 1764 bis 1767, ließ die Stadt das Gotteshaus unter Einbeziehung der Umfassungsmauern im Stil des Barock wieder aufbauen. So entstand eine Saalkirche mit einem eingezogenen, dreiseitig geschlossenen Chor.

In den Jahren 1858/1859 errichtete die Gemeinde den quadratischen Turmaufsatz mit Spitzhelm sowie eine kleine Sakristei östlich des Chors. 1859 schenkte der Orgelbauer Ferdinand Dinse der Kirchengemeinde ein neues Instrument.

Im Kirchturm hängt ein Geläut.[2]

20. Jahrhundert bis 1989[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1940 ist eine Sanierung der Innenausmalung dokumentiert.

In der DDR-Zeit, 1973 erhielt das Bauwerk eine Warmluftheizung sowie in den Jahren 1975 und 1976 ein neues Dach. In den Jahren 1978 und 1979 baute die Gemeinde neue Heizkörper, beidseitig jeweils fünf, ein und erneuerte in den Jahren 1978 bis 1981 den Putz. Eine weitere Erneuerung des Putzes musste 1988 vorgenommen werden.

Seit 1990[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die totalen Umbrüche mit der Wende und die nachfolgende deutsche Wiedervereinigung führten auch zur Neuorganisation des Kirchenwesens. Die Biesenthaler Gemeinde gehört fortan zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Sie konnte weitere Maßnahmen zum Erhalt ihres Kirchengebäudes nun weitestgehend selbst in die Hand nehmen. Zum Biesenthaler Pfarrsprengel unter Leitung der Stadtkirche gehören die dörflichen Filialkirchen von Rüdnitz, Danewitz und Lanke.[3]

Zwischen 2008 und 2010 erfolgte eine umfassende Restaurierung der Kirche. Dabei kamen auch Mauerreste aus der Zeit vor dem großen Brand sowie im Dachstuhl des Chors Zuganker aus dem Jahr 1719 hinter dem Fassadenputz zum Vorschein und werden teilweise in einem Sichtfenster gezeigt.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südansicht der Stadtkirche

Die Saalkirche ist ein verputzter Bau, der in seiner Breite ein wenig schmaler als der ältere Westturm ausgeführt wurde. Auf der Nord- und Südseite des Schiffes befinden sich je fünf hohe korbbogenförmige Fenster. Sie sind mit einer Hohlkehle sowie einem umlaufenden Kämpfer in Höhe des Gesimsbandes verziert. Das jeweils mittlere Fenster ist kleiner ausgeführt, um Platz für das darunter befindliche, barocke Portal mit einer mintfarbenen, doppelflügeligen Holztür zu lassen. Das südliche Portal ist darüber hinaus mit einer Kartusche verziert. Die Fenster im Chor sind in einer ähnlichen Ausführung wie die Schiffsfenster gestaltet, jedoch in Höhe des Gesimses gerade ausgeführt.

Der Unterbau des 42 Meter hohen Turms besteht aus gleichmäßig behauenen Feldsteinen mit einem dreifach abgetreppten, spitzbogigen Portal, dessen Bogen innen verputzt ist. Oberhalb des Portals befinden sich an den drei Seiten des Turms schlitzartige Fenster. Ungefähr in der Mitte des mit roten Biberschwänzen gedeckten Satteldachs wird der Turm in einem quadratischen Aufsatz mit einer schmaleren Kantenlänge weitergeführt. In diesem Bereich ist er wie auch das Schiff und der Chor mit einem hellen Putz versehen. An drei Seiten befinden sich korbbogenförmige Klangarkaden sowie eine Kirchturmuhr mit weißen Zifferblättern auf allen vier Seiten mit schwarzen Zeigern. Die Ecken des Turms sind mit genuteten Ecklisenen gegliedert.

Innen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empore(n) mit Orgel

Die hölzerne Empore steht auf toskanischen Säulen und umfasst die Nord-, West- und Südseite des Innenraums. An den Längsseiten des Schiffs ist sie zweigeschossig ausgeführt. Die Balustraden sind mit Ornamenten und Bibelsprüchen verziert und sie sind im Grundton hellblau gehalten.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Brand im 18. Jahrhundert sind keine ursprünglichen Ausstattungsgegenstände mehr vorhanden.

Altar und Chorraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Apsis mit Kanzelaltar, Taufe, Emporen

Der mit Rocaille-Ornamenten verzierte Kanzelaltar stammt aus der Zeit um 1770. Im Chorraum steht auch ein sechseckiges hölzernes neugotisches Taufbecken mit dem Zitat „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ in einem umgehenden Schriftband und mit einer Messingschale, es wird auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert.[4]

Die zwei hochrechteckigen unbunten Sprossenfenster des Chores sind rechts und links von der Altarwand eingebaut. Die historische Kanzel wird nicht mehr für Predigten genutzt, stattdessen steht ein Ambo im Chorraum bereit.

Kirchenhauptraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Messingkronleuchter entstanden Ende des 18. Jahrhunderts, sie hängen zu mehreren im Kirchenschiff.

Die Bänke im Hauptschiff und auf den Emporen bieten Platz für mehr als 500 Kirchenbesucher ??? --> geschätzt

Die Wandflächen sind größtenteils cremefarbig gehalten und mit weißen Rändern abgesetzt.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der oberen Westempore befindet sich die Dinse-Orgel von 1859 mit 20 Registern auf zwei Manualen und Pedal.[5] Sie wird von Sprüchen aus dem Jahr 1940 umrahmt, die auf den Brüstungsfeldern angebracht sind.

Orgeldisposition[5]
I. Hauptwerk C–f3
1. Principal 08′
2. Bourdon 16′
3. Geigenprincipal 08′
4. Gedact 08′
5. Octave 04′
6. Quinte 223
7. Octave 02′
8. Cornet, ab c 3f
9. Mixtur 2-4f
II. Oberwerk C–g3
10. Geigenprincipal 08′
11. Gedact 16′
12. Salicional 08′
13. Rohrflöte 08′
14. Spitzflöte 04′
15. Flauto dolce 04′
Tremulant
Pedal C–f1
16. (Principal)
seit 1956 Violon
16′
17. Subbass 16′
18. Nasard 1023
19. Violon 08′
20. Posaune 16′

Koppeln: I/II, I/P, Glocke, Evacuant

Gemeindearbeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für alle im genannten Kirchenverbund zusammengeschlossenen Gemeinden (Evangelische Gesamtkirchengemeinde Biesenthal-Barnim) wird regelmäßig quartalsweise ein Gemeindebrief herausgegeben.

Die Kirchenleitung veranstaltet auch Seniorentreffs, Gesprächsrunden, Andachten in Pflegeheimen der Orte. Weiterhin gibt es Orgelkonzerte für interessierte Besucher. Zu öffentlichen Auftritten von Chören oder Kulturgruppen aus anderen Orten oder Kirchengemeinden lädt die Pfarrei auch gern in die Kirche ein. Außerdem unterhält sie einen Posaunenchor.[6]

Pfarrer und Pfarrerinnen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2020er Jahre: Christoph Brust, Linda Hochheimer[7]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das hier beschriebene Gotteshaus ist nicht zu verwechseln mit der Dorfkirche Biesenthal bei Stendal.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Georg Dehio (Bearb. Gerhard Vinken u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4.
  • Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Geschichte – Architektur – Ausstattung, Lukas, Berlin 2001 (Kirchen im ländlichen Raum, Bd. 1), ISBN 3-931836-67-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Stadtkirche Biesenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschichte der Biesenthaler Stadtkirche. In: Website Kultursteine Biesenthal. Abgerufen am 26. April 2015.
  2. Glockenläuten und Bläserchoräle zur Bewahrung der Schöpfung. 20. September 2019, abgerufen am 18. August 2023.
  3. Willlkommensseite der ev. Kirchengemeinde Biesenthal. Abgerufen am 18. August 2023.
  4. Aus dem Gemeindebrief 2/2023, S. (Abbildung bei einem Taufakt).
  5. a b Informationen zur Orgel. In: Website des Instituts für Orgelforschung. 2022, abgerufen am 18. August 2023.
  6. Gemeindebrief Mai–Juli 2023. (PDF) 2023, abgerufen am 18. August 2023.
  7. E. Stadtkirche Biesenthal. Abgerufen am 20. Oktober 2023.