Stephankiez

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Das sternförmig angeordnete Straßennetz im Stephankiez

Der Stephankiez ist eine Ortslage des Ortsteils Moabit im Bezirk Mitte von Berlin. Er gilt als gut erhaltenes Gründerzeitviertel, die historische Bausubstanz ist zu etwa 90 % erhalten. Der Stephankiez war zwischen 1995 und 2006 Sanierungsgebiet und wurde in dieser Zeit städtebaulich durch Erneuerung von Wohngebäuden, Grün- und Freiflächen und sozialer Infrastruktur aufgewertet. Inmitten des Kiezes liegt als Zentrum der Stephanplatz. Ein besonderes Merkmal des Stephankiezes ist das sternförmig angelegte Straßennetz, das vor allem durch die Perleberger Straße und die Birkenstraße und die radial auf den Stephanplatz ausgerichteten Nebenstraßen betont wird.

Geografie

Paech-Brunnen an der Ecke Stephan-/Birkenstraße

Der nahezu sternförmige Kiez mit der Stephanstraße als zentraler Achse wird begrenzt durch die Quitzowstraße, Birkenstraße, Putlitzstraße, Perleberger Straße, Rathenower Straße und die Kruppstraße. Größte anliegende Grünfläche ist der nach dem früheren Bezirksbürgermeister benannte Fritz-Schloß-Park, der als Trümmerberg auf einem ehemaligen Exerzierplatz entstand.

Wirtschaft

Der Kiez besteht hauptsächlich aus kleinen Geschäften. Es gibt unter anderem zwei Supermärkte, zwei Apotheken, zahlreiche Kioske und Zeitschriftenläden, eine Post, einen kleineren Möbelladen, einen Second-Hand-Shop, eine Fleischerei und weitere kleine Geschäfte für den täglichen Bedarf sowie Bioläden und Imbisse.

Derzeit wird an der Birken- Ecke Stromstaße ein neues Einkaufscenter gebaut. Das Center soll Anfang 2010 fertiggestellt sein, Hauptmieter wird ein Edeka-Center sein. Außerdem ist neben einem Lebensmittelmarkt auch ein Hostel im Gespräch.

Verkehr

Der Stephankiez verfügt mit dem U-Bahnhof Birkenstraße rund 100 Meter östlich der Putlitzstraße über einen Bahnhof der Linie U9.

Im Norden verläuft der S-Bahnring und hält an der Station Westhafen, die an den Kiez angrenzt und über die Putzlitzbrücke erreichbar ist.

An der Quitzowstraße lagen Ladegleise und Rampen des Güterbahnhofs Moabit der Ringbahn. Von hier waren zwischen 1941 und 1945 über 30.000 Berliner Juden in die Ghettos, Lager und Vernichtungsstätten verschleppt worden. Die Deportationszahlen dieses Bahnhofs liegen nach jüngeren Forschungsergebnissen weit über den Zahlen der anderen Berliner Bahnhöfe, auch über den Zahlen des Bahnhofs Grunewald, an dem inzwischen ein Mahnmal errichtet wurde. An der Zufahrt zum Güterbahnhof an der Quitzowstraße wurde Anfang 2007 eine kleine Gedenkstele errichtet . Es wurde angekündigt, auf dem Gelände des Güterbahnhofs einen Gedenkort einzurichten. Ein vorgesehener Architektenwettbewerb wurde jedoch noch nicht ausgelobt. Trotz dieser Absicht wurde der Güterbahnhof inzwischen weitgehend abgeräumt und ist kaum noch in seiner alten Funktion erkennbar. Zudem soll eine neue Straße parallel zur Quitzowstraße über dieses historisch bedeutsame Gelände geführt werden.

Des Weiteren gibt es zahlreiche Bushaltestellen, die teilweise auch von der in der Perleberger Straße verlaufenden Metrobuslinie M27 angefahren werden. Der neue Berliner Hauptbahnhof ist nur wenige Kilometer vom Stephankiez entfernt und stellt den Anschluss zum Regional- und Fernverkehr der Eisenbahn her.

Die Berliner Stadtautobahn stellt an der Anschlussstelle 2 – Beusselstraße eine innerstädtische Verbindung unweit des Stephankiezes dar.

Bürgerinitiative

Aktive Bürger haben sich zum Verein „BürSte“ (Bürger für den Stephankiez in Mitte) zusammengeschlossen. Voraus ging das Stephankiez-Projekt, für das das Bezirksamt Mitte 100.000 Euro zur Verfügung gestellt hatte. Von den Bürgern des Stephankiezes wurde daraufhin eine Bürgerjury gewählt, die das Geld nach Vorschlägen von Anwohnern, Vereinen und Institutionen verteilte. Nachdem das Projekt abgeschlossen worden war, entwickelte sich aus der Jury und anderen Bürgern der gemeinnützige Verein „BürSte“.

Religion

1905/1906 wurde die evangelische Heilige-Geist-Kirche nach Entwürfen von August Georg Dinklage und Ernst Paulus in roten Backsteinziegeln erbaut. Sie befindet sich an der Kreuzung der Perleberger mit der Birkenstraße.

Außerdem befindet sich eine Kirche der Freien Evangelischen Gemeinden in der Stephanstraße.

Chronik

  • Ende des 12. Jahrhunderts entstand Moabit, in dem sich der heutige Stephankiez befindet
  • 1717 – die königliche Pulverfabrik wurde in der Gegend der heutigen Rathenower Straße gebaut
  • 1718 – Hugenotten bezogen den Kiez, von diesen stammt vermutlich auch der Name „Moabit“
  • 1848 – polnische Freiheitskämpfer wurden aus dem gerade fertiggestellten Zellengefängnis Moabit befreit.
  • 1848 – eine katholische Schule wurde an der Stromstraße eröffnet
  • 1861 – Moabit wurde nach Berlin eingemeindet
  • 1868 – das Dominikanerkloster wurde gegründet
  • 1877 – in Moabit wurden die ersten städtische Wasserleitungen in Gebrauch genommen
  • 1880 – das Kriegerdenkmal wurde eingeweiht
  • 1890 – Kurt Tucholsky wurde im Stephankiez in der Lübecker Straße geboren
  • 1901 – die Straßenbahnlinie wurde eingeweiht
  • 1906 – Einweihung der Heilig-Geist-Kirche an der Perleberger Straße
  • 1941 – am Güterbahnhof Moabit an der Quitzowstraße begann die Deportation der Berliner Juden in die Vernichtungslager
  • 1947 – das Kriegerdenkmal wurde entfernt
  • 1948 – Wolfgang Scheunemann aus dem heutigen Stephankiez wurde von Vopos der DDR getötet
  • 1992 – Prozess gegen Erich Honecker vor dem Kriminalgericht Moabit

Schulen

Die Kurt Tucholsky Grundschule befindet sich in der Rathenower Straße 18. In der Stephanstraße 27 befindet sich die Heinrich-von-Stephan-Oberschule, die am Schulversuch Integrierte Haupt- und Realschule teilnimmt. Auch die Moses-Mendelssohn-Oberschule befindet sich in der Stephanstraße.

Freizeitaktivitäten

An der Perleberger Ecke Havelberger Straße befindet sich mit der Bruno-Lösche-Bibliothek eine Zweigstelle der Berliner Öffentlichen Bibliotheken. Das Gebäude wurde 1964 eröffnet und entstand nach den Plänen von Gerd und Magdalena Hänska. Benannt wurde sie nach einem Tiergartener Bezirksstadtrat.

Im Block zwischen Seydlitz-, Rathenower, Krupp- und Lehrter Straße befindet sich der Fritz-Schloß-Park. Haupteingänge gibt es von der Lehrter Straße aus über die Sportanlagen und von der Turmstraße aus. Der Park ist zugängig durch viele teilweise versteckt liegende Eingänge von allen Seiten. Direkt auf Höhe der Lehrter Straße 58 befindet sich das 1925 erbaute Poststadion, das von verschiedenen Vereinen genutzt wird (u. a. auch Mädchen-Fußballvereinen). Neben Fußballplätzen befindet sich hier eine Rollschuhbahn und eine Leichtathletikanlage. Des Weiteren befinden sich hier Tennisplätze und das ehemalige Freibad Sommerbad Poststadion, das derzeit als Campingplatz genutzt wird.

In der Rathenower Straße 17 befindet sich unten das Kinderfreizeithaus Heinrich-Zille und oben die Jugendfreizeiteinrichtung Kubu, ein Projekt des Bildungsmarktes.

Direkt am Stephanplatz befinden sich ein Spielplatz mit Spielmöglichkeiten für Kinder bis 12 Jahren, eine kleine Skateranlage und ein abgegrenzter Fußballplatz.

Das Team Power 21 von BürSte e.V. bietet am Stephanplatz kostenlos Aktionen für Kinder und Jugendliche des Stephankiezes an. So Hip-Hop-Kurse, Theaterworkshops, Fahrradwerkstatt, Fußballtraining und einen kostenlosen Spielzeug- und Fahrradverleih.

Persönlichkeiten aus dem Stephankiez

Literatur

  • Christine Becker, Brigitte Jacob: Der Stephankiez – Ein Altbauquartier im Wandel. Transit-Buchverlag, Berlin 1992. ISBN 3-88747-079-6

Weblinks

Koordinaten: 52° 31′ 59″ N, 13° 20′ 48″ O