Tren Maya

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Tren Maya (spanisch für: Maya-Zug) ist ein im Bau befindliches Eisenbahnprojekt in Mexiko.[1] Die Projektentwicklung erfolgt unter Trägerschaft einer Tochterfirma der mexikanischen Streitkräfte.[2][3]

Dabei soll eine Eisenbahnstrecke mit einer Länge von 1525 Kilometern (60 % Reaktivierung bestehender Strecke für den Personenverkehr, 40 % Neubaustrecke) an den Stätten der namensgebenden Maya entlangführen.[4] Das im September 2018 von Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador angekündigte Projekt soll neben dem Güterverkehr ab 2023 pro Jahr rund drei Millionen Menschen zu 15 Orten transportieren und nach Vorstellung der mexikanischen Regierung insbesondere den Ökotourismus fördern.[5] An der Mehrheit der 19 Bahnstationen ist jedoch auch die Errichtung von Gewerbegebieten und Industrieparks vorgesehen.[6]

Karte der geplanten Trasse

Die für eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h ausgelegte Trasse soll in Palenque in Chiapas beginnen, dann über Tenosique in Tabasco zum Bundesstaat Campeche nach Escárcega verlaufen. Von dort führen dem Vorhaben nach zwei Strecken bis zum Touristenort Cancún in Quintana Roo. Die westliche Route führt über die Stadt Campeche sowie über die in Yucatán liegenden Stationen Maxcanú, Mérida, Izamal, Chichén Itzá und Valladolid.

Der östliche Streckenast soll entlang der Maya-Plätze Calakmul, Xpuhil (Becán, Chicanná) führen und die Städte Bacalar, C. Puerto, Tulum, Playa del Carmen und Puerto Morelos anbinden.

Da die östliche Route an zahlreichen Cenotes sowie durch das Calakmul-Biosphärenreservat führt, sollte ursprünglich vor Baubeginn ein Umweltschutzgutachten erstellt und eine Anhörung der indigenen Gemeinschaften nach den Vorgaben der Internationalen Arbeitsorganisation durchgeführt werden. So sollen rund um die Fundstätte Calakmul ausschließlich Hotels mit bis zu 50 Zimmern entstehen. Ein Referendum, an dem im November 2018 ein Prozent der mexikanischen Bevölkerung teilnahm, sprach sich mit 89 Prozent für das Projekt aus, mit dem 20.000 Jobs entstehen sollen.[7] Der UN-Menschenrechtsrat kritisierte die Abstimmung scharf. Die Wähler seien nur über die positiven Auswirkungen des Projekts informiert worden, nicht über die negativen. Er kritisierte die Übersetzungen der Unterlagen, die kurze Abstimmungsphase und die geringe Beteiligung, besonders unter indigenen Frauen. Viele Wahlberechtigte hätten nicht die finanziellen Mittel gehabt, um zu den Wahllokalen zu reisen. Die Mehrheit der Wähler seien städtische Angestellte gewesen.[8]

Im Dezember 2018 wurde mit dem Bau begonnen.[7] Das mit einem Budget von 7,4 Milliarden US-Dollar veranschlagte Megaprojekt soll größtenteils mit Einnahmen aus dem Tourismus finanziert werden.[9] 2021 wurde die Leit- und Sicherungstechnik (Stellwerke und ETCS) sowie 42 Triebzüge für insgesamt 36,6 Milliarden Pesos vergeben.[10]

Ein Konsortium der spanischen Renfe mit den Ingenieurbüros Ineco und DB Engineering & Consulting wurde mit der Beratung über den zukünftigen Betrieb und der Überwachung der Herstellung, Lieferung und Inbetriebnahme der Schienenfahrzeuge und anderer Systeme beauftragt. Der Vertrag mit einer Laufzeit von drei Jahren hat einen Auftragswert von 13,5 Millionen Euro.[11]

Widerstand kündigte die Zapatistische Befreiungsarmee aus Sorge vor durch Right-of-way legitimierte Vertreibung an. Die SEDENA Leaks wiesen 2022 eine darauffolgend engmaschige Überwachung der Bewegung durch den mexikanischen Militärgeheimdienst nach.[12][13]

Mehrfach sollen Arbeiten an Bauabschnitten trotz Verboten örtlicher Gerichte fortgesetzt worden sein.[14]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Maya-Zug auf Yucatán: 1525 Kilometer, 15 Haltestellen - und viel Ärger. In: Spiegel Online. 8. April 2019 (spiegel.de [abgerufen am 9. April 2019]).
  2. Mexikos Militär plant Fluglinie für Touristen. In: Merkur. 5. Oktober 2022, abgerufen am 12. März 2023.
  3. poonal (npla): Mexiko: Armee soll Tren Maya verwalten - NPLA. In: Nachrichtenpool Lateinamerika. 31. Dezember 2020, abgerufen am 12. März 2023 (deutsch).
  4. Adriana Varillas: Everything you need to know about the Mayan Train project. In: El Universal, 23. November 2018. Abgerufen im 23. Februar 2019.Vorlage:Cite news/temporär
  5. Dawn Marie Paley: Wann kommt der Zug nach Yucatán? Abgerufen am 10. Juli 2020.
  6. Peter Clausing: Militär in Mexiko – "Mitgestalter" bei der Regionalentwicklung? In: amerika21. 4. Januar 2021, abgerufen am 12. März 2023.
  7. a b Martha Pskowski: Mexico's 'Mayan Train' Is Bound for Controversy. In: CityLab, 22. Februar 2019. Abgerufen im 23. Februar 2019.Vorlage:Cite news/temporär
  8. Alexis Ortiz: Rechaza ONU consulta sobre el Tren Maya. (deutsch: UN rejects consultation on the Maya Train). In: El Universal. 20. Dezember 2019; (spanisch).
  9. Yngrid Fuentes: Tren Maya: así es el ambicioso proyecto que propone AMLO y tiene un costo de miles de millones de dólares para México (spanish), BBC Mundo, 15. November 2018. Abgerufen im 23. Februar 2019.
  10. Tren Maya fleet ordered. In: Railway Gazette International. Band 177, Nr. 7, Juli 2021, ISSN 0373-5346, S. 8.
  11. Larazon vom 18. Dezember 2020
  12. Massive Leak of Military Docs Reveals Mexico Armed Cartels, Surveilled Journalists & Zapatistas. In: Democracy Now. 12. Oktober 2022, abgerufen am 19. Oktober 2022 (englisch).
  13. Avispa: Guacamayaleaks: EZLN target of constant espionage by Sedena. In: Avispa Midia. 13. Oktober 2022, abgerufen am 19. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).
  14. Die mexikanische Regierung, Deutsche Bahn und das Zug-Großprojekt „Tren Maya“: Widerstand der Selbstorganisation. In: LabourNet Germany. 2. Februar 2023, abgerufen am 12. März 2023.