Triphenylzinnchlorid

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von Triphenylzinnchlorid
Allgemeines
Name Triphenylzinnchlorid
Andere Namen
  • Triphenylzinn(IV)chlorid
  • Chlorotriphenylstannan
  • Chloridotriphenylzinn
  • Fentinchlorid
Summenformel C18H15ClSn
Kurzbeschreibung

beiger Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 639-58-7
EG-Nummer 211-358-4
ECHA-InfoCard 100.010.327
PubChem 12540
Wikidata Q7843282
Eigenschaften
Molare Masse 385,47 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

108 °C[1]

Siedepunkt

240 °C, bei 18 hPa[1]

Dampfdruck

7,3·10−6 hPa (25 °C)[2]

Löslichkeit

1 mg·l−1 (25 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 301+311+331​‐​315​‐​318​‐​410
P: 273​‐​280​‐​301+310​‐​302+352+312​‐​304+340+311​‐​305+351+338[3]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Triphenylzinnchlorid ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der zinnorganischen Verbindungen.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triphenylzinnchlorid kann durch Umsetzung von Tetraphenylzinn mit Chlorwasserstoff in Chloroform hergestellt werden:[4]

Bereits 1918 wurde von Erich Krause die Darstellung von Triphenylzinnchlorid über die Umsetzung von Triphenylzinnhydroxid mit Chlorwasserstoff beschrieben:[5]

Technisch kann es durch Komproportionierung von Tetraphenylzinn mit Zinntetrachlorid oder Phenylzinntrichlorid (Kocheshkov-Umlagerung) dargestellt werden:[6][7]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Löslichkeit von Trialkyzinn- und Triarylzinn-Verbindungen in organischen Lösungsmittel ist deutlich größer als in Wasser, da die Zinn-Kohlenstoff-Bindung einen größeren kovalenten Anteil besitzt. Diese hydrolysieren auch nur langsam in Wasser.[8]

Physikalische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 13C-Kernresonansspektrum (NMR) zeigt Triphenylzinnchlorid folgende Signale:[9]

Sn–C1 –C2 –C3 –C4
ppm 137,6 136,5 129,4 130,6
J(13C–119Sn) 614 50,7 64,5 13,0

Im 119Sn–NMR liefert es ein Signal bei −44,4 ppm. Der Zinn-Kohlenstoffabstand in Kristall liegt bei 2,14 Å.[9] Es hat in Benzol ein Dipolmoment von 3,46 Debye.[10]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Triphenylzinnchlorid ist die Ausgangsverbindung für eine Reihe anderer Triphenylzinn-Verbindungen, wie Triphenylzinnhydroxid und Triphenylzinnacetat.

Triphenylzinnhydrid kann durch Hydrierung von Triphenylzinnchlorid mit einem Reduktionsmittel, wie Lithiumaluminiumhydrid hergestellt werden:[11]

In der Vergangenheit wurden Triphenylzinn-Verbindungen, wie Triphenylzinnchlorid als Biozide und als Algizide und Molluskizide in Antifouling-Farben eingesetzt. Inzwischen ist deren Einsatz weltweit weitgehend verboten. In der EU sind Triphenylzinn-Verbindungen seit 1998 in der Landwirtschaft verboten[2] und dürfen seit 2006 auch nicht mehr als Biozide verwendet werden.[12]

Sicherheitshinweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Aufnahme von Triphenylzinnverbindungen reichern sich diese in Niere, Leber, Gehirn und Herz an und beeinträchtigen das zentrale Nervensystem. Dabei wird Triphenylzinnchlorid stufenweise zu Di- bzw. Monophenylzinn abgebaut.[2] Aufgrund der Analogie zur Wirkung von Triphenylzinnhydroxid wurde für alle Phenylzinnverbindungen ein MAK-Wert von 0,002 mg Zinn·m−3 festgelegt.[2]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Datenblatt Triphenyltin chloride bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 26. Juni 2015 (PDF).
  2. a b c d e f Phenylzinnverbindungen [MAK Value Documentation in German language, 2010]. In: The MAK Collection for Occupational Health and Safety. 31. Januar 2012, doi:10.1002/3527600418.mb240668verd0048.
  3. a b Eintrag zu Fentinchlorid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 20. Januar 2022. (JavaScript erforderlich)
  4. Bodo Heyn, Bernd Hipler, Günter Kreisel, Heike Schreer, Dirk Walther: Anorganische Synthesechemie: Ein integriertes Praktikum. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-75914-7, S. 43 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Erich Krause: Vereinfachte Darstellung von Triarylzinnhalogeniden. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. 51, 1918, S. 912, doi:10.1002/cber.191805101112.
  6. Alwyn George Davies: Organotin chemistry, Band 1. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, 2004, ISBN 3-527-31023-1 (Seite 167 in der Google-Buchsuche).
  7. K. A. Kozeschkow: Untersuchungen über metallorganische Verbindungen, II. Mitteil.: Die Reaktion zwischen zinnorganischen Verbindungen der Fettreihe und Tetrahalogeniden des Zinns. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 66, Nr. 11, 8. November 1933, S. 1661–1665, doi:10.1002/cber.19330661109.
  8. G. J. M. van der Kerk, J. G. A. Luijten, J. G. Noltes: Neue Ergebnisse der Organozinn-Forschung. In: Angewandte Chemie. Band 70, Nr. 10, 21. Mai 1958, S. 298–306, doi:10.1002/ange.19580701004.
  9. a b Cathrin Zeppek, Johann Pichler, Ana Torvisco, Michaela Flock, Frank Uhlig: Aryltin chlorides and hydrides: Preparation, detailed NMR studies and DFT calculations. In: Journal of Organometallic Chemistry. Band 740, September 2013, S. 41–49, doi:10.1016/j.jorganchem.2013.03.012.
  10. Jörg Lorberth, Heinrich Nöth: Dipolmomente einiger Organozinnchloride. In: Chemische Berichte. Band 98, Nr. 3, März 1965, S. 969, doi:10.1002/cber.19650980342.
  11. Eberhard Amberger, Heinz P. Fritz, Cornelius G. Kreiter, Maria-Regina Kula: Spektroskopische Untersuchungen an organometallischen Verbindungen, XXV. Protonenmagnetische Resonanzspektren von Triphenylstannan, Diphenylstannan und Monophenylstannan. In: Chemische Berichte. Band 96, Nr. 12, Dezember 1963, S. 3270–3274, doi:10.1002/cber.19630961224.
  12. Umweltprobenbank des Bundes: Triphenylzinn, abgerufen am 17. November 2013.