Waldniel
Waldniel Gemeinde Schwalmtal
| |
---|---|
Koordinaten: | 51° 13′ N, 6° 16′ O |
Einwohner: | 11.217[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1970 |
Postleitzahl: | 41366 |
Vorwahl: | 02163 |
Lage von Waldniel im Gebiet der Gemeinde Schwalmtal im Kreis Viersen
| |
Marktplatz von Waldniel
|
Der Ortsteil Waldniel liegt am linken Niederrhein im Westen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und gehört mit etwa 11.141[1] Einwohnern zur Gemeinde Schwalmtal im Kreis Viersen, Regierungsbezirk Düsseldorf.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Waldniel liegt 1 bis 2 km nördlich der A 52 (Düsseldorf–Roermond) zwischen den Anschlussstellen Schwalmtal und Hostert, 15 km östlich der niederländischen Grenze und 40 km westlich von Düsseldorf. Durch Waldniel fließt der Kranenbach (dieser mündet in den Borner See). Die Schwalm fließt in einigen Kilometern Entfernung an Waldniel vorbei (siehe auch Naturpark Schwalm-Nette).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer Urkunde aus dem Jahre 1020 wird die Gemeinde Waldniel erstmals erwähnt, Amern im 12. Jahrhundert in Urkunden des Stiftes Xanten. Durch Funde in Amern als auch in Waldniel kann der Nachweis erbracht werden, dass in der Jungsteinzeit (bis 2000 v. Chr.) schon eine schwache Besiedlung stattgefunden hat.[2]
Im Kreis Kempen der Rheinprovinz bestanden seit 1816 die beiden Bürgermeistereien Burgwaldniel und Kirspelwaldniel, wobei zur Bürgermeisterei Burgwaldniel auch die Gemeinde Lüttelforst gehörte. Zu Kirspelwaldniel („Kirchspiel“ Waldniel) gehörten die Dörfer und Weiler im Umland von Burgwaldniel.[3]
Im Jahr 1913 wurde das St.-Josefs-Heim für behinderte Jungen und Männer fertiggestellt. Mönche des Franziskanerordens betrieben das Heim.[4]
Burgwaldniel, Kirspelwaldniel und Lüttelforst wurden zum 1. April 1915 zur Bürgermeisterei und Gemeinde Waldniel vereinigt.[5][6]
Nach der Machtübernahme schikanierte das NS-Regime den Franziskanerorden und trieb ihn in den Konkurs; die Rheinprovinz (heute Landschaftsverband Rheinland) wurde 1937 Eigentümerin der Anstalt und führte sie als Zweigstelle der Heil- und Pflegeanstalt Süchteln-Johannistal – Abteilung Waldniel. Im Rahmen der sogenannten „Kinder-Euthanasie“ wurden in der Zweigstelle Waldniel-Hostert körperlich oder geistig behinderte Kinder gequält und ermordet. Aus der Zweigstelle wurden darüber hinaus laut Transportlisten 1044 Patienten in andere Anstalten transportiert, z. B. zur Vergasung in die Tötungsanstalt Hadamar.[4][7] Mit einer Kapazität von 200 Betten gehörte die Anstalt zu einer der großen ihrer Art in Deutschland. Auf dem Friedhof des Geländes erinnert seit 1988 eine Gedenkstätte an die Opfer.[8]
Vor dem Beginn des Westfeldzugs, der mehrfach verschoben wurde und schließlich am 10. Mai 1940 begann, lagerten um Waldniel Truppenverbände der Wehrmacht.
Bei einem Luftangriff am 22. Februar 1945 – dem ersten Tag der Operation Grenade – wurden am Markt mehrere Häuser zerstört. Auch am 24. Februar gab es Luftangriffe auf Waldniel. Am 28. Februar rückten Soldaten der 84. US-Infanteriedivision von Rickelrath her Richtung Eicken und Birgen. Zuerst gab es Widerstand in Ungerath; Steeg wurde nach erheblichen Kämpfen mittags besetzt. In der Nacht zum 1. März wurde Waldniel kampflos übergeben; am frühen Morgen rollten die ersten US-Panzer ein.[9][10]
In der Kirche St. Michael gibt es eine Kriegergedächtniskapelle; dort sind 157 Namen von Männern aus Waldniel verzeichnet, die im Krieg starben.[11] Die Kirche wurde in den Jahren 1879 bis 1883 erbaut. In 1883 erhielt sie ein vierstimmiges Geläut von der Glockengießerei Otto. Drei Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg requiriert und eingeschmolzen, nur eine blieb erhalten. In 1959/60 lieferte die Glockengießerei Otto drei neue Glocken; die Kirche hat seitdem wieder vier Glocken. Sie haben die Disposition: h0 – cis' – dis' – fis'. Ihre Durchmesser betragen 1664 mm, 1461 mm, 1310 mm und 1095 mm und ihr Gewicht 2900 kg, 2050 kg, 1400 kg und 850 kg.[12][13]
Eingemeindung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Januar 1970 wurden im Rahmen der kommunalen Neugliederung Waldniel und Amern zusammengeschlossen. Die neue Gemeinde erhielt den Namen Schwalmtal.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Heinrich Windhausen (1832–1903), Maler
- Josef Kaiser (Unternehmer) (1862–1950), wohnte mit seiner Familie seit 1937 im Haus Clee
- Albin Windhausen (1863–1946), Maler
- Josef Windhausen (1888–1946), Kommunalpolitiker (CDU)
- Heinz Küppenbender (1901–1989), Manager
- Bernhard Rösler (1906–1973), Unternehmer, Ehrenbürger der Gemeinde Schwalmtal (1972)
- Ludwig Gabriel Schrieber (1907–1975), Bildhauer, Maler und Zeichner
- Ernst van Aaken (1910–1984), Sportmediziner und Trainer
- Rudi Fuesers (1928–2010), Posaunist des Modern Jazz
- Herbert Dörenberg (* 1945), Fußballtrainer und ehemaliger Fußballprofi
- Claus Krämer (* 1957), Autor, Illustrator, Maler und Musiker
- Jürgen Richter (* 1958), Prähistoriker
- Stefan Berger (* 1969), Abgeordneter, Landtag Nordrhein-Westfalen
- Joachim „Joko“ Winterscheidt (* 1979), Moderator (aufgewachsen in Waldniel)
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bahnhof Waldniel lag an der Bahnstrecke Dülken–Brüggen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website der Gemeinde Schwalmtal
- Kreisarchiv Viersen: Findbuch Waldniel
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b http://www.schwalmtal.de/C12574A4002A59B9/html/D0D2A3713C792FB1C125750D00351AC4?opendocument&nid1=67260
- ↑ http://www.metallbau-siegers.de/html/geschichte_waldniel.html
- ↑ Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1885, S. 76ff.
- ↑ a b www.waldniel-hostert.de ( des vom 29. März 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ GenWiki: Waldniel
- ↑ Rheinische Post 1. April 2015, S. C6: Viel Streit um die Vereinigung Waldniels (online bei genios.de, 100 Jahre Waldniel)
- ↑ Andreas Kinast: ‚Das Kind ist nicht abrichtfähig‘ – ‚Euthanasie‘ in der Kinderfachabteilung Waldniel 1941-1943 (= Landschaftsverband Rheinland, LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum [Hrsg.]: Rheinprovinz – Dokumente und Darstellungen zur Geschichte der rheinischen Provinzialverwaltung und des Landschaftsverbandes Rheinland. Band 18). 3. Auflage. Böhlau Verlag, Köln 2014, ISBN 978-3-412-22274-1.
- ↑ Die Toten beim Namen nennen. In: Rheinische Post. 27. Januar 2009, abgerufen am 12. März 2021.
- ↑ Hans Kaiser: Vom Rathaus aus den GIs entgegen. In: Rheinische Post, Lokalteil Viersen, vom 21. Februar 2015, Seite C6.
- ↑ siehe auch S. 173
- ↑ Festschrift, pdf Seite 49
- ↑ Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Hrsg.: Gerhard Reinhold. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, insbesondere S. 78, 84, 162, 502, 503, 538, 557, 580, 582.
- ↑ Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, insbesondere S. 97, 102, 470, 497, 514, 515, 523, 543, 546, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).