Wassili Kondratjewitsch Alymow

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Juli 2012 um 19:14 Uhr durch Rita2008 (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wassili Kondratjewitsch Alymow (russisch Василий Кондратьевич Алымов; * 4. April 1883 in Rutschi, Rajon Tosno; † 22. Oktober 1938 in Sestrorezk) war ein sowjetischer Ethnograph und Mitbegründer der Samischen Forschung in der Sowjetunion.

Leben

Wassili Alymow wurde 1883 als Sohn von Bauern im Dorf Rutschi im damaligen Gouvernement Sankt Petersburg geboren. Nach dem Abschluss der Schulausbildung arbeitete er unter anderem als Geodät.

1922 zog er nach Murmansk um, wo er fortan in der Verwaltung des damaligen Okrug Murmansk als Ökonom, Statistiker und Spezialist für Minderheitenfragen arbeitete. Als Heimatforscher beschäftigte es sich mit Ethnographie und Lokalgeschichte besonders der samischen Urbevölkerung der Halbinsel Kola.

Zwischen 1927–1935 arbeitete er für die Murmansker Abteilung des Komitees des Nordens. Aufgabe dieser im gesamten zirkumarktischen Gebiet der Sowjetunion gegründeten Komitees war die Lösung von politischen, ökonomischen und kulturellen Problemen der Ureinwohner und ihre Sowjetisierung.

Ende der 1930er Jahre fiel Alymow dem Stalinterror zum Opfer. Als angeblicher Anführer einer bewaffneten samischen Verschwörung gegen die Sowjetmacht verhaftete man ihn am 27. Februar 1938 in Murmansk. Auf Grundlage eines durch Folter erzwungenen Geständnisses wurde Alymow als Konterrevolutionär zum Tode verurteilt und am 22. Oktober 1938 im Wald von Lewaschowski in der Nähe des damaligen Leningrad hingerichtet. Das gleiche Schicksal erlitten 15 weitere Angeklagte, die meisten von ihnen waren Samen aus Lowosero.

Schaffen

Obwohl Alymow keine akademische Forschung durchführte sondern als Heimatforscher (Russisch kraewed) gilt, war er einer der wichtigsten Vertreter der samischen Studien in der frühen Sowjetunion. In Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichte er eine Vielzahl von Arbeiten zu samischer Folklore und Geschichte. Darüber hinaus war er aktiv beteiligt an der Etablierung von Schriftsprache und Volksbildung für die Kolasamen in der Sowjetunion. Alymov, der aufgrund seiner regelmäßigen Feldforschungen selber Kildinsamisch sprach, war Berater und enger Mitarbeiter von Aleksandr Endjukowski und Zachary Tschernjakow und korrespondierte auch mit ausländischen Forschern, wie Karl Bernhard Wiklund.[1]

Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Gesellschaft zur Erforschung des Murmansker Gebiets (russisch Общество по изучению Мурманского края) war Alymow auch aktiv an der Gründung des Murmansker Lokalhistorischen Museums im Jahr 1926 beteiligt.[2] Ab 1935 leitete er das Museum als Direktor.

Schriften (Auswahl)

Auszeichnungen

1927 wurde Alymow die nach Semjonow benannte kleine silberne Ehrenmedaille der Russischen Geographischen Gesellschaft verliehen.[3][4]

Literatur

  • "Alymov", in: Practical dictionary of Siberia and the North, hrsg. v. Golubtschikowa, V. D., Chwtisiaschwili, Z. I. & Akbaljan, E. R. Moskau, 2005. S. 30
  • Leif Rantala, "Saami studies: Russian/Soviet", in: The Saami: a cultural encyclopaedia, Helsinki, 2005, S. 365–370. Elektronische Ressource.
  • V. K. Alymow – kraewed Murmana (=Nauka i biznes na Murmane 41), hrsg. v. I. B. Tsirkunow & V. V. Sorokascherdjew. Murmansk, 2004

Einzelnachweise

  1. vgl. "Alymovs brev till prof. Wiklund", in: Dokument om de ryska samerna och Kolahalvön, hrsg. v. Leif Rantala. Rovaniemi, 2006. S. 19–21
  2. vgl. Geschichte des Murmansker Lokalhistorischen Museums (auf Russisch)
  3. Golubtschikowa u.a. (siehe Literatur), S. 30
  4. vgl. auch Historische Medaillen der Russischen Geographischen Gesellschaft (auf Englisch)