Yugawaralith

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Yugawaralith
Yugawaralith aus dem Distrikt Jalgaon, Maharashtra, Indien (Größe: 4,8 cm × 2,9 cm × 2,4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1997 s.p.[1]

IMA-Symbol

Yug[2]

Chemische Formel Ca[Al2Si6O16]·4H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Gerüstsilikate (Tektosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/F.13
VIII/J.25-090

9.GB.15
77.01.07.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-domatisch; m[4]
Raumgruppe Pc (Nr. 7)Vorlage:Raumgruppe/7[3]
Gitterparameter a = 6,73 Å; b = 14,00 Å; c = 10,07 Å
β = 111,1°[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5 bis 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,20 bis 2,23; berechnet: 2,26[5]
Spaltbarkeit unvollkommen nach {101}, deutlich nach {401}, {100}[5]
Bruch; Tenazität spröde und brüchig
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Perlglanz; irisierend nach {010}[5]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,495[6]
nβ = 1,497[6]
nγ = 1,504[6]
Doppelbrechung δ = 0,009[6]
Achsenwinkel 2V = 78° (gemessen); 58° (berechnet)[6]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale piezoelektrisch, pyroelektrisch

Yugawaralith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca[Al2Si6O16]·4H2O[3] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Aluminium-Silikat. Strukturell gehört Yugawaralith zur Familie der Zeolithe innerhalb der Abteilung der Gerüstsilikate.

Yugawaralith kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist tafelige Kristalle von bis zu acht Zentimetern Länge, die oft in Gruppen nahezu parallel angeordneter Kristalltafeln angeordnet sind. In reiner Form ist Yugawaralith farblos und durchsichtig mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Yugawaralith 1930 in den von Thermalquellen durchströmten, Andesitischen Gesteinen in der Umgebung von Yugawara (Präfektur Kanagawa) auf der japanischen Insel Honshū und beschrieben 1952 durch Kin-Ichi Sakurai (1912–1993)[7] und A. Hayashi, die das Mineral nach seiner Typlokalität und dem altgriechischen Wort λίθος lithos für „Stein“ benannten. Zusammengesetzt bedeutet der Name also „Stein aus Yugawara“.

Das Typmaterial des Minerals wird im Nationalmuseum Tokio in Japan, der Mines ParisTech (École des mines de Paris) in Frankreich sowie im National Museum of Natural History in Washington, D.C. in den USA (Katalog-Nr. 106164, 106931) aufbewahrt.[5]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Yugawaralith zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Gismondin, Harmotom sowie den hier noch als jeweils ein Mineral geltenden Garronit und Phillipsit die „Gismondin-Phillipsit-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/F.13 innerhalb der Zeolith-Familie bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/J.25-90. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Gerüstsilikate“, wo Yugawaralith zusammen mit Amicit, Flörkeit, Garronit-Ca, Garronit-Na, Gismondin, Gobbinsit, Harmotom, Martinandresit, Merlinoit, Montesommait, Phillipsit-Ca, Phillipsit-K und Phillipsit-Na eine eigenständige, aber unbenannte Untergruppe innerhalb Gruppe der Blätterzeolithe bildet.[8]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Yugawaralith ebenfalls in die Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Gerüststruktur, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten von einfach verbundenen Vierer-Ringen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.GB.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Yugawaralith in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“ ein. Hier ist er zusammen mit Brewsterit-Sr, Brewsterit-Ba, Goosecreekit und Roggianit in der Gruppe „Brewsterit und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 77.01.07 innerhalb der Unterabteilung der „Echten Zeolithe“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yugawaralith kristallisiert monoklin in der Raumgruppe Pc (Raumgruppen-Nr. 7)Vorlage:Raumgruppe/7 mit den Gitterparametern a = 6,73 Å; b = 14,00 Å; c = 10,07 Å und β = 111,1° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Die Kristallstruktur von Yugawaralith enthält Baueinheiten aus SiO4- und AlO4-Tetraedern, die untereinander zu vier- und fünfgliedrigen Ringen parallel (100) und über weitere viergliedrige Ringe ungefähr senkrecht zu (100) miteinander verbunden sind. Zusammen bildet der Ringverband ein Gerüstwerk mit Kanälen aus achtgliedrigen Ringen parallel der a- und c-Achse. Die achtfach koordinierten Natriumionen sind an den Knotenpunkten eingebunden und das enthaltene Kristallwasser in den Kanälen eingelagert.[3]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yugawaralith ist piezoelektrisch und pyroelektrisch, reagiert also auf periodisch wechselnde Druck- und Temperaturänderungen mit dem Aufbau einer elektrischen Spannung.[5]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yugawaralith (tafelig, oben und Mitte), Gyrolith (kugelig, weiß, rechts) und Quarz (unten) aus dem Steinbruch Khandivali, Distrikt Mumbai City, Indien (Größe: 5,2 cm × 4,0 cm × 3,4 cm)
Farblose Yugawaralithkristalle auf Basalt aus Cilaos, französisches Überseedépartement Réunion (Sichtfeld 3 mm)

Yugawaralith bildet sich hydrothermal und findet sich daher meist als Riss- und Adernfüllung sowie als Hohlraumfüllung in Geoden in aktiven, geothermalen Gebieten. Begleitminerale sind andere Minerale der Zeolithgruppe und allgemein Silikate wie unter anderem Gyrolith, Okenit und Prehnit, aber auch Quarz und/oder Calcit.

Als seltene Mineralbildung konnte Yugawaralith nur an wenigen Fundorten nachgewiesen, wobei bisher (Stand 2014) rund 40 Fundorte als bekannt gelten.[10] Neben seiner Typlokalität Yugawara trat das Mineral in Japan noch in der Gold- und Silbergrube „Seikoshi“ nahe Toi-cho (Präfektur Shizuoka), bei Okiura/Kuroishi (Präfektur Aomori) und im Geothermalfeld um den Vulkan Onikobe (Präfektur Miyagi) auf Honshū sowie bei Nukabira/Obihiro (Unterpräfektur Tokachi) auf Hokkaidō zutage.

Bekannte Fundorte für gut ausgebildete Yugawaralith-Kristallstufen sind unter die Steinbrüche um Malad und Mumbai im Distrikt Mumbai City im indischen Bundesstaat Maharashtra und der Yellow Lake bei Olalla in der kanadischen Provinz British Columbia.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Island, Italien, Neuseeland, Réunion, der Ukraine, Ungarn und den Vereinigten Staaten von Amerika.[11]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Yugawaralith hat bisher keine besondere Bedeutung als Rohstoff oder zur kommerziellen Nutzung als Schmuckstein. Gelegentlich wird er aber für Sammler in verschiedenen Schliffformen angeboten.[12][13]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kin-Ichi Sakurai, A. Hayashi: Yugawaralite, a new zeolite. In: Science Reports of the Yokohama National University. Band 1, 1952, S. 69–77 (englisch, rruff.info [PDF; 439 kB; abgerufen am 21. November 2022]).
  • Kazuo Harada, Kin-Ichi Sakurai: Chemical composition and optical properties of yugawaralite from the type locality. In: American Mineralogist. Band 54, 1969, S. 306–309 (englisch, minsocam.org [PDF; 255 kB; abgerufen am 21. November 2022]).
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 796 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Yugawaralite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 703 (englisch).
  4. David Barthelmy: Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 21. November 2022 (englisch).
  5. a b c d e Yugawaralite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 86 kB; abgerufen am 21. November 2022]).
  6. a b c d e Yugawaralite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. November 2022 (englisch).
  7. Sakurai, Kinichi (1912–1993). In: mineralogicalrecord.com. Mineralogical Records, abgerufen am 21. November 2022.
  8. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 21. November 2022 (englisch).
  10. Localities for Yugawaralite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. November 2022 (englisch).
  11. Fundortliste für Yugawaralith beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 21. November 2022.
  12. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 232.
  13. Michael R. W. Peters: Bilder zu rohen und geschliffenen Yugawaralithen. In: realgems.org. Abgerufen am 21. November 2022.