Sępólno Krajeńskie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Zempelburg)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sępólno Krajeńskie
Sępólno Krajeńskie (Polen)
Sępólno Krajeńskie (Polen)
Sępólno Krajeńskie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Kujawien-Pommern
Powiat: Sępoleński
Gmina: Sępólno Krajeńskie
Fläche: 5,79 km²
Geographische Lage: 53° 27′ N, 17° 31′ OKoordinaten: 53° 27′ 0″ N, 17° 31′ 0″ O
Höhe: 152 m n.p.m.
Einwohner: 9265 (31. Dez. 2016)
Postleitzahl: 89-400
Telefonvorwahl: (+48) 52
Kfz-Kennzeichen: CSE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: BydgoszczKoszalin
DK 25
TucholaWięcbork DW 241
Nächster int. Flughafen: Danzig



Sępólno Krajeńskie [sɛmˈpulnɔ kraˈjɛɲskʲɛ] (deutsch Zempelburg in Westpreußen) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Sie ist Sitz des Powiats Sępoleński und der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit etwas mehr als 16.000 Einwohnern.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt im ehemaligen Westpreußen, an der Zempolna (poln. Sępólna) und dem Zempelburger See (poln. Jezioro Sępoleńskie; Länge 3,52 Kilometer, Breite ca. 470–500 m), etwa 190 Kilometer östlich von Stettin, 35 Kilometer ostnordöstlich von Złotów (Flatow) und 63 Kilometer nordwestlich von Bydgoszcz (Bromberg)

Panorama am Zempelburger See mit der Stadt im Hintergrund, 2011

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zempelburg am Zempelburger See nördlich der Stadt Vandsburg auf einer Landkarte von 1914
Marktplatz (2011)
Denkmal für die Opfer der deutschen Besetzung

Mittelalter und Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zempelburg (in älteren Quellen auch Stempelburg) wurde im 14. Jahrhundert nach Magdeburger Recht gegründet und lag im Grenzgebiet der Krajna. Die Stadt liegt heute vorwiegend auf dem hohen Ufer des Sees und des Flusstals der Zempolna. Daraus, dass die katholische Pfarrkirche, die bereits 1360 erwähnt wird, im Flusstal liegt, ist zu schließen, dass sich die ursprüngliche Stadt im Tal der Zempolna befand. Das Schloss der Grundherrschaft soll der Sage nach in dem heutigen, durch Erweiterung des Sees von Dziechowo entstandenen Zempelburger See untergegangen sein. Die ehemalige Lage eines zweiten Schlosses, das 1679 erwähnt wurde, ist unbekannt.[1] Das auf dem Schulenberg gelegene evangelische Bethaus wurde 1620 zerstört. 1764 hatte die Niederstadt 79, die Vorstadt 71 Häuser.[1]

Vor 1772 hatte Zempelburg Königlich Preußen angehört. Zwischen 1772 und 1807 sowie 1815 und 1920 gehörte Zempelburg zu Preußen, in der Zeit von 1807 bis 1815 zum Herzogtum Warschau.

Die Stadt war ein Zentrum der Tuchmacherei und Schuhmacherei. 1773 hatte Zempelburg 70 Handwerker, darunter acht Tuchmacher und zahlreiche Schuhmacher.[1]

19. und 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Juden, die hier seit 1734 eine Synagoge hatten, waren im 19. Jahrhundert verpflichtet, an die katholische Parochie jährlich zu Fronleichnam und zu Ostern 30 Tympf, neun Kalbsbraten, sechs Rinderbraten, sechs Pfund Talg und ein Pfund Schießpulver für Freudenssalven abzuliefern.[2] Die evangelische Kirche auf dem Markt entstand 1857/58 und wurde mittlerweile wieder abgerissen.

Zempelburg gehörte bis 1919 zum Landkreis Flatow im Regierungsbezirk Marienwerder in der Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs. Die Stadt hatte 1910 3818 Einwohner, davon 637 Polen. Der Religion nach waren es 1905 57,0 % Evangelische, 32,7 % Katholiken und 10,3 % Juden.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste Zempelburg aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1920 zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors ohne Volksabstimmung an Polen abgetreten werden und kam an die neue Woiwodschaft Pommerellen. Die deutschsprachigen Einwohner Zempelburgs, die nicht für den Erhalt ihrer bisherigen Staatsangehörigkeit optiert hatten,[3] sondern Polen geworden waren, zählten nun zur Minderheit der ethnisch deutschen Polen. Zempelburg erhielt den polnischen Namen Sępólno Krajeńskie. In dieser Zeit war die Stadt Kreisstadt des Powiats Sępoleński.

Durch den Überfall auf Polen 1939 wurde die Region völkerrechtswidrig an das Reichsgebiet angegliedert. Von 1939 und 1945 war Zempelburg Sitz des besatzungsamtlichen Landkreises Zempelburg im besatzungsamtlichen Regierungsbezirk Bromberg (Danzig-Westpreußen).

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte im Frühjahr 1945 die Rote Armee das Kreisgebiet. Nach Kriegsende wurde der deutsche Bevölkerungsanteil von der polnischen Administration aus der Stadt vertrieben oder an der Rückkehr gehindert.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 1622 davon 651 Protestanten, 390 Katholiken und 581 Juden[4]
1805 2492 davon 1434 Christen und 1058 Juden[2]
1831 2764 darunter über 1000 Juden[5]
1853 3187 davon 1412 Protestanten, 557 Katholiken und 1,218 Juden[2]
1875 3516 [6]
1880 3736 [6]
1890 3510 davon 2011 Protestanten, 839 Katholiken und 657 Juden (280 Polen)[6]
1905 3810 davon 1246 Katholiken und 393 Juden[7]
1910 3818 am 1. Dezember, davon 3115 mit deutscher Muttersprache (darunter 2164 Evangelische, 616 Katholiken und 335 Juden), 637 mit polnischer Muttersprache (darunter vier Evangelische und 633 Katholiken), aber keine Einwohner mit kaschubischer Muttersprache[8][1]
1920 3513
1921 1501 [1]
1943 5207 [1]
Bevölkerungsentwicklung seit 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
2012 9282 Stand vom 30. Juni 2012

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sępólno Krajeńskie hatte einen Bahnhof an der Bahnstrecke Oleśnica–Chojnice.

Gmina[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Stadt-und-Land-Gemeinde (gmina miejsko-wiejska) Sępólno Krajeńskie gehören die Stadt und 22 Dörfer mit Schulzenämtern.

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josua Schwartz (1632–1709), in Waldau (Wałdowo) geborener evangelisch-lutherischer Theologe, Generalsuperintendent des königlichen Anteils von Schleswig-Holstein
  • Jakob Moritz, jüdischer Musketier der preußischen Armee, nach der Schlacht bei Dennewitz mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, „der westfälische Makkabäer“ genannt[9]
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt (1823–1910), deutscher Schulmann, Pädagoge und Provinzialhistoriker
  • Moritz Brasch (1843–1895), deutsch-jüdischer Philosoph
  • Elvira Castner (1844–1923), deutsche Zahnärztin und Gartenbau-Lehrerin
  • Adolf Vossius (1855–1925), deutscher Ophthalmologe, Professor und Direktor der Universitäts-Augenklinik in Gießen
  • Julius Berger (1862–1943), deutsch-jüdischer Bauunternehmer, Begründer der Julius Berger Tiefbau AG, einer Vorläufergesellschaft von Bilfinger Berger.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sępólno Krajeńskie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Ost- und Westpreußen (= Kröners Taschenausgabe. Band 317). Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1966. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 244–245.
  2. a b c Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Topographie des Flatower Kreises. In: Preußische Provinzialblätter, andere Folge, Band VII, Königsberg 1855, S. 46–48 und S. 115–116.
  3. Wer für den Erhalt der deutschen Staatsangehörigkeit optiert hatte und trotzdem im polnischen Staatsgebiet blieb, unterlag als Auslandsdeutscher dem polnischen Ausländerrecht und konnte des Landes verwiesen werden.
  4. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil II: Topographie von West-Preussen, Marienwerder 1789, S. 99–100.
  5. August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 382–383, Nr.14.
  6. a b c Michael Rademacher: Provinz Pommern, Kreis Flatow. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 20, Leipzig und Wien 1909, S. 885 (Zeno.org).
  8. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder. 4. Kreis Flatow, S. 18–19, Ziffer 5 (Google Books).
  9. Georg Pohlmann: Geschichte des Infanterie-Regiments Graf Barfuß (4. Westfälischen) Nr. 17 im neunzehnten Jahrhundert. Mittler, Berlin 1906, S. 41.