Lungern
Lungern | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Obwalden (OW) |
Bezirk: | Keine Bezirkseinteilung |
BFS-Nr.: | 1405 |
Postleitzahl: | 6078 |
UN/LOCODE: | CH LGN |
Koordinaten: | 655060 / 182066 |
Höhe: | 715 m ü. M. |
Fläche: | 44,99 km² |
Einwohner: | 2086 (31. Dezember 2022)[1] |
Einwohnerdichte: | 46 Einw. pro km² |
Website: | www.lungern.ch |
Karte | |
Lungern ist eine politische Gemeinde des Kantons Obwalden in der Schweiz und liegt auf 750 m ü. M. am Lungernsee und am Fusse des Brünigpasses.
Geographie
Lungern liegt im obersten Teil des Kantons Obwalden auf 750 m ü. M. am gleichnamigen See und am Fusse des Brünigpasses. Als höchst gelegenes Dorf im Sarneraatal liegt es in einem Talkessel, der nur gegen Norden offen ist und auf den übrigen Seiten von steilen, bewaldeten Hängen und Felsen eingeschlossen wird. Der Gemeindebann erstreckt sich über eine Fläche von 4633 ha, wovon 684 ha Wies- und Ackerland, 1920 ha Weidland und 1597 ha Wald sind, während 291 ha unproduktive Fläche bilden.
Gliederung
Das Dorf gliedert sich in drei Bezirke. Am nördlichen Ende des Sees liegt auf den angrenzenden Hügelzügen Kaiserstuhl-Bürglen, währenddessen sich der eigentliche Dorfkern am östlichen Seeufer angesiedelt hat. Der Weiler Obsee schliesst am südlichen Seeufer an und darf als der noch besterhaltene Teil des alten Dorfes bezeichnet werden. Hier finden sich noch alte Häuser in ihrer ursprünglichen Anordnung.
Geschichte
Der erste urkundlich Nachweis findet sich für Lungern im Jahre 1275 in einem Steuerrodel des Bistums Konstanz. Einzelfunde aus dem Mesolithikum, aus der Bronze- und Römerzeit belegen die prähistorische Besiedlung sowie die Begehung der Route über den Brünigpass. 1987 wurden bei Bohrungen und Sondierungen am Römerweg in Lungern Scherbenreste gefunden, die auf die Zeit von 1000 vor Christus datiert werden konnten. Bei weiteren Grabungen wurde ein aus Bergkristall gefertigtes Messer gefunden, das einer Zeit um etwa 6000 Jahre vor Christus zugeordnet werden kann. [2]
Tieferlegung des Lungernsees
Zur Landgewinnung entschloss sich die Bevölkerung von Lungern gegen Ende des 18. Jahrhunderts ihren See tiefer zu legen. Dies stellte kein leichtes Unterfangen dar, das auch keineswegs nur Befürworter hatte. Das Unternehmen spaltete die Dorfbevölkerung in zwei Parteien, nämlich «diä Nasse und diä Trochenä». Was für die einen utopisch und undurchführbar, war für die anderen ein notwendiger Akt zur Verbesserung der Lebensbedingungen.
Nachdem Messungen ergeben hatten, dass durch die Absenkung des Sees um 35 m ungefähr 180 ha Weidland gewonnen werden könnte, liess man die für die Landesregierung erforderlichen Gutachten erstellen. Im Jahr 1790 konnte mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden. Politische Unruhen, Geldmangel und konfessionelle Spannungen verzögerten das ganze Vorhaben. Am 9. Januar 1836 erfolgte die letzte Sprengung am 410 m langen Kanal durch den Felsen, der das Seebecken an seinem Nordende bei Bürglen abschloss. Damit wurde der Seespiegel um 35 m gesenkt und dadurch neues Weidland gewonnen.
Fast ein Jahrhundert später kaufte die CKW (Centralschweizerische Kraftwerke in Luzern) den ganzen See mit dem Boden und den damals bestehenden Häusern sowie einer kleinen Sägerei. Zur damaligen Zeit standen etwa 12 Wohnhäuser im Seeboden, und verschiedene gut erhaltene Häuser wurden damals abgebrochen und später wieder in der Gemeinde Lungern aufgebaut. Zum Betreiben des Kraftwerkes am Lungernsee fluteten die CKW den See im Jahre 1926/1927 wieder auf. Seit 1982 betreibt das Elektrizitätswerk Obwalden das Kraftwerk Lungerersee.
Wappen
Ursprünglich hatte die Gemeinde Lungern ein blaues Wappen mit einem silbernen (weissen) geradarmigem Tatzenkreuz. Anfangs des 19. Jahrhunderts empfand man das alte Wappen als sehr einfach und man beschloss in Mailand ein neues Wappen (Mailänderli) in Auftrag zu geben. Ein Künstler von Mailand entwarf ein Fantasiewappen ohne jeglichen Bezug zur Gemeinde Lungern. An der Maiengemeinde im Jahre 1952 beschlossen die Lungerer, das alte Wappen wieder als Gemeindewappen anzuerkennen.
Wichtige Ereignisse
1275 | erster urkundlicher Nachweis von Lungern |
1861 | Bau der alten Brünigstrasse |
1886 | erste Postkutsche über den Brünig |
1888 | letzte Postkutsche über den Brünig |
1888 | Eröffnung der Strasse von Brienz nach Alpnachstad |
1887 | Überschwemmung des Eibachs, welche die alte Kirche mitriss |
1893 | Segnung der neu erbauten neogotischen Kirche |
1922 | Bau des Elektrizitätswerks |
1942 | elektrische Eisenbahn über den Brünig |
Bevölkerung und Wirtschaft
Die Gemeinde Lungern zählt 1950 Einwohner per 31. Dezember 2005. Die Bevölkerung hat seit längerer Zeit weder zu- noch abgenommen, sodass eine Überalterung eingetreten ist resp. bereits besteht. Von der gesamten Bevölkerung in Lungern sind 19.82 % im AHV-Alter, während der Kantonsdurchschnitt bei 12 % liegt. Auf Grund der bestehenden beschränkten Arbeitsmöglichkeiten wird dieser Anteil in Zukunft noch steigen. Die Bevölkerung setzt sich wie folgt zusammen
Gemeindebürger | 1320 | 67.7 % |
CH-Bürger | 519 | 26.6 % |
Ausländer | 111 | 5.7 % |
In wirtschaftlicher Hinsicht sind die Land- und Forstwirtschaft sowie das Holzgewerbe vorherrschend. Es ergibt sich folgende Aufteilung der erwerbstätigen Personen
24 % | Land- und Forstwirtschaft |
40 % | Handwerker |
13 % | Kaufmännische Betriebe und Lehrpersonal |
12 % | Selbstständigerwerbende |
11 % | Haus- und Hotelangestellte |
Landwirtschaft in Lungern
Rechte, Pflichten und Nutzen von Alpen, Wald und Gartenteil sind seit jeher im «Einig» (Wurfordnung) und in der Waldverordnung geregelt. Die Bewirtschaftung der Alpen während der Sommermonate war immer schon von existenzieller Bedeutung, da Tal- und Hangliegenschaften nicht ausreichen, um das Vieh ganzjährig zu ernähren. Während im Tal das Heu eingebracht wird und so die Scheunen mit Wintervorrat gefüllt werden, ziehen die Bauern mit ihren Kühen und Rindern auf die Alpen. Die Voralpen werden etwa anfangs Juni bestossen, nach einigen Wochen ziehen die Älpler auf die Hochalpen und Mitte August wiederum zurück auf die Voralpen um anschliessend ins Tal zurückzukehren.
Kultur und Freizeit
- Panoramawelt Lungern-Schönbüel, Skiregion auf 2205 m ü. M.
- Brünig Indoor, unterirdische Schiessanlage
Kirchen
Die katholische Pfarrkirche in Lungern steht an einer erhöhten Stelle, da der Schrecken tief sass, von der Überschwemmung im Jahre 1887 und der damit verbundenen fast vollständigen Zerstörung der alten Kirche. Die Kirche ist ein Werk von Architekt Josef Tugginger aus dem Elsass. Sie ist im neogotischen Stil kathedralenartig erbaut. Die Bauausführungen erfolgten in den Jahren 1891/93. Die neue Kirche wurde an Allerheiligen im Jahre 1893 von Bischof Johannes Fidelis Battaglia von Chur zu Ehren des heiligen Herz-Jesu sowie der heiligen Katharina und des heiligen Beat eingeweiht.
Von der alten barocken Kirche aus dem 14. Jahrhundert ist – bedingt durch das Unwetter – nur noch ein Turm am nördlichen Dorfeingang stehengeblieben.
Verkehr
Die Hauptstrasse 4 verbindet Lungern mit der Nachbargemeinde Giswil und über Brünigpass mit Meiringen im Berner Oberland. Seit 1999 wird an dem Umfahrungstunnel Lungern gearbeitet. Dieser soll bis 2012 fertig sein.[3].
Lungern ist mit der Zentralbahn (vormals Brünigbahn) erreichbar. Es gibt die zwei Haltestellen Kaiserstuhl und Lungern. An der dritten Haltestelle Käppeli etwas oberhalb des Dorfes halten die Züge nicht mehr. Für den Aufstieg auf den Brünigpass sowie für den Abstieg von Kaiserstuhl-Bürglen nach Giswil benutzt die Bahn eine Zahnradunterstützung.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Lungern
- {{{Autor}}}: Lungern. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- ↑ Hans-Heini Gasser: Die Frühgeschichte von Lungern. In: Pfarreigeschichte von Lungern, Küchler Druck, 1994.
- ↑ Projektbeschrieb Umfahrung Lungern auf dem Webserver des Tiefbauamtes Obwalden