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„Hebungsrisse in Staufen im Breisgau“ – Versionsunterschied

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Im September 2012, fünf Jahre nach Neueröffnung des Rathauses, betrug die Hebungsgeschwindigkeit im Kernbereich noch 3&nbsp;mm pro Monat.<ref name="huber" /> Im Dezember 2012 wurde bekannt, dass das ehemalige Wasserwerk der Stadt nicht mehr gerettet werden könne und im Jahr 2013{{Zukunft|2013}} abgerissen werden soll.<ref>''[http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/ueberregional/baden-wuerttemberg_artikel,-In-Staufen-ist-ein-zweites-Haus-nicht-zu-retten-_arid,198336.html In Staufen ist ein zweites Haus nicht zu retten]'', Schwäbisches Tagblatt Tübingen, 24. Dezember 2012, abgerufen am 8. März 2013</ref> Bereits im November 2009 war das Stadtbauamt wegen Einsturzgefahr geräumt worden.<ref name="BZ_15.10.010" /> Es wird jedoch vorerst nicht abgerissen, um als Demonstrationsobjekt zu dienen.<ref name="ruther">Rainer Ruther: ''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/renovierungen-nehmen-fahrt-auf--69393099.html Staufen: Renovierungen nehmen Fahrt auf]'', Badische Zeitung, 23. Februar 2013, abgerufen am 8. März 2013</ref>
Im September 2012, fünf Jahre nach Neueröffnung des Rathauses, betrug die Hebungsgeschwindigkeit im Kernbereich noch 3&nbsp;mm pro Monat.<ref name="huber" /> Im Dezember 2012 wurde bekannt, dass das ehemalige Wasserwerk der Stadt nicht mehr gerettet werden könne und im Jahr 2013{{Zukunft|2013}} abgerissen werden soll.<ref>''[http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/ueberregional/baden-wuerttemberg_artikel,-In-Staufen-ist-ein-zweites-Haus-nicht-zu-retten-_arid,198336.html In Staufen ist ein zweites Haus nicht zu retten]'', Schwäbisches Tagblatt Tübingen, 24. Dezember 2012, abgerufen am 8. März 2013</ref> Bereits im November 2009 war das Stadtbauamt wegen Einsturzgefahr geräumt worden.<ref name="BZ_15.10.010" /> Es wird jedoch vorerst nicht abgerissen, um als Demonstrationsobjekt zu dienen.<ref name="ruther">Rainer Ruther: ''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/renovierungen-nehmen-fahrt-auf--69393099.html Staufen: Renovierungen nehmen Fahrt auf]'', Badische Zeitung, 23. Februar 2013, abgerufen am 8. März 2013</ref>


Die letzte Hebungsmessung fand im März 2013 statt. Die Ergebnisse sollen am 25. April 2013{{Zukunft|2013|4}} vorgestellt werden. Vor Ostern 2013{{Zukunft|2013|4}} sollte zudem erneut die Dichtigkeit der Sonden geprüft werden.<ref name="pm0213">''[http://www.staufen.de/aktuelles-nachrichten/hebungsrisse/presseerklaerung-zu-den-hebungsrissen~164878/ Presseerklärung zu den Hebungsrissen]'', staufen.de, 21. Februar 2013, abgerufen am 8. März 2013</ref>
Die letzte Hebungsmessung fand im April 2013 statt. Die Hebungsgeschwindigkeit hatte weiter abgenommen, jedoch geringer als in den ersten beiden Jahren nach Abschluss der Abwehrmaßnahmen.<ref name="pe_04_13">''[http://www.staufen.de/aktuelles-nachrichten/hebungsrisse/presseerklaerung-zu-den-hebungsrissen-~164897/ Presseerklärung zu den Hebungsrissen]'', staufen.de, 25. April 2013, abgerufen am 21. Mai 2013</ref> Die nächsten Messungen sind für Juli{{Zukunft|2013|7}} und Oktober 2013{{Zukunft|2013|10}} sowie für März,{{Zukunft|2014|3}} Juli{{Zukunft|2014|7}} und Oktober 2014{{Zukunft|2014|10}} geplant.<ref name="pe_04_13"/> Weitere Messergebnisse ließen vermuten, dass derzeit keine zusätzliche Umwandlung von Anhydrit in Gips im Gange ist und die Abdichtungsmaßnahmen erfolgreich waren.<ref name="pe_04_13"/>


== Finanzielle Hilfe ==
== Finanzielle Hilfe ==
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Die Stadt kündigte im Dezember 2008 an, die später durch das Land übernommene Kernbohrung für 300.000 Euro ebenso vorzufinanzieren, wie eventuelle Provisorien zur statischen Sicherung von Gebäuden.<ref name="donner1208" /> In den fünf Jahren zwischen September 2007 und 2012 verursachten die Risse städtische Ausgaben von 2,5 Millionen Euro.<ref name="ruther" /> Um einer [[Insolvenz]] zu entgehen, wurde diese zuletzt über Kredite finanziert.<ref name="ruther" /> So musste die Gemeinde im November 2011 1,2 Millionen Euro Fremdkapital aufnehmen, während andere Gemeinden den wirtschaftlichen Aufschwung zum Schuldenabbau nutzen konnten.<ref>Alexander Huber: ''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/finanzieller-kraftakt-die-aufarbeitung-der-hebungen--55727974.html Staufen: Staufen: Finanzieller Kraftakt: Die Aufarbeitung der Hebungen]'', Badische Zeitung, 12. Februar 2012, abgerufen am 1. April 2013</ref>
Die Stadt kündigte im Dezember 2008 an, die später durch das Land übernommene Kernbohrung für 300.000 Euro ebenso vorzufinanzieren, wie eventuelle Provisorien zur statischen Sicherung von Gebäuden.<ref name="donner1208" /> In den fünf Jahren zwischen September 2007 und 2012 verursachten die Risse städtische Ausgaben von 2,5 Millionen Euro.<ref name="ruther" /> Um einer [[Insolvenz]] zu entgehen, wurde diese zuletzt über Kredite finanziert.<ref name="ruther" /> So musste die Gemeinde im November 2011 1,2 Millionen Euro Fremdkapital aufnehmen, während andere Gemeinden den wirtschaftlichen Aufschwung zum Schuldenabbau nutzen konnten.<ref>Alexander Huber: ''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/finanzieller-kraftakt-die-aufarbeitung-der-hebungen--55727974.html Staufen: Staufen: Finanzieller Kraftakt: Die Aufarbeitung der Hebungen]'', Badische Zeitung, 12. Februar 2012, abgerufen am 1. April 2013</ref>


Schätzungen nennen einen reinen Gebäudeschaden von bis zu 50&nbsp;Millionen&nbsp;Euro.<ref name="huber0912">Alexander Huber: ''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/schlichtung-in-staufen-soll-streit-um-gebaeuderisse-vermeiden--63822380.html Staufen: Vertragsunterzeichnung: Schlichtung in Staufen soll Streit um Gebäuderisse vermeiden]'', Badische Zeitung, 17. September 2012, abgerufen am 8. März 2013</ref> Welchen Anteil davon die Stadtverwaltung zu tragen hat, war im Februar 2013 noch ungeklärt. Es wurde allerdings ein baldiges Spitzentreffen mit Vertretern des Landkreistages, des Städte- und des Gemeindetages sowie Vertretern aus dem Innen-, Umwelt- und Finanzministerium angekündigt, auf dem diese Frage erörtert werden soll.<ref name="pm0213" /><ref name="ruther" />{{Zukunft|2013|4}}
Schätzungen nennen einen reinen Gebäudeschaden von bis zu 50&nbsp;Millionen&nbsp;Euro.<ref name="huber0912">Alexander Huber: ''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/schlichtung-in-staufen-soll-streit-um-gebaeuderisse-vermeiden--63822380.html Staufen: Vertragsunterzeichnung: Schlichtung in Staufen soll Streit um Gebäuderisse vermeiden]'', Badische Zeitung, 17. September 2012, abgerufen am 8. März 2013</ref> Welchen Anteil davon die Stadtverwaltung zu tragen hat, war im April 2013 noch ungeklärt.<ref name="pe_04_13"/> Für den 2. Mai wurde allerdings ein Spitzentreffen mit Vertretern des Landkreistages, des Städte- und des Gemeindetages sowie Vertretern aus dem Innen-, Umwelt- und Finanzministerium angekündigt, auf dem diese Frage erörtert werden soll.<ref name="pm0213">''[http://www.staufen.de/aktuelles-nachrichten/hebungsrisse/presseerklaerung-zu-den-hebungsrissen~164878/ Presseerklärung zu den Hebungsrissen]'', staufen.de, 21. Februar 2013, abgerufen am 8. März 2013</ref><ref name="ruther" />{{Zukunft|2013|5}}


=== Land Baden-Württemberg ===
=== Land Baden-Württemberg ===
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Zu den Spendern zählen neben Privatpersonen und Unternehmen auch Gemeinden, wie [[Breisach am Rhein]] (2012)<ref>''[http://www.badische-zeitung.de/breisach/eine-geste-der-solidaritaet--60898389.html Breisach: Eine Geste der Solidarität]'', Badische Zeitung, 23. Juni 2012, abgerufen am 21. März 2013</ref> und [[Oberried (Breisgau)|Oberried]] (2013).<ref>''[http://www.badische-zeitung.de/oberried/risse-oberried-hilft-staufen--67954506.html Oberried: Risse: Oberried hilft Staufen]'', Badische Zeitung, 9. Januar 2013, abgerufen am 21. März 2013</ref>
Zu den Spendern zählen neben Privatpersonen und Unternehmen auch Gemeinden, wie [[Breisach am Rhein]] (2012)<ref>''[http://www.badische-zeitung.de/breisach/eine-geste-der-solidaritaet--60898389.html Breisach: Eine Geste der Solidarität]'', Badische Zeitung, 23. Juni 2012, abgerufen am 21. März 2013</ref> und [[Oberried (Breisgau)|Oberried]] (2013).<ref>''[http://www.badische-zeitung.de/oberried/risse-oberried-hilft-staufen--67954506.html Oberried: Risse: Oberried hilft Staufen]'', Badische Zeitung, 9. Januar 2013, abgerufen am 21. März 2013</ref>


Mitte März 2013 befanden sich in der Stiftungskasse nach Abzug aller Aufwendungen 420.000 Euro.<ref name="rutherhuber">Rainer Ruther, Alexander Huber: ''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/staufen-realisiert-2013-zahlreiche-bauprojekte--70079165.html Staufen: Staufen: Staufen realisiert 2013 zahlreiche Bauprojekte]'', Badische Zeitung, 17. März 2013, abgerufen am 1. April 2013</ref> Der Lagerbestand an Steinkrügen betrug noch 2900 Exemplare,<ref name="rutherhuber" /> von ursprünglichen 5000.<ref>Ralf Deckert: ''[http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.geothermie-noch-zu-wenig-spenden-fuer-staufen.e77dc5e4-9923-4575-acc7-15a92425d955.html Geothermie: Noch zu wenig Spenden für Staufen]'', Schwarzwälder Bote, 29. Juni 2011, abgerufen am 1. April 2013</ref> Die Mannschaft des [[SC Freiburg]] signierte 30 der Steinkrüge, die seit März von der Stiftung online versteigert werden.<ref>''[http://www.staufenstiftung.de/download/Staufenstiftung_Pressemit_Auktion_SCF.pdf Versteigerungvon handsignierten Staufenkrügen] (PDF; 594&nbsp;kB)'', Pressemeldung, abgerufen am 1. April 2013</ref>
Mitte März 2013 befanden sich in der Stiftungskasse nach Abzug aller Aufwendungen 420.000 Euro.<ref name="rutherhuber">Rainer Ruther, Alexander Huber: ''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/staufen-realisiert-2013-zahlreiche-bauprojekte--70079165.html Staufen: Staufen: Staufen realisiert 2013 zahlreiche Bauprojekte]'', Badische Zeitung, 17. März 2013, abgerufen am 1. April 2013</ref> Der Lagerbestand an Steinkrügen betrug noch 2900 Exemplare,<ref name="rutherhuber" /> von ursprünglichen 5000.<ref>Ralf Deckert: ''[http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.geothermie-noch-zu-wenig-spenden-fuer-staufen.e77dc5e4-9923-4575-acc7-15a92425d955.html Geothermie: Noch zu wenig Spenden für Staufen]'', Schwarzwälder Bote, 29. Juni 2011, abgerufen am 1. April 2013</ref> Die Mannschaft des [[SC Freiburg]] signierte 30 der Steinkrüge, die zwischen März und Mai online von der Stiftung versteigert wurden.<ref>''[http://www.staufenstiftung.de/download/Staufenstiftung_Pressemit_Auktion_SCF.pdf Versteigerungvon handsignierten Staufenkrügen] (PDF; 594&nbsp;kB)'', Pressemeldung, abgerufen am 1. April 2013</ref>


== Gerichtsverfahren ==
== Gerichtsverfahren ==
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== Rezeption ==
== Rezeption ==
Die Staufener Hebungsrisse erfuhren am Anfang eine hohe Medienpräsenz, was dadurch begünstigt wurde, dass Bürgermeister Benitz sich für eine möglichst schnelle und ungefilterte Informationspolitik entschied und monatliche Pressekonferenzen veranstaltete.<ref name="huber"/> Auch überregionale Medien berichteten, so z.B. [[Die Welt]],<ref name="welt">Marco Lauer: ''[http://www.welt.de/vermischtes/article4377356/Warum-die-Erde-unter-Staufen-aufquillt-wie-Hefeteig.html Gefährliche Erdwärme: Warum die Erde unter Staufen aufquillt wie Hefeteig]'', welt.de, 23. August 2009, abgerufen am 1. April 2013</ref> [[Spiegel Online]]<ref>Jens Lubbadeh: ''[http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/nach-erdwaerme-bohrung-eine-stadt-zerreisst-a-589944.html Nach Erdwärme-Bohrung: Eine Stadt zerreißt]'', spiegel.de, 15. November 2008, abgerufen am 20. Mai 2013</ref> und die [[WDR]]-Sendung [[Quarks & Co]].<ref>''[http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2009/0505/005_einsturzgefahr.jsp Staufen &#8211; die Geister, die ich rief ...]'', wdr.de, Sendung vom 5. Mai 2009, abgerufen am 20. Mai 2013</ref> Einige Meldungen wiesen auf die Ironie der Hebungsrissen in Staufen als Sterbeort des [[Johann Georg Faust]] hin.<ref name="huber"/> Die Badische Zeitung sprach von einem ''Risse-Drama''<ref name="huber"/> und einer ''Risse-Krise'',<ref name="chronik"/> die Grünen-Politikerin Bärbl Mielich von einer ''Hebungs-Katastrophe''.<ref>''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/mielich-land-bewegt-sich--31463541.html Staufen: Mielich: "Land bewegt sich"]'', Badische Zeitung, 26. Mai 2010, abgerufen am 20. Mai 2013</ref> und die Zeitung Die Welt verglich den Boden unter der Stadt mit einem aufquellenden [[Hefeteig]].<ref name="welt"/>
Die Staufener Hebungsrisse erfuhren am Anfang eine hohe Medienpräsenz, was dadurch begünstigt wurde, dass Bürgermeister Benitz sich für eine möglichst schnelle und ungefilterte Informationspolitik entschied und monatliche Pressekonferenzen veranstaltete.<ref name="huber" /> Auch überregionale Medien berichteten, so z.B. [[Die Welt]],<ref name="welt">Marco Lauer: ''[http://www.welt.de/vermischtes/article4377356/Warum-die-Erde-unter-Staufen-aufquillt-wie-Hefeteig.html Gefährliche Erdwärme: Warum die Erde unter Staufen aufquillt wie Hefeteig]'', welt.de, 23. August 2009, abgerufen am 1. April 2013</ref> [[Spiegel Online]]<ref>Jens Lubbadeh: ''[http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/nach-erdwaerme-bohrung-eine-stadt-zerreisst-a-589944.html Nach Erdwärme-Bohrung: Eine Stadt zerreißt]'', spiegel.de, 15. November 2008, abgerufen am 20. Mai 2013</ref> und die [[WDR]]-Sendung [[Quarks & Co]].<ref>''[http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2009/0505/005_einsturzgefahr.jsp Staufen die Geister, die ich rief ...]'', wdr.de, Sendung vom 5. Mai 2009, abgerufen am 20. Mai 2013</ref> Einige Meldungen wiesen auf die Ironie der Hebungsrissen in Staufen als Sterbeort des [[Johann Georg Faust]] hin.<ref name="huber" /> Die Badische Zeitung sprach von einem ''Risse-Drama''<ref name="huber" /> und einer ''Risse-Krise'',<ref name="chronik" /> die Grünen-Politikerin Bärbl Mielich von einer ''Hebungs-Katastrophe''.<ref>''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/mielich-land-bewegt-sich--31463541.html Staufen: Mielich: "Land bewegt sich"]'', Badische Zeitung, 26. Mai 2010, abgerufen am 20. Mai 2013</ref> und die Zeitung Die Welt verglich den Boden unter der Stadt mit einem aufquellenden [[Hefeteig]].<ref name="welt" />


Während die Medien größtenteils die Dramatik der Ereignisse hervorhoben, äußerte sich der [[Hydrogeologie|Hydrogeologe]] Nico Goldscheider zusammen mit dem Geologen und [[Geophysik]]er Timothy D. Bechtel im Frühjahr kritisch zur Lage in Staufen: Nach Meinung dieser Autoren wurde bei den Arbeiten vorhandenes geologisches und [[Geotechnik|geotechnisches]] Wissen ignoriert, was zu einem vorhersehbaren und verhinderbaren Desaster geführt habe. Sie kritisieren zudem das Gutachten von Schad, in dem die [[Stochastik#Angabe von Wahrscheinlichkeiten|Wahrscheinlichkeit]] der Bohrungen als Ursache im Vergleich zu natürlichen Ursachen mit 2:1 beziffert wurde. Dieser Quote fehle jegliche Grundlage. Zudem sei es für die Hauseigentümer nicht hilfreich, dass das Bohrverfahren Stand der Technik gewesen sei. Sollte dies wirklich Stand der Technik sein, so die Autoren, kann etwas damit nicht in Ordnung sein.<ref>{{Literatur | Autor=
Infolge der Berichterstattung kam es zu einem Zulauf an Schaulustigen und Geologen.<ref name="welt"/><ref>Birgit Fritz:''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/touristen-besichtigen-die-staufener-risse--14097814.html Staufen: Magnet für Schaulustige: Touristen besichtigen die Staufener Risse]'', Badische Zeitung, 21. April 2009, abgerufen am 20. Mai 2013</ref>
Nico Goldscheider, Timothy D. Bechtel| Herausgeber= International Association of Hydrogeologists | Titel=Editors’ message: The housing crisis from underground - damage to a historic town by geothermal drillings through anhydrite, Staufen, Germany| Sammelwerk=Hydrogeology Journal | WerkErg= | Reihe= | Band= | Nummer=17 | Auflage= | Verlag=Springer | Ort= | Jahr= 2009| Monat=3 | Seiten=491–493|ISSN=1431-2174 | Online=[http://doc.rero.ch/record/18194/files/Goldscheider_Nico_-_Editor_s_message_The_housing_crisis_from_underground_20100511.pdf online] | arxiv= | DOI=10.1007/s10040-009-0458-7 | Zugriff=2013-05-21 }}</ref>


Staufen wurde seither mehrfach als Beispiel angeführt, um die Gefahren von Bohrungen in den Gipskeuper darzustellen. Dies konnte in der Debatte um das Bahnprojekt [[Stuttgart 21]] beobachtet werden, im Zuge dessen Tunnelbauarbeiten ebenfalls trockener Anhydrit angebohrt werden soll.{{Zukunft|2021|12}}<ref>Philipp Schlittenhardt:''[http://www.badische-zeitung.de/bildung-wissen-1/staufen-auf-salz-gebaut--38961290.html Bildung & Wissen: Staufen: Auf Salz gebaut]'', Badische Zeitung, 18. Dezember 2010, abgerufen am 20. Mai 2013</ref><ref>''[http://www.merkur-online.de/aktuelles/politik/gutachter-bewertetrisiko-stuttgart-21-tunnel-1014984.html Gutachter bewertet Risiko für “Stuttgart 21“-Tunnel]'', merkur-online.de, 20. November 2011, abgerufen am 20. Mai 2013</ref>
Staufen wurde seither mehrfach als Beispiel angeführt, um die Gefahren von Bohrungen in den Gipskeuper darzustellen. Dies konnte in der Debatte um das Bahnprojekt [[Stuttgart 21]] beobachtet werden, im Zuge dessen Tunnelbauarbeiten ebenfalls trockener Anhydrit angebohrt werden soll.{{Zukunft|2021|12}}<ref>Philipp Schlittenhardt:''[http://www.badische-zeitung.de/bildung-wissen-1/staufen-auf-salz-gebaut--38961290.html Bildung & Wissen: Staufen: Auf Salz gebaut]'', Badische Zeitung, 18. Dezember 2010, abgerufen am 20. Mai 2013</ref><ref>''[http://www.merkur-online.de/aktuelles/politik/gutachter-bewertetrisiko-stuttgart-21-tunnel-1014984.html Gutachter bewertet Risiko für “Stuttgart 21“-Tunnel]'', merkur-online.de, 20. November 2011, abgerufen am 20. Mai 2013</ref> Infolge der Berichterstattung kam es zudem zu einem Zulauf an Schaulustigen und Geologen.<ref name="welt" /><ref>Birgit Fritz:''[http://www.badische-zeitung.de/staufen/touristen-besichtigen-die-staufener-risse--14097814.html Staufen: Magnet für Schaulustige: Touristen besichtigen die Staufener Risse]'', Badische Zeitung, 21. April 2009, abgerufen am 20. Mai 2013</ref>


Das baden-württembergische Umweltministerium erklärte im Juli 2009 auf eine Anfrage der SPD-Fraktion unter [[Claus Schmiedel]], dass das Verhältnis von bekannten Schadensfällen zu den damals existierenden 14.775 Geothermie-Bohrungen (davon zwölf in Staufen)<ref name="welt"/> gering sei. Zur Verhinderung vergleichbarer Probleme, existiert seit Februar 2009 in vergleichbaren Gebieten eine Bohrtiefenbegrenzung auf den Gipsspiegel.<ref>''[http://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP14/Drucksachen/4000/14_4923_D.pdf Verantwortlicher Umgang mit dem Ausbau der geo-thermischen Energieerzeugung in Baden-Württemberg] (PDF; 90&nbsp;kB)'', Landtag von Baden-Württemberg, 14. Wahlperiode, Drucksache 14/492329, 28. August 2009, abgerufen am 1. April 2013</ref>
Das baden-württembergische Umweltministerium erklärte im Juli 2009 auf eine Anfrage der SPD-Fraktion unter [[Claus Schmiedel]], dass das Verhältnis von bekannten Schadensfällen zu den damals existierenden 14.775 Geothermie-Bohrungen (davon zwölf in Staufen)<ref name="welt" /> gering sei. Zur Verhinderung vergleichbarer Probleme, existiert seit Februar 2009 in vergleichbaren Gebieten eine Bohrtiefenbegrenzung auf den Gipsspiegel.<ref>''[http://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP14/Drucksachen/4000/14_4923_D.pdf Verantwortlicher Umgang mit dem Ausbau der geo-thermischen Energieerzeugung in Baden-Württemberg] (PDF; 90&nbsp;kB)'', Landtag von Baden-Württemberg, 14. Wahlperiode, Drucksache 14/492329, 28. August 2009, abgerufen am 1. April 2013</ref> Im März 2010 verschärfte die nahe gelegene Stadt Freiburg ihre Richtlinien für Bohrungen unter 100&nbsp;m.<ref>Beate Beule:''[http://www.badische-zeitung.de/freiburg/freiburg-verschaerft-auflagen-fuer-geothermie-projekte--28420155.html Freiburg: Restrisiko: Freiburg verschärft Auflagen für Geothermie-Projekte]'', Badische Zeitung, 16. März 2010, abgerufen am 1. April 2013</ref> Im Jahr 2011 wurden nach Angaben des Umweltministeriums in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern deutlich weniger Erdwärmesondenanlagen in Betrieb genommen als in den Vorjahren.<ref name="perspektive">''[http://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP15/Drucksachen/1000/15_1607_D.pdf Perspektive und Nutzung der Geothermie in Baden-Württemberg]'', Landtag von Baden-Württemberg, 15. Wahlperiode, Drucksache 15/1607, 25. April 2012, abgerufen am 21. Mai 2013</ref>


Am 7. Oktober 2011 wurden durch das Umweltministerium die ''Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden'' (LQS EWS) eingeführt, die den ''Leitfaden zur Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden'' ablöste.<ref>''[http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/103295/ Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden (LQS EWS)]'', um.baden-wuerttemberg.de, abgerufen am 1. April 2013</ref> Im August 2012 berichtete das Ministerium von einer positiven Resonanz auf die landesweit gültigen Leitlinien. Die Leitlinien reduzierten die Risiken für neue Schadensfälle durch ihre geforderten Qualitätsstandards. Zudem sehe die Geothermiebranche die in den Leitlinien vorgeschriebene verschuldungsunabhängige Versicherung als Wettbewerbsvorteil.<ref name="perspektive"/> Die Leitlinien wurden im Wesentlichen in die [[Novelle (Recht)|Novelle]] des [[Wassergesetz Baden-Württemberg|Wassergesetzes]] übernommen, die am 15. Januar 2013 von der Landesregierung zur Anhörung freigegeben wurde.<ref>''[http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/landesregierung-bringt-novelle-des-wassergesetzes-auf-den-weg/ Landesregierung bringt Novelle des Wassergesetzes auf den Weg]'', baden-wuerttemberg.de, 15. Januar 2013, abgerufen am 6. April 2013</ref>
Im März 2010 verschärfte die nahe gelegene Stadt Freiburg ihre Richtlinien für Bohrungen unter 100&nbsp;m.<ref>Beate Beule:''[http://www.badische-zeitung.de/freiburg/freiburg-verschaerft-auflagen-fuer-geothermie-projekte--28420155.html Freiburg: Restrisiko: Freiburg verschärft Auflagen für Geothermie-Projekte]'', Badische Zeitung, 16. März 2010, abgerufen am 1. April 2013</ref>

Am 7. Oktober 2011 wurden durch das Umweltministerium die ''Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden'' (LQS EWS) eingeführt, die den ''Leitfaden zur Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden'' ablöste.<ref>''[http://www.um.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/103295/ Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden (LQS EWS)]'', um.baden-wuerttemberg.de, abgerufen am 1. April 2013</ref> Im August 2012 berichtete das Ministerium von einer positiven Resonanz auf die landesweit gültigen Leitlinien. Die Leitlinien reduzierten die Risiken für neue Schadensfälle durch ihre geforderten Qualitätsstandards. Zudem sehe die Geothermiebranche die in den Leitlinien vorgeschriebene verschuldungsunabhängige Versicherung als Wettbewerbsvorteil.<ref>''[http://www.euwid-energie.de/news/bioenergie/einzelansicht/archive/2012/august/Artikel/in-baden-wuerttemberg-rund-27000-erdwaermesonden-in-betrieb.html In Baden-Württemberg rund 27.000 Erdwärmesonden in Betrieb]'', euwid-energie.de, 20. August 2012, abgerufen am 1. April 2013</ref> Die Leitlinien wurden im Wesentlichen in die [[Novelle (Recht)|Novelle]] des [[Wassergesetz Baden-Württemberg|Wassergesetzes]] übernommen, die am 15. Januar 2013 von der Landesregierung zur Anhörung freigegeben wurde.<ref>''[http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/landesregierung-bringt-novelle-des-wassergesetzes-auf-den-weg/ Landesregierung bringt Novelle des Wassergesetzes auf den Weg]'', baden-wuerttemberg.de, 15. Januar 2013, abgerufen am 6. April 2013</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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* [http://www.staufen.de/aktuelles-nachrichten/hebungsrisse/ Pressemeldungen der Stadtverwaltung zu den Hebungsrissen]
* [http://www.staufen.de/aktuelles-nachrichten/hebungsrisse/ Pressemeldungen der Stadtverwaltung zu den Hebungsrissen]
* [http://www.lgrb.uni-freiburg.de/lgrb/home/schadensfall_staufen Pressemitteilungen des Regierungspräsidums Freiburg]
* [http://www.lgrb.uni-freiburg.de/lgrb/home/schadensfall_staufen Pressemitteilungen des Regierungspräsidums Freiburg]
* [http://www.wir-halten-staufen-zusammen.de/ ''Rettet Staufen: Initiative zum Erhalt der historischen Altstadt von Staufen im Breisgau'']


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Version vom 21. Mai 2013, 21:52 Uhr

Die Hebungsrisse in Staufen im Breisgau sind die Folge von Geothermiebohrungen, die im Jahr 2007 in dieser Stadt in Baden-Württemberg durchgeführt wurden. Die im selben Jahr entdeckten Geländehebungen im historischen Ortskern dauern bis heute an. Neben den Ereignissen in Staufen gab es vergleichbare Vorfälle durch Hebungen und Senkungen als Folge von Erdwärmebohrungen z.B. in Kamen im Ruhrgebiet sowie in Rudersberg im Rems-Murr-Kreis.

Riss zwischen Rathaus und Rathauscafe

Geschichte

Bohrungen

In den Jahren 2006 bis 2007 wurde das Staufener Rathaus aus dem 16. Jahrhundert renoviert und saniert.[1] Im Zuge der Arbeiten wurden unter anderem eine Heizanlage eingebaut, die mittels Geothermie die Räume im Winter beheizen und im Sommer kühlen sollte.[2]

Hierzu wurden zwischen 3. und 21. September 2007 sieben Sondierungsbohrungen (S1 bis S7) niedergebracht. Die ersten 14 Meter wurden mit einem Durchmesser von 161 mm gebohrt und als Standrohre ausgebaut. Ab dort wurde der Durchmesser auf 135 mm reduziert. Die Bohrungen waren jeweils für eine Tiefe von 140 Metern geplant und genehmigt worden. Während die Bohrlöcher S3 bis S7 die planmäßige Tiefe erreichten, stürzte das Bohrloch S1 auf den letzten 5 Metern ein, bevor die Geothermie-Sonden installiert worden waren. Das Bohrloch S2 stürzte vermutlich bereits ab 105 Metern Tiefe abwärts ein.[3] Die Bohrungen wurden als Imlochhammerbohrung unter der Verwendung von Druckluft als Bohrflüssigkeit durchgeführt.[4]

Ursache und Entdeckung

Wie sich später herausstellen sollte, hatten die Bohrungen eine Verbindung zwischen einer Schicht mit unter hohem Druck stehendem Grundwasser und einer darüber liegenden etwa 75 m[1] mächtigen Gipskeuperschicht geschaffen.[5] Durch die Wasseraufnahme hat der in der Gipskeuperschicht eingelagerte Anhydrit begonnen, sich zu Gips umzuwandeln. Bei dieser Umwandlung kann sich das Volumen um bis zu 60% erhöhen.[6] Ist der lithostatische Druck des Gesteins über der Gipskeuperschicht kleiner als der Quelldruck des Anhydrits, kann dieser nicht kompensiert werden und wirkt sich auf die Erdoberfläche aus.[7]

Die Folgen dieser Ausdehnung, die auch als Salzsprengung[6] oder Gipskeuperquellen[8] bezeichnet wird, waren bereits kurz nach der Rathauseröffnung vom 21. September 2007 festzustellen, als feine Risse erkennbar waren, die irrtümlich zuerst der getrockneten, zuvor frisch aufgebrachten Farbe zugeschrieben wurden.[2] Vorkommen und Größe der Risse erhöhten sich und weiteten sich auf weitere Innenstadtgebäude aus.[2] Im Januar 2008 wurden 26 Messpunkte in der Stadt eingerichtet, um die Bewegung der Erdoberfläche erfassen zu können.[9] Anfangs hatte man vermutet, es handle sich um Absenkung der Erdoberfläche als Folge der Bohrungen, die sich jedoch im Verlauf der Messung größtenteils als Hebung erwies.[10] Im Mai 2008 wurden daher 21 weitere Messpunkte eingerichtet, denen später 10 zusätzliche folgten. Motiv für diese letzten Sonden waren die gemeldeten Schäden in größerer Entfernung zum Rathaus. Sie traten vor allem in der Mühlengasse und der Straße Auf dem Graben auf.[9] Auch die Lilienhofschule in 200 m Entfernung vom Rathaus meldete Schäden.[2]

Am Messpunkt in der Rathausgasse 8 konnte zwischen 14. Januar bis 19. August eine Hebung von 66 mm in sieben Monaten nachgewiesen werden,[9] was ungefähr einem Zentimeter pro Monat entsprach. Ungefähr 120 Häuser waren bereits beschädigt worden.[11]

Gutachten 2008

Im August 2008 wurde durch die Materialprüfanstalt der Universität Stuttgart ein Gutachten vorgelegt, das im Rahmen des Beweissicherungsverfahren seitens der Stadtverwaltung beauftragt worden war. Es kam zu dem Schluss, dass die Sondierungen als Grund für die Hebung wahrscheinlich, jedoch nicht erwiesen sind. Dass eine sorgfältigere, jedoch kostenintensivere Arbeitsweise durch den Bauunternehmer die Hebung verhindert hätte, konnte nicht nachgewiesen werden. Ebenso wird das Bohrverfahren mit Imlochhammer und Luftspülung als Stand der Technik bezeichnet.

Im Gegensatz dazu gäbe es derzeit kein Verfahren zum Stoppen der Hebung, das ebenfalls als Stand der Technik bezeichnet werden könne. Die Sonden 2 und 7 sollten nicht in den Heizkreislauf eingebaut werden, sondern durch Injektionen aus den Sondenrohren oder durch Vereisen und späteres Verpressen den wahrscheinlich durchlässigen Ringraum verschließen. Die Vereisung sollte nach dem Gutachten für zwei Jahre betrieben werden. Sollte die Maßnahme erfolgreich sein, würde sich die Hebung pro Jahr um 15 bis 30 Prozent reduzieren.

Für das Rathaus und weitere akut betroffene Gebäude empfahl das Gutachten, noch im Jahr 2009 Stabilisierungsmaßnahmen vorzunehmen. Die Untergeschosse der Gebäude sollten über eine Sohlplatte zu einem möglichst stabilen Kasten ausgebaut werden. Damit könnten die Gebäude später über ein Verfahren, wie das Compensation Grouting korrigiert werden. Zusammenhängende Gebäude sollten getrennt werden, um gemeinsame Tragwände zu verhindern.

Es wurde darauf hingewiesen, dass der Hebungsprozess und das Entstehen damit verbundener Risse noch Jahrzehnte andauern könne, sie dabei jedoch langsamer werden sollten. Das Gutachten sieht die Kernproblemzone im Bereich zwischen Meiergasse, Jägergasse, Kirchstraße und Hauptstraße. Die Kirche würde vermutlich in den Hebungsbereich fallen, während dies bei den Schäden aus der Lindenhofschule eher bezweifelt wurde. Für beide Gebäude sollten weitere Gutachten folgen. Nach Erfüllung zusätzlicher Anforderungen könne die Anlage im Rathaus jedoch in Betrieb genommen werden, da diese keine Auswirkungen auf den Quellprozess haben dürfte. Das Rathaus wird inzwischen jedoch wieder mit einer Gasheizung beheizt.[2]

Gegenmaßnahmen

Im Dezember 2008 wurde für den Februar des folgenden Jahres eine Kernbohrung angekündigt, die in Rathausnähe weitere Erkenntnisse zu den Vorgängen unter der Erde bringen sollte.[12] Anfang März wurde mit der Bohrung begonnen, die innerhalb von sechs bis acht Wochen in den Lettenkeuper in 140 m Tiefe vorstoßen sollte.[13] Bereits zwei Wochen nach Beginn der Bohrung wurde klar, dass sich Erkundungsbohrungen und das Sondenfeld wegen einer tektonischen Verwerfung auf zwei geologisch verschiedenen Erdschollen befanden. Daher wurde mit einer zweiten Bohrung in kürzerer Entfernung zum Sondenfeld begonnen.[14] Mitte Juli befand sich der Bohrkopf erst bei ungefähr 100 m.[15] Im September 2009 war die gewünschte Tiefe erreicht.[16]

Im Verlauf der Bohrungen war man auf eines der Bohrlöcher für die Geothermiesonden gestoßen und hatte dabei Qualitätsmängel am Zement entdeckt, der für die Abdichtung verwendet worden war.[17] Zudem wiesen die Bohrlöcher bis zu 20 m Abweichung von der Lotrechten auf, wie die Messung mit einer eigens für diesen Zweck entwickelten Messsonde ergab. Dadurch konnte keine präzise Überbohrung mit einem größeren Durchmesser durchgeführt werden, um die undichten Bohrlöcher abzudichten.[18]

Stattdessen kam ein ebenfalls extra für diesen Zweck entwickeltes Verfahren zum Einsatz, um die nachträgliche Ringraumabdichtung der Erdwärmesondenbohrungen durchzuführen. Nachdem die Schläuche der Sonden gezielt perforiert worden waren, wurde Spezialzement in den Ringraum und das umliegende Gebirge eingepresst.[18] Bis Mitte Dezember 2009[19] waren alle sieben Bohrlöcher im unteren Bereich mit Beton abgedichtet, wobei eine Sonde im Vergleich zu den anderen mit 1000 Litern ungefähr die zehnfache Menge an Zement im unteren Bereich aufnahm.[19] Insgesamt bedurfte es 8000 Liter Zement, um dieses siebte Bohrloch abzudichten.[5] Parallel dazu hatte man die Erkundungsbohrung hinter dem Rathaus zu einem Brunnen umgebaut, um einen Teil des gespannten Grundwassers abzupumpen.[20][18]

Auf einer Informationsveranstaltung als vorläufigem Schlusspunkt seiner Analysen konnte das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Februar 2010 von sinkenden Temperaturen an Stellen berichten, an denen zuvor ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen worden waren. Da man die höheren Temperaturen als Zeichen der Gips-Quellaktivität betrachtet, ging man davon aus, dass die Abdichtungsmaßnahmen wirksam waren und der permanente Pumpenbetrieb zudem zur Senkung des Grundwasserspiegels beitragen würde.[18] Zudem sei der Bereich der stärksten Hebungen kleiner geworden.[5] Im Juli 2010 kamen zu den inzwischen beschädigten 267 Gebäuden keinen neuen Gebäude mehr dazu.[21] Bis Oktober 2010 waren 268 Häuser betroffen, davon 127 besonders stark beschädigte, die regelmäßig von einem Büro für Baukonstruktionen überwacht werden.[22] Die Hebungsgeschwindigkeit hatte sich bis September 2010 um durchschnittlich 16 % reduziert.[23]

Im September 2010 wurde für ca. 370.000 Euro mit dem Bau eines zweiten Brunnens zur Grundwasserentnahme begonnen,[23] der im März 2011 in Betrieb ging. Statt der ursprünglich geplanten 160 m Tiefe,[23] betrug die Endtiefe nur 127 m, da die dort vorgefundene Wassermenge als ausreichend betrachtet wurde.[24]

Im September 2012, fünf Jahre nach Neueröffnung des Rathauses, betrug die Hebungsgeschwindigkeit im Kernbereich noch 3 mm pro Monat.[2] Im Dezember 2012 wurde bekannt, dass das ehemalige Wasserwerk der Stadt nicht mehr gerettet werden könne und im Jahr 2013[veraltet] abgerissen werden soll.[25] Bereits im November 2009 war das Stadtbauamt wegen Einsturzgefahr geräumt worden.[22] Es wird jedoch vorerst nicht abgerissen, um als Demonstrationsobjekt zu dienen.[26]

Die letzte Hebungsmessung fand im April 2013 statt. Die Hebungsgeschwindigkeit hatte weiter abgenommen, jedoch geringer als in den ersten beiden Jahren nach Abschluss der Abwehrmaßnahmen.[27] Die nächsten Messungen sind für Juli[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}} und Oktober 2013[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}} sowie für März,[veraltet] Juli[veraltet] und Oktober 2014[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}} geplant.[27] Weitere Messergebnisse ließen vermuten, dass derzeit keine zusätzliche Umwandlung von Anhydrit in Gips im Gange ist und die Abdichtungsmaßnahmen erfolgreich waren.[27]

Finanzielle Hilfe

Stadt Staufen

Die Stadt kündigte im Dezember 2008 an, die später durch das Land übernommene Kernbohrung für 300.000 Euro ebenso vorzufinanzieren, wie eventuelle Provisorien zur statischen Sicherung von Gebäuden.[12] In den fünf Jahren zwischen September 2007 und 2012 verursachten die Risse städtische Ausgaben von 2,5 Millionen Euro.[26] Um einer Insolvenz zu entgehen, wurde diese zuletzt über Kredite finanziert.[26] So musste die Gemeinde im November 2011 1,2 Millionen Euro Fremdkapital aufnehmen, während andere Gemeinden den wirtschaftlichen Aufschwung zum Schuldenabbau nutzen konnten.[28]

Schätzungen nennen einen reinen Gebäudeschaden von bis zu 50 Millionen Euro.[29] Welchen Anteil davon die Stadtverwaltung zu tragen hat, war im April 2013 noch ungeklärt.[27] Für den 2. Mai wurde allerdings ein Spitzentreffen mit Vertretern des Landkreistages, des Städte- und des Gemeindetages sowie Vertretern aus dem Innen-, Umwelt- und Finanzministerium angekündigt, auf dem diese Frage erörtert werden soll.[30][26][veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}}

Land Baden-Württemberg

Der Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Ernst Pfister kündigte im Februar 2009 an, dass das Land die Erkundungsbohrung mit 300.000 Euro bezahlen würde, man jedoch bei höheren Kosten nochmals verhandeln müsse. Zudem deutete er an, dass das Land Bankbürgschaften für Kredite zur Durchführung unaufschiebbarer Sanierungen übernehmen und zudem über Konjunkturprogramme helfen könnte.[31]

Bis zum Oktober 2009 ging eine erste Zahlung des Landes von 614.000 Euro bei der Stadtverwaltung ein.[32] Im Dezember 2009 wurde eine Hilfe für Staufen in Höhe von 2 Millionen Euro aus dem Kommunalen Investitionsfonds beschlossen.[33] Im Januar 2011 hatte das Land insgesamt 3,6 Millionen Euro für die Erkundung und Sanierung des Sondenfelds bereitgestellt sowie eine weitere Million für die Schlichtungsstelle.[34] Am 2. Februar 2011 wurden mit dem Dritten Nachtragshaushalt 2011 weitere 2 Millionen Euro zur Unterstützung der Stadt Staufen freigegeben.[35]

Am 15. Februar 2012 wurde zudem geregelt, „dass 50 Prozent des Betrags, den das Land im Einvernehmen mit den kommunalen Landesverbänden der Stadt Staufen nach Abzug der von der Stadt zu tragenden Eigenbeteiligung für Sanierungsmaßnahmen zur Bewältigung der Hebungskatastrophe gewährt“ aus dem kommunalen Finanzausgleich kommen.[36]

Bis zum September 2012 hatte das Land von 6,1 Millionen Euro, die die Krise bereits gekostet hatte, 4,1 Millionen übernommen.[29]

Schlichtung und Interessengemeinschaft

Bereits im Oktober 2008 hatte Bürgermeister Michael Benitz erklärt, er wünsche sich eine politische Lösung bei der Behebung der Hebungsschäden. Das Land solle alle beteiligten Parteien an einen Tisch bringen und ihnen eine einvernehmliche, nichtjuristische Lösung des Problems anbieten. An dessen Ende sollte laut Benitz ein Fonds stehen, in den alle einzahlen und aus dem alle Rechnungen zwecks der Sanierung von Häusern bezahlt werden können.[37]

Im Sommer 2010 wurden mehrere Mitglieder der Schlichtungsstelle berufen und eine Schlichtungsordnung vom Gemeinderat verabschiedet.[21] Diese wurde am 22. September 2010 im Beisein von Staatsminister Helmut Rau unterzeichnet. Als Vorsitzender der Schlichtungsstelle wurde Jochen Teigeler eingesetzt, der bis zum Mai 2010 Präsident des Landgerichts Freiburg gewesen war. Der Bad Krotzinger Ingenieur Hans-Eckart Zipfel wurde sein Stellvertreter.[38] Zur Unterstützung der Schlichtungsstelle wurde eine Stelle im Staufener Bauamt ausgeschrieben, die jedoch bei Unterzeichnung noch nicht besetzt war.[23] Das Land sorgte mit einer Million für die finanzielle Ausstattung der Schlichtungsstelle, unterschrieb jedoch nicht die Schlichtungsordnung, um keine rechtliche Verpflichtung zu erzeugen.[21]

Vertragspartner der Stadt war die vermutlich im Jahr 2009 gegründete[39] Interessengemeinschaft der Riss-Geschädigten (IGR). Bei ihr handelt es sich um eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, die nach eigenen Angaben rund 90% der schwer betroffenen Gebäude in der Staufener Innenstadt vertritt.[40]

Im Oktober 2010 lag der Schlichtungsstelle, die auf Sofortmaßnahmen beschränkt war,[41] nur ein Antrag auf Übernahme der Kosten einer Reparatur vor. Dies führte der Bürgermeisterstellvertreter Helmut Zimmermann darauf zurück, dass das städtische Bauamt sämtliche dringenden Arbeiten bereits durchgeführt hatte.[22]

Im Beisein von Staatsministerin Silke Krebs (CDU) sowie der Abgeordneten Bärbl Mielich (Bündnis 90/Die Grünen) und Christoph Bayer (SPD) wurde am 17. September die Schlichtungsordnung für die Regulierung der Schäden unterzeichnet.[29] Sie gilt vorerst für ein Jahr.[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}} Die Gültigkeit verlängert sich jedoch automatisch um ein weiteres Jahr, falls die Vertrag nicht drei Monate vor Ablauf[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}} von einer der beiden Vertragsparteien gekündigt wird.[42]

Bis zum 17. September waren 68 Sofortmaßnahmen über die Schlichtungsstelle nach der ersten Schlichtungsordnung durchgeführt worden.[29] Im Rahmen der zweiten Schlichtungsordnung waren bis zum Februar 2013 90 Anträge eingegangen, von denen der Großteil abgewickelt wurde. Dabei war rund eine halbe Million Euro ausgezahlt worden.[26]

Initiative

Der 1977 gegründete Verein Arbeitskreis Staufener Stadtbild e. V. rief im April 2009 zu einer Spendenaktion auf. Laut Angaben des Vorsitzenden Konstantin Technau sei dies über die Vereinssatzung gedeckt, man müsse jedoch noch prüfen, ob die Spenden steuerlich absetzbar sind.[43] Der Verein ist Teil der Initiative Wir halten Staufen zusammen, die sich im Frühjahr/Sommer 2009 zur Spendensammlung bildete. Es wurde eine Webseite erstellt und ein Informationsstand in der Innenstadt betrieben.[44] Auf einer Webseite kündigte sie u.a. an, historische Dachziegel aus der Altstadt verkaufen zu wollen. Der Preis bestimme sich nach der Anzahl beschädigter Häuser.[45]

Stiftung

Riss zwischen Rathaus und Rathaus-Cafe mit Rissverschluss „Staufen darf nicht zerbrechen“

Im Dezember 2009 beschloss der Staufener Gemeinderat die Satzung der „Stiftung zur Erhaltung der Historischen Altstadt in Staufen i.Br.“,[19] die am 13. Januar 2010 gegründet wurde.[46] Für das Kuratorium konnten folgende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gewonnen werden: Erwin Teufel, Klaus Mangold, Christian Hodeige, Christian Nienhaus, Alexander von Vegesack und Jochen Glaeser.[47]

Die Stiftung sammelt unter dem Motto „Staufen darf nicht zerbrechen“ Spenden, beispielsweise durch Benefizkonzerte, Kunstauktionen und den Verkauf diverser Merchandising-Artikel, auf denen Risse zu sehen sind, die von einem roten Band/Pflaster überklebt bzw. zusammengehalten werden. So erschien eine Sonderbriefmarke, die allerdings nur in lokalen und regionalen Geschäften, Banken und Winzergenossenschaften zu kaufen ist,[48] sowie ein limitierter Krug der Majolika-Manufaktur in Karlsruhe.[49]

Auch wenn es nicht gelang, den Altbundeskanzler Gerhard Schröder für das Kuratorium zu gewinnen,[50] war er einer der Prominenten, die im Rahmen einer Anzeigenkampagne für die Stiftung warben. Weitere Persönlichkeiten der Kampagne waren Ulrich Wickert, Peter Boudgoust, Cherno Jobatey, Frank Elstner, Tomi Ungerer, Tony Marshall sowie die Radiomoderatoren Sascha Zeus und Michael Wirbitzky. Zu den Spendern zählen neben Privatpersonen und Unternehmen auch Gemeinden, wie Breisach am Rhein (2012)[51] und Oberried (2013).[52]

Mitte März 2013 befanden sich in der Stiftungskasse nach Abzug aller Aufwendungen 420.000 Euro.[53] Der Lagerbestand an Steinkrügen betrug noch 2900 Exemplare,[53] von ursprünglichen 5000.[54] Die Mannschaft des SC Freiburg signierte 30 der Steinkrüge, die zwischen März und Mai online von der Stiftung versteigert wurden.[55]

Gerichtsverfahren

Im Frühjahr 2009 richtete die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvira Drobinski-Weiß eine Anfrage an die Bundesregierung, wer für solche Schäden, wie die in Staufen haftet. Michael Müller, der parlamentarische Staatssekretär des Bundesumweltministeriums, antwortete, dass es kein besonderes Haftungsrecht für die oberflächennahe Geothermienutzung gäbe und sich ein Anspruch auf Schadensersatz nach dem allgemeinen Schadensersatzrecht zu richten habe.[56]

Im Februar 2010 verklagte der Staufener Hausbesitzer Claus Hermann[57] vor dem Freiburger Landgericht (Aktenzeichen 14 O 471/08) die Stadt Staufen und später zusätzlich das Land Baden-Württemberg auf Schadensersatz, da dieses seiner Meinung nach die Bohrungen niemals hätte genehmigen dürfen. Das Land Baden-Württemberg verdoppelte die dreijährige reguläre Verjährungsfrist bis zum 31. Dezember 2013,[veraltet] um Klagen aus Zeitdruck zu verhindern.[58]

Die Stadt verkündete am 31. März 2010 dem Land den Streit und entschied sich, selbst eine isolierte Drittwiderklage auf Feststellung einzureichen. Diese richtete sich gegen die Wälderbau GmbH aus Schwarzenberg bei Bregenz, das Vörstetter Planungsbüro Hölken & Berghoff (GbR) sowie gegen das Planungsbüro Systherma aus Starzach-Felldorf[59][60] Auf eine Amtshaftungsklage gegen das Land verzichtete die Stadt zu diesem Zeitpunkt jedoch.[61]

Dennoch konnte Hermann seine Soforthilfemaßnahmen von der Schlichtungsstelle regulieren lassen. Henning von der Forst, einem zweiten Kläger, wurde dies verwehrt. Als Grund gab Bednatz den Zeitpunkt der Klage an, der in diesem Fall nach dem Beschluss zur Einrichtung der Schlichtungsstelle erfolgt war.[62]

Der Prozess zur Klage von Hermann begann am 28. September 2011 vor der 14. Zivilkammer des Freiburger Landgerichts.[63] Diese entschied am 4. November 2011, das Verfahren aufzuteilen, da sich die Zahl der beteiligten Parteien durch die zahlreichen Klageerweiterungen massiv erhöht hatte und elf Anwälte beteiligt waren.[64] Bei einem dieser Verfahren, das in den Medien als das einer Hauseigentümerin gegen die Stadt Staufen mit einem Streitwert von 400.000 Euro bezeichnet wird, handelt es sich um die ursprüngliche Klage Hermanns.[65] Ein weiteres Verfahren beinhaltet dessen Erweiterung auf das Land Baden-Württemberg sowie auf die Planungsbüros und das Bohrunternehmen.[64] Den größten Streitwert von 30 Millionen Euro besitzt das dritte abgetrennte Verfahren zwischen Stadt, Planern und Bohrunternehmen.[64]

Im September 2012 liefen noch zwei Gerichtsverfahren.[2]

Rezeption

Die Staufener Hebungsrisse erfuhren am Anfang eine hohe Medienpräsenz, was dadurch begünstigt wurde, dass Bürgermeister Benitz sich für eine möglichst schnelle und ungefilterte Informationspolitik entschied und monatliche Pressekonferenzen veranstaltete.[2] Auch überregionale Medien berichteten, so z.B. Die Welt,[66] Spiegel Online[67] und die WDR-Sendung Quarks & Co.[68] Einige Meldungen wiesen auf die Ironie der Hebungsrissen in Staufen als Sterbeort des Johann Georg Faust hin.[2] Die Badische Zeitung sprach von einem Risse-Drama[2] und einer Risse-Krise,[10] die Grünen-Politikerin Bärbl Mielich von einer Hebungs-Katastrophe.[69] und die Zeitung Die Welt verglich den Boden unter der Stadt mit einem aufquellenden Hefeteig.[66]

Während die Medien größtenteils die Dramatik der Ereignisse hervorhoben, äußerte sich der Hydrogeologe Nico Goldscheider zusammen mit dem Geologen und Geophysiker Timothy D. Bechtel im Frühjahr kritisch zur Lage in Staufen: Nach Meinung dieser Autoren wurde bei den Arbeiten vorhandenes geologisches und geotechnisches Wissen ignoriert, was zu einem vorhersehbaren und verhinderbaren Desaster geführt habe. Sie kritisieren zudem das Gutachten von Schad, in dem die Wahrscheinlichkeit der Bohrungen als Ursache im Vergleich zu natürlichen Ursachen mit 2:1 beziffert wurde. Dieser Quote fehle jegliche Grundlage. Zudem sei es für die Hauseigentümer nicht hilfreich, dass das Bohrverfahren Stand der Technik gewesen sei. Sollte dies wirklich Stand der Technik sein, so die Autoren, kann etwas damit nicht in Ordnung sein.[70]

Staufen wurde seither mehrfach als Beispiel angeführt, um die Gefahren von Bohrungen in den Gipskeuper darzustellen. Dies konnte in der Debatte um das Bahnprojekt Stuttgart 21 beobachtet werden, im Zuge dessen Tunnelbauarbeiten ebenfalls trockener Anhydrit angebohrt werden soll.[veraltet][71][72] Infolge der Berichterstattung kam es zudem zu einem Zulauf an Schaulustigen und Geologen.[66][73]

Das baden-württembergische Umweltministerium erklärte im Juli 2009 auf eine Anfrage der SPD-Fraktion unter Claus Schmiedel, dass das Verhältnis von bekannten Schadensfällen zu den damals existierenden 14.775 Geothermie-Bohrungen (davon zwölf in Staufen)[66] gering sei. Zur Verhinderung vergleichbarer Probleme, existiert seit Februar 2009 in vergleichbaren Gebieten eine Bohrtiefenbegrenzung auf den Gipsspiegel.[74] Im März 2010 verschärfte die nahe gelegene Stadt Freiburg ihre Richtlinien für Bohrungen unter 100 m.[75] Im Jahr 2011 wurden nach Angaben des Umweltministeriums in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern deutlich weniger Erdwärmesondenanlagen in Betrieb genommen als in den Vorjahren.[76]

Am 7. Oktober 2011 wurden durch das Umweltministerium die Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden (LQS EWS) eingeführt, die den Leitfaden zur Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden ablöste.[77] Im August 2012 berichtete das Ministerium von einer positiven Resonanz auf die landesweit gültigen Leitlinien. Die Leitlinien reduzierten die Risiken für neue Schadensfälle durch ihre geforderten Qualitätsstandards. Zudem sehe die Geothermiebranche die in den Leitlinien vorgeschriebene verschuldungsunabhängige Versicherung als Wettbewerbsvorteil.[76] Die Leitlinien wurden im Wesentlichen in die Novelle des Wassergesetzes übernommen, die am 15. Januar 2013 von der Landesregierung zur Anhörung freigegeben wurde.[78]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Vorgeschichte der Hebungsrisse, staufen.de, abgerufen am 6. März 2013
  2. a b c d e f g h i j Alexander Huber: Staufen: Zwischenbilanz: Risse-Drama dauert 5 Jahre – doch Staufen blickt nach vorn, Badische Zeitung, 22. September 2012, abgerufen am 6. März 2013
  3. Sass, Burbaum, 2010
  4. Auskunft von Ingo Sass auf Nachfrage per E-Mail, archiviert vom Support-Team im Ticket:2013042210009481
  5. a b c Hans Christof Wagner: Risse - Hoffnung in Staufen: Quellvorgänge lassen nach, Badische Zeitung, 23. Februar 2010, abgerufen am 17. Oktober 2010
  6. a b Herbert Louis, Klaus Fischer: Allgemeine Geomorphologie, De Gruyter, Berlin, New York, 1979, S. 121 f., Volltext/Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. Birgit Müller, Franz Schilling, Thomas Kohl: Antworten zu Fragen der Geothermie 2012 (PDF; 1,0 MB), Landesforschungszentrum Geothermie, Mai 2012, S. 14
  8. Schad, S. 7
  9. a b c Schad, S. 9
  10. a b Staufen: Hintergrund: Chronik: Staufens Risse-Krise, Badische Zeitung, 22. September 2012, abgerufen am 6. März 2013
  11. Staufen: Ausbreitung der Schäden in der Fauststadt: Dossier: Chronik der Risse in Staufen, Badische Zeitung, 21. April 2009, abgerufen am 7. März 2013
  12. a b Markus Donner: Staufen: Risse in der Staufener Altstadt: Kernbohrung soll Aufschluss bringen, Badische Zeitung, 18. Dezember 2008, abgerufen am 7. März 2013
  13. Markus Donner: Staufen: Heute beginnt in Staufen die Erkundungsbohrung, Badische Zeitung, 9. März 2009, abgerufen am 7. März 2013
  14. Staufen: Zur Klärung der Hebungsrisse in Staufen: Zweite Erkundungsbohrung notwendig, Badische Zeitung, 20. März 2009, abgerufen am 7. März 2013
  15. Schäden summieren sich auf 41 Millionen Euro, Badische Zeitung, 17. Juli 2009, abgerufen am 7. März 2013
  16. Staufen: Schäden in Staufen: Wie Bürgermeister Benitz Rissgeschädigten helfen will, Badische Zeitung, 12. September 2009, abgerufen am 7. März 2013
  17. Wulf Rüskamp: Südwest: Untergrund: Risse in Staufen: Ist die Bohrfirma schuld?, Badische Zeitung, 13. November 2009, abgerufen am 7. März 2013
  18. a b c d Quellvorgänge unter der Staufener Altstadt: Hebungen lassen nach, Regierungspräsidium Freiburg, Abt. 9 LGRB, 20. Februar 2010, abgerufen am 8. März 2013
  19. a b c Hans Christof Wagner: Staufen: Hoffnungsschimmer: Staufener Risse: Erde hebt sich langsamer, Badische Zeitung, 17. Dezember 2009, abgerufen am 7. März 2013
  20. Markus Donner: Staufen: Hinteres Rathaus soll abgerissen werden: Staufener Stadtbauamt räumt Gebäude, Badische Zeitung, 12. November 2009, abgerufen am 7. März 2013
  21. a b c Hans Christof Wagner: Staufen: Stabilisierung: Erstmals keine neuen Häuser in Staufen betroffen – Schlichterstelle besetzt, Badische Zeitung, 15. Juli 2010, abgerufen am 8. März 2013
  22. a b c Hans Christof Wagner: Keine Entwarnung in der Fauststadt - Risse in Staufen: Pumpen, reparieren und hoffen, Badische Zeitung, 17. Oktober 2010, abgerufen am 8. März 2012
  23. a b c d Hans Christof Wagner: Staufen: "Langsam, aber kontinuierlich", Badische Zeitung, 14. September 2010, abgerufen am 8. März 2013
  24. Hans Christof Wagner: Staufen: Brunnen geht in Betrieb, Badische Zeitung, 19. März 2011, abgerufen am 8. März 2013
  25. In Staufen ist ein zweites Haus nicht zu retten, Schwäbisches Tagblatt Tübingen, 24. Dezember 2012, abgerufen am 8. März 2013
  26. a b c d e Rainer Ruther: Staufen: Renovierungen nehmen Fahrt auf, Badische Zeitung, 23. Februar 2013, abgerufen am 8. März 2013
  27. a b c d Presseerklärung zu den Hebungsrissen, staufen.de, 25. April 2013, abgerufen am 21. Mai 2013
  28. Alexander Huber: Staufen: Staufen: Finanzieller Kraftakt: Die Aufarbeitung der Hebungen, Badische Zeitung, 12. Februar 2012, abgerufen am 1. April 2013
  29. a b c d Alexander Huber: Staufen: Vertragsunterzeichnung: Schlichtung in Staufen soll Streit um Gebäuderisse vermeiden, Badische Zeitung, 17. September 2012, abgerufen am 8. März 2013
  30. Presseerklärung zu den Hebungsrissen, staufen.de, 21. Februar 2013, abgerufen am 8. März 2013
  31. Markus Donner: Staufen: Wirtschaftsminister besichtigt Risse in der Altstadt: "Land lässt Staufen nicht im Stich", Badische Zeitung, 5. Februar 2009, abgerufen am 8. März 2013
  32. Ute Wehrle: Staufen: Lagebericht: Risse in Staufen: Keine Entwarnung durch Pumpen, Badische Zeitung, 15. Oktober 2009, abgerufen am 8. März 2013
  33. Roland Muschel: Südwest: Kommunaler Investitionsfonds: Land gibt Millionen für Staufen und Feldberg, Badische Zeitung, 8. Dezember 2009, abgerufen am 8. März 2013
  34. Hebungskatastrophe in Staufen: Abwehrmaßnahmen und Finanzierung der Schäden (PDF; 51 kB), Antrag der Abg. Bärbl Mielich u. a. GRÜNE und Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums, Landtag von Baden-Württemberg, 14. Wahlperiode, Drucksache 14/7377, 17. Dezember 2010, abgerufen am 8. März 2013
  35. Dritter Nachtragshaushalt 2011, fraktion.cdu-bw.de, 2. Februar 2011, abgerufen am 8. März 2013
  36. Haushaltsbegleitgesetz 2012 (PDF; 42 kB), Gesetzesbeschluss des Landtags von Baden-Württemberg, 15. Wahlperiode, Drucksache 15/1258, 15. Februar 2012, abgerufen am 8. März 2013
  37. Hans Christof Wagner: Kreis Breisgau-Hochschwarzwald: Staufen sucht eine politische Lösung, Badische Zeitung, 15. Oktober 2008, abgerufen am 8. März 2013
  38. Staufen: Ordnung ist unterzeichnet, Badische Zeitung, 23. September 2010, abgerufen am 8. März 2013
  39. Staufen: Landesvater besucht Risse: Oettinger stellt Staufen Millionenhilfe in Aussicht, Badische Zeitung.de, 9. August 2009, abgerufen am 8. März 2013
  40. Interessengemeinschaft der Riss-Geschädigten Staufen i. Br., abgerufen am 8. März 2013
  41. Alexander Huber: Staufen: "Streit unbürokratisch beilegen", Badische Zeitung, 24. September 2010, abgerufen am 8. März 2013
  42. Schlichtungsordnung für die Regulierung der Schäden durch die Geländehebungen und Geländeverschiebungen im Stadtgebiet der Stadt Staufen im Breisgau (PDF; 525 kB), 17. September 2012, abgerufen am 1. April 2013
  43. Markus Donner: Staufen: Aufruf des Arbeitskreises Staufener Stadtbild: Spendenaktion für Rissgeschädigte, Badische Zeitung, 14. April 2009, abgerufen am 8. März 2013
  44. Staufen: "Wir dulden nicht, dass Staufen auseinander bricht", Badische Zeitung, 17. Juli 2009, abgerufen am 8. März 2013
  45. Dachziegel /WHSZ-Uhren mit Originalstein der Staufener Rathaustreppe, wir-halten-staufen-zusammen.de, abgerufen am 8. März 2013
  46. Stiftung zur Erhaltung der Staufener Altstadt: Satzung, staufenstiftung.de, abgerufen am 8. März 2013
  47. Stiftung zur Erhaltung der Staufener Altstadt: Kuratorium, staufenstiftung.de, abgerufen am 8. März 2013
  48. Hans Christof Wagner: Sonderbriefmarken und mehr: So soll die Staufen-Stiftung helfen, Badische Zeitung, 9. November 2010, abgerufen am 8. März 2013
  49. staufenstiftung.de: Stiftung zur Erhaltung der Staufener Altstadt, Zugriff am 5. März 2011
  50. Alexander Huber: Altkanzler soll Staufener Altstadt helfen, 22. Oktober 2010, abgerufen am 23. Oktober 2010
  51. Breisach: Eine Geste der Solidarität, Badische Zeitung, 23. Juni 2012, abgerufen am 21. März 2013
  52. Oberried: Risse: Oberried hilft Staufen, Badische Zeitung, 9. Januar 2013, abgerufen am 21. März 2013
  53. a b Rainer Ruther, Alexander Huber: Staufen: Staufen: Staufen realisiert 2013 zahlreiche Bauprojekte, Badische Zeitung, 17. März 2013, abgerufen am 1. April 2013
  54. Ralf Deckert: Geothermie: Noch zu wenig Spenden für Staufen, Schwarzwälder Bote, 29. Juni 2011, abgerufen am 1. April 2013
  55. Versteigerungvon handsignierten Staufenkrügen (PDF; 594 kB), Pressemeldung, abgerufen am 1. April 2013
  56. Schriftliche Fragen mit den in der Woche vom 2. Juni 2009 eingegangenen Antworten der Bundesregierung (PDF; 1,2 MB), Deutscher Bundestag, 16. Wahlperiode, Drucksache 16/13307, 6. Juni 2009, abgerufen am 1. April 2013, S. 59
  57. Alexandra Sillgitt: Staufen: Risse: Staufen: Geschädigter Hausbesitzer verklagt Land, Badische Zeitung, 19. Februar 2010, abgerufen am 8. März 2013
  58. Ute Wehrle: Staufen: Staatsminister Helmut Rau in Staufen: Eine weitere Million Euro vom Land, Badische Zeitung, 20. Mai 2010, abgerufen am 18. März 2013
  59. Auszug aus der Niederschrift Nr. 03/ 2010 über die öffentliche Sitzung des Gemeinderates (PDF; 2,3 MB), 31. März 2010, abgerufen am 8. März 2013
  60. Roland Muschel und Franz Schmider: Südwest: Geothermie: Risse-Stadt Staufen verklagt Bohrfirma, Badische Zeitung, 15. Mai 2010, abgerufen am 8. März 2013
  61. Plenarprotokoll 14/92 (PDF; 1,3 MB), Landtag von Baden-Württemberg, 15. April 2010, abgerufen am 18. März 2013, S. 36
  62. Hans Christof Wagner: Staufen: Streit: Staufener Risse: Stadt zahlt wegen Klage Sicherung nicht, Badische Zeitung, 25. August 2010, abgerufen am 8. März 2013
  63. Risse in Staufen: Erster Prozess beginnt heute, neckar-chronik.de, 28. September 2011, abgerufen am 18. März 2013
  64. a b c Prozess um Staufener Risse - Landgericht stellt Fahrplan auf, Landgericht Freiburg, 4. November 2011, abgerufen am 18. März 2013
  65. Auskunft am 13. März 2013 per E-Mail im Support-Team-Ticket:2013031810011764 vom Sekretariat des Staufener Bürgermeisters erhalten.
  66. a b c d Marco Lauer: Gefährliche Erdwärme: Warum die Erde unter Staufen aufquillt wie Hefeteig, welt.de, 23. August 2009, abgerufen am 1. April 2013
  67. Jens Lubbadeh: Nach Erdwärme-Bohrung: Eine Stadt zerreißt, spiegel.de, 15. November 2008, abgerufen am 20. Mai 2013
  68. Staufen – die Geister, die ich rief ..., wdr.de, Sendung vom 5. Mai 2009, abgerufen am 20. Mai 2013
  69. Staufen: Mielich: "Land bewegt sich", Badische Zeitung, 26. Mai 2010, abgerufen am 20. Mai 2013
  70. Nico Goldscheider, Timothy D. Bechtel: Editors’ message: The housing crisis from underground - damage to a historic town by geothermal drillings through anhydrite, Staufen, Germany. In: International Association of Hydrogeologists (Hrsg.): Hydrogeology Journal. Nr. 17. Springer, März 2009, ISSN 1431-2174, S. 491–493, doi:10.1007/s10040-009-0458-7 (online [PDF; abgerufen am 21. Mai 2013]).
  71. Philipp Schlittenhardt:Bildung & Wissen: Staufen: Auf Salz gebaut, Badische Zeitung, 18. Dezember 2010, abgerufen am 20. Mai 2013
  72. Gutachter bewertet Risiko für “Stuttgart 21“-Tunnel, merkur-online.de, 20. November 2011, abgerufen am 20. Mai 2013
  73. Birgit Fritz:Staufen: Magnet für Schaulustige: Touristen besichtigen die Staufener Risse, Badische Zeitung, 21. April 2009, abgerufen am 20. Mai 2013
  74. Verantwortlicher Umgang mit dem Ausbau der geo-thermischen Energieerzeugung in Baden-Württemberg (PDF; 90 kB), Landtag von Baden-Württemberg, 14. Wahlperiode, Drucksache 14/492329, 28. August 2009, abgerufen am 1. April 2013
  75. Beate Beule:Freiburg: Restrisiko: Freiburg verschärft Auflagen für Geothermie-Projekte, Badische Zeitung, 16. März 2010, abgerufen am 1. April 2013
  76. a b Perspektive und Nutzung der Geothermie in Baden-Württemberg, Landtag von Baden-Württemberg, 15. Wahlperiode, Drucksache 15/1607, 25. April 2012, abgerufen am 21. Mai 2013
  77. Leitlinien Qualitätssicherung Erdwärmesonden (LQS EWS), um.baden-wuerttemberg.de, abgerufen am 1. April 2013
  78. Landesregierung bringt Novelle des Wassergesetzes auf den Weg, baden-wuerttemberg.de, 15. Januar 2013, abgerufen am 6. April 2013

Weblinks

Commons: Hebungsrisse in Staufen im Breisgau – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien