„Friedrich Schlegel“ – Versionsunterschied

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Karl Wilhelm '''Friedrich von Schlegel''' (* [[10. März]] [[1772]] in [[Hannover]]; † [[12. Januar]] [[1829]] in [[Dresden]]) war ein deutscher [[Philosoph]], [[Schriftsteller]], [[Kritiker]], [[Literaturhistoriker]] und [[Übersetzer]]. Friedrich Schlegel war neben seinem Bruder [[August Wilhelm Schlegel]] einer der wichtigsten Vertreter der „Jenaer [[Frühromantik]]“ sowie Mitbegründer der modernen [[Geisteswissenschaft]]en.
Karl Wilhelm '''Friedrich von Schlegel''' (* [[10. März]] [[1772]] in [[Hannover]]; † [[12. Januar]] [[1829]] in [[Dresden]]) war ein deutscher [[Philosoph]], [[Schriftsteller]], [[Kritiker]], [[Literaturhistoriker]] und [[Übersetzer]]. Friedrich Schlegel war neben seinem Bruder [[August Wilhelm Schlegel]] einer der wichtigsten Vertreter der „Jenaer [[Frühromantik]]“ sowie Pionier der [[Vergleichende Sprachwissenschaft]] und [[Morphologische Sprachtypologie]]. ''[[Über die Sprache und Weisheit der Indier]]'' erregte großes Aufsehen.

Schlegel inspirierte [[Samuel Taylor Coleridge]], [[Adam Mickiewicz]] und [[Kazimierz Brodziński]]. "Aber zu Lebzeiten wurde Schlegel von den Zeitgenossen mehr und mehr nur noch als Repräsentant der katholischen Partei under der päpstlichen Interessen in Deutschland gesehen.<ref>Klaus Peter (1978) ''Friedrich Schlegel'', S. 82. Realien zur Literatur. Sammlung Metzler. ISBN 3 476 101171 1</ref>




== Leben ==
== Leben ==
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1795 machte er Bekanntschaft mit [[Johann Friedrich Reichardt]], der – wie Caroline – ein begeisterter Anhänger der [[Französische Revolution|französischen Revolution]] war. Die Mitarbeit an dessen Zeitschrift ''Deutschland'' sicherte ihm seit 1796 seinen Lebensunterhalt. Neben dem politischen Artikel ''Versuch über den Begriff des Republikanismus'' erschien darin Schlegels scharfe Kritik an den Gedichten [[Friedrich Schiller]]s (Rezension des Schillerschen ''[[Musenalmanach]]s auf das Jahr 1796''). Der daraufhin verstimmte Schiller griff seinerseits Schlegel in den ''[[Xenien]]'' (erschienen im ''Musenalmanach auf das Jahr 1797'') an. Schlegels verletzende Rezension von Schillers Zeitschrift ''[[Die Horen (Schiller)|Die Horen]]'' führte 1797 zum endgültigen Bruch.<br />
1795 machte er Bekanntschaft mit [[Johann Friedrich Reichardt]], der – wie Caroline – ein begeisterter Anhänger der [[Französische Revolution|französischen Revolution]] war. Die Mitarbeit an dessen Zeitschrift ''Deutschland'' sicherte ihm seit 1796 seinen Lebensunterhalt. Neben dem politischen Artikel ''Versuch über den Begriff des Republikanismus'' erschien darin Schlegels scharfe Kritik an den Gedichten [[Friedrich Schiller]]s (Rezension des Schillerschen ''[[Musenalmanach]]s auf das Jahr 1796''). Der daraufhin verstimmte Schiller griff seinerseits Schlegel in den ''[[Xenien]]'' (erschienen im ''Musenalmanach auf das Jahr 1797'') an. Schlegels verletzende Rezension von Schillers Zeitschrift ''[[Die Horen (Schiller)|Die Horen]]'' führte 1797 zum endgültigen Bruch.<br />

[[Datei:Schlegel Lucinde 1799 - Title page.jpeg|miniatur|Titelblatt der Erstausgabe von ''Lucinde'']]
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1796 war Schlegel seinem Bruder August Wilhelm und dessen Frau, der ehemaligen Caroline Böhmer, nach Jena gefolgt. Zunehmend beschäftigte er sich mit neuerer Literatur und Philosophie ([[Kant]], [[Spinoza]]). Hier prägte ihn stark die Philosophie von [[Johann Gottlieb Fichte]] (vgl. dessen ''[[Wissenschaftslehre]]''), mit dem ihn eine Freundschaft verband. Der junge Schlegel machte bei seinem ersten Jenaer Aufenthalt zudem fruchtbare Bekanntschaften mit Schriftstellern der „älteren Generation“: [[Johann Gottfried Herder]], [[Christoph Martin Wieland]] und [[Johann Wolfgang von Goethe]]. In Auseinandersetzung mit deren Werken entwickelte er später seine berühmte Literaturtheorie.
1796 war Schlegel seinem Bruder August Wilhelm und dessen Frau, der ehemaligen Caroline Böhmer, nach Jena gefolgt. Zunehmend beschäftigte er sich mit neuerer Literatur und Philosophie ([[Kant]], [[Spinoza]]). Hier prägte ihn stark die Philosophie von [[Johann Gottlieb Fichte]] (vgl. dessen ''[[Wissenschaftslehre]]''), mit dem ihn eine Freundschaft verband. Der junge Schlegel machte bei seinem ersten Jenaer Aufenthalt zudem fruchtbare Bekanntschaften mit Schriftstellern der „älteren Generation“: [[Johann Gottfried Herder]], [[Christoph Martin Wieland]] und [[Johann Wolfgang von Goethe]]. In Auseinandersetzung mit deren Werken entwickelte er später seine berühmte Literaturtheorie.


1797 lernte er [[Dorothea Schlegel|Dorothea Veit]], die Tochter [[Moses Mendelssohn]]s, im Berliner [[Salon der Henriette Herz]] kennen, mit der er nach ihrer Scheidung 1798 zusammenlebte. Diese Zeit findet eine programmatisch überhöhte Darstellung in seinem Roman ''[[Lucinde]]'' (1799).
1797 lernte er [[Ludwig Tieck]], [[Dorothea Schlegel|Dorothea Veit]], die Tochter [[Moses Mendelssohn]]s, im Berliner [[Salon der Henriette Herz]] kennen, mit der er nach ihrer Scheidung 1798 zusammenlebte. Diese Zeit findet eine programmatisch überhöhte Darstellung in seinem Roman ''[[Lucinde]]'' (1799).


1798 gründete er zusammen mit seinem Bruder August Wilhelm die ästhetisch-kritische Zeitschrift [[Athenäum (Schlegel)|''Athenäum'']]. Sie gilt als das Sprachorgan der Jenaer Frühromantik.
1798 gründete er zusammen mit seinem Bruder August Wilhelm die ästhetisch-kritische Zeitschrift [[Athenäum (Schlegel)|''Athenäum'']]. Sie gilt als das Sprachorgan der Jenaer Frühromantik.
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1799 lebten die beiden Brüder, August Wilhelms Ehefrau Caroline sowie Dorothea Veit für ein halbes Jahr zu viert zusammen – im Hinterhaus der Leutragasse 5 in [[Jena]]. Diese „Romantiker-[[Wohngemeinschaft]]“ bildete das Kernstück der Jenaer Romantik.
1799 lebten die beiden Brüder, August Wilhelms Ehefrau Caroline sowie Dorothea Veit für ein halbes Jahr zu viert zusammen – im Hinterhaus der Leutragasse 5 in [[Jena]]. Diese „Romantiker-[[Wohngemeinschaft]]“ bildete das Kernstück der Jenaer Romantik.


Die Gruppe, deren Ziel ein enges Verweben von Leben und Literatur war, erhielt in dieser Zeit häufig Besuch: Mit Friedrich von Hardenberg ([[Novalis]]) und [[Ludwig Tieck]] – dieser erschien mit seinem Schwager [[August Ferdinand Bernhardi]] – verband Schlegel eine enge Freundschaft und die gemeinsame Arbeit am ''Athenäum''. Mit Novalis entwickelte Friedrich Schlegel den Begriff der ''progressiven [[Universalpoesie]]''. Auch sein Mitbewohner aus Berliner Tagen, [[Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher|Friedrich Schleiermacher]], die in Jena lebende Schriftstellerin [[Sophie Mereau]] (wenngleich diese eher dem „Schiller-Kreis“ zuzuordnen ist), deren Geliebter und späterer Ehemann [[Clemens Brentano]] sowie die Philosophen [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]] und Fichte frequentierten die Wohngemeinschaft. In den Nächten diskutierten sie über Literatur, Kunsttheorie und Philosophie, tagsüber arbeiteten sie an ihren Texten: Friedrich Schlegel unter anderem an der ''[[Lucinde]]'', August Wilhelm und Caroline an den [[Shakespeare]]-Übersetzungen.<ref>{{Cite news| author = [[Gerd Fesser]]| title = Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre| work = [[Die Zeit]]| accessdate = 2012-07-01| date = 2008-04-28| url = http://www.zeit.de/2008/04/A-Jena| quote =Die Schlegels und ihre Freunde – junge Wilde allesamt, Jenaer Boheme. Nächtelang stritten sie über Kunst, Moral und Politik. Sie führten kleine Theaterstücke auf, wanderten gemeinsam, kleideten sich nach der Mode des französischen Empire. Über Schillers Balladen machten sie sich lustig, sein ''Lied von der Glocke'' war ihnen unfreiwillige Satire. Für den platten Rationalismus der Popularaufklärer oder die normative Poetik der Weimarer Klassik hatten sie nur Spott übrig. Schiller blieb das nicht verborgen: In Caroline sah er eine »Madame Lucifer« und in Friedrich Schlegel nur einen »unbescheidenen kalten Witzling«. <br />August Wilhelm Schlegel übersetzte Shakespeare, Novalis, auf der Suche nach der Blauen Blume, schrieb an seinem ''Heinrich von Ofterdingen'', Friedrich Schlegel, von Dorothea und Caroline inspiriert, seinen avantgardistischen Liebesroman ''Lucinde'', Tieck fantastisch-dämonische Märchen. Das kleine Jena war zu einer Geistesmetropole geworden.}}</ref>
Die Gruppe, deren Ziel ein enges Verweben von Leben und Literatur war, erhielt in dieser Zeit häufig Besuch: Mit Friedrich von Hardenberg ([[Novalis]]) und Tieck – dieser erschien mit seinem Schwager [[August Ferdinand Bernhardi]] – verband Schlegel eine enge Freundschaft und die gemeinsame Arbeit am ''Athenäum''. Mit Novalis entwickelte Friedrich Schlegel den Begriff der ''progressiven [[Universalpoesie]]''. Auch sein Mitbewohner aus Berliner Tagen, [[Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher|Friedrich Schleiermacher]], die in Jena lebende Schriftstellerin [[Sophie Mereau]] (wenngleich diese eher dem „Schiller-Kreis“ zuzuordnen ist), deren Geliebter und späterer Ehemann [[Clemens Brentano]] sowie die Philosophen [[Friedrich Wilhelm Joseph Schelling|Schelling]] und Fichte frequentierten die Wohngemeinschaft. In den Nächten diskutierten sie über Literatur, Kunsttheorie und Philosophie, tagsüber arbeiteten sie an ihren Texten: Friedrich Schlegel unter anderem an der ''[[Lucinde]]'', August Wilhelm und Caroline an den [[Shakespeare]]-Übersetzungen.<ref>{{Cite news| author = [[Gerd Fesser]]| title = Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre| work = [[Die Zeit]]| accessdate = 2012-07-01| date = 2008-04-28| url = http://www.zeit.de/2008/04/A-Jena| quote =Die Schlegels und ihre Freunde – junge Wilde allesamt, Jenaer Boheme. Nächtelang stritten sie über Kunst, Moral und Politik. Sie führten kleine Theaterstücke auf, wanderten gemeinsam, kleideten sich nach der Mode des französischen Empire. Über Schillers Balladen machten sie sich lustig, sein ''Lied von der Glocke'' war ihnen unfreiwillige Satire. Für den platten Rationalismus der Popularaufklärer oder die normative Poetik der Weimarer Klassik hatten sie nur Spott übrig. Schiller blieb das nicht verborgen: In Caroline sah er eine »Madame Lucifer« und in Friedrich Schlegel nur einen »unbescheidenen kalten Witzling«. <br />August Wilhelm Schlegel übersetzte Shakespeare, Novalis, auf der Suche nach der Blauen Blume, schrieb an seinem ''Heinrich von Ofterdingen'', Friedrich Schlegel, von Dorothea und Caroline inspiriert, seinen avantgardistischen Liebesroman ''Lucinde'', Tieck fantastisch-dämonische Märchen. Das kleine Jena war zu einer Geistesmetropole geworden.}}</ref>

Doch dieses Leben dauerte nur einen „Wimpernschlag der Weltgeschichte“<ref>{{Cite news| author = [[Gerd Fesser]]| title = Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre| work = [[Die Zeit]]| accessdate = 2012-07-01| date = 2008-04-28| url = http://www.zeit.de/2008/04/A-Jena}}</ref> an. Im August 1800 noch habilitierte sich Friedrich Schlegel an der [[Universität Jena]] und nahm eine Tätigkeit als [[Privatdozent]] an. Er veröffentlicht seine ''Ideen'' (1800), in denen es heißt: „Nur durch Beziehung aufs Unendliche entsteht Gehalt und Nutzen; was sich nicht darauf bezieht, ist schlechthin leer und unnütz“.<ref>Friedrich Schlegel: ''Ideen'', in: Kritische Friedrich-Schlegel Ausgabe (KA), hrsg. von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Paderborn, München, Wien, Zürich, Darmstadt 1958 ff. KA 2, 256</ref> An der Universität hielt er die Vorlesung über ''Transcendentalphilosophie'' (1801). Bereits 1801 löste sich die Wohngemeinschaft auf. Schlegel nahm mit Tieck seinen Wohnsitz in Dresden.


<!--Friedrich Schlegel schrieb in Bezug auf die Dichtung der [[Spätantike]] von „[[Entartete Kunst|entarteter Kunst]]“. Ebenso kehrte sich der zuerst republikanisch gesinnte Klassizist Schlegel 1803 am Beispiel der Wartburg den verlassenen „Höhen und Burgen“ zu, „Kunst scheint verloren“. -->
Doch dieses Leben dauerte nur einen „Wimpernschlag der Weltgeschichte“<ref>{{Cite news| author = [[Gerd Fesser]]| title = Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre| work = [[Die Zeit]]| accessdate = 2012-07-01| date = 2008-04-28| url = http://www.zeit.de/2008/04/A-Jena}}</ref> an. Im August 1800 noch habilitierte sich Friedrich Schlegel an der [[Universität Jena]] und nahm eine Tätigkeit als [[Privatdozent]] an. Er veröffentlicht seine ''Ideen'' (1800), in denen es heißt: „Nur durch Beziehung aufs Unendliche entsteht Gehalt und Nutzen; was sich nicht darauf bezieht, ist schlechthin leer und unnütz“.<ref>Friedrich Schlegen: ''Ideen'', in: Kritische Friedrich-Schlegel Ausgabe (KA), hrsg. von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Paderborn, München, Wien, Zürich, Darmstadt 1958 ff. KA 2, 256</ref> An der Universität hielt er die Vorlesung über ''Transcendentalphilosophie'' (1801). Bereits 1801 löste sich die Wohngemeinschaft auf.


=== Paris, Köln, Wien ===
=== Paris, Köln, Wien ===
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Nach der Heirat in Paris mit [[Dorothea Schlegel|Dorothea]], die, da sie aus jüdischem Elternhaus stammte, vorher zum [[Protestantismus]] konvertieren musste, ging er 1804 nach [[Köln]], wo er Vorlesungen hielt. 1806 war er ein halbes Jahr in [[Aubergenville]] zu Gast bei De Staël und übersetzte ihre Roman ''Corinne'' auf Deutsch.
Nach der Heirat in Paris mit [[Dorothea Schlegel|Dorothea]], die, da sie aus jüdischem Elternhaus stammte, vorher zum [[Protestantismus]] konvertieren musste, ging er 1804 nach [[Köln]], wo er Vorlesungen hielt. 1806 war er ein halbes Jahr in [[Aubergenville]] zu Gast bei De Staël und übersetzte ihre Roman ''Corinne'' auf Deutsch.


1808 erschien die Schrift ''[[Über die Sprache und Weisheit der Indier]]'', eine Frucht seiner Pariser Studien, in der er der zeitgenössischen Philosophie [[Pantheismus]] vorhielt, sich derart auch von seinem eigenen Denken in der Vergangenheit distanzierend. Schlegel verglich in seinem Buch [[Sanskrit]] mit anderen europäischen Sprachen und wies viele Gemeinsamkeiten in Vokabular und Grammatik nach. Die Behauptung der Gemeinsamkeiten dieser Sprachen ist nach einigen Bearbeitungen und Umformulierungen heute allgemein anerkannt. Die Sprachen werden als [[Indogermanische Sprachen]] bezeichnet.
1808 erschien die Schrift ''[[Über die Sprache und Weisheit der Indier]]'', eine Frucht seiner Pariser Studien, in der er der zeitgenössischen Philosophie [[Pantheismus]] vorhielt, sich derart auch von seinem eigenen Denken in der Vergangenheit distanzierend. Schlegel verglich in seinem Buch [[Sanskrit]] mit anderen europäischen Sprachen und wies viele Gemeinsamkeiten in Vokabular und Grammatik nach. Die Behauptung der Gemeinsamkeiten dieser Sprachen ist nach einigen Bearbeitungen und Umformulierungen heute allgemein anerkannt. Die Sprachen werden als [[Indogermanische Sprachen]] bezeichnet. Schlegel war der Erste, der Sanskrit bei der Etymologie des [[Schamanismus]]-Begriffs mit einbezog.<ref>[[Erich Kasten]] (Hrsg.): Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler, S. 24, 172–187. Zur Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart, 13. Dezember 2008 bis 28. Juni 2009, Reimer Verlag 2009, ISBN 978-3-496-02812-3.</ref> Die aktuelle Renaissance (zwischen [[Yoga]], [[Hare Krishna]] und [[Bollywood]]) lässt sich durchaus im Einklang mit Schlegels vor 200 Jahren gesteckten Zielen interpretieren.


Schlegels Interesse für den [[Katholizismus]] stieg in der Kölner Zeit immer mehr, so dass er 1808 mit seiner Ehefrau im [[Kölner Dom]] konvertierte. Anschließend zog er nach Wien und trat er mit einer Anstellung bei [[Karl von Österreich-Teschen]] und der Wiener Armeehofkommission in den Staatsdienst ein. Während den [[5. Koalitionskrieg]] lebte er kurze Zeit in [[Pest (Stadt)|Pest]] und studierte [[Ungarisch]]. Nach dem [[Frieden von Schönbrunn]] reiste er zurück nach Wien. Im Jahr 1810 hielt er Vorlesungen „Über die neuere Geschichte“, 1812 Vorlesungen zur „Geschichte der alten und neuen Literatur“. 1812 gründete er die Zeitschrift ''Deutsches Museum''.
Schlegels Interesse für den [[Katholizismus]] stieg in der Kölner Zeit immer mehr, so dass er 1808 mit seiner Ehefrau im [[Kölner Dom]] konvertierte. Anschließend zog er nach Wien und trat er mit einer Anstellung bei [[Karl von Österreich-Teschen]] und der Wiener Armeehofkommission in den Staatsdienst ein. Während den [[5. Koalitionskrieg]] lebte er kurze Zeit in [[Pest (Stadt)|Pest]] und studierte [[Ungarisch]]. Nach dem [[Frieden von Schönbrunn]] reiste er zurück nach Wien. Im Jahr 1810 hielt er Vorlesungen „Über die neuere Geschichte“, 1812 Vorlesungen zur „Geschichte der alten und neuen Literatur“. 1812 gründete er die Zeitschrift ''Deutsches Museum''.


1814 ernannte man ihn zum „[[Christusorden (Heiliger Stuhl)|Ritter des päpstlichen Christusorden]]s“. Ab der [[Wiener Kongress]], wo er beschäftigt war als Sekretar, benutzte er seinen adligen Titel, den die Familie lange Zeit nicht verwendet hatte. 1815 bis 1818 war er als österreichischer Legationsrat am [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundestag]] in [[Frankfurt am Main|Frankfurt]]. 1819 begleitete er den Kaiser [[Franz II. (HRR)]] und [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich]] nach Rom, wo seine Frau und ihre beide Söhne, [[Philipp Veit|Philip]] und [[Johannes Veit]] lebten. Mit der ''Concordia'' begründete er 1820 eine weitere Zeitschrift. Mitarbeiter wurden [[Adam Müller von Nitterdorf]] <!--Franz Baader, Carl Ludwig Haller, Franz Buchholz--> und [[Zacharias Werner]]; der katholische Aspekt steht deutlich im den Vordergrund. Schlegel verurteilte die Neuzeit insgesamt und plädierte für die Wiederherstellung des mittelalterlichen [[Stände]]sstaates. "Die ''Concordia'' stieß auf Ablehnung, nicht nur bei Protestanten und Liberalen, sondern auch bei August Wilhelm, Metternich und dessen Umgebung. 1823 kam das sechste und letzte Heft aus. Der Zwiespalt, der sich zwischen den Brüdern auftat, wurde nicht mehr überbrückt und führte 1828 zur öffentlichen Distanzierung August Wilhelms von Friedrich. So beschränkte sich der Umgang die Wirkung Schlegels mehr und mehr auf einen engen Kreis Gleichgesinnter."<ref>Klaus Peter (1978) ''Friedrich Schlegel'', S. 72-74. Realien zur Literatur. Sammlung Metzler. ISBN 3 476 101171 1</ref>
1814 ernannte man ihn zum „[[Christusorden (Heiliger Stuhl)|Ritter des päpstlichen Christusorden]]s“. Ab der [[Wiener Kongress]], wo er beschäftigt war als Sekretar, benutzte er seinen adligen Titel, den die Familie lange Zeit nicht verwendet hatte. 1815 bis 1818 war er als österreichischer Legationsrat am [[Bundestag (Deutscher Bund)|Bundestag]] in [[Frankfurt am Main|Frankfurt]]. 1819 begleitete er den Kaiser [[Franz II. (HRR)]] und [[Klemens Wenzel Lothar von Metternich]] nach Rom, wo seine Frau und ihre beide Söhne, [[Philipp Veit|Philip]] und [[Johannes Veit]] lebten. Mit der ''Concordia'' begründete er 1820 eine weitere Zeitschrift. Mitarbeiter wurden [[Adam Müller von Nitterdorf]] <!--Franz Baader, Carl Ludwig Haller, Franz Buchholz--> und [[Zacharias Werner]]; der katholische Aspekt steht deutlich im den Vordergrund. Schlegel verurteilte die Neuzeit insgesamt und plädierte für die Wiederherstellung des mittelalterlichen [[Stände]]sstaates. "Die ''Concordia'' stieß auf Ablehnung, nicht nur bei Protestanten und Liberalen, sondern auch bei August Wilhelm, Metternich und dessen Umgebung. 1823 kam das sechste und letzte Heft aus. Der Zwiespalt, der sich zwischen den Brüdern auftat, wurde nicht mehr überbrückt und führte 1828 zur öffentlichen Distanzierung August Wilhelms von Friedrich. So beschränkte sich der Umgang die Wirkung Schlegels mehr und mehr auf einen engen Kreis Gleichgesinnter."<ref>Klaus Peter (1978) ''Friedrich Schlegel'', S. 72-74. </ref>


[[Datei:Dresden Alter Kath Friedhof CWFriedvSchlegel.JPG|miniatur|Grab des Dichters auf dem Alten Katholischen Friedhof Dresden]]
[[Datei:Dresden Alter Kath Friedhof CWFriedvSchlegel.JPG|miniatur|Grab des Dichters auf dem Alten Katholischen Friedhof Dresden]]
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==Nachlass==
==Nachlass==
* Von 1822 bis 1825 hat sich Schlegel der Edition seiner ''Sämtliche Werke'' gewidmet.
Ein Teil des Nachlasses wurde 2009 dem Historischen Archiv des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]] übergeben, darunter Manuskripte, Texte und Entwürfe mit handschriftlichen Ergänzungen. Der Teilnachlass ist Eigentum der [[Görres-Gesellschaft|Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft]] und umfasst 3.321 Seiten.
* Ein Teil des Nachlasses wurde 2009 dem Historischen Archiv des [[Erzbistum Köln|Erzbistums Köln]] übergeben, darunter Manuskripte, Texte und Entwürfe mit handschriftlichen Ergänzungen. Der Teilnachlass ist Eigentum der [[Görres-Gesellschaft|Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft]] und umfasst 3.321 Seiten.


== Schlegels Philosophie ==
== Schlegels Philosophie ==
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Für Schlegel gibt es keine endgültigen Wahrheiten, die sich im Licht der Vernunft, wie es sich die Aufklärer vorstellten, herauskristallisiert. Die Geschichte ist ein unendlicher Prozess des Werdens und Vergehens. Die Welt kann deshalb nicht statisch betrachtet werden, sondern die Wissenschaft muss sich mit dem Werden auseinandersetzen. Die primäre Wissenschaft ist deshalb die Geschichte und nicht die Philosophie.
Für Schlegel gibt es keine endgültigen Wahrheiten, die sich im Licht der Vernunft, wie es sich die Aufklärer vorstellten, herauskristallisiert. Die Geschichte ist ein unendlicher Prozess des Werdens und Vergehens. Die Welt kann deshalb nicht statisch betrachtet werden, sondern die Wissenschaft muss sich mit dem Werden auseinandersetzen. Die primäre Wissenschaft ist deshalb die Geschichte und nicht die Philosophie.
:„Wenn die Geschichte die einzige Wissenschaft ist, könnte man fragen, wie verhält sich den die Philosophie zu derselben? Die Philosophie selbst muß dem Geiste nach historisch, ihre Denk- und Vorstellungsart überall genetisch und synthetisch seyn; dies ist auch das Ziel, welches wir uns bei unserer Untersuchung vorgesetzt haben.“<ref>Friedrich von Schlegel: Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804 bis 1806: nebst Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts, Band 3, hrsg. von Karl Josef Hieronymus Windischmann, 2. Aufl. Weber, 1846, 127</ref>
:„Wenn die Geschichte die einzige Wissenschaft ist, könnte man fragen, wie verhält sich den die Philosophie zu derselben? Die Philosophie selbst muß dem Geiste nach historisch, ihre Denk- und Vorstellungsart überall genetisch und synthetisch seyn; dies ist auch das Ziel, welches wir uns bei unserer Untersuchung vorgesetzt haben.“<ref>Friedrich von Schlegel: Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804 bis 1806: nebst Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts, Band 3, hrsg. von Karl Josef Hieronymus Windischmann, 2. Aufl. Weber, 1846, 127</ref>
Er lehnte die Vorstellung einer [[Wahrheit]] als Korrespondenz der Dinge mit den Vorstellungen im Verstande ab, denn dann müssten ja die Vorstellungen ebenso fixiert sein wie die Dinge und würden die Freiheit des Denkens verlieren. Deshalb lehnt er auch Fichtes subjektive Identität des Ich in sich selbst ab. Es geht nicht um die Beziehung von erkennendem Ich und einem diesem gegenüberstehenden Nicht-Ich, sondern um einen Sinnzusammenhang, in dem die Beziehung des endlichen Ich mit dem Unendlichen, an dem es teilhat, hergestellt wird. Freiheit entsteht gerade dadurch, dass die Einbildungskraft nicht an einen materiellen kausalen Zusammenhang gebunden ist. Diese Freiheit kommt in der Poesie am stärksten zum Ausdruck.
Er lehnte die Vorstellung einer [[Wahrheit]] als Korrespondenz der Dinge mit den Vorstellungen im Verstande ab, denn dann müssten ja die Vorstellungen ebenso fixiert sein wie die Dinge und würden die Freiheit des Denkens verlieren. {{Zitat|Es gibt keine wahre Aussage, denn die Position des Menschen ist die Unsicherheit des Schwebens. Wahrheit wird nicht gefunden, sondern produziert. Sie ist relativ.<ref>Nach ''Philosophische Lehrjahre'' (Bd. 18 der Kritischen Schlegel-Ausgabe), Nr. 1149, formuliert in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): ''Handbuch Deutscher Idealismus''. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 978-3-476-02118-2, S. 350.</ref>}}
Deshalb lehnt er auch Fichtes subjektive Identität des Ich in sich selbst ab. Es geht nicht um die Beziehung von erkennendem Ich und einem diesem gegenüberstehenden Nicht-Ich, sondern um einen Sinnzusammenhang, in dem die Beziehung des endlichen Ich mit dem Unendlichen, an dem es teilhat, hergestellt wird. Freiheit entsteht gerade dadurch, dass die Einbildungskraft nicht an einen materiellen kausalen Zusammenhang gebunden ist. Diese Freiheit kommt in der Poesie am stärksten zum Ausdruck.
:„Der eigene Zweck der Einbildungskraft ist das innere, freie, willkürliche Denken und Dichten. Im Dichten ist sie auch wirklich am freiesten.“<ref>Friedrich Schlegel: Entwicklung der Philosophie in 12 Büchern, in: Kritische Ausgabe, hrsg. von Behler, Band 12, Schöningh, München-Paderborn-Wien 1964, 359</ref>
:„Der eigene Zweck der Einbildungskraft ist das innere, freie, willkürliche Denken und Dichten. Im Dichten ist sie auch wirklich am freiesten.“<ref>Friedrich Schlegel: Entwicklung der Philosophie in 12 Büchern, in: Kritische Ausgabe, hrsg. von Behler, Band 12, Schöningh, München-Paderborn-Wien 1964, 359</ref>
[[Datei:Friedrich Von Schlegel.jpg|miniatur|Friedrich von Schlegel (Altersdarstellung)]]
[[Datei:Friedrich Von Schlegel.jpg|miniatur|Friedrich von Schlegel (Altersdarstellung)]]

Version vom 29. September 2013, 11:08 Uhr

Friedrich Schlegel 1810 (Zeichnung von Philipp Veit)

Karl Wilhelm Friedrich von Schlegel (* 10. März 1772 in Hannover; † 12. Januar 1829 in Dresden) war ein deutscher Philosoph, Schriftsteller, Kritiker, Literaturhistoriker und Übersetzer. Friedrich Schlegel war neben seinem Bruder August Wilhelm Schlegel einer der wichtigsten Vertreter der „Jenaer Frühromantik“ sowie Pionier der Vergleichende Sprachwissenschaft und Morphologische Sprachtypologie. Über die Sprache und Weisheit der Indier erregte großes Aufsehen.

Schlegel inspirierte Samuel Taylor Coleridge, Adam Mickiewicz und Kazimierz Brodziński. "Aber zu Lebzeiten wurde Schlegel von den Zeitgenossen mehr und mehr nur noch als Repräsentant der katholischen Partei under der päpstlichen Interessen in Deutschland gesehen.[1]


Leben

Kindheit, Jugend, Studium

Friedrich Schlegel 1790

Friedrich Schlegel kam am 10. März 1772 als Sohn des lutherischen Pastors Johann Adolf Schlegel (1721–1793) in Hannover zur Welt, verbrachte aber große Teile seiner Kindheit bei einem Onkel und seinem älteren Bruder August Wilhelm Schlegel. Überlieferungen zeichnen einen zurückgezogenen und schwer erziehbaren Jungen, der von labiler Gesundheit war.

Nach einer abgebrochenen kaufmännischen Lehre (1788) verschaffte er sich als Jugendlicher das fehlende Gymnasialwissen auf autodidaktischem Wege – eine zu der Zeit häufige Form des Studiums. Anschließend besuchte er die Universität Göttingen, um Rechtswissenschaften zu studieren.

Das Studium der Rechtswissenschaften setzte er später an der Universität Leipzig fort, wandte sich aber dort zunächst der Medizin, und dann mehr der Mathematik (Logik) und Philosophie sowie der Klassischen Philologie zu. Zunehmend beschäftigte er sich mit Literatur, Kunsttheorie, Philosophie und Geschichte.

„Lehrjahre“: Leipzig, Dresden, Jena, Berlin

Büsten von Caroline Böhmer und der Brüder Schlegel vor dem Romantikerhaus in Jena

1792 lernte er Friedrich von Hardenberg (Novalis) kennen, mit dem ihn viele Interessen wie Philosophie, Geschichte und Literaturtheorie verbanden. 1793 freundete er sich mit der Arztwitwe Caroline Böhmer an. Beide Freundschaften prägten seinen weiteren Lebensweg entscheidend, da sie ihn bei seiner literarischen Tätigkeit unterstützten.

1794 gab er das Studium aus Geldnot auf und wurde freier Schriftsteller. Dabei beschäftigte er sich vor allem mit der klassischen Antike. Er zog nach Dresden zu seiner Schwester Charlotte. Dort lernte er Christian Gottfried Körner kennen und veröffentlichte sein erstes Werk Von den Schulen der griechischen Poesie.

1795 machte er Bekanntschaft mit Johann Friedrich Reichardt, der – wie Caroline – ein begeisterter Anhänger der französischen Revolution war. Die Mitarbeit an dessen Zeitschrift Deutschland sicherte ihm seit 1796 seinen Lebensunterhalt. Neben dem politischen Artikel Versuch über den Begriff des Republikanismus erschien darin Schlegels scharfe Kritik an den Gedichten Friedrich Schillers (Rezension des Schillerschen Musenalmanachs auf das Jahr 1796). Der daraufhin verstimmte Schiller griff seinerseits Schlegel in den Xenien (erschienen im Musenalmanach auf das Jahr 1797) an. Schlegels verletzende Rezension von Schillers Zeitschrift Die Horen führte 1797 zum endgültigen Bruch.

Titelblatt der Erstausgabe von Lucinde

1796 war Schlegel seinem Bruder August Wilhelm und dessen Frau, der ehemaligen Caroline Böhmer, nach Jena gefolgt. Zunehmend beschäftigte er sich mit neuerer Literatur und Philosophie (Kant, Spinoza). Hier prägte ihn stark die Philosophie von Johann Gottlieb Fichte (vgl. dessen Wissenschaftslehre), mit dem ihn eine Freundschaft verband. Der junge Schlegel machte bei seinem ersten Jenaer Aufenthalt zudem fruchtbare Bekanntschaften mit Schriftstellern der „älteren Generation“: Johann Gottfried Herder, Christoph Martin Wieland und Johann Wolfgang von Goethe. In Auseinandersetzung mit deren Werken entwickelte er später seine berühmte Literaturtheorie.

1797 lernte er Ludwig Tieck, Dorothea Veit, die Tochter Moses Mendelssohns, im Berliner Salon der Henriette Herz kennen, mit der er nach ihrer Scheidung 1798 zusammenlebte. Diese Zeit findet eine programmatisch überhöhte Darstellung in seinem Roman Lucinde (1799).

1798 gründete er zusammen mit seinem Bruder August Wilhelm die ästhetisch-kritische Zeitschrift Athenäum. Sie gilt als das Sprachorgan der Jenaer Frühromantik.

Die „Romantiker-Wohngemeinschaft“ in Jena

1799 lebten die beiden Brüder, August Wilhelms Ehefrau Caroline sowie Dorothea Veit für ein halbes Jahr zu viert zusammen – im Hinterhaus der Leutragasse 5 in Jena. Diese „Romantiker-Wohngemeinschaft“ bildete das Kernstück der Jenaer Romantik.

Die Gruppe, deren Ziel ein enges Verweben von Leben und Literatur war, erhielt in dieser Zeit häufig Besuch: Mit Friedrich von Hardenberg (Novalis) und Tieck – dieser erschien mit seinem Schwager August Ferdinand Bernhardi – verband Schlegel eine enge Freundschaft und die gemeinsame Arbeit am Athenäum. Mit Novalis entwickelte Friedrich Schlegel den Begriff der progressiven Universalpoesie. Auch sein Mitbewohner aus Berliner Tagen, Friedrich Schleiermacher, die in Jena lebende Schriftstellerin Sophie Mereau (wenngleich diese eher dem „Schiller-Kreis“ zuzuordnen ist), deren Geliebter und späterer Ehemann Clemens Brentano sowie die Philosophen Schelling und Fichte frequentierten die Wohngemeinschaft. In den Nächten diskutierten sie über Literatur, Kunsttheorie und Philosophie, tagsüber arbeiteten sie an ihren Texten: Friedrich Schlegel unter anderem an der Lucinde, August Wilhelm und Caroline an den Shakespeare-Übersetzungen.[2]

Doch dieses Leben dauerte nur einen „Wimpernschlag der Weltgeschichte“[3] an. Im August 1800 noch habilitierte sich Friedrich Schlegel an der Universität Jena und nahm eine Tätigkeit als Privatdozent an. Er veröffentlicht seine Ideen (1800), in denen es heißt: „Nur durch Beziehung aufs Unendliche entsteht Gehalt und Nutzen; was sich nicht darauf bezieht, ist schlechthin leer und unnütz“.[4] An der Universität hielt er die Vorlesung über Transcendentalphilosophie (1801). Bereits 1801 löste sich die Wohngemeinschaft auf. Schlegel nahm mit Tieck seinen Wohnsitz in Dresden.


Paris, Köln, Wien

Friedrich von Schlegel (1829). J. Axmann

Dezember 1803 begegnete er bei Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel die französische Schriftstellerin Germaine de Staël, auf der Flucht für Napoleon. Sie wurde begleitet von ihren zwei Kinder und Benjamin Constant.[5]

Schlegel begab sich nach einem Aufenthalt in Dresden zusammen mit Dorothea, die ihn während dieser Zeit durch schriftstellerische Tätigkeit finanziell versorgte, nach Paris zum Studium der Kunstsammlungen, in der Hoffnung eine neue Stelle zu finden. Dort lebte er in eine ehemalige Wohnung Baron d'Holbach's, zusammen mit Alexander Hamilton (Indologe), und die Brüder Boisserée. Er beschäftigte er sich mit dem Studium des Persischen und Indischen, die Hindu Religion, Alte Meister und gründete die Zeitschrift Europa.

Nach der Heirat in Paris mit Dorothea, die, da sie aus jüdischem Elternhaus stammte, vorher zum Protestantismus konvertieren musste, ging er 1804 nach Köln, wo er Vorlesungen hielt. 1806 war er ein halbes Jahr in Aubergenville zu Gast bei De Staël und übersetzte ihre Roman Corinne auf Deutsch.

1808 erschien die Schrift Über die Sprache und Weisheit der Indier, eine Frucht seiner Pariser Studien, in der er der zeitgenössischen Philosophie Pantheismus vorhielt, sich derart auch von seinem eigenen Denken in der Vergangenheit distanzierend. Schlegel verglich in seinem Buch Sanskrit mit anderen europäischen Sprachen und wies viele Gemeinsamkeiten in Vokabular und Grammatik nach. Die Behauptung der Gemeinsamkeiten dieser Sprachen ist nach einigen Bearbeitungen und Umformulierungen heute allgemein anerkannt. Die Sprachen werden als Indogermanische Sprachen bezeichnet. Schlegel war der Erste, der Sanskrit bei der Etymologie des Schamanismus-Begriffs mit einbezog.[6] Die aktuelle Renaissance (zwischen Yoga, Hare Krishna und Bollywood) lässt sich durchaus im Einklang mit Schlegels vor 200 Jahren gesteckten Zielen interpretieren.

Schlegels Interesse für den Katholizismus stieg in der Kölner Zeit immer mehr, so dass er 1808 mit seiner Ehefrau im Kölner Dom konvertierte. Anschließend zog er nach Wien und trat er mit einer Anstellung bei Karl von Österreich-Teschen und der Wiener Armeehofkommission in den Staatsdienst ein. Während den 5. Koalitionskrieg lebte er kurze Zeit in Pest und studierte Ungarisch. Nach dem Frieden von Schönbrunn reiste er zurück nach Wien. Im Jahr 1810 hielt er Vorlesungen „Über die neuere Geschichte“, 1812 Vorlesungen zur „Geschichte der alten und neuen Literatur“. 1812 gründete er die Zeitschrift Deutsches Museum.

1814 ernannte man ihn zum „Ritter des päpstlichen Christusordens“. Ab der Wiener Kongress, wo er beschäftigt war als Sekretar, benutzte er seinen adligen Titel, den die Familie lange Zeit nicht verwendet hatte. 1815 bis 1818 war er als österreichischer Legationsrat am Bundestag in Frankfurt. 1819 begleitete er den Kaiser Franz II. (HRR) und Klemens Wenzel Lothar von Metternich nach Rom, wo seine Frau und ihre beide Söhne, Philip und Johannes Veit lebten. Mit der Concordia begründete er 1820 eine weitere Zeitschrift. Mitarbeiter wurden Adam Müller von Nitterdorf und Zacharias Werner; der katholische Aspekt steht deutlich im den Vordergrund. Schlegel verurteilte die Neuzeit insgesamt und plädierte für die Wiederherstellung des mittelalterlichen Ständesstaates. "Die Concordia stieß auf Ablehnung, nicht nur bei Protestanten und Liberalen, sondern auch bei August Wilhelm, Metternich und dessen Umgebung. 1823 kam das sechste und letzte Heft aus. Der Zwiespalt, der sich zwischen den Brüdern auftat, wurde nicht mehr überbrückt und führte 1828 zur öffentlichen Distanzierung August Wilhelms von Friedrich. So beschränkte sich der Umgang die Wirkung Schlegels mehr und mehr auf einen engen Kreis Gleichgesinnter."[7]

Grab des Dichters auf dem Alten Katholischen Friedhof Dresden

Nachdem er in Wien seine berühmten Vorlesungen zur Philosophie des Lebens[8] (1827) und zur Philosophie der Geschichte (1828)[9] gehalten hatte, reiste er 1828 nach Dresden, wo er bis zu seinem Tode Anfang 1829 Vorlesungen über die Philosophie der Sprache und des Wortes gab.[10] Friedrich von Schlegel ist auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden beerdigt.

Nachlass

  • Von 1822 bis 1825 hat sich Schlegel der Edition seiner Sämtliche Werke gewidmet.
  • Ein Teil des Nachlasses wurde 2009 dem Historischen Archiv des Erzbistums Köln übergeben, darunter Manuskripte, Texte und Entwürfe mit handschriftlichen Ergänzungen. Der Teilnachlass ist Eigentum der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft und umfasst 3.321 Seiten.

Schlegels Philosophie

In den Kölner „Philosophischen Vorlesungen“ (1804–1806) formulierte Schlegel die Idee des „Gesetzes vom ewigen Kreislauf“, mit der er den linearen Fortschrittsgedanken der Aufklärer kritisierte:

„Philosophisch kann man als allgemeines Gesetz für die Geschichte aufstellen, daß die einzelnen Entwicklungen gemäß dem für sie geltenden Gesetze des Ueberspringens in das Gegentheil Gegensätze bilden, in Epochen, Perioden zerfallen, das Ganze der Entwicklung aber einen Kreislauf bildet, in den Anfang zurückkehrt; ein Gesetz, welches allein auf Totalitäten anwendbar ist.“[11]

Für Schlegel gibt es keine endgültigen Wahrheiten, die sich im Licht der Vernunft, wie es sich die Aufklärer vorstellten, herauskristallisiert. Die Geschichte ist ein unendlicher Prozess des Werdens und Vergehens. Die Welt kann deshalb nicht statisch betrachtet werden, sondern die Wissenschaft muss sich mit dem Werden auseinandersetzen. Die primäre Wissenschaft ist deshalb die Geschichte und nicht die Philosophie.

„Wenn die Geschichte die einzige Wissenschaft ist, könnte man fragen, wie verhält sich den die Philosophie zu derselben? Die Philosophie selbst muß dem Geiste nach historisch, ihre Denk- und Vorstellungsart überall genetisch und synthetisch seyn; dies ist auch das Ziel, welches wir uns bei unserer Untersuchung vorgesetzt haben.“[12]

Er lehnte die Vorstellung einer Wahrheit als Korrespondenz der Dinge mit den Vorstellungen im Verstande ab, denn dann müssten ja die Vorstellungen ebenso fixiert sein wie die Dinge und würden die Freiheit des Denkens verlieren.

„Es gibt keine wahre Aussage, denn die Position des Menschen ist die Unsicherheit des Schwebens. Wahrheit wird nicht gefunden, sondern produziert. Sie ist relativ.[13]

Deshalb lehnt er auch Fichtes subjektive Identität des Ich in sich selbst ab. Es geht nicht um die Beziehung von erkennendem Ich und einem diesem gegenüberstehenden Nicht-Ich, sondern um einen Sinnzusammenhang, in dem die Beziehung des endlichen Ich mit dem Unendlichen, an dem es teilhat, hergestellt wird. Freiheit entsteht gerade dadurch, dass die Einbildungskraft nicht an einen materiellen kausalen Zusammenhang gebunden ist. Diese Freiheit kommt in der Poesie am stärksten zum Ausdruck.

„Der eigene Zweck der Einbildungskraft ist das innere, freie, willkürliche Denken und Dichten. Im Dichten ist sie auch wirklich am freiesten.“[14]
Friedrich von Schlegel (Altersdarstellung)

Schlegel sah aufgrund der Einsicht in die Grenzen der menschlichen Erkenntnis, die das Absolute nicht fassen kann, einen Ausweg in der poetischen Literatur, die einen Weg erschließt, sich dem transzendenten, nicht konkret fassbaren Göttlichen so weit wie möglich zu nähern.

„Weil aber alle Erkenntnis des Unendlichen wie ihr Gegenstand immer unendlich und unergründlich, also nur indirekt sein kann, wird sinnbildliche Darstellung nötig, um das, was nicht im ganzen erkannt werden kann, doch teilweise erkennen zu können. Was nicht in einen Begriff zusammengefaßt werden kann, läßt sich vielleicht durch ein Bild darstellen; und so führt dann das Bedürfnis der Erkenntnis zur Darstellung, die Philosophie zur Poesie.“[15]

Philosophie und Poesie sind keine Gegensätze, sondern benötigen der gegenseitigen Ergänzung:

„Sie sind unzertrennlich verbunden, ein Baum, dessen Wurzel die Philosophie, dessen schönste Frucht die Poesie ist. Poesie ohne Philosophie wird leer und oberflächlich, Philosophie ohne Poesie bleibt ohne Einfluß und wird barbarisch.“[16]

Werke

  • Vom ästhetischen Werte der griechischen Komödie. 1794.
  • Über die Diotima. 1795.
  • Versuch über den Begriff des Republikanismus. 1796.
  • Georg Forster. 1797.
  • Über das Studium der griechischen Poesie. 1797.
  • Über Lessing. 1797.
  • Kritische Fragmente. („Lyceums“-Fragmente), 1797.
  • Fragmente. („Athenaeums“-Fragmente), 1797–1798.
  • Lucinde. 1799. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  • Über die Philosophie. An Dorothea. 1799.
  • Gespräch über die Poesie. 1800.
  • Über die Unverständlichkeit. 1800.
  • Ideen. 1800.
  • Charakteristiken und Kritiken. 1801.
  • Transcendentalphilosophie. 1801.
  • Alarkos. 1802.
  • Reise nach Frankreich. 1803.
  • Geschichte der europäischen Literatur. 1803/1804.
  • Grundzüge der gotischen Baukunst. 1804/1805.
  • Über die Sprache und Weisheit der Indier. 1808. (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv)
  • Deutsches Museum. (Als Hg.) 4 Bde. Wien 1812–1813, Camesina > Zeitschriften Literatur.
  • Geschichte der alten und neueren Literatur. Vorlesungen, 1815.

Werkausgaben:

  • Sämmtliche Werke. 10 Bde., Wien 1822–1825
  • Sämmtliche Werke. 2. Original-Ausgabe, 15 Bde., 4 Supplementbände, Wien & Bonn 1846
  • Ernst Behler, Jean-Jacques Anstett, Hans Eichner (Hrsg.): Friedrich Schlegel. Kritische Ausgabe seiner Werke. 35 Bde. (noch nicht abgeschlossen; Website), Paderborn u. a. 1958 ff.
    • Abt. 1: Kritische Neuausgabe
    • Abt. 2: Schriften aus dem Nachlaß
    • Abt. 3: Briefe
    • Abt. 4: Editionen, Übersetzungen, Berichte
  • Ernst Behler (Hrsg.): Friedrich Schlegel. Kritische Schriften und Fragmente. Studienausgabe. 6 Bde., ebd. 1988;
  • Wolfgang Hecht (Hrsg.): Friedrich Schlegel. Werke. 2 Bde., Berlin/Weimar 1980.
  • Schriften zur Kritischen Philosophie 1795–1805. Mit einer Einleitung und Anmerkungen hrsg. von Andreas Arndt und Jure Zovko, Meiner, Hamburg 2007, ISBN 978-3-7873-1848-3 (Inhalt und Einleitung (PDF; 389 kB), Rezension; PDF; 94 kB)

Literatur

(Chronologisch)

Wikisource: Friedrich Schlegel – Quellen und Volltexte
Commons: Friedrich Schlegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Aufsätze über Schlegel

Friedrich Schlegel-Gesellschaft

Anmerkungen

  1. Klaus Peter (1978) Friedrich Schlegel, S. 82. Realien zur Literatur. Sammlung Metzler. ISBN 3 476 101171 1
  2. Gerd Fesser: Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre In: Die Zeit, 28. April 2008. Abgerufen am 1. Juli 2012 „Die Schlegels und ihre Freunde – junge Wilde allesamt, Jenaer Boheme. Nächtelang stritten sie über Kunst, Moral und Politik. Sie führten kleine Theaterstücke auf, wanderten gemeinsam, kleideten sich nach der Mode des französischen Empire. Über Schillers Balladen machten sie sich lustig, sein Lied von der Glocke war ihnen unfreiwillige Satire. Für den platten Rationalismus der Popularaufklärer oder die normative Poetik der Weimarer Klassik hatten sie nur Spott übrig. Schiller blieb das nicht verborgen: In Caroline sah er eine »Madame Lucifer« und in Friedrich Schlegel nur einen »unbescheidenen kalten Witzling«.
    August Wilhelm Schlegel übersetzte Shakespeare, Novalis, auf der Suche nach der Blauen Blume, schrieb an seinem Heinrich von Ofterdingen, Friedrich Schlegel, von Dorothea und Caroline inspiriert, seinen avantgardistischen Liebesroman Lucinde, Tieck fantastisch-dämonische Märchen. Das kleine Jena war zu einer Geistesmetropole geworden.“ 
  3. Gerd Fesser: Klassikerstadt: Jenas goldene Jahre In: Die Zeit, 28. April 2008. Abgerufen am 1. Juli 2012 
  4. Friedrich Schlegel: Ideen, in: Kritische Friedrich-Schlegel Ausgabe (KA), hrsg. von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Paderborn, München, Wien, Zürich, Darmstadt 1958 ff. KA 2, 256
  5. Madame De Stael and the Grand-Duchess Louise Door Madame de Stael, p. 24 [1]
  6. Erich Kasten (Hrsg.): Schamanen Sibiriens. Magier – Mittler – Heiler, S. 24, 172–187. Zur Ausstellung im Linden-Museum Stuttgart, 13. Dezember 2008 bis 28. Juni 2009, Reimer Verlag 2009, ISBN 978-3-496-02812-3.
  7. Klaus Peter (1978) Friedrich Schlegel, S. 72-74.
  8. Friedrich Schlegel: Philosophie des Lebens. In fünfzehn Vorlesungen gehalten zu Wien im Jahre 1827, KA 10, S. 1–308
  9. Friedrich von Schlegel: Philosophie der Geschichte: in achtzehn Vorlesungen gehalten zu Wien im Jahre 1828, Band 1 = KA Bd. 9
  10. Friedrich Schlegel: Philosophische Vorlesungen insbesondere über Philosophie der Sprache und des Wortes. Geschrieben und vorgetragen zu Dresden im Dezember 1828 und in den ersten Tagen des Januar 1829, KA 10, S. 309–534
  11. Friedrich von Schlegel: Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804 bis 1806: nebst Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts. Band 3, hrsg. von Karl Josef Hieronymus Windischmann, 2. Aufl. Weber, 1846, 218 (Google books).
  12. Friedrich von Schlegel: Philosophische Vorlesungen aus den Jahren 1804 bis 1806: nebst Fragmenten vorzüglich philosophisch-theologischen Inhalts, Band 3, hrsg. von Karl Josef Hieronymus Windischmann, 2. Aufl. Weber, 1846, 127
  13. Nach Philosophische Lehrjahre (Bd. 18 der Kritischen Schlegel-Ausgabe), Nr. 1149, formuliert in: Hans Jörg Sandkühler (Hrsg.): Handbuch Deutscher Idealismus. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 978-3-476-02118-2, S. 350.
  14. Friedrich Schlegel: Entwicklung der Philosophie in 12 Büchern, in: Kritische Ausgabe, hrsg. von Behler, Band 12, Schöningh, München-Paderborn-Wien 1964, 359
  15. Friedrich Schlegel: „Geschichte der europäischen Literatur“, KA 11, S. 9
  16. Friedrich Schlegel: „Geschichte der europäischen Literatur“, KA 11, S. 10


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