„Baumschlager Eberle“ – Versionsunterschied

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'''Baumschlager Eberle Architekten''' sind ein internationales Architekturbüro mit 12 Büros in Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Vietnam und China. Gegründet 1985 in Vorarlberg, Österreich, zählt das Büro heute rund 180 Mitarbeiter aus 20 Ländern. Das Büro steht für qualitative hochwertige, nachhaltige und gleichzeitig wirtschaftliche Bauwerke in allen Typologien.
'''Baumschlager Eberle''' ist ein international tätiges [[Architekturbüro]], das primär im Bereich der Planung und des Baus von Wohnanlagen und energiesparenden Gebäuden tätig ist.

== Geschichte ==
1985 gründet [[Dietmar Eberle]], gemeinsam mit Carlo Baumschlager das Architekturbüro Baumschlager Eberle in Vorarlberg, Österreich. Sie zählen zu den Mitbegründern der [[Neue Vorarlberger Bauschule|Vorarlberger Baukünstler]] <ref>{{Literatur|Autor=Dietmar Steiner|Titel=Architektur vom Nullpunkt|Hrsg=Liesbeth Waechter-Böhm|Sammelwerk=|Band=2|Nummer=|Auflage=1|Verlag=Springer|Ort=Wien, New York|Datum=1996|Seiten=8-17|ISBN=3-211-82725-0}}</ref><ref>{{Literatur|Autor=Kenneth Frampton|Titel=Baumschlager & Eberle, Bauten und Projekte 1996 - 2002|Hrsg=Liesbeth Wäechter-Böhm|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Springer|Ort=Wien, New York|Datum=2003|Seiten=8-19|ISBN=3-211-83822-8}}</ref>. Eine völlig neue Basisbewegung der Architektur, die nachhaltig eine singuläre baukulturelle Identität geschaffen hat<ref>{{Literatur|Autor=Dietmar Steiner|Titel=Baumschlager-Ebele 2002-2007|Hrsg=Winfried Nerdinger|Sammelwerk=|Band=1|Nummer=|Auflage=|Verlag=Springer|Ort=Wien, New York|Datum=2007|Seiten=13-19|ISBN=978-3-211-71468-3}}</ref>. Es geht den Protagonisten vor allem um eine ortsbezogene Architektur, das heisst “Identitäten zu bilden für den Ort, nicht für den Architekten” (Dietmar Eberle, 2007).

Beispielhaft für diese stilistische Herkunft ist eines ihrer ersten gemeinsamen Projekte, die ''Wohnanlage Agip'', gebaut Mitte der 1980er Jahre in Lochau, bei Bregenz (Österreich). Durch ihre praxisbezogene Entwurfshaltung ist es Baumschlager Eberle gelungen ein wichtiges Statement in der Vorarlberger Wohnbaudebatte der späten achtziger Jahre zu realisieren. Auf dem vom Einfamilienhaus über den verdichteten Flachbau bzw. das Reihenhaus hin zum Geschosswohnungsbau markiert die Wohnanlage ''Agip'' einen Meilenstein<ref name=":3">{{Literatur|Autor=Liesbeth Waechter-Böhm|Titel=Carlo Baumschlager. Dietmar Eberle|Hrsg=Liesbeth Waechter-Böhm|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Wien, New York|Datum=1996|Seiten=|ISBN=3-211-82725-0}}</ref> <ref name=":1">{{Literatur|Autor=Kenneth Frampton|Titel=Bauten und Projekte 1996-2002. Buildings and Projects|Hrsg=Liesbeth Waechter-Böhm|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Springer Verlag|Ort=Wien, New York|Datum=2003|Seiten=|ISBN=3-211-83822-8}}</ref>.  

In den ersten fünfzehn Jahren liegt der besondere Beitrag von Baumschlager Eberle in der Entwicklung des zeitgenössischen Wohnungsbaus und die besondere “Beziehung, die sie zwischen der Typenform und dem Kontext herstellen”<ref name=":0">{{Literatur|Autor=Kenneth Frampton|Titel=Baumschlager & Eberle, Bauten und Projekte 1996 - 2002|Hrsg=Liesbeth Wäechter-Böhm|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=1|Verlag=Springer|Ort=Wien, New York|Datum=2003|Seiten=8-19|ISBN=3-211-83822-8}}</ref>. Baumschlager Eberle setzen auf überlegte Finanzierungskonzepte, einen hohen Selbstbauanteil und einfache Konstruktions-und Bausysteme. Sie entwickeln so früh Standards für nachhaltiges Bauen. Auch haben sie als eine der ersten erkannt, dass die Bauindustrie in der Region, in deren Klima, den zur Verfügung stehenden Materialien, dem handwerlichem Können und vor allem in deren Bauvorschriften verwurzelt sind. Die Summe dessen bestimmt entscheidend das Wesen der Bauten, die in Folge realisiert werden<ref name=":0" />. Leitmotive in der architektonischen Handschrift sind daneben auch der räumlich spannungsvolle Einsatz der Fassadengestaltung, Dauerhaftigkeit bei Nutzungsoffenheit und Nachhaltigkeit aus Langlebigkeit <ref name=":2">Nichts gegen das Vordach, Dietmar Eberle im Gespräch mit Judith Solt, Archithese (CH), 2004, S. 28 - 33</ref>.  

Die ''Projekte Lindenweg, Innsbruck, Österreich'' (1995)<ref>Kompakte Körper, Zwei Siedlungen der Arbeitsgemeinschaft Baumschlager-Eberle, Archithese (CH), 1996/04, S. 38 - 41</ref>, ''Mozartstrasse, in Dornbirn, Österreich'' (1997)<ref>An der Schnittstelle von Stadt und Dorf, Wohnanlage Mozartstrasse Dornbirn, Architektur Aktuell (A), 1998/09, S. 30-33</ref> und ''Mitterweg-Siedlung'' (1997)<ref>Wohnbau optimal optimiert, Wohnanlage Mitterweg in Innsbruck Triol, Architektur Aktuell (A),1998/05, S. 44-55</ref> machen dies besonders deutlich. Das ''Projekt am Lindenweg in Lauterach'' ist eines der ersten Projekte, bei denen nach streng wirtschaftlichen Massstäben bestmöglich ein Gebäude im sozialen Wohnungsbau gestaltet wird<ref name=":02">{{Literatur|Autor=Kenneth Frampton|Titel=Baumschlager & Eberle, Bauten und Projekte 1996 - 2002|Hrsg=Liesbeth Wäechter-Böhm|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=1|Verlag=Springer|Ort=Wien, New York|Datum=2003|Seiten=8-19|ISBN=3-211-83822-8}}</ref>.

Auch freihstehende Einfamilienhäuser realisiert das Büro in der Region. ''Haus Burger'' in Bregenz, Österreich (1994)<ref>Wohnhaus in Bregenz, Baumeister (D), 1995/08, S. 12-16</ref>, ''Haus Kern'', in Lochau bei Bregenz, Österreich ''(1996)'' und ''Haus Büchel''<ref>Die Felswand im Rücken, Raum und Wohnen (CH),1999/08, S. 80-88</ref> in Vaduz, Lichtenstein ''(1996).'' Framtpon bezeichnet diese als “Metaphern des Landestypischen”, bei denen qualitätvolle Holzverarbeitungstechniken nach lokaler Handwerkstradition eine wichtige Rolle spielen<ref name=":02" />.

Neben dem Wohnungsbau kommt Baumschlager Eberle eine wichtige Rolle als Architekten öffentlicher Bauten zu. Zunächst mit Schwerpunkt in der Region Vorarlberg, realisieren sie öffentliche Gebäude wie den ''Gemeindesaal'' in Mäder, Österreich (1995), die Zentrale der Firma ''Saeco'' in Lustenau bei Bregenz, Österreich, (1998), das ''Pfarrheim'' in Satteins, Österreich (1996), der ''Gewerbepark Achpark'' in Lauterach, Österreich, (1998) und das ''Stadthotel Martinspark'' in Dornbirn, Österreich (1996)<ref>Grosser Zähler, Hotel Martinspark in Dornbirn (A), Deutsche Bauzeitschrift, 2001/04, S. 152-156</ref>.

Ab Beginn der 1990er Jahre werden zunehmend Aufträge von institutioneller Seite übernommen<ref name=":12">{{Literatur|Autor=Kenneth Frampton|Titel=Bauten und Projekte 1996-2002. Buildings and Projects|Hrsg=Liesbeth Waechter-Böhm|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Springer Verlag|Ort=Wien, New York|Datum=2003|Seiten=|ISBN=3-211-83822-8}}</ref><ref name=":02" />, unter anderem die ''Gewerbliche Berufsschule Bregenz'', Österreich (1994)<ref>Schutzhülen eines Schulhauses, Erweiterungsbau der gewerblichen Berufsschule Bregenz, Baumeister (D),1995/10, S. 18-25</ref> und die ''Öko-Hauptschule'' in Mäder, Österreich (1998)<ref name=":22">Nichts gegen das Vordach, Dietmar Eberle im Gespräch mit Judith Solt, Archithese (CH), 2004, S. 28 - 33</ref>. Es entstehen wichtige Industriebauten in der Region wie das ''Kraftwerk Alberschwende'', (1993)'' ''Österreich, der Gewerbebau ''Holz Altenried'', Altenried (1995), Österreich und das ''Umspannwerk von Hörbranz'', Österreich (1998)<ref name=":02" /><ref name=":32">{{Literatur|Autor=Liesbeth Waechter-Böhm|Titel=Carlo Baumschlager. Dietmar Eberle|Hrsg=Liesbeth Waechter-Böhm|Sammelwerk=|Band=|Nummer=|Auflage=|Verlag=Springer-Verlag|Ort=Wien, New York|Datum=1996|Seiten=|ISBN=3-211-82725-0}}</ref>.

Ab Mitte der 1990er Jahre entwickelt sich das Büro auf nationaler und internationaler Ebene weiter und beteiligt sich verstärkt an internationalen Wettbewerben gemäss dem Leitmotiv “Think global, act local”, bedeutet dies, "Internationales Wissen mit den lokalen Gegebenheiten zu vereinen” (Dietmar Eberle, 2012). Grossprojekte wie die Sanierung und Erweiterung des ''Headquarters der Münchener Rückversicherungsanstalt'' (2001)<ref>Versicherungsgebäude in München, Detail (D), 2002/10, S. 1266-1278</ref> <ref>Umbau der Münchner Rück in Schwabing, Baumeister (D), 2002/07, S. 49-55</ref>, die Erweiterung der ETH am Hönggerberg, dem ''ETH e-science Lab'' (2007)<ref>E-science Lab der ETH in Zürich, Detail (D), 2010/01, S. 878-879</ref> und der ''Erweiterungsneubau des Flughafen Wien/ Check-in 3'' in Wien (2012) sorgen für Aufmerksamkeit und Anerkennung über Österreichs Grenzen hinaus. Neben dem Gründungsbüro in Lochau bei Bregenz, Österreich, entsteht 1999 eine erste Dependance in Vaduz, Liechtenstein. 2001 kommt in Wien, Österreich, ein weiterer Bürostandort hinzu.

1999 wird Dietmar Eberle als ordentlicher Professor für Architektur und Entwerfen an die [[ETH Zürich]] berufen. Das Unternehmen erreicht auch im akademischen Umfeld einen hohen Bekanntheitsgrad und beschäftigt sich frühzeitig mit Themen, die später gesellschaftliche Bedeutung erhalten. Die Querschnittsbeziehung zwischen Forschung, akademischer und praktischer Tätigkeit und die Weiterentwicklung von Wissen über den Alltag fliesst in die tägliche Architekturpraxis mit ein.  

Der Start ins 21. Jahrhundert ist geprägt durch ein rasches Wachstum. Das Unternehmen vollzieht den Sprung von Europa in die globalisierte Welt. Neben Europa bildet China einen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit: Moma, Peking (2005) und PopMoma, Peking (2007)<ref>Becoming Beijing: Developer-Architect Dynamics in social-political context, a+u, 2010/07, S. 93-99</ref> <ref>Popmoma Beijing, Domus (I), 2010/08, S. 129-132</ref> sind die ersten realisierten Grossprojekte in China. Auch im Rahmen ihrer Projekte in Asien ist es für Baumschlager Eberle wichtig, nachhaltige, energieoptimierte Architektur zu verwirklichen und mit den vorhandenen baulichen Instrumenten eine für den jeweiligen Ort und seine klimatischen Voraussetzungen optimale Energiebilanz zu schaffen. Indem die Architekten nach dem Ort und seiner spezifischen klimatischen und kulturellen Voraussetzungen fragen, wird ihr Ansatz nicht stilistisch aber methodisch übertragbar<ref>Vorarlberger Vorsprung, Neue Zürcher Zeitung, Jürgen Tietz, 9.11.2007</ref>.

Beispiele für ökonomisch und ökologisch optimierte Wohnbebauung in Europa sind ''Wohnen am Lohbach'' in Innsbruck, Österreich (2000) <ref>Mal extrovertiert... "Wohnen am Lohbach" in Innsbruck, Arno Tietz, Bauwelt (D),27.01.2001, S. 28 - 32</ref>, für Verwaltungsgebäude die Weltgesundheitsorganisation und der Sitz des Aids-Koordinierungsprogrammes der Vereinten Nationen Genf, kurz ''WHO/UNAIDS Bürogebäude,'' Genf <ref>The world on three feet, Domus (IT), 2009/05, S. 77-78</ref>, in der Schweiz .

Weitere Beispiele für eine gelungene Interaktion von Architektur und Kontext sind die Gebäude ''Solids IJburg'' in Amsterdam (ab 2007), Niederlande und das Hafengebäude ''Nordwesthaus'' in Fussach (2008), Österreich<ref>Amorpher Körper, hinter schimmernder Glashaut, Nordwesthaus in Fussach, Deutsche Bauzeitschrift (D), 2009/04, S. 44-49</ref>.

Es folgen sukzessive Bürogründungen in St. Gallen (2006), Zürich (2007), Hongkong (2008) und Berlin (2010).

Carlo Baumschlager scheidet 2010 aus dem Büro aus. Mit fortschreitender Internationalisierung folgen weitere Bürogründungen in Hanoi (2011), Paris (2012), Hamburg (2013), Saigon (2015) und Shanghai (2016).

Bis heute realisierte das Büro mehr als 400 Bauten. Zu den Großprojekten aus jüngster Zeit zählen das ''Krankenhaus AZ Groeninge'' im belgischen Kortrijk, das ''Universtitätsgebäude "La Maison du Savoir"'' im luxemburgischen Esch-sur Alzette (2015)<ref>Die Maison du Savoir, Bauwelt (D), Sebastian Redecke, S. 20-25</ref>, und der Neubau des ''Justizpalastes'' in der Nordfranzösischen Stadt Caen (2015)<ref>Justizpalast in Caen, AIT, 2016/12, S. 26</ref> <ref>{{Internetquelle|url=http://www.detail.de/artikel/justitia-mit-aussicht-gerichtsgebaeude-in-caen-26919/|titel=Justizia mit Aussicht, Gerichtsgebüde in Caen|autor=|hrsg=|werk=|datum=|sprache=|zugriff=23.03.2017}}</ref>.  


== Architekturbüros ==
== Architekturbüros ==

Version vom 4. April 2017, 16:31 Uhr

Vorlage:Infobox architectural practice

Villa Menti-Wohnanlage in Feldkirch, 2007
„Der Verwalter“ Rosenstrasse 23+23a,b,c; in Dornbirn, 2003
„Skylink“, Flughafenterminal in Wien, 2012
Hotel Martinspark, Dornbirn

Baumschlager Eberle Architekten sind ein internationales Architekturbüro mit 12 Büros in Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Vietnam und China. Gegründet 1985 in Vorarlberg, Österreich, zählt das Büro heute rund 180 Mitarbeiter aus 20 Ländern. Das Büro steht für qualitative hochwertige, nachhaltige und gleichzeitig wirtschaftliche Bauwerke in allen Typologien.

Geschichte

1985 gründet Dietmar Eberle, gemeinsam mit Carlo Baumschlager das Architekturbüro Baumschlager Eberle in Vorarlberg, Österreich. Sie zählen zu den Mitbegründern der Vorarlberger Baukünstler [1][2]. Eine völlig neue Basisbewegung der Architektur, die nachhaltig eine singuläre baukulturelle Identität geschaffen hat[3]. Es geht den Protagonisten vor allem um eine ortsbezogene Architektur, das heisst “Identitäten zu bilden für den Ort, nicht für den Architekten” (Dietmar Eberle, 2007).

Beispielhaft für diese stilistische Herkunft ist eines ihrer ersten gemeinsamen Projekte, die Wohnanlage Agip, gebaut Mitte der 1980er Jahre in Lochau, bei Bregenz (Österreich). Durch ihre praxisbezogene Entwurfshaltung ist es Baumschlager Eberle gelungen ein wichtiges Statement in der Vorarlberger Wohnbaudebatte der späten achtziger Jahre zu realisieren. Auf dem vom Einfamilienhaus über den verdichteten Flachbau bzw. das Reihenhaus hin zum Geschosswohnungsbau markiert die Wohnanlage Agip einen Meilenstein[4] [5].  

In den ersten fünfzehn Jahren liegt der besondere Beitrag von Baumschlager Eberle in der Entwicklung des zeitgenössischen Wohnungsbaus und die besondere “Beziehung, die sie zwischen der Typenform und dem Kontext herstellen”[6]. Baumschlager Eberle setzen auf überlegte Finanzierungskonzepte, einen hohen Selbstbauanteil und einfache Konstruktions-und Bausysteme. Sie entwickeln so früh Standards für nachhaltiges Bauen. Auch haben sie als eine der ersten erkannt, dass die Bauindustrie in der Region, in deren Klima, den zur Verfügung stehenden Materialien, dem handwerlichem Können und vor allem in deren Bauvorschriften verwurzelt sind. Die Summe dessen bestimmt entscheidend das Wesen der Bauten, die in Folge realisiert werden[6]. Leitmotive in der architektonischen Handschrift sind daneben auch der räumlich spannungsvolle Einsatz der Fassadengestaltung, Dauerhaftigkeit bei Nutzungsoffenheit und Nachhaltigkeit aus Langlebigkeit [7].  

Die Projekte Lindenweg, Innsbruck, Österreich (1995)[8], Mozartstrasse, in Dornbirn, Österreich (1997)[9] und Mitterweg-Siedlung (1997)[10] machen dies besonders deutlich. Das Projekt am Lindenweg in Lauterach ist eines der ersten Projekte, bei denen nach streng wirtschaftlichen Massstäben bestmöglich ein Gebäude im sozialen Wohnungsbau gestaltet wird[11].

Auch freihstehende Einfamilienhäuser realisiert das Büro in der Region. Haus Burger in Bregenz, Österreich (1994)[12], Haus Kern, in Lochau bei Bregenz, Österreich (1996) und Haus Büchel[13] in Vaduz, Lichtenstein (1996). Framtpon bezeichnet diese als “Metaphern des Landestypischen”, bei denen qualitätvolle Holzverarbeitungstechniken nach lokaler Handwerkstradition eine wichtige Rolle spielen[11].

Neben dem Wohnungsbau kommt Baumschlager Eberle eine wichtige Rolle als Architekten öffentlicher Bauten zu. Zunächst mit Schwerpunkt in der Region Vorarlberg, realisieren sie öffentliche Gebäude wie den Gemeindesaal in Mäder, Österreich (1995), die Zentrale der Firma Saeco in Lustenau bei Bregenz, Österreich, (1998), das Pfarrheim in Satteins, Österreich (1996), der Gewerbepark Achpark in Lauterach, Österreich, (1998) und das Stadthotel Martinspark in Dornbirn, Österreich (1996)[14].

Ab Beginn der 1990er Jahre werden zunehmend Aufträge von institutioneller Seite übernommen[15][11], unter anderem die Gewerbliche Berufsschule Bregenz, Österreich (1994)[16] und die Öko-Hauptschule in Mäder, Österreich (1998)[17]. Es entstehen wichtige Industriebauten in der Region wie das Kraftwerk Alberschwende, (1993) Österreich, der Gewerbebau Holz Altenried, Altenried (1995), Österreich und das Umspannwerk von Hörbranz, Österreich (1998)[11][18].

Ab Mitte der 1990er Jahre entwickelt sich das Büro auf nationaler und internationaler Ebene weiter und beteiligt sich verstärkt an internationalen Wettbewerben gemäss dem Leitmotiv “Think global, act local”, bedeutet dies, "Internationales Wissen mit den lokalen Gegebenheiten zu vereinen” (Dietmar Eberle, 2012). Grossprojekte wie die Sanierung und Erweiterung des Headquarters der Münchener Rückversicherungsanstalt (2001)[19] [20], die Erweiterung der ETH am Hönggerberg, dem ETH e-science Lab (2007)[21] und der Erweiterungsneubau des Flughafen Wien/ Check-in 3 in Wien (2012) sorgen für Aufmerksamkeit und Anerkennung über Österreichs Grenzen hinaus. Neben dem Gründungsbüro in Lochau bei Bregenz, Österreich, entsteht 1999 eine erste Dependance in Vaduz, Liechtenstein. 2001 kommt in Wien, Österreich, ein weiterer Bürostandort hinzu.

1999 wird Dietmar Eberle als ordentlicher Professor für Architektur und Entwerfen an die ETH Zürich berufen. Das Unternehmen erreicht auch im akademischen Umfeld einen hohen Bekanntheitsgrad und beschäftigt sich frühzeitig mit Themen, die später gesellschaftliche Bedeutung erhalten. Die Querschnittsbeziehung zwischen Forschung, akademischer und praktischer Tätigkeit und die Weiterentwicklung von Wissen über den Alltag fliesst in die tägliche Architekturpraxis mit ein.  

Der Start ins 21. Jahrhundert ist geprägt durch ein rasches Wachstum. Das Unternehmen vollzieht den Sprung von Europa in die globalisierte Welt. Neben Europa bildet China einen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit: Moma, Peking (2005) und PopMoma, Peking (2007)[22] [23] sind die ersten realisierten Grossprojekte in China. Auch im Rahmen ihrer Projekte in Asien ist es für Baumschlager Eberle wichtig, nachhaltige, energieoptimierte Architektur zu verwirklichen und mit den vorhandenen baulichen Instrumenten eine für den jeweiligen Ort und seine klimatischen Voraussetzungen optimale Energiebilanz zu schaffen. Indem die Architekten nach dem Ort und seiner spezifischen klimatischen und kulturellen Voraussetzungen fragen, wird ihr Ansatz nicht stilistisch aber methodisch übertragbar[24].

Beispiele für ökonomisch und ökologisch optimierte Wohnbebauung in Europa sind Wohnen am Lohbach in Innsbruck, Österreich (2000) [25], für Verwaltungsgebäude die Weltgesundheitsorganisation und der Sitz des Aids-Koordinierungsprogrammes der Vereinten Nationen Genf, kurz WHO/UNAIDS Bürogebäude, Genf [26], in der Schweiz .

Weitere Beispiele für eine gelungene Interaktion von Architektur und Kontext sind die Gebäude Solids IJburg in Amsterdam (ab 2007), Niederlande und das Hafengebäude Nordwesthaus in Fussach (2008), Österreich[27].

Es folgen sukzessive Bürogründungen in St. Gallen (2006), Zürich (2007), Hongkong (2008) und Berlin (2010).

Carlo Baumschlager scheidet 2010 aus dem Büro aus. Mit fortschreitender Internationalisierung folgen weitere Bürogründungen in Hanoi (2011), Paris (2012), Hamburg (2013), Saigon (2015) und Shanghai (2016).

Bis heute realisierte das Büro mehr als 400 Bauten. Zu den Großprojekten aus jüngster Zeit zählen das Krankenhaus AZ Groeninge im belgischen Kortrijk, das Universtitätsgebäude "La Maison du Savoir" im luxemburgischen Esch-sur Alzette (2015)[28], und der Neubau des Justizpalastes in der Nordfranzösischen Stadt Caen (2015)[29] [30].  

Architekturbüros

Es wurde von Carlo Baumschlager und Dietmar Eberle in Lochau bei Bregenz gegründet. Nach den Anfängen in Vorarlberg – mit Schwerpunkt Wohnbau – ist das Büro mit Standorten in Lustenau (Ö), Wien (Ö), St. Gallen (CH), Zürich (CH), Vaduz (FL) und Peking mittlerweile international vertreten. Carlo Baumschlager schied 2010 aus dem Unternehmen aus und gründete gemeinsam mit dem Schweizer Architekten Jesco Hutter das neue Architekturbüro Baumschlager Hutter Partners. Dennoch behielt das Architekturbüro Baumschlager & Eberle seinen bisherigen Namen bei.

Seit seiner Gründung 1985 realisierte das Büro mehr als 300 Bauten. Zu den Großprojekten aus jüngster Zeit zählen die Erweiterung des Flughafens Wien, ein Großkrankenhaus im belgischen Kortrijk, Hochhäuser in Peking und das Genfer WHO/UNAIDS-Gebäude. Baumschlager & Eberle versuchen, über die Qualität der Hülle den Einsatz technischer Systeme für die Klimatisierung zu reduzieren.

Realisierungen

  • Erweiterungsbau Höhere Technische Lehranstalt Bregenz, 1990–1997
  • Wohnhaus Ententeich in Zürich (Schweiz)
  • Mehrere Hochhäusern in Peking (China), Fertigstellung 2005
  • Bürogebäude der WHO/UNAIDS in Genf (Schweiz), Fertigstellung 2005
  • Siedlung Ruggächern in Zürich (Schweiz), Fertigstellung 2006
  • Trainingszentrum und Bürogebäude der Hilti AG in Vaduz (Liechtenstein), Fertigstellung 2006
  • Cornlofts Šaldova, Wohnbebauung in Prag (Tschechien), Fertigstellung 2007
  • Wohnturm in ’s-Hertogenbosch (Niederlande), Fertigstellung 2007
  • Villa Menti-Wohnanlage in Feldkirch (Österreich)
  • Lohbach-Wohnanlage in Innsbruck (Österreich)
  • Bürogebäude Davidstrasse in St. Gallen (Schweiz)
  • Bürogebäude Münchener Rück, München (Deutschland)
  • Terminal 1A am Flughafen Wien (Österreich), Fertigstellung 2005
  • Solids im neuen Stadtteil IJburg in Amsterdam (Niederlande), Fertigstellung 2007
  • Skylink, Erweiterung des Flughafens Wien (Österreich), Fertigstellung 2012
  • E-Science Lab der ETH Zürich (Schweiz)
  • Universität La cité des science in Belval (Luxemburg)
  • Landeskrankenhaus Bregenz
In der Ausführung
  • Krankenhaus in Kortrijk (Belgien), geplante Fertigstellung 2016

Literatur

  • Walden Gert (Hrsg.), Baumschlager Eberle Annäherungen | Approaches (2010): Über das architektonische Denken von Baumschlager-Eberle. Springer-Verlag, Wien/New York, ISBN 978-3-211-79158-5
  • Dietmar Eberle: „Von der Stadt zum Haus. Eine Entwurfslehre“ (2007): Ergebnisse eines Kurses an der ETH.
  • Winfried Nerdinger: Baumschlager-Eberle 2002–2007 Architektur, Menschen und Ressourcen Springer Verlag Wien New York 2007, ISBN 978-3-211-71468-3
  • Liesbeth Waechter-Böhm: Carlo Baumschlager. Dietmar Eberle. Springer-Verlag, Wien/New York 1996, ISBN 3-211-82725-0
  • Liesbeth Waechter-Böhm (Hrsg.), Carlo Baumschlager, Dietmar Eberle: Über Wohnbau = House-ing, Springer-Verlag, Wien/New York 2000, ISBN 3-211-83228-9
  • Kirstin Feiereiss (Hrsg.), Liesbeth Waechter-Böhm, Oliver Herwig, Wolfgang Jean Stock, Carlo Baumschlager: Von Regionalem und Internationalem: 1996–2002, Aedes Berlin 2003
  • Carlo Baumschlager/Dietmar Eberle – Hafengebäude Rohner, Fussach Hatje Cantz 2005, ISBN 3-7757-1518-5

Ausstellungen

  • 2007–2008, Ausstellung in der Pinakothek der Moderne in München, 11. Oktober 2007–13. Januar 2008, Titel: Architektur, Menschen und Ressourcen. Baumschlager–Eberle 2002–2007
  1. Dietmar Steiner: Architektur vom Nullpunkt. Hrsg.: Liesbeth Waechter-Böhm. 1. Auflage. Band 2. Springer, Wien, New York 1996, ISBN 3-211-82725-0, S. 8–17.
  2. Kenneth Frampton: Baumschlager & Eberle, Bauten und Projekte 1996 - 2002. Hrsg.: Liesbeth Wäechter-Böhm. Springer, Wien, New York 2003, ISBN 3-211-83822-8, S. 8–19.
  3. Dietmar Steiner: Baumschlager-Ebele 2002-2007. Hrsg.: Winfried Nerdinger. Band 1. Springer, Wien, New York 2007, ISBN 978-3-211-71468-3, S. 13–19.
  4. Liesbeth Waechter-Böhm: Carlo Baumschlager. Dietmar Eberle. Hrsg.: Liesbeth Waechter-Böhm. Springer-Verlag, Wien, New York 1996, ISBN 3-211-82725-0.
  5. Kenneth Frampton: Bauten und Projekte 1996-2002. Buildings and Projects. Hrsg.: Liesbeth Waechter-Böhm. Springer Verlag, Wien, New York 2003, ISBN 3-211-83822-8.
  6. a b Kenneth Frampton: Baumschlager & Eberle, Bauten und Projekte 1996 - 2002. Hrsg.: Liesbeth Wäechter-Böhm. 1. Auflage. Springer, Wien, New York 2003, ISBN 3-211-83822-8, S. 8–19.
  7. Nichts gegen das Vordach, Dietmar Eberle im Gespräch mit Judith Solt, Archithese (CH), 2004, S. 28 - 33
  8. Kompakte Körper, Zwei Siedlungen der Arbeitsgemeinschaft Baumschlager-Eberle, Archithese (CH), 1996/04, S. 38 - 41
  9. An der Schnittstelle von Stadt und Dorf, Wohnanlage Mozartstrasse Dornbirn, Architektur Aktuell (A), 1998/09, S. 30-33
  10. Wohnbau optimal optimiert, Wohnanlage Mitterweg in Innsbruck Triol, Architektur Aktuell (A),1998/05, S. 44-55
  11. a b c d Kenneth Frampton: Baumschlager & Eberle, Bauten und Projekte 1996 - 2002. Hrsg.: Liesbeth Wäechter-Böhm. 1. Auflage. Springer, Wien, New York 2003, ISBN 3-211-83822-8, S. 8–19.
  12. Wohnhaus in Bregenz, Baumeister (D), 1995/08, S. 12-16
  13. Die Felswand im Rücken, Raum und Wohnen (CH),1999/08, S. 80-88
  14. Grosser Zähler, Hotel Martinspark in Dornbirn (A), Deutsche Bauzeitschrift, 2001/04, S. 152-156
  15. Kenneth Frampton: Bauten und Projekte 1996-2002. Buildings and Projects. Hrsg.: Liesbeth Waechter-Böhm. Springer Verlag, Wien, New York 2003, ISBN 3-211-83822-8.
  16. Schutzhülen eines Schulhauses, Erweiterungsbau der gewerblichen Berufsschule Bregenz, Baumeister (D),1995/10, S. 18-25
  17. Nichts gegen das Vordach, Dietmar Eberle im Gespräch mit Judith Solt, Archithese (CH), 2004, S. 28 - 33
  18. Liesbeth Waechter-Böhm: Carlo Baumschlager. Dietmar Eberle. Hrsg.: Liesbeth Waechter-Böhm. Springer-Verlag, Wien, New York 1996, ISBN 3-211-82725-0.
  19. Versicherungsgebäude in München, Detail (D), 2002/10, S. 1266-1278
  20. Umbau der Münchner Rück in Schwabing, Baumeister (D), 2002/07, S. 49-55
  21. E-science Lab der ETH in Zürich, Detail (D), 2010/01, S. 878-879
  22. Becoming Beijing: Developer-Architect Dynamics in social-political context, a+u, 2010/07, S. 93-99
  23. Popmoma Beijing, Domus (I), 2010/08, S. 129-132
  24. Vorarlberger Vorsprung, Neue Zürcher Zeitung, Jürgen Tietz, 9.11.2007
  25. Mal extrovertiert... "Wohnen am Lohbach" in Innsbruck, Arno Tietz, Bauwelt (D),27.01.2001, S. 28 - 32
  26. The world on three feet, Domus (IT), 2009/05, S. 77-78
  27. Amorpher Körper, hinter schimmernder Glashaut, Nordwesthaus in Fussach, Deutsche Bauzeitschrift (D), 2009/04, S. 44-49
  28. Die Maison du Savoir, Bauwelt (D), Sebastian Redecke, S. 20-25
  29. Justizpalast in Caen, AIT, 2016/12, S. 26
  30. Justizia mit Aussicht, Gerichtsgebüde in Caen. Abgerufen am 23. März 2017.