„Tierproduktion“ – Versionsunterschied

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Hinzu kommt, dass die Viehhaltung wesentlich mehr Treibhausgase emittiert als die Pflanzenproduktion. Der weitaus größte Anteil an den Treibhausgasemissionen innerhalb der Viehhaltung besteht aus [[Lachgas]] und [[Methan]] und ist auf die Verdauung der Tiere ([[Mist]] und [[Pansen#Fermentation|Pansengärung]]) zurückzuführen; Futtermittelproduktion und Kraftstoffverbrauch sind relativ unbedeutend.<ref name="LLS" /> Einer Simulation zufolge würde der [[Kapitalwert]] der Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2000–2050 unter Annahme eines kompletten globalen Fleischverzichts massiv reduziert.<ref>E. Stehfest, L. Bouwman, D. van Vuuren, M. den Elzen, B. Eickhout, P. Kabat: [http://tier-im-fokus.ch/wp-content/uploads/2009/06/stehfest09.pdf ''Climate benefits of changing diet.''] In: ''Climatic Change.'' 95, Nr. 1–2, 2009, S. 83–102. (PDF; 430&nbsp;kB)</ref> Würde der globale [[Fleischkonsum]] ab 2015 innerhalb von 40 Jahren auf weniger als ein Drittel reduziert, würden einer weiteren Studie zufolge die Lachgas- und Methanemissionen der Landwirtschaft unter das Niveau von 1995 sinken.<ref>A. Popp, H. Lotze-Campena, B. Bodirskya: ''Food consumption, diet shifts and associated non-CO2 greenhouse gases from agricultural production.'' In: ''Global Environmental Change.'' Vol. 20, Nr. 3, 2010, S. 451–462. [[doi:10.1016/j.gloenvcha.2010.02.001]]</ref><ref>[http://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/klimaschutz-durch-bewusste-ernaehrung Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Klimaschutz durch bewusste Ernährung] (vom 28. Juni 2010)</ref> Eine andere Studie schätzte, dass eine ausschließlich vegane Ernährungsweise der USA deren Treibhausgasemissionen im Vergleich zur durchschnittlichen Ernährungsweise um 6 % reduzieren würde.<ref>G. Eshel, P. Martin: {{Webarchiv | url=http://vancouverhumanesociety.bc.ca/downloads/links/nutriEI.pdf | wayback=20110921072137 | text= ''Diet, Energy, and Global Warming.''}} In: ''Earth Interactions.'' Vol. 10, 2006, S. 1–17. (PDF; 611&nbsp;kB)</ref> Eine Halbierung des Fleischkonsums allein in den Industrieländern hätte hingegen höchstens geringe globale Emissionsreduktionen zur Folge, da die Entwicklungsländer ihren Konsum dann entsprechend ausweiten würden.<ref name="rosegrant" />
Hinzu kommt, dass die Viehhaltung wesentlich mehr Treibhausgase emittiert als die Pflanzenproduktion.<ref name="DOI10.1126/science.aaq0216">J. Poore, T. Nemecek: ''Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers.'' In: ''Science.'' 360, 2018, S.&nbsp;987, {{DOI|10.1126/science.aaq0216}}.</ref> Der weitaus größte Anteil an den Treibhausgasemissionen innerhalb der Viehhaltung besteht aus [[Lachgas]] und [[Methan]] und ist auf die Verdauung der Tiere ([[Mist]] und [[Pansen#Fermentation|Pansengärung]]) zurückzuführen; Futtermittelproduktion und Kraftstoffverbrauch sind relativ unbedeutend.<ref name="LLS" /> Einer Simulation zufolge würde der [[Kapitalwert]] der Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2000–2050 unter Annahme eines kompletten globalen Fleischverzichts massiv reduziert.<ref>E. Stehfest, L. Bouwman, D. van Vuuren, M. den Elzen, B. Eickhout, P. Kabat: [http://tier-im-fokus.ch/wp-content/uploads/2009/06/stehfest09.pdf ''Climate benefits of changing diet.''] In: ''Climatic Change.'' 95, Nr. 1–2, 2009, S. 83–102. (PDF; 430&nbsp;kB)</ref> Würde der globale [[Fleischkonsum]] ab 2015 innerhalb von 40 Jahren auf weniger als ein Drittel reduziert, würden einer weiteren Studie zufolge die Lachgas- und Methanemissionen der Landwirtschaft unter das Niveau von 1995 sinken.<ref>A. Popp, H. Lotze-Campena, B. Bodirskya: ''Food consumption, diet shifts and associated non-CO2 greenhouse gases from agricultural production.'' In: ''Global Environmental Change.'' Vol. 20, Nr. 3, 2010, S. 451–462. [[doi:10.1016/j.gloenvcha.2010.02.001]]</ref><ref>[http://www.pik-potsdam.de/aktuelles/pressemitteilungen/klimaschutz-durch-bewusste-ernaehrung Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Klimaschutz durch bewusste Ernährung] (vom 28. Juni 2010)</ref> Eine andere Studie schätzte, dass eine ausschließlich vegane Ernährungsweise der USA deren Treibhausgasemissionen im Vergleich zur durchschnittlichen Ernährungsweise um 6 % reduzieren würde.<ref>G. Eshel, P. Martin: {{Webarchiv | url=http://vancouverhumanesociety.bc.ca/downloads/links/nutriEI.pdf | wayback=20110921072137 | text= ''Diet, Energy, and Global Warming.''}} In: ''Earth Interactions.'' Vol. 10, 2006, S. 1–17. (PDF; 611&nbsp;kB)</ref> Eine Halbierung des Fleischkonsums allein in den Industrieländern hätte hingegen höchstens geringe globale Emissionsreduktionen zur Folge, da die Entwicklungsländer ihren Konsum dann entsprechend ausweiten würden.<ref name="rosegrant" />


Eine Studie der FAO aus dem Jahre 2006 kam zu dem Schluss, die Viehhaltung trüge mit 18 % der globalen anthropogenen Treibhausgasemissionen mehr zur globalen Erwärmung bei als der gesamte Verkehrssektor. Die Viehhaltung sei gleichzeitig für knapp 80 % der Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich.<ref name="LLS" />
Eine Studie der FAO aus dem Jahre 2006 kam zu dem Schluss, die Viehhaltung trüge mit 18 % der globalen anthropogenen Treibhausgasemissionen mehr zur globalen Erwärmung bei als der gesamte Verkehrssektor. Die Viehhaltung sei gleichzeitig für knapp 80 % der Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich.<ref name="LLS" />

Version vom 9. September 2018, 13:36 Uhr

In der Tierproduktion, auch Viehwirtschaft oder Viehhaltung , werden landwirtschaftliche Nutztiere zur Erzeugung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen gehalten. Die Tierproduktion ist somit ein Teilgebiet der Tierhaltung.

Formen

Die Viehwirtschaft kann nach verschiedenen Kriterien eingeteilt werden:

Flächennutzungsgrad

  • Extensive Tierhaltung (Sehr große Weideflächen mit geringem Viehbesatz / fast ausschließlich Naturweiden, meist kein Zufüttern notwendig, wenig temporäre Stallhaltung / zumeiste mehrere Tierarten / vielfach traditionelle Nutzungsformen (mit hohem Selbstversorgungs­anteil) oder moderne ökologische Tierhaltung, bei denen die Erhaltung der Weiden im Vordergrund steht)
  • Intensive Tierhaltung (Kleine Weideflächen mit dichtem Viehbesatz / „Massentierhaltung“ in Stallungen mit hohem Technisierungs­grad, Futtermittel müssen zugekauft werden / oftmals nur eine Tierart / ausschließlich marktwirtschaftlich orientierte Nutzungsformen, bei denen Produktionssicherheit und Gewinnerwirtschaftung im Vordergrund stehen)[1]

Weidetyp

Art des Weidelandes
Art des Weideganges

Produktionsverfahren

Ziele der Tierproduktion sind vor allem die Erzeugung von Nahrungsmitteln (Fleisch-, Milch-, Eier-, Honig- und Fischproduktion), daneben aber auch die Gewinnung von Häuten zur Lederherstellung, Wolle (insbesondere von Schafen), Haaren (z. B. von Kamelen), Daunen und Federn sowie Rohstoffen für die chemische Industrie. Zu diesen Zwecken werden unter anderem Rinder, Schweine, Geflügel, Schafe und Kaninchen produziert.

Globale Produktion

Die größten Fleischproduzenten (2007)[2]
Rang Land Produktion
(in Tsd. t)
Anteil
1 China 70.464 26 %
2 USA 42.020 16 %
3 Brasilien 18.898 7 %
4 Deutschland 7.412 3 %
5 Indien 6.508 2 %
6 Russland 5.755 2 %
7 Frankreich 5.664 2 %
8 Spanien 5.617 2 %
9 Mexiko 5.548 2 %
10 Argentinien 4.439 2 %

Im Jahr 2007 wurden 1.027.517.690 Tonnen tierische Erzeugnisse (ohne Eier und Fischereiprodukte) und 1.181.090.879.000 Vogeleier produziert. Von den tierischen Erzeugnissen waren 66 % Milch und 27 % Fleisch.[2]

Fleisch

Die wichtigsten Fleischproduzenten sind China, die USA und Brasilien. Seit 1961 ist die Produktion in China um 2600 % gestiegen, in Brasilien um knapp 900 %, in Indien um ca. 380 %. Die globale Fleischproduktion stieg um 377 %. 94 % des Fleisches kam 2007 von Schweinen, Geflügel, Rindern, Schafen und Ziegen.[2]

Milch

Indien und die USA sind die wichtigsten Produzenten, mit Anteilen am globalen Produktionsvolumen von 16 % bzw. 12 %. Die 2007 produzierte Milch stammte zu 83 % von Rindern und 13 % von Büffeln.[2]

Eier

China ist mit 40 % der mit Abstand größte Eierproduzent. 94 % der 2007 produzierten Vogeleier waren Hühnereier.[2]

Sonstige Produkte

Neben Fleisch, Milch und Eiern werden in der Viehhaltung Leder und Wolle gewonnen.[2]

Bedeutung für die Welternährung

Tierische Produkte enthalten essentiellen Aminosäuren, mehrere Vitamine (Vitamin A, Thiamin, Riboflavin, Vitamin B3 und Cobalamine), Eisen, Calcium und Zink.

Laut einem Bericht des Agrarwissenschaftlers G. E. Bradford aus dem Jahr 1999 impliziere die biologische Wertigkeit und Verdaulichkeit von Fleisch, Milch und Eiern, dass eine allein aus pflanzlichen Produkten bestehende Ernährung mehr Eiweiß benötige als eine gemischte. Die physische und mentale Entwicklung von Kindern in Entwicklungsländern sei stark positiv mit dem Konsum tierischer Produkte korreliert, wobei Mikronährstoffen eine größere Bedeutung als Eiweiß zukomme. Eine adäquate vegetarische Ernährungsweise sei laut Bradford möglich, aber aufgrund der hohen Konzentration von Makro- und Mikronährstoffen in tierischen Produkten schwieriger zu realisieren als eine gemischte Ernährung. Dies gelte insbesondere für arme Menschen in Entwicklungsländern. Die Auswirkungen eines hohen Konsums tierischer Produkte auf die Gesundheit würde seit Jahrzehnten untersucht,[3] siehe z. B. Mögliche Gesundheitsrisiken des Fleischkonsums, Cholesterin.

Weltweit tragen Tierprodukte 15 % der Kalorienzufuhr bei, und über 80 % der Weltbevölkerung decken einen überwiegenden Anteil ihres Eiweiß-, Fett-, Niacin- und Eisenbedarfs über Wiederkäuerprodukte.[4]

Effizienz der Fütterung

Da die gefütterte Nahrung nicht 1:1 in Fleischkalorien bzw. -protein umgewandelt wird, ist es in den Agrarwissenschaften üblich, für die Energie- und Proteineffizienz der Fütterung Konversionsraten zu ermitteln:[3][4]

Produkt gesamtes Futter vom Menschen verwertbares Futter
Energie-
effizienz
(in %)
Protein-
effizienz
(in %)
Energie-
effizienz
(in %)
Protein-
effizienz
(in %)
Lammfleisch 2 5
Rindfleisch 3 6 57 109
Putenfleisch 9 22
Hühnerfleisch 11 23 31 75
Schweinefleisch 14 14 58 86
Milch 17 25 101 181
Eier 18 26

Von einigen Wissenschaftlern wird die Verwendung von pflanzlichen Rohstoffen zum Erzeugen von Tierprodukten aufgrund der geringen Effizienz kritisiert. Man könne durch eine Umstellung der menschlichen Ernährung auf einen größeren Anteil veganer Bestandteile Nahrungsmittel einsparen und so die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln verbessern. Als Politikmaßnahme wird vorgeschlagen, tierische Produktionsverfahren entsprechend ihrer Konversionsraten zu besteuern.[5]

Hierbei ist zu beachten, dass tierische und menschliche Ernährung nicht deckungsgleich sind. Monogastrier werden hauptsächlich mit Getreide gefüttert, das auch für den Menschen direkt verwertbar ist. 30 % des Monogastrierfutters in den USA bestehen dennoch aus Fischmehl, Knochenmehl und Nebenprodukten des Mahlens von Getreiden und der Fermentation, die nicht vom Menschen gegessen werden. Wiederkäuer besitzen hingegen die Fähigkeit, Energie aus für den Menschen nicht verwertbaren Pflanzenteilen wie Gras zu gewinnen. Etwa 50 % der Energie in Pflanzen wie Mais, Weizen und Reis kann vom Menschen nicht direkt aufgenommen werden, jedoch über die Tierfütterung verfügbar gemacht werden. Auch können verschiedenste Abfallprodukte, sogar Holzspäne und Zeitungspapier, an Wiederkäuer verfüttert werden.[4]

Nur etwa 11 % der globalen Landfläche sind für die Produktion von Pflanzen, die direkt für die menschliche Ernährung bestimmt sind, verwendbar. Große Teile der Erdoberfläche können allenfalls als Weiden genutzt werden. Die Kalorienaufnahme von Rindern, die zur Fleisch- oder Milchproduktion benutzt werden, besteht in den USA zu etwa 75 % aus nicht für den Menschen verwertbarem Material, in Ländern mit geringer Verfügbarkeit von Getreide ist dieser Anteil höher. In den USA, wo in der Endphase der Mast erhöhte Mengen an Getreide zugefüttert werden, besteht die Ernährung eines sogenannten Fleischrinds zu etwa 80 % aus Raufutter.[4][6]

Etwa 70 %[7] der Getreideproduktion der Industrieländer und etwa ein Drittel der globalen Getreideproduktion wird an Nutztiere verfüttert, in erster Linie an Monogastrier. Die Energie-Konversionsrate dieser ist bei Monogastriern und in der Kuhmilchproduktion relativ hoch. Bei der Milchproduktion übersteigt die für den Menschen konsumierbare Energiemenge im Endprodukt die Menge, die in der Fütterung in Form von für den Menschen konsumierbaren Menge eingesetzt wird, da Kühe mit erheblichen Mengen an nicht für den Menschen konsumierbarem Futter gefüttert werden. Die Eiweißkonversionsraten für vom Menschen konsumierbare Futtermittel sind sehr hoch, insbesondere für Kuhmilch und Rindfleisch, da das meiste Eiweiß aus für den Menschen nicht konsumierbarem Futter stammt. Die Fütterung von Getreide an Fleischrinder ist eine relativ junge Praxis in Industrieländern, die mit den seit den 1950er Jahren sinkenden Getreidepreisen zunahm.[3] Die Fütterung ist stark von den Getreidepreisen abhängig und repräsentiert damit einen Puffer gegen Knappheiten auf den Nahrungsmittelmärkten.[3][8]

Bei der Betrachtung der hier dargestellten Konversionsraten ist zu beachten, dass sie aus nordamerikanischen Daten stammen. In Industrieländern werden im Durchschnitt mehr für den Menschen verwertbare Futtermittel gefüttert als in Entwicklungsländern. In Entwicklungsländern liegen die Konversionsraten für die Gesamtfuttermenge daher unter denen von Industrieländern, während die Konversionsraten für die vom Menschen verwertbare Futtermenge höher liegen als in Industrieländern.[3]

Eine weitere relevante und in der Betrachtung der Konversionsraten oft übersehene Tatsache ist der höhere Flächenertrag des wichtigsten Futtermittelgetreides Mais im Vergleich zu den wichtigsten Nahrungsmittelgetreiden Reis und Weizen. In den meisten Regionen ziehen Menschen Reis und Weizen Mais vor. Die meisten Maisanbauflächen sind nicht für den Reisanbau geeignet. Daher würde ein Umschwenken von Futtermittelgetreide zu Nahrungsmittelgetreide zu einem Umschwenken von Mais zu Weizen führen. Dieses Umschwenken allein in den Vereinigten Staaten würde aufgrund des geringeren Flächenertrags zu einer Reduktion der globalen Getreideproduktion von 50 Millionen Tonnen bewirken.[3]

Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine regional begrenzte Reduktion der Tierproduktion nicht zwingend mit einer deutlichen Verbesserung der globalen Ernährungssituation einhergehen würde. 1998 wurde dazu am IFPRI eine Reduktion des Fleischkonsums in Industrieländern im Jahr 2020 auf die Hälfte des Niveaus von 1993 simuliert. Den Ergebnissen zufolge würden zunächst die Preise von Tierprodukten aufgrund eines Nachfragerückgangs sinken. Das hätte eine Konsumsteigerung von Tierprodukten in Entwicklungsländern von etwa 15 % zur Folge. Die Konsumsteigerung bei Getreideprodukten in Entwicklungsländern wäre mit 1,5 % vergleichsweise gering. In der Folge sei der Beitrag eines Verzichts auf Tierprodukte zur Ernährungssicherung gering. Weitaus bedeutender seien Effizienzsteigerungen der Landwirtschaft und Wirtschaftswachstum in Entwicklungsländern.[9][10]

Umweltverträglichkeit

Geschätzter Verbrauch virtuellen Wassers verschiedener landwirtschaftlicher Produkte (m³ Wasser/Tonne Produkt = l/kg) nach diversen Autoren[11]
Hoekstra & Hung (2003) Chapagain & Hoekstra
(2003)
Zimmer & Renault (2003) Oki et al. (2003) Durch­schnitt
Rindfleisch 15977 13500 20700 16726
Schweinefleisch 5906 4600 5900 5469
Käse 5288 5288
Hühnerfleisch 2828 4100 4500 3809
Eier 4657 2700 3200 3519
Reis 2656 1400 3600 2552
Sojabohnen 2300 2750 2500 2517
Weizen 1150 1160 2000 1437
Mais 450 710 1900 1020
Milch 865 790 560 738
Kartoffeln 160 105 133

Die durchschnittliche US-amerikanische Ernährung verbraucht bei gleichem Kalorienkonsum mehr Land-, Energie- und Wasserressourcen als eine ovo-lakto-vegetarische.[12] So weist die Viehhaltung einen deutlich höheren Wasserverbrauch pro Ertragseinheit auf als die Pflanzenproduktion (siehe Tabelle). Den größten Einfluss hat in einer Studie zu Kalifornien dabei die Rinderproduktion.[13] Reduktionen der Biodiversität ergeben sich bisher insbesondere aus durch Tierproduktion hervorgerufene Fragmentierung des Waldes, Desertifikation (Fortschreiten der Wüsten), invasive Pflanzenarten und Lebensraumverschmutzung. Bisher moderate Faktoren waren Toxizität, Überfischung, und die Verdrängung wilder Arten. Die durch Viehhaltung verursachten Biodiversitätsverluste durch Waldfragmentation, intensivierte Landnutzung, globale Erwärmung, Verdrängung wilder Arten, Erosion der Viehdiversität, Giftigkeit und Lebensraumverschmutzung werden laut Prognosen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in der Zukunft stark ansteigen.[14]

Die Intensivierung reduziert den ökologischen Fußabdruck der Tierhaltung und wird daher auch seitens der FAO als nachhaltigere Lösung gegenüber der extensiven Tierhaltung empfohlen.[15]

Globale Erwärmung

Treibhausgasemissionen bei der Produktion für verschiedene Ernährungstypen in England[16]
Gruppe Emissionen pro Tag
(in kg CO2-Äquivalente)
Hoher Fleischverzehr (≥ 100 g/d) 7,19
Mittlerer Fleischverzehr (50–99 g/d) 5,63
Geringer Fleischverzehr (< 50 g/d) 4,67
Fischverzehr 3,91
Vegetarisch 3,81
Vegan 2,89

Hinzu kommt, dass die Viehhaltung wesentlich mehr Treibhausgase emittiert als die Pflanzenproduktion.[17] Der weitaus größte Anteil an den Treibhausgasemissionen innerhalb der Viehhaltung besteht aus Lachgas und Methan und ist auf die Verdauung der Tiere (Mist und Pansengärung) zurückzuführen; Futtermittelproduktion und Kraftstoffverbrauch sind relativ unbedeutend.[14] Einer Simulation zufolge würde der Kapitalwert der Vermeidungskosten von Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2000–2050 unter Annahme eines kompletten globalen Fleischverzichts massiv reduziert.[18] Würde der globale Fleischkonsum ab 2015 innerhalb von 40 Jahren auf weniger als ein Drittel reduziert, würden einer weiteren Studie zufolge die Lachgas- und Methanemissionen der Landwirtschaft unter das Niveau von 1995 sinken.[19][20] Eine andere Studie schätzte, dass eine ausschließlich vegane Ernährungsweise der USA deren Treibhausgasemissionen im Vergleich zur durchschnittlichen Ernährungsweise um 6 % reduzieren würde.[21] Eine Halbierung des Fleischkonsums allein in den Industrieländern hätte hingegen höchstens geringe globale Emissionsreduktionen zur Folge, da die Entwicklungsländer ihren Konsum dann entsprechend ausweiten würden.[9]

Eine Studie der FAO aus dem Jahre 2006 kam zu dem Schluss, die Viehhaltung trüge mit 18 % der globalen anthropogenen Treibhausgasemissionen mehr zur globalen Erwärmung bei als der gesamte Verkehrssektor. Die Viehhaltung sei gleichzeitig für knapp 80 % der Emissionen aus der Landwirtschaft verantwortlich.[14]

In einer Untersuchung aus dem Jahr 2009 wurde die FAO-Studie kritisiert. Die Autoren bemängelten, dass die FAO unrealistische Annahmen bezüglich des Ausmaßes der durch die Viehhaltung verursachten Entwaldung getroffen habe. In Industrieländern habe sich der Landverbrauch durch Tierproduktion in den letzten Jahrzehnten nicht verändert. In den USA nahm in den letzten 25 Jahren die bewaldete Fläche um 25 % zu. Zweitens habe die FAO für die Tierproduktion eine komplette Ökobilanz erstellt, berücksichtige für den Verkehrssektor aber nur die direkten Emissionen. In den meisten Industrieländern habe die Tierproduktion im Vergleich zu Verkehrs-, Energie- und anderen Industriesektoren einen relativ geringen Anteil an den anthropogenen Treibhausgasemissionen. Beispielsweise liege der Anteil der Tierproduktion in den USA bei weniger als 3 %, während der Verkehrssektor mindestens 26 % ausmache. In Entwicklungsländern hingegen sähen die Relationen anders aus, da dort die Transport- und Energiesektoren viel kleiner sind. So sei in Paraguay die Viehhaltung für über 50 % der Emissionen verantwortlich. Drittens habe die FAO die klimarelevanten Alternativen zur Tierproduktion unberücksichtigt gelassen. So werde ignoriert, dass sowohl der alternative Gebrauch von durch die Tierhaltung beanspruchten Ressourcen als auch die alternative Beschaffung von den durch die Tierhaltung bereitgestellten Produkten (z. B. Lebensmittel, Wolle, Dünger) und Dienstleistungen (z. B. Zugkraft) Treibhausgase emittieren würden. Nur bei Berücksichtigung dieser alternativen Emissionen sei eine korrekte Abschätzung des globalen Erwärmungspotenzials der Tierproduktion möglich.[22] Ein Autor der FAO-Studie akzeptierte die Kritik an dem Vergleich von Treibhausgasemissionen von Verkehr und Landwirtschaft, sah aber den Rest der FAO-Studie weiter als weitgehend korrekt an. Die FAO arbeitet derzeit an einer verbesserten Studie.[23]

Tierschutz und Tierrechte

In der Tierethik, einem Teilbereich der angewandten Ethik, stellt man sich die Frage, ob oder wie Nutzung von Tieren durch den Menschen gerechtfertigt werden kann. Diese Frage wird in der Tierethik unabhängig von den wirtschaftlichen und ökologischen Aspekten der Tierhaltung gestellt.

Literatur

  • James R. Gillespie, Frank B. Flanders: Modern Livestock and Poultry Production. 8. Auflage. Delmar – Cengage Learning, Clifton Park NY 2009, ISBN 978-1-4283-1808-3.
  • Jürgen Weiß, Wilhelm Pabst, Karl Ernst Strack, Susanne Granz: Tierproduktion. 13., überarbeitete Auflage. Parey, Stuttgart 2005, ISBN 3-8304-4140-1.
Wiktionary: Viehwirtschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Werner Doppler: Landwirtschaftliche Betriebssysteme in den Tropen und Subtropen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1991.
  2. a b c d e f FAO (2009): FAOSTAT. Rom.
  3. a b c d e f G. E. Bradford: Contributions of animal agriculture to meeting global human food demand. In: Livestock Production Science. 59(2-3), 1999, S. 95–112.
  4. a b c d J. Gillespie, F. Flanders: Modern Livestock and Poultry Production. Cengage Learning. 2009.
  5. Robert Goodland: Environmental sustainability in agriculture: diet matters. In: Ecological Economics. Volume 23, Issue 3, 5. Dezember 1997, S. 189–200. (PDF; 962 kB)
  6. FAOstat: Sources of dietary Energy consumption (2001–2003). (PDF; 258 kB)
  7. M. C. Eisler u. a.: Steps to sustainable livestock. In: Nature. (507), 2014.
  8. Cornelius De Haan, Tjaart Schillhorn Van Veen, Brian Brandenburg, Jerome Gauthier, Francois Le Gall, Robin Mearns, Michel Simeon: Livestock Development: Implications for Rural Poverty, the Environment, and Global Food Security: Implications for Rural Poverty, the Environment and Global Security. World Bank Publications, 2001, ISBN 0-8213-4988-0.
  9. a b M. Rosegrant, N. Leacha, R. Gerpacioa: Alternative futures for world cereal and meat consumption. In: Proceedings of the Nutrition Society. Vol. 58, 1999, S. 219–234.
  10. E. Stokstad: Could Less Meat Mean More Food? In: Science. Vol. 327, Nr. 5967, 2010, S. 810–811.
  11. A.Y. Hoekstra (Hrsg.): Virtual water trade. Proceedings of the International Expert Meeting on Virtual Water Trade (= Value of Water Research Report Series. No. 12). 2003, UNESCO-IHE, Delft, 2003, S. 16 (englisch; waterfootprint.org; PDF).
  12. D. Pimentel, M. Pimentel: Sustainability of meat-based and plant-based diets and the environment. In: American Journal of Clinical Nutrition. Vol. 78, Nr. 3, 2003, S. 660S–663S.
  13. H. Marlow, W. Hayes, S. Soret, R. Carter, E. Schwab, J. Sabate: Diet and the environment: does what you eat matter? In: American Journal of Clinical Nutrition. Vol 89, 2009, S. 1699S–1703S.
  14. a b c Food and Agricultural Organization: Livestock's Long Shadow. 2006.
  15. Maurice E. Pitesky, Kimberly R. Stackhouse, Frank M. Mitloehner: Clearing the Air: Livestock’s Contribution to Climate Change. In: Advances in Agronomy. Vol. 103, Sep 2009, S. 1–40.
  16. Peter Scarborough, Paul N. Appleby, Anja Mizdrak, Adam D. M. Briggs, Ruth C. Travis, Kathryn E. Bradbury, Timothy J. Key: Dietary greenhouse gas emissions of meat-eaters, fish-eaters, vegetarians and vegans in the UK. In: Climatic Change. 125, 2014, S. 179–192, doi:10.1007/s10584-014-1169-1.
  17. J. Poore, T. Nemecek: Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. In: Science. 360, 2018, S. 987, doi:10.1126/science.aaq0216.
  18. E. Stehfest, L. Bouwman, D. van Vuuren, M. den Elzen, B. Eickhout, P. Kabat: Climate benefits of changing diet. In: Climatic Change. 95, Nr. 1–2, 2009, S. 83–102. (PDF; 430 kB)
  19. A. Popp, H. Lotze-Campena, B. Bodirskya: Food consumption, diet shifts and associated non-CO2 greenhouse gases from agricultural production. In: Global Environmental Change. Vol. 20, Nr. 3, 2010, S. 451–462. doi:10.1016/j.gloenvcha.2010.02.001
  20. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Klimaschutz durch bewusste Ernährung (vom 28. Juni 2010)
  21. G. Eshel, P. Martin: Diet, Energy, and Global Warming. (Memento vom 21. September 2011 im Internet Archive) In: Earth Interactions. Vol. 10, 2006, S. 1–17. (PDF; 611 kB)
  22. Maurice E. Pitesky, Kimberly R. Stackhouse, Frank M. Mitloehner: Clearing the Air: Livestock’s Contribution to Climate Change. In: Advances in Agronomy. Vol. 103, Sep 2009, S. 1–40. doi:10.1016/S0065-2113(09)03001-6
  23. Richard Black: UN body to look at meat and climate link. In: BBC News. 24. März 2010, abgerufen am 4. Oktober 2015 (englisch).