„Ökonomische Nachhaltigkeit“ – Versionsunterschied

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'''Ökonomische Nachhaltigkeit''' bezeichnet eine Dimension der [[Nachhaltigkeitswissenschaft]] und befasst sich mit den ökonomischen Aspekten von [[Nachhaltigkeit]].
'''Ökonomische Nachhaltigkeit''' ist ein Konzept an der Schnittstelle von [[Nachhaltigkeitswissenschaft]] und [[Wirtschaftswissenschaft]], das zusammen mit [[ökologische Nachhaltigkeit|ökologischer Nachhaltigkeit]] und [[soziale Nachhaltigkeit|sozialer Nachhaltigkeit]] das [[Drei-Säulen-Modell (Nachhaltigkeit)|Drei-Säulen-Modell]] bildet. Das Ziel ist, eine '''nachhaltige Ökonomie''' im Sinne der [[nachhaltige Entwicklung|nachhaltigen Entwicklung]] zu gestalten, die auf Dauer funktionstüchtig ist.
In der Wissenschaft wird diese meist als „Nachhaltige Ökonomie“ oder „Nachhaltige Wirtschaftslehre“ bezeichnet.


== Ansätze ökonomischer Nachhaltigkeit ==
== Gründungsgeschichte ==
Seit Ende der 1990er Jahre wird an der Entwicklung der Nachhaltigen Ökonomie (anfangs „Neue Umweltökonomie“ genannt) geforscht. Seit 2002 unterstützt die gemeinnützige „Gesellschaft für Nachhaltigkeit e.V.“ (GfN) diesen Prozess.


Ökonomische Nachhaltigkeit ist ein Forschungsthema verschiedener [[sozialwissenschaft]]licher Strömungen, die daraus verschiedene Entwürfe nachhaltiger Ökonomien ableiten. In den Diskussionen wird zwischen schwacher und starker Nachhaltigkeit und ihren Mischformen unterschieden. Weder Strömungen noch Entwürfe können dabei klar voneinander abgegrenzt werden.<ref name="steurer">Reinhard Steurer: ''Paradigmen der Nachhaltigkeit''. In: ''[[Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht]] 24(4), 2001, S. 537–566.</ref><ref>M. v. Hauff, A. Kleine: ''Nachhaltige Entwicklung. Grundlagen und Umsetzung''. Oldenbourg, München 2009. S. 24ff.</ref><ref name="corsten">H. Corsten, S. Roth: ''Nachhaltigkeit als integriertes Konzept''. In: ''Nachhaltigkeit''. Gabler Verlag, Wiesbaden 2012, {{DOI|10.1007/978-3-8349-3746-9_1}}.</ref><ref name="döring"/>
== Hintergrund ==
In den vergangenen fast 250 Jahren stand die maximale Steigerung der Gewinne und der Güterproduktion im Mittelpunkt der Ökonomie. Das eklatante [[Marktversagen]] in den drei Dimensionen einer Nachhaltigen Entwicklung (ökologische, ökonomische, sozial-kulturelle) wurde ausgeklammert oder systematisch unterschätzt. Angesichts der globalen Probleme zu Beginn des 21. Jh. (wie z. B. Klimawandel, [[Übernutzung]] der natürlichen Ressourcen, Armut und Verteilungsungerechtigkeit) wird sich diese Kurzfristökonomie in Richtung einer Langfristökonomie wandeln müssen, die die Grenzen der natürlichen Tragfähigkeit und die ethischen Prinzipien der [[Nachhaltigkeit]] zu respektieren und aufzunehmen hat. Im Mittelpunkt stehen die Fragen, wie sich ausreichend hohe ökonomische, ökologische und sozial-kulturelle Standards in den Grenzen der natürlichen Tragfähigkeit erreichen sowie die ethischen Prinzipien der Nachhaltigkeit verwirklichen lassen.


Vertreter der schwachen Nachhaltigkeit argumentieren im Sinne der [[neoklassische Theorie|neoklassischen]] [[Umweltökonomie]], dass schwindendes [[Naturkapital]] (bspw. [[Nichterneuerbarer Rohstoff|nichterneuerbare Rohstoffe]]) durch produziertes [[Kapital]] [[Substitutionsgut|substitutiert]] werden kann.<ref>bspw: [[Robert Solow]]: ''The economics of resources or the resources of economics''. In: ''[[The American Economic Review]]'', Vol. 64, S. 1–14.</ref> Daraus folgt, dass es keinen grundsätzlichen Konflikt zwischen [[Wirtschaftswachstum]] und nachhaltiger Entwicklung gibt und diese vereinbar sind. Die Ökologie wird als [[Externalität]] behandelt und [[Wirtschaftspolitik|wirtschaftspolitische]] Ansätze (bspw. [[ökologische Steuerreform]]) für eine grüne [[Marktwirtschaft]] entwickelt, mit denen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gesteigert werden kann ([[grünes Wachstum]]). Das Naturkapital wird in der Umweltökonomie mittels [[umweltökonomische Bewertung|umweltökonomischer Bewertung]] bspw. von [[Ökosystemdienstleistung]]en oder der Berechnung des [[Ökonomischer Gesamtwert|ökonomischen Gesamtwert]]s ermittelt.
Seit den 1970er Jahren sind zahlreiche Schulen und Forschungsansätze entstanden, die sich mit der Übernutzung der natürlichen Ressourcen und den Bedingungen einer Nachhaltigen Entwicklung beschäftigen (Sustainable Science genannt).


{{siehe auch|Umweltökonomik}}
Die bekanntesten sind:
* (0) Die neoklassische [[Umweltökonomie]] (entstanden in den 1970er Jahren), die nur bedingt als Teil der Sustainable Science bezeichnet werden kann, aber ein wichtiger Vorläufer ist,
* (1) die [[Ökologische Ökonomie]] (1980er Jahre),
* (2) die Neue Umweltökonomie (Ende 1990er Jahre, [[Holger Rogall]], 2000),
* (3) den Greifswalder Ansatz (GA, [[Konrad Ott]], [[Ralf Döring]], 2004),
* (4) das integrierte Nachhaltigkeitskonzept der [[Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren]] (HGF-Ansatz; Kopfmüller u. a. 2001; Kopfmüller 2006),
* (5) die Industrial Ecology (1990er Jahre, Isenmann, [[Michael von Hauff]], 2007),
* (6) die Postautistische Ökonomie (Dürmeier u. a. 2006),
* (7) die Gemeinwohl-Ökonomie ([[Christian Felber]], 2010).


Die [[starke Nachhaltigkeit]] geht im Sinne der [[ökologische Ökonomie|ökologischen Ökonomie]] davon aus, dass Naturkapital und produziertes [[Kapital]] weitgehend [[Komplementärgut|komplementär]] sind und daher das Naturkapital an sich erhalten werden muss. Daraus wird eine [[Wachstumskritik]] hergeleitet und Forderungen nach einer [[stationäre Wirtschaft|stationären Wirtschaft]] erhoben, wozu etwaige [[Wachstumszwang|Wachstumszwänge]] überwunden werden müssen. Die Rolle der Marktwirtschaft ist stärker umstritten, und in die Analyse werden über die eigentliche Wirtschaft hinaus politische, gesellschaftliche und kulturelle Aspekte einbezogen ([[sozial-ökologische Forschung]]) und beispielsweise ein starker Fokus auf Fragen der [[Gerechtigkeit]] (insb. [[Generationengerechtigkeit]]) oder die Abwägung zwischen [[Gemeinwohl]] und Eigeninteressen gelegt. Eine wichtiges gesellschaftspolitisches und ethisches Konzept ist der „Greifswalder Ansatz“, der auf [[Konrad Ott]] und [[Ralf Döring]] zurückgeht.<ref>[[Konrad Ott]], [[Ralf Döring]]: ''Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit.'' 3. Auflage. Metropolis Verlag, 2008, ISBN 978-3-89518-695-0.</ref><ref name="döring">[[Ralf Döring]]: ''Wie stark ist schwache, wie schwach starke Nachhaltigkeit?'' In: ''Wirtschaftswissenschaftliche Diskussionspapiere der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät'', No. 08/2004, {{hdl|10419/22095}}.</ref> Institutionen im deutschsprachigen Raum sind die [[Vereinigung für Ökologische Ökonomie]] (VÖÖ) oder [[Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung]] (VöW), dazu existiert eine [[wachstumskritische Bewegung|wachstumskritische soziale Bewegung]].<ref>{{Literatur |Autor=Iris Borowy, Matthias Schmelzer |Titel=History of the future of economic growth : historical roots of current debates on sustainable degrowth |Ort=London |Verlag=Routledge|ISBN=978-1-134-86669-4}}</ref><ref>Matthias Schmelzer, Andrea Vetter: ''Degrowth/Postwachstum zur Einführung''. Junius Verlag, Hamburg 2019, ISBN 978-3-96060-307-8.</ref>
Diese Ansätze werden durch die Nachhaltige Ökonomie zusammengefasst.


{{siehe auch|Ökologische Ökonomie|starke Nachhaltigkeit}}
Die Nachhaltige Ökonomie baut auf den Erkenntnissen der Ökologischen Ökonomie auf, entwickelt sie aber an zentralen Stellen weiter. Die [[Ökologische Ökonomie]] konzentriert ihr Erkenntnisinteresse auf die Frage, wie die Grenzen der natürlichen Tragfähigkeit eingehalten werden können. Um die ethischen Grundprinzipien einer Nachhaltigen Entwicklung intra- und intergenerativer Gerechtigkeit sowie Verantwortung und Dauerhaftigkeit einzuhalten, muss eine Nachhaltige Ökonomie aber weitergehen und sich damit beschäftigen, wie ausreichend hohe Standards in allen drei Dimensionen im Rahmen der natürlichen Tragfähigkeit erreicht werden können (Definition der Nachhaltigen Entwicklung). Insofern wird die Nachhaltige Ökonomie als eine konsequente Weiterentwicklung der Ökologischen Ökonomie angesehen.


Zwischen diesen beiden Extremen gibt es verschiedene Positionen „ausgewogener Nachhaltigkeit“, denen laut Reinhard Steurer der Großteil der Nachhaltigkeitsdiskussion zuzuordnen sind,<ref name="steurer"/> beispielsweise der [[Brundtland-Bericht]] oder die [[ökologische Modernisierung]]. In Deutschland vertritt diese Position beispielsweise das Netzwerk Nachhaltige Ökonomie um [[Holger Rogall]],<ref>{{Literatur |Autor=Holger Rogall |Titel=Nachhaltige Ökonomie: Ökonomische Theorie und Praxis der Nachhaltigkeit |Verlag=Metropolis |Ort=Marburg |Datum=2009 |ISBN=978-3-89518-765-0}}</ref> die regelmäßig das ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie'' im [[Metropolis (Verlag)|Metropolis-Verlag]] herausgibt.<ref>[https://www.nachhaltige-oekonomie.de/jahrbuch Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie], www.nachhaltige-oekonomie.de. Abgerufen am 19. August 2019.</ref>
== Institutionen ==
Als wesentlichste Institutionen der Nachhaltigen Ökonomie können angesehen werden:


Weitere Forschungsansätze sind das integrierte Nachhaltigkeitskonzept der [[Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren]],<ref>J. Kopfmüller, V. Brandl, J. Jörissen, M. Paetau, G. Banse, R. Coenen, A. Grunwald: ''Nachhaltige Entwicklung integrativ betrachtet – Konstitutive Elemente, Regeln, Indikatoren''. edition sigma, Berlin 2001, ISBN 3-89404-571-X.</ref><ref>J. Kopfmüller (Hrsg.): ''Ein Konzept auf dem Prüfstand. Das integrative Nachhaltigkeitskonzept in der Forschungspraxis''. edition sigma, Berlin 2006.</ref> oder die [[Industrial Ecology]] ([[Energie- und Stoffstrommanagement]]). Auch [[Wirtschaftsethik]] und [[Umweltrecht]] gehören zu den Themen ökonomischer Nachhaltigkeit.
Lehre: Die Nachhaltige Ökonomie wird heute in zahlreichen [[Hochschule]]n weltweit gelehrt.


== Indikatoren und Umsetzung ==
Forschung: Zu den Inhalten der Nachhaltigen Ökonomie wird heute an verschiedenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen geforscht. Im „Institut für Nachhaltigkeit der [[Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin]]“ werden die Arbeiten koordiniert. Hier werden Projekte zu den Themenbereichen Nachhaltige Ökonomie, Nachhaltigkeitsmanagement, [[Corporate Social Responsibility]] (CSR), [[Wirtschaftsethik]] und [[Umweltrecht]] durchgeführt. Das Institut steht in regelmäßiger Kooperation mit der „Gesellschaft für Nachhaltigkeit e.V.“ und „SUSTAINUM“, dem Institut für zukunftsfähiges Wirtschaften in Berlin.
=== Produkte und Unternehmen ===


Für Produkte kann eine [[Lebenszyklusanalyse]] erstellt werden und zur Verbesserung dieser Ökobilanz beispielsweise Konzepte des [[Ecodesign]] eingesetzt werden.
== Hauptvertreter ==
Herausgeber und Beiratsmitglieder des Jahrbuchs Nachhaltige Ökonomie sind: [[Holger Rogall]] (GF, Berlin), [[Hans Christoph Binswanger]] (Sankt Gallen), [[Felix Ekardt]] (Greifswald), Anja Grothe (Berlin), [[Wolf-Dieter Hasenclever]] (Hildesheim), [[Ingomar Hauchler]] (Bremen), [[Martin Jänicke]] (Berlin), Karl Kollmann (Wien), Nina V. Michaelis (Münster), Hans Nutzinger (Kassel), F. J. Rademacher (Ulm), [[Gerhard Scherhorn]] (Wuppertal), Viviane Scherenberg (Bremen), [[Ernst Ulrich von Weizsäcker]].


Für Unternehmen oder Behörde können [[Umweltbericht]]e bzw. [[Nachhaltigkeitsbericht]]e erstellt und für das [[Nachhaltigkeitsmanagement]] bzw. die [[Corporate Social Responsibility]] (CSR) genutzt werden.
Weitere Professoren des Netzwerks sind: [[Ottmar Edenhofer]] (Potsdam), [[Gerd Michelsen]] (Lüneburg), [[Rolf Kreibich]] (Berlin), [[Malte Faber]] (Heidelberg), [[Armin Grunwald]] (Karlsruhe), [[Ulrich Hampicke]] (Greifswald), [[Niko Paech]] (Oldenburg), [[Armin Müller (Wirtschaftswissenschaftler)|Armin Müller]] (Ingolstadt), Gisela Kubon-Gilke (Darmstadt), Jerzy Sleszynski (Warschau), apl. [[Eberhard Umbach]] (Osnabrück), Michael Wörz (Karlsruhe), Bernd Reef (Kassel), [[Wolfgang Buchholz]] (Regensburg), Thomas Ziesemer (Maastricht), [[Helge Peukert]] (Erfurt), Utz Reich (Mainz), Harald Hagemann (Hohenheim), Ing. Robert Holländer (Leipzig), Torsten Graap (Ingolstadt), [[Alexander Thumfart]] (Erfurt), [[Lorenz Jarass]] (Stanford), [[Bernd Meyer (Ökonom)|Bernd Meyer]], [[Angelika Zahrnt]], Silke Bustamante (Berlin), [[Ulrich Förstner]] (Hamburg), [[Thomas Sauer (Ökonom)|Thomas Sauer]] (Jena), Andreas Lenel (RheinMain), Karlheinz Ruckriegel (Nürnberg), [[Christian Felber]] (Wien), Cleber Dutra (Fortaleza), [[Felix Fuders]] (Chile), Maike Sippel (Konstanz), Tobias Popovic (Stuttgart), Dirk Oesselmann (Freiburg), Martin Müller (Ulm), Jens Pape (Eberswalde), Kora Kristof (Dessau), Therese Kirsch (Münster), [[Jörg Sommer]] (Berlin), [[Ulrich Hemel]] (Tübingen), [[Claus Dierksmeier]] (Dir. Global Ethik Inst.), [[Markus Wissen]] (Berlin), [[Claudia Kemfert]] (Berlin), Jürgen Grahl (Würzburg), Andrea Pelzeter (Berlin), [[Ingo Balderjahn]] (Potsdam), Jürgen Freimann (Kassel), Jan Jarre (Münster), Frank Stolze (Detmold), Ulrich Wicher (Detmold).


{{Siehe auch|Ökologieorientierte Betriebswirtschaftslehre}}
== Weblinks ==
* http://www.gfn-online.de/
* http://nachhaltige-oekonomie.de/
* [http://institut-ina.de/ institut-ina.de]
* http://www.f10-institut.org/ <small>(funktioniert nur teilweise)</small>


== Literatur ==
=== Volkswirtschaften ===
* H. Nutzinger, H. Rogall: ''Was bleibt von der Neoklassik.'' In: H. Rogall u. a. (Hrsg.): ''Nachhaltige Ökonomie: Ökonomische Theorie und Praxis der Nachhaltigkeit.'' stark überarbeitete und erweiterte zweite Auflage. Metropolis, Marburg 2012, ISBN 978-3-89518-865-7.


Indikatoren für eine nachhaltige Volkswirtschaft sind beispielsweise der [[Ökologischer Fussabdruck|ökologische Fußabdruck]], der [[Happy Planet Index]] (HPI), das [[Ökosozialprodukt]], der [[Index der menschlichen Entwicklung]], der [[SDG-Index]] oder die [[umweltökonomische Gesamtrechnung]].
* L. A. Fraire, C. Bessing, N. Michaelis: ''Renewable Energie Strategies in Germany and Mexiko- as a contribution to sustainable economy.'' In: H. Rogall u. a. (Hrsg.): ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2012/13, im Brennpunkt „Green Economy“.'' Marburg 2012, ISBN 978-3-89518-977-7.
{{Siehe auch|Bruttoinlandsprodukt #Alternativen}}


Die Vorschläge zur Realisierung einer nachhaltigen Ökonomie unterscheiden sich erstens darin, wie die drei Dimensionen des [[Drei-Säulen-Modell (Nachhaltigkeit)|Drei-Säulen-Modells]] gewichtet werden. Daher ergeben sich verschiedene [[Nachhaltigkeitsstrategie]]n. Die schwache Nachhaltigkeit setzt vornehmlich auf eine Verbesserung von [[Ökoeffizienz]] und [[Konsistenzstrategie|-konsistenz]] mittels [[Umweltpolitik]]. Zu den technischen Vorschlägen für eine [[Dekarbonisierung]] hin zu einer [[kohlenstofffreie Wirtschaft|kohlenstofffreien Wirtschaft]] zählen beispielsweise [[erneuerbare Energien]] und [[negative Emissionstechnologien]]. Zudem sollen [[Kreislaufwirtschaft]] und [[Recycling]] bzw. [[Upcycling]] ausgebaut werden. Die starke Nachhaltigkeit bezieht die [[Suffizienz (Ökologie)|Suffizienz]] (Genügsamkeit) und damit Verhaltensveränderungen und soziale Innovationen stärker mit ein.
* H. Rogall, G. Scherhorn: ''Brennpunkt Green Economy.'' In: H. Rogall u. a. (Hrsg.): ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2012/13: Im Brennpunkt „Green Economy“.'' Marburg 2012, ISBN 978-3-89518-977-7.


Eher marktwirtschaftliche Konzepte einer nachhaltigen Wirtschaft sind die [[ökosoziale Marktwirtschaft|ökosozialen Marktwirtschaft]], die [[Green Economy]] oder der [[Green New Deal]]. Zum Schutz des Naturkapitals werden beispielsweise [[Ökosteuer]]n oder [[Emissionsrechtehandel]] vorgeschlagen. Stärker die soziale und kulturelle Perspektive betonen die [[Gemeinwohl-Ökonomie]] nach [[Christian Felber]]<ref>[[Christian Felber]]: ''Die Gemeinwohl-Ökonomie – Das Wirtschaftsmodell der Zukunft.'' 2010, ISBN 978-3-552-06137-8.</ref> oder die Postwachstumsökonomie ([[Niko Paech]]).<ref name="oekom">Niko Paech: ''Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie'', 8. Aufl., oekom verlag, München 2015, ISBN 978-3-86581-181-3.</ref> Eine Ablehnung von Marktwirtschaft findet sich in Konzepten [[solidarische Ökonomie|solidarischer Ökonomie]], teilweise in der [[Sharing Economy]] sowie am deutlichsten beim [[Ökosozialismus]].
* Nina V. Michaelis: ''Reform der Wohlstandsmessung als Grundlage für eine Nachhaltige Ökonomie – Bewertung alternativer Ansätze und Umsetzung. –.'' In: Thomas Sauer (Hrsg.): ''Ökonomie der Nachhaltigkeit – Grundlagen, Indikatoren, Strategien.'' Metropolis, Marburg 2012, ISBN 978-3-89518-882-4, S. 15–40.


== Literatur ==
* H. Ch. Binswanger: ''Die Wachstumsspirale: Geld, Energie, Imagination in der Dynamik des Marktprozesses.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.
* Reinhard Steurer: ''Paradigmen der Nachhaltigkeit''. In: ''[[Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht]] 24(4), 2001, S. 537–566.

* M. v. Hauff, A. Kleine: ''Nachhaltige Entwicklung. Grundlagen und Umsetzung''. Oldenbourg, München 2009.
* H. Ch. Binswanger, I. Hauchler, H. Rogall: ''Ende des Wachstumsparadigmas.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.
* H. Corsten, S. Roth (Hrsg.): ''Nachhaltigkeit''. Gabler Verlag, Wiesbaden 2012, {{DOI|10.1007/978-3-8349-3746-9}}.

* H. Herr, H. Rogall: ''Von der traditionellen zur Nachhaltigen Ökonomie.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.

* E. Umbach, H. Rogall: ''Nachhaltigkeit – Konkretisierung eines kontroversen Begriffs.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.

* M. Jänicke: ''Green Growth – Vom Wachstum der Ökoindustrie zum nachhaltigen Wirtschaften.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.

* F. Ekardt: ''Ethische Fragen einer Nachhaltigen Ökonomie.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.

* W. D. Hasenclever: ''Ökologischer Humanismus- zur Grundlage einer Ethik der nachhaltigen Ökonomie.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.

* I. Hauchler: ''Institutionelle Reformen für eine nachhaltige Ökonomie.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.

* G. Scherhorn: ''Die Marktwirtschaft passt noch nicht zur nachhaltigen Entwicklung.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.

* M. Müller: ''Essentials einer nachhaltigen Marktwirtschaft.'' In: H. Rogall u. a.: ''Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie 2011/12. Im Brennpunkt „Wachstum“.'' Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-900-5.

* H. Rogall: ''Kinh té hoc bén vúng.'' Nachhaltige Ökononomie in vietnamesischer Übersetzung durch Nguyen Trung Dzung von der Water Resources University Hanoi.

* H. Rogall: ''Ekonomia zrownowazonego rozwoju.'' Nachhaltige Ökonomie in polnischer Übersetzung, Poznań 2010, ISBN 978-83-7506-551-0.

* Fred Luks: ''Nachhaltigkeit.'' eva, 2002, ISBN 3-434-46113-2.

* Konrad Ott, Ralf Döring: ''Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit.'' 3. Auflage. Metropolis Verlag, 2008, ISBN 978-3-89518-695-0.


== Einzelnachweise ==
* G. Linne, M. Schwarz (Hrsg.): ''Handbuch nachhaltige Entwicklung. Wie ist nachhaltiges Wirtschaften machbar?'' Leske + Budrich, Opladen 2003, ISBN 3-8100-3758-3.
<references/>


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Ökonomische Nachhaltigkeit ist ein Konzept an der Schnittstelle von Nachhaltigkeitswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft, das zusammen mit ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Nachhaltigkeit das Drei-Säulen-Modell bildet. Das Ziel ist, eine nachhaltige Ökonomie im Sinne der nachhaltigen Entwicklung zu gestalten, die auf Dauer funktionstüchtig ist.

Ansätze ökonomischer Nachhaltigkeit

Ökonomische Nachhaltigkeit ist ein Forschungsthema verschiedener sozialwissenschaftlicher Strömungen, die daraus verschiedene Entwürfe nachhaltiger Ökonomien ableiten. In den Diskussionen wird zwischen schwacher und starker Nachhaltigkeit und ihren Mischformen unterschieden. Weder Strömungen noch Entwürfe können dabei klar voneinander abgegrenzt werden.[1][2][3][4]

Vertreter der schwachen Nachhaltigkeit argumentieren im Sinne der neoklassischen Umweltökonomie, dass schwindendes Naturkapital (bspw. nichterneuerbare Rohstoffe) durch produziertes Kapital substitutiert werden kann.[5] Daraus folgt, dass es keinen grundsätzlichen Konflikt zwischen Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Entwicklung gibt und diese vereinbar sind. Die Ökologie wird als Externalität behandelt und wirtschaftspolitische Ansätze (bspw. ökologische Steuerreform) für eine grüne Marktwirtschaft entwickelt, mit denen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gesteigert werden kann (grünes Wachstum). Das Naturkapital wird in der Umweltökonomie mittels umweltökonomischer Bewertung bspw. von Ökosystemdienstleistungen oder der Berechnung des ökonomischen Gesamtwerts ermittelt.

Die starke Nachhaltigkeit geht im Sinne der ökologischen Ökonomie davon aus, dass Naturkapital und produziertes Kapital weitgehend komplementär sind und daher das Naturkapital an sich erhalten werden muss. Daraus wird eine Wachstumskritik hergeleitet und Forderungen nach einer stationären Wirtschaft erhoben, wozu etwaige Wachstumszwänge überwunden werden müssen. Die Rolle der Marktwirtschaft ist stärker umstritten, und in die Analyse werden über die eigentliche Wirtschaft hinaus politische, gesellschaftliche und kulturelle Aspekte einbezogen (sozial-ökologische Forschung) und beispielsweise ein starker Fokus auf Fragen der Gerechtigkeit (insb. Generationengerechtigkeit) oder die Abwägung zwischen Gemeinwohl und Eigeninteressen gelegt. Eine wichtiges gesellschaftspolitisches und ethisches Konzept ist der „Greifswalder Ansatz“, der auf Konrad Ott und Ralf Döring zurückgeht.[6][4] Institutionen im deutschsprachigen Raum sind die Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ) oder Vereinigung für ökologische Wirtschaftsforschung (VöW), dazu existiert eine wachstumskritische soziale Bewegung.[7][8]

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es verschiedene Positionen „ausgewogener Nachhaltigkeit“, denen laut Reinhard Steurer der Großteil der Nachhaltigkeitsdiskussion zuzuordnen sind,[1] beispielsweise der Brundtland-Bericht oder die ökologische Modernisierung. In Deutschland vertritt diese Position beispielsweise das Netzwerk Nachhaltige Ökonomie um Holger Rogall,[9] die regelmäßig das Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie im Metropolis-Verlag herausgibt.[10]

Weitere Forschungsansätze sind das integrierte Nachhaltigkeitskonzept der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren,[11][12] oder die Industrial Ecology (Energie- und Stoffstrommanagement). Auch Wirtschaftsethik und Umweltrecht gehören zu den Themen ökonomischer Nachhaltigkeit.

Indikatoren und Umsetzung

Produkte und Unternehmen

Für Produkte kann eine Lebenszyklusanalyse erstellt werden und zur Verbesserung dieser Ökobilanz beispielsweise Konzepte des Ecodesign eingesetzt werden.

Für Unternehmen oder Behörde können Umweltberichte bzw. Nachhaltigkeitsberichte erstellt und für das Nachhaltigkeitsmanagement bzw. die Corporate Social Responsibility (CSR) genutzt werden.

Volkswirtschaften

Indikatoren für eine nachhaltige Volkswirtschaft sind beispielsweise der ökologische Fußabdruck, der Happy Planet Index (HPI), das Ökosozialprodukt, der Index der menschlichen Entwicklung, der SDG-Index oder die umweltökonomische Gesamtrechnung.

Die Vorschläge zur Realisierung einer nachhaltigen Ökonomie unterscheiden sich erstens darin, wie die drei Dimensionen des Drei-Säulen-Modells gewichtet werden. Daher ergeben sich verschiedene Nachhaltigkeitsstrategien. Die schwache Nachhaltigkeit setzt vornehmlich auf eine Verbesserung von Ökoeffizienz und -konsistenz mittels Umweltpolitik. Zu den technischen Vorschlägen für eine Dekarbonisierung hin zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft zählen beispielsweise erneuerbare Energien und negative Emissionstechnologien. Zudem sollen Kreislaufwirtschaft und Recycling bzw. Upcycling ausgebaut werden. Die starke Nachhaltigkeit bezieht die Suffizienz (Genügsamkeit) und damit Verhaltensveränderungen und soziale Innovationen stärker mit ein.

Eher marktwirtschaftliche Konzepte einer nachhaltigen Wirtschaft sind die ökosozialen Marktwirtschaft, die Green Economy oder der Green New Deal. Zum Schutz des Naturkapitals werden beispielsweise Ökosteuern oder Emissionsrechtehandel vorgeschlagen. Stärker die soziale und kulturelle Perspektive betonen die Gemeinwohl-Ökonomie nach Christian Felber[13] oder die Postwachstumsökonomie (Niko Paech).[14] Eine Ablehnung von Marktwirtschaft findet sich in Konzepten solidarischer Ökonomie, teilweise in der Sharing Economy sowie am deutlichsten beim Ökosozialismus.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Reinhard Steurer: Paradigmen der Nachhaltigkeit. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht 24(4), 2001, S. 537–566.
  2. M. v. Hauff, A. Kleine: Nachhaltige Entwicklung. Grundlagen und Umsetzung. Oldenbourg, München 2009. S. 24ff.
  3. H. Corsten, S. Roth: Nachhaltigkeit als integriertes Konzept. In: Nachhaltigkeit. Gabler Verlag, Wiesbaden 2012, doi:10.1007/978-3-8349-3746-9_1.
  4. a b Ralf Döring: Wie stark ist schwache, wie schwach starke Nachhaltigkeit? In: Wirtschaftswissenschaftliche Diskussionspapiere der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, No. 08/2004, hdl:10419/22095.
  5. bspw: Robert Solow: The economics of resources or the resources of economics. In: The American Economic Review, Vol. 64, S. 1–14.
  6. Konrad Ott, Ralf Döring: Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit. 3. Auflage. Metropolis Verlag, 2008, ISBN 978-3-89518-695-0.
  7. Iris Borowy, Matthias Schmelzer: History of the future of economic growth : historical roots of current debates on sustainable degrowth. Routledge, London, ISBN 978-1-134-86669-4.
  8. Matthias Schmelzer, Andrea Vetter: Degrowth/Postwachstum zur Einführung. Junius Verlag, Hamburg 2019, ISBN 978-3-96060-307-8.
  9. Holger Rogall: Nachhaltige Ökonomie: Ökonomische Theorie und Praxis der Nachhaltigkeit. Metropolis, Marburg 2009, ISBN 978-3-89518-765-0.
  10. Jahrbuch Nachhaltige Ökonomie, www.nachhaltige-oekonomie.de. Abgerufen am 19. August 2019.
  11. J. Kopfmüller, V. Brandl, J. Jörissen, M. Paetau, G. Banse, R. Coenen, A. Grunwald: Nachhaltige Entwicklung integrativ betrachtet – Konstitutive Elemente, Regeln, Indikatoren. edition sigma, Berlin 2001, ISBN 3-89404-571-X.
  12. J. Kopfmüller (Hrsg.): Ein Konzept auf dem Prüfstand. Das integrative Nachhaltigkeitskonzept in der Forschungspraxis. edition sigma, Berlin 2006.
  13. Christian Felber: Die Gemeinwohl-Ökonomie – Das Wirtschaftsmodell der Zukunft. 2010, ISBN 978-3-552-06137-8.
  14. Niko Paech: Befreiung vom Überfluss – Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, 8. Aufl., oekom verlag, München 2015, ISBN 978-3-86581-181-3.