„Einzelradaufhängung“ – Versionsunterschied

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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=Wolfgang Matschinsky |Titel=Radführungen der Straßenfahrzeuge. Kinematik, Elasto-Kinematik und Konstruktion |Auflage=2 |Verlag=Springer |Datum=1998 |ISBN=978-3-662-09653-6}}
* Robert Bosch GmbH: ''Kraftfahrtechnisches Taschenbuch.'' Friedr. Vieweg & Sohn, Wiesbaden, 26. Auflage 2007, ISBN 978-3-8348-0138-8.
* Robert Bosch GmbH: ''Kraftfahrtechnisches Taschenbuch.'' Friedr. Vieweg & Sohn, Wiesbaden, 26. Auflage 2007, ISBN 978-3-8348-0138-8.
* Reimpell, Jörnsen; Betzler, Jürgen: ''Fahrwerktechnik: Grundlagen'', Würzburg 2005; ISBN 3-8343-3031-0
* Reimpell, Jörnsen; Betzler, Jürgen: ''Fahrwerktechnik: Grundlagen'', Würzburg 2005; ISBN 3-8343-3031-0

Version vom 10. Mai 2021, 16:00 Uhr

Doppelquerlenkerachse an einem Saab-Rennwagen aus den 1960ern. Die beiden Querlenker sind oberhalb und unterhalb des Achsschenkels befestigt, im Vordergrund ist die Spurstange zu erkennen, über die die Lenkbewegung auf das Rad übertragen wird. Die Feder (links) ist am unteren Querlenker befestigt.

Die Einzelradaufhängung ist eine Bauart der Radführung, bei der die beiden gegenüberliegenden Räder mehrspuriger Straßenfahrzeuge unabhängig voneinander einfedern können.[1] Sie ist ein Mechanismus mit Freiheitsgrad f=1.

Die Unabhängigkeit der Radstellungen und die geringe ungefederte Masse sind Vorteile im Vergleich zur gemeinsamen Radführung mittels Starrachse.[2]

Entwicklung

Die älteste bekannte Anwendung einer Einzelradaufhängung ist die an der Vorderachse der l'Obéissante, einem Dampfomnibus von Amédée Bollée (1873). 1897 bauten Joseph Guédon und Gustave Cornilleau eine Voiturette mit einzeln aufgehängten Vorderrädern. Die ab 1898 von Decauville gebauten Automobile hatten ebenfalls eine Einzelradaufhängung mit Hülsenführung: Am Achsschenkel war eine senkrecht stehender Zapfen angebracht, der sich in einer am Fahrgestell befestigten Buchse drehen und auf- und abbewegen konnte und sich an einer quer eingebauten Blattfeder abstützte. Diese Bauart wurde auch von Sizaire-Naudin ab 1906 benutzt. Bei Morgan (ab 1909) stand der Zapfen fest und eine schraubengefederte Hülse bewegte sich mit dem Achsschenkel. Ab 1922 wurde diese Prinzip von Lancia im Lambda zur Teleskopachse weiterentwickelt, bei der in der Führung ein hydraulischer Dämpfer integriert wurde.[3][4][5] Dabei waren in der H1920 entwickelte Karl Slevogt eine vordere „Schwingachse“, ähnlich der Decauvilles mit verschieblichem Zapfen, aber mit untenliegender Blattfeder[6], die ab 1921 in alle Apollo-Automobile eingebaut wurde. Edmund Rumplers Tropfenwagen mit Pendelachsen (Schwingachsen) entstand 1921. Ab den 1930er Jahren setzte sich die Vorderradaufhängung an doppelten Dreieckslenkern durch (teilweise übernahm eine Querblattfeder die Funktion einer der beiden Lenker an jedem Vorderrad). Aus dieser Zeit ist auch die Aufhängung an Längsschwingen bekannt. (André Dubonnet) Das von Earle S. MacPherson erfundene radführende Federbein gab es ab 1950 und ist heute die an der Vorderachse am häufigsten benutzte Einzelradaufhängung. 1982 kam die “Raumlenkerachse” mit fünf Lenkern auf, die in unterschiedlichen Bauformen und unter verschiedenen Namen verwendet wird (“Multi-Link-Achse”, “Fünflenkerachse” oder “Vierlenkerachse” mit zwei zusammengefassten Lenkern).

Bauarten an der Vorderachse

Modellauto mit Einzelradaufhängung an den Vorderrädern, mit doppelten Querlenkern und daran befestigten, schräg nach oben verlaufenden Feder/Dämpferelementen.
Federbeinachse eines Opel Astra G

Aufhängung an Federbeinen:

Aufhängungen mit Lenkern sind die:

  • Doppelquerlenkerradaufhängung mit quer angeordneten Dreieckslenkern. Meistens ist der obere Lenker kürzer als der untere, damit sich beim Einfedern die Spurweite nicht zu sehr ändert. Sie können mit Schrauben-, Blatt- oder Drehstabfedern kombiniert werden. Sie wird in gehobenen Fahrzeugklassen und bei Sport- und Nutzfahrzeugen verwendet.
  • Bei der Kurbellenkerachse sind die Lenker längs angeordnet, beim Einfedern ändert sich der Radstand. Sie wurde von Ferdinand Porsche erfunden und fast nur in seinen Konstruktionen (zum Beispiel Auto-Union-Rennwagen und dem VW Käfer) genutzt. Typisch sind hier Drehstabfedern.
  • Selten gab es unten quer und oben längs (oder leicht angestellt) eingebaute Dreieckslenker.
  • Mehrlenkerachse als Sammelbezeichnung für eine Vielzahl unterschiedlicher konstruktiver Ausführungen wie zum Beispiel der Vier-Lenkerachse mit aufgelöstem unteren Querlenker.

Aufhängungen, bei denen der Achsschenkel direkt gelenkig mit dem Chassis verbunden ist:

  • vordere Pendelachse war früher bei Kleinwagen, sonst nur an allradgetriebenen Baustellen- und Geländefahrzeugen zu finden.
  • bei der Schwinge sitzt das Rad auf einem längs angeordneten Träger, der sich zum Einfedern als Ganzes nach oben dreht – zum Lenken wird entweder die Schwinge mit Lagerung, Feder und Stoßdämpfer um eine annähernd senkrechte Achse geschwenkt (Dubonnet-Federknie) oder sie trägt an ihrer Spitze das auf dem Achsschenkel schwenkbar gelagerte Rad. Dann verändert sich der Nachlauf stark beim Einfedern.

Bauarten an der Hinterachse

Es waren oder sind verschiedene Bauarten gebräuchlich:

Aufhängungen, bei denen der Achsschenkel direkt gelenkig mit dem Chassis verbunden ist:

  • Pendelachse. Bei dieser federn die pendelnd befestigten Halbachsen in der senkrechten Querebene des Fahrzeugs nach oben und nach unten ein und aus. Bei angetriebenen Achsen sind sie über Kreuz- oder homokinetische Gelenke mit dem Differentialgetriebe verbunden, das starr am Fahrzeugkörper befestigt ist (z. B. VW Käfer). Nachteil der Pendelachse ist eine große Sturzänderung, sowie ein hohes Momentanzentrum.
  • Längslenkerachse, Schräglenkerachse, früher von Mercedes als Diagonalpendelachse bezeichnet.
  • sphärische Doppelquerlenker-Achse: Der Achsschenkel ist über einen Ausleger mit Kugelgelenk (Gummilager) am Wagenkörper abgestützt und wird von zwei Querlenkern seitlich geführt. Bei BMW wird dieser Achstyp als Zentrallenkerachse bezeichnet.[7][8]

Die Aufhängung an Lenkern:

  • Doppelquerlenkerachse, auch mit radführenden Querblattfedern, wurde insbesondere im Rennsport verwendet,[9] auch als spurkorrigierende „Weissach-Achse“ im Porsche 928.
  • Schwertlenkerachse: Der Achsschenkel ist über einen biegeweichen Ausleger mit Kugelgelenk (Gummilager) am Wagenkörper abgestützt und wird von drei Querlenkern seitlich geführt.[10]
  • Mehrlenkerachse: Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Konstruktionen mit vier bis fünf Lenkern. Beispiel ist die Raumlenkerachse mit fünf Lenkern. Bei ihr lassen sich Anlenkpunkte, Lenkerlängen und Gelenksteifigkeiten komfortabel nachgiebig in Längs- und Querrichtung auslegen ohne unerwünschte Vorspur- und Sturzänderungen.

Aufhängung an MacPherson-Federbeinen oder Dämpferbeinen und Querlenkern: Camuffo-Hinterachse, Chapman-Achse und noch weitere Bauformen.

Literatur

  • Wolfgang Matschinsky: Radführungen der Straßenfahrzeuge. Kinematik, Elasto-Kinematik und Konstruktion. 2. Auflage. Springer, 1998, ISBN 978-3-662-09653-6.
  • Robert Bosch GmbH: Kraftfahrtechnisches Taschenbuch. Friedr. Vieweg & Sohn, Wiesbaden, 26. Auflage 2007, ISBN 978-3-8348-0138-8.
  • Reimpell, Jörnsen; Betzler, Jürgen: Fahrwerktechnik: Grundlagen, Würzburg 2005; ISBN 3-8343-3031-0

Einzelnachweise

  1. Bernd Heißing, Metin Ersoy, Stefan Gies: Fahrwerkhandbuch., S. 437 ff.
  2. Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik, Europa-Lehrmittel, 27. Auflage 2001, ISBN 3-8085-2067-1, Seite 469
  3. Teleskopachse im Lancia Lambda (Memento vom 22. Januar 2015 im Internet Archive)
  4. Olav von Fersen (Hrsg.): Ein Jahrhundert Automobiltechnik Personenwagen. VDI Verlag, 1986, ISBN 3-18-400620-4, S. 378.
  5. http://morgan3w.de/technic/technic_de.htm Vorderachse
  6. Bild der Achse
  7. http://images.vogel.de/vogelonline/bdb/494800/494840/sourceimage.jpg Bild einer Zentrallenkerachse
  8. Henning Wallentowitz, Konrad Reif (Hrsg.): Handbuch Kraftfahrzeugelektronik: Grundlagen – Komponenten – Systeme, Vieweg und Teubner/Springer-Verlag Wiesbaden, S. 179
  9. oldtimer-markt.de (abgerufen am 16. Februar 2011)
  10. http://www.alfisti.net/alfa-forum/attachments/alfisti-talk/9371d1265449908-alfa-romeo-giulietta-ii-focus.jpg Bilder von Schwertlenkerachsen (VW und Ford)
Wiktionary: Einzelradaufhängung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen