„Duale Basis“ – Versionsunterschied

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vom speziellen verständlichen zum allgemeinen unverständlichen
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Die '''duale Basis''' ist ein Begriff aus der [[lineare Algebra|linearen Algebra]], der in zwei unterschiedlichen Bedeutungen auftritt:
Die '''duale Basis''' ist ein Begriff aus der [[lineare Algebra|linearen Algebra]], der in zwei unterschiedlichen Bedeutungen auftritt:
* Zu einer gegebenen [[Basis (Vektorraum)|Basis]] eines endlichdimensionalen [[Vektorraum]]s <math>V</math> wird eine zugehörige ''duale Basis des [[Dualraum]]s'' <math>V^*</math> konstruiert.
* Zu einer gegebenen [[Basis (Vektorraum)|Basis]] eines endlichdimensionalen [[Vektorraum]]s <math>V</math> wird eine zugehörige ''duale Basis des [[Dualraum]]s'' <math>V^*</math> konstruiert.
* Zu einer gegebenen Basis eines [[Euklidischer Vektorraum|euklidischen Vektorraums]] <math>V</math> wird eine weitere, zur ersten ''duale Basis von'' <math>V</math> konstruiert. (Das ist genau genommen ein Spezialfall vom ersten Fall, da hier <math>V \, \stackrel{Id}{=} \, V^*</math>.)
* Zu einer gegebenen Basis eines [[Euklidischer Vektorraum|euklidischen Vektorraums]] <math>V</math> wird eine weitere, zur ersten ''duale Basis von'' <math>V</math> konstruiert.


Letzteres ist der in Naturwissenschaft und Technik häufig auftretende Spezialfall <math>V \, \stackrel{Id}{=} \, V^*</math> des ersten Falls, und wird hier vorangestellt. Der zweite Abschnitt [[#Duale Basis im Dualraum ''V''*]] behandelt den mathematisch aufwändigeren allgemeinen Fall.
== Duale Basis im Dualraum ''V''* ==
=== Definition ===
Es sei <math>V</math> ein <math>n</math>-dimensionaler Vektorraum über einem [[Körper (Algebra)|Körper]] <math>K</math>. (In Anwendungen ist der Körper oft <math>\R</math> oder <math>\Complex</math>.) Weiter sei <math>\{e_1, \dotsc, e_n\}</math> eine [[Basis (Vektorraum)|Basis]] von <math>V</math>.


== Duale Basis im euklidischen Vektorraum ''V'' ==
Dann gibt es zu jedem <math>i\in \{1,\dots,n\}</math> genau eine [[lineare Abbildung]] <math>e_i^*:V\rightarrow K</math> mit <math>e_i^*(e_i) = 1</math> und <math>e_i^*(e_j) = 0</math> für <math>j \ne i</math>, denn eine lineare Abbildung ist durch die [[Bild (Mathematik)|Bilder]] auf einer Basis eindeutig bestimmt. Die so definierten <math>e_i^*</math> bilden eine Basis <math>\{e_1^*, \dotsc, e_n^*\}</math> des [[Dualraum]]s <math>V^*</math>, welche zur Basis von <math>V</math> dual ist. Mit der [[Kronecker-Delta]]-Schreibweise, ist also die definierende Eigenschaft der dualen Basis <math>e_i^* (e_{j}) = \delta_{ij}</math>.
Die duale Basis wird auch reziproke Basis genannt, denn
{{Zitat
| Autor=Wolfgang Werner
| Text=Vektorsätze werden zueinander reziprok genannt, wenn die Vektoren des
einen Satzes jeweils senkrecht stehen auf denjenigen Vektoren des anderen
Satzes, die ''abweichende'' Indizes haben. Bei gleich indizierten Vektoren
wird Eins gefordert.
| ref=<ref name="werner">{{Literatur
| Autor=Wolfgang Werner
| Titel=Vektoren und Tensoren als universelle Sprache in Physik und Technik
| TitelErg=Tensoralgebra und Tensoranalysis
| Band=1
| Seiten=81
| Verlag=Springer Vieweg Verlag
| Ort=Wiesbaden
| Jahr=2019
| ISBN=978-3-658-25271-7
| DOI=10.1007/978-3-658-25272-4}}</ref>
}}


Mathematisch ausgedrückt mit Basisvektoren <math>\vec g_i,\,i=1,\ldots, n</math> und reziproker Basis <math>\vec g^i,\,i=1,\ldots, n</math> eines n-dimensionalen Vektorraums ''V'' bedeutet das:
=== Beispiel ===
Sei <math>\{e_1, e_2, e_3\} = \{1, x, x^2\} </math> die Monombasis des Vektorraums <math> V = \mathbb{P}_2 </math> der Polynome mit maximalem Grad 2. Wir definieren den Dualraum bezüglich des Skalarproduktes <math> \langle \cdot,\cdot \rangle = \langle \cdot,\cdot \rangle_{L_2(-1,1)} </math>. Dann bilden die linearen Abbildungen <math> \{e_1^*, e_2^*, e_3^* \} = \Big\{ \big\langle \cdot \,,-\tfrac{15}{8}x^2 + \tfrac{9}{8} \big\rangle , \big\langle \cdot \, ,\tfrac{3}{2}x \big\rangle , \big\langle \cdot \, ,\tfrac{45}{8}x^2 + \tfrac{-15}{8} \big\rangle \Big\} </math> die duale Basis des <math>V^*</math>.


:<math>\vec g_i\cdot\vec g^j=\delta_i^j
=== Verhalten bei Basiswechsel ===
:=\begin{cases}1&\text{falls}\;i=j\\0&\text{sonst}\end{cases}
Sei <math>\{e_1, \dotsc, e_n\}</math> eine Basis von <math>V</math> und <math>\{e_1^*, \dotsc, e_n^*\}</math> die zugehörige duale Basis. Weiter sei <math>\{a_1, \dotsc, a_n\}</math> eine zweite Basis von <math>V</math> mit <math>a_j=\sum_{k}A_{kj}e_k</math>.
</math>


mit dem [[Skalarprodukt]] "·" und dem [[Kronecker-Delta]] <math>\delta</math>.
Als [[Matrix (Mathematik)|Matrix]] eines Basiswechsels ist <math>A</math> [[invertierbare Matrix|invertierbar]]. Die Komponenten der Inversen <math>A^{-1}</math> seien mit <math>A_{ik}^{-1}</math> bezeichnet. Ein Vergleich von
:<math>\sum_{k}A_{ik}^{-1}{e}_k^*(a_{j}) = \sum_{k} A^{-1}_{ik}A_{kj}= \delta_{ij}</math>
mit der definierenden Eigenschaft <math>a_i^* (a_{j}) = \delta_{ij}</math> ergibt sofort das Transformationsverhalten der dualen Basis:
:<math>a_i^*=\sum_{k}A_{ik}^{-1}e_k^*</math>.


=== Berechnung bezüglich einer festen Basis ===
=== Komponenten von Vektoren ===
Die Komponenten von Vektoren können mit der reziproken Basis berechnet werden:
Ein endlichdimensionaler Vektorraum der Dimension <math>n</math> über dem Körper <math>K</math> ist stets [[Isomorphismus|isomorph]] zum [[Koordinatenraum]] <math>K^n</math> der Spalten-Vektoren mit Einträgen aus <math>K</math>.
Wählt man als Isomorphismus
:<math>e_1 \mapsto \begin{pmatrix}1\\0\\0\\ \vdots\end{pmatrix}</math>, <math>e_1^* \mapsto \left( 1,0,0,\dotsc \right)</math> usw.,
wird <math>a_i^*</math> gemäß obigem abgebildet auf die i-te Zeile von <math>A^{-1}</math>.


:<math>\vec v=\sum_{i=1}^nv^i\vec g_i
=== Tensor-Schreibweise ===
\;\rightarrow\;
Im [[Tensor]]-Formalismus der [[Relativitätstheorie]] schreibt man die Basis eines Vektorraumes (wie etwa eines [[Tangentialraum]]s) mit oberen Indizes, <math>(e^i)_i</math>, nennt diese Vektoren [[Kovarianz (Physik)|kontravariant]] und versteht diese als Spalten-Vektoren. Die zugehörige kovariante Basis ist dann genau die oben vorgestellte duale Basis in Form von Zeilen-Vektoren. Diese schreibt man dann mit unteren Indizes, <math>(e_i)_i</math>. Die definierende Bedingung lautet dann <math>e^je_i = \delta_i^j</math>.
\vec v\cdot\vec g^i=\left(\sum_{j=1}^nv^j\vec g_j\right)\cdot\vec g^i
=\sum_{j=1}^nv^j\delta_j^i=v^i
\;\rightarrow\;
\vec v=\sum_{i=1}^n(\vec v\cdot\vec g^i)\vec g_i
</math>
:<math>\vec v=\sum_{i=1}^nv_i\vec g^i
\;\rightarrow\;
\vec v\cdot\vec g_i=\left(\sum_{j=1}^nv_j\vec g^j\right)\cdot\vec g_i
=\sum_{j=1}^nv_j\delta^j_i=v^i
\;\rightarrow\;
\vec v=\sum_{i=1}^n(\vec v\cdot\vec g_i)\vec g^i
</math>


Insbesondere für die Basisvektoren ergibt sich<ref name="werner"/>{{rp|143}}
Der Grund für diese Schreibweise ist das unterschiedliche Transformationsverhalten der Vektoren bei [[Basiswechsel (Vektorraum)|Basiswechsel]].
Ist <math>L</math> die lineare Transformation, die eine Basis <math>(e^i)_i</math> auf eine andere <math>(e'^i)_i</math> abbildet, so gilt:


:<math>\vec g^i=\sum_{j=1}^n\left(\vec g^i\cdot\vec g^j\right)\vec g_j,\quad
<math>\delta_i^j = e^je_i = e^jL^{-1}Le_i = e^jL^{-1}e'^i</math>
\vec g_i=\sum_{j=1}^n\left(\vec g_i\cdot\vec g_j\right)\vec g^j</math>


=== Berechnung der reziproken Basis ===
und man liest ab, dass sich die duale Basis mittels <math>L^{-1}</math> transformiert. Betrachtet man Koordinaten bezüglich der Basen, so findet man ähnliche Verhältnisse.
Werden die Basisvektoren spaltenweise in eine Matrix eingelagert, <math>A=\begin{pmatrix}\vec g_1&\vec g_2&\dots&\vec g_n\end{pmatrix}</math>, dann finden sich die reziproken Basisvektoren in den Zeilen der [[Inverse Matrix|Inversen]] <math>A^{-1}</math> oder den Spalten der [[Transponierte Matrix|transponiert]] inversen Matrix <math>A^{\top-1}
Ist etwa <math>L=(l_{\ j}^i)</math> und ist <math>L^{-1}=(\tilde{l}_{\ j}^i)</math>, so gilt bei Beachtung der [[Einsteinsche Summenkonvention|Einsteinschen Summenkonvention]] für einen Vektor <math>v=\lambda_ie^i</math>:
=\begin{pmatrix}\vec g^1&\vec g^2&\dots&\vec g^n\end{pmatrix}</math>. Mit der [[Standardbasis]] ê<sub>1,2,…,n</sub> und dem [[Dyadisches Produkt|dyadischen Produkt "⊗"]] schreibt sich das:


:<math>A=\sum_{j=1}^n\vec g_j\otimes\hat e_j,\;
<math> v = \lambda_ie^i = \lambda_i\delta^i_je^j = \lambda_i \tilde{l}_{\ k}^i l_{\ j}^k e^j = \lambda_i \tilde{l}_{\ k}^i e'^k</math>.
A^{-1}=\sum_{i=1}^n\hat e_i\otimes\vec g^i,\;
A^{\top-1}=\sum_{i=1}^n\vec g^i\otimes\hat e_i
</math>


denn
Der Koeffizient von <math>v</math> zum Basisvektor <math>e'^k</math> ist also <math>\lambda_i \tilde{l}_{\ k}^i</math>, das heißt die Koeffizienten transformieren sich ebenfalls mittels der inversen Transformationsmatrix. Generell schreibt man alle (kontravarianten) Größen, die sich mittels <math>L</math> transformieren, mit oberen Indizes und alle (kovarianten) Größen, die sich gegenläufig, also mittels <math>L^{-1}</math> transformieren, mit unteren Indizes.


:<math>
== Duale Basis im euklidischen Vektorraum ''V'' ==
A^{-1}A=\left(\sum_{i=1}^n\hat e_i\otimes\vec g^i\right)
=== Definition und Berechnung ===
\left(\sum_{j=1}^n\vec g_j\otimes\hat e_j\right)
Sei <math>\{\vec{a}_1, \dotsc, \vec{a}_n\}</math> eine beliebige Basis eines [[euklidischer Vektorraum|euklidischen Vektorraums]] <math>V</math>. Die dazu duale Basis <math>\{\vec{a}_1^*, \dotsc, \vec{a}_n^*\}</math> in <math>V</math> ist definiert durch die Eigenschaft
=\sum_{i,j=1}^n\hat e_i\otimes\delta^i_j\hat e_j

=\sum_{i=1}^n\hat e_i\otimes\hat e_i=E_n
:<math>\vec{a}_{i}^* \cdot \vec{a}_{j} = \delta_{ij}</math>,
</math>
Hierbei bezeichnet <math>\cdot</math> das [[Skalarprodukt]].

Weiter sei <math>\{\hat{e}_1, \dotsc, \hat{e}_n\}</math> eine [[Orthonormalbasis]] in <math>V</math>, &nbsp; <math>\textstyle\vec{a}_j=\sum_{k}A_{kj}\hat{e}_k</math> beschreibe den Basiswechsel mit der invertierbaren Matrix <math>A</math>.
Durch Vergleichen von
:<math>\left(\sum_{k} A_{ik}^{-1}\hat{e}_k\right)\cdot \vec{a}_j = \sum_{k} A_{ik}^{-1}A_{kj}= \delta_{ij}</math>
mit <math>\vec{a}_i^* \cdot \vec{a}_{j} = \delta_{ij}</math> ergibt sich
:<math>\vec{a}_i^*=\sum_{k}A_{ik}^{-1}\hat{e}_k</math>.


wo <math>E_n</math> für die [[Einheitsmatrix]] steht. Bermerkenswert ist
Mit dem [[Dyadisches Produkt|dyadischen Produkt]] <math>\otimes</math> schreibt sich das:


:<math>
:<math>
A=\sum_k \vec{a}_k\otimes\hat{e}_k
E_n=AA^{-1}=\left(\sum_{j=1}^n\vec g_j\otimes\hat e_j\right)
\left(\sum_{i=1}^n\hat e_i\otimes\vec g^i\right)
\quad\Leftrightarrow\quad
A^{-1}=\sum_k \hat{e}_k\otimes\vec{a}^*_k
=\sum_{i,j=1}^n\vec g_j\otimes\delta_{ji}\vec g^i
=\sum_{i=1}^n\vec g_i\otimes\vec g^i
</math>
</math>

Die Vektoren <math>\{\vec{a}_1, \dotsc, \vec{a}_n\}</math> bilden hier die Spalten der Matrix (oder des Tensors zweiter Stufe) <math>A</math> und die duale Basis findet sich in den Zeilen der Inversen <math>A^{-1}.</math>


=== Spezialfall R<sup>3</sup> ===
=== Spezialfall R<sup>3</sup> ===
Im Vektorraum <math>\R^3</math> mit Standardskalarprodukt <math>\cdot</math> und [[Kreuzprodukt]] <math>\times</math> findet sich mit obiger Gleichung und der Formel für [[Inverse_Matrix#Explizite_Formeln|Matrizeninversion]]:
Im Vektorraum <math>\R^3</math> mit Standardskalarprodukt "·" und [[Kreuzprodukt]] "×" findet sich mit obiger Gleichung und der Formel für [[Inverse_Matrix#Explizite_Formeln|Matrizeninversion]]:
:<math>\begin{align}
:<math>\begin{align}
\vec{a}_1^*
\vec g^1
=& \frac{\vec{a}_2\times \vec{a}_3}{\vec{a}_1\cdot(\vec{a}_2 \times \vec{a}_3)}
=& \frac{\vec g_2\times \vec g_3}{\vec g_1\cdot(\vec g_2 \times \vec g_3)}
= \frac{\vec{a}_2\times \vec{a}_3}{\begin{vmatrix}\vec{a}_1 & \vec{a}_2 & \vec{a}_3\end{vmatrix}}
= \frac{\vec g_2\times \vec g_3}{\begin{vmatrix}\vec g_1 & \vec g_2 & \vec g_3\end{vmatrix}}
\\
\\
\vec{a}_2^*
\vec g^2
=& \frac{\vec{a}_3\times \vec{a}_1}{\vec{a}_2 \cdot( \vec{a}_3 \times \vec{a}_1)}
=& \frac{\vec g_3\times \vec g_1}{\vec g_2 \cdot( \vec g_3 \times \vec g_1)}
= \frac{\vec{a}_3\times \vec{a}_1}{\begin{vmatrix}\vec{a}_1 & \vec{a}_2 & \vec{a}_3\end{vmatrix}}
= \frac{\vec g_3\times \vec g_1}{\begin{vmatrix}\vec g_1 & \vec g_2 & \vec g_3\end{vmatrix}}
\\
\\
\vec{a}_3^*
\vec g^3
=& \frac{\vec{a}_1\times \vec{a}_2}{\vec{a}_3 \cdot( \vec{a}_1 \times \vec{a}_2)}
=& \frac{\vec g_1\times \vec g_2}{\vec g_3 \cdot( \vec g_1 \times \vec g_2)}
= \frac{\vec{a}_1\times \vec{a}_2}{\begin{vmatrix}\vec{a}_1 & \vec{a}_2 & \vec{a}_3\end{vmatrix}}
= \frac{\vec g_1\times \vec g_2}{\begin{vmatrix}\vec g_1 & \vec g_2 & \vec g_3\end{vmatrix}}
\end{align}</math>
\end{align}</math>


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Diese bilden ein [[Kubisches_Kristallsystem|kubisch-raumzentriertes]] (bcc) Gitter.
Diese bilden ein [[Kubisches_Kristallsystem|kubisch-raumzentriertes]] (bcc) Gitter.

=== Formale Definition und Berechnung ===
Sei <math>\{\vec{a}_1, \dotsc, \vec{a}_n\}</math> eine beliebige Basis eines [[euklidischer Vektorraum|euklidischen Vektorraums]] <math>V</math>. Die dazu duale Basis <math>\{\vec{a}_1^*, \dotsc, \vec{a}_n^*\}</math> in <math>V</math> ist definiert durch die Eigenschaft

:<math>\vec{a}_{i}^* \cdot \vec{a}_{j} = \delta_{ij}</math>,
Hierbei bezeichnet <math>\cdot</math> das [[Skalarprodukt]].

Weiter sei <math>\{\hat{e}_1, \dotsc, \hat{e}_n\}</math> eine [[Orthonormalbasis]] in <math>V</math>, &nbsp; <math>\textstyle\vec{a}_j=\sum_{k}A_{kj}\hat{e}_k</math> beschreibe den Basiswechsel mit der invertierbaren Matrix <math>A</math>.
Durch Vergleichen von
:<math>\left(\sum_{k} A_{ik}^{-1}\hat{e}_k\right)\cdot \vec{a}_j = \sum_{k} A_{ik}^{-1}A_{kj}= \delta_{ij}</math>
mit <math>\vec{a}_i^* \cdot \vec{a}_{j} = \delta_{ij}</math> ergibt sich
:<math>\vec{a}_i^*=\sum_{k}A_{ik}^{-1}\hat{e}_k</math>.

Mit dem [[Dyadisches Produkt|dyadischen Produkt]] <math>\otimes</math> schreibt sich das wie eingangs angegeben.


=== Verallgemeinerung auf pseudo-riemannsche Metrik ===
=== Verallgemeinerung auf pseudo-riemannsche Metrik ===
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Dabei ist <math>e_i^{*}</math> der duale Vektor im Dualraum aus der ersten Bedeutung, <math>\wedge </math> das [[Graßmann-Algebra#Eigenschaften|äußere Produkt]] und <math>\sharp </math> der durch die pseudo-riemannsche Metrik [[:en:Musical_isomorphism|induzierte Isomorphismus]] zwischen <math>V^* </math> und <math>V</math>.
Dabei ist <math>e_i^{*}</math> der duale Vektor im Dualraum aus der ersten Bedeutung, <math>\wedge </math> das [[Graßmann-Algebra#Eigenschaften|äußere Produkt]] und <math>\sharp </math> der durch die pseudo-riemannsche Metrik [[:en:Musical_isomorphism|induzierte Isomorphismus]] zwischen <math>V^* </math> und <math>V</math>.

== Duale Basis im Dualraum ''V''* ==
=== Definition ===
Es sei <math>V</math> ein <math>n</math>-dimensionaler Vektorraum über einem [[Körper (Algebra)|Körper]] <math>K</math>. (In Anwendungen ist der Körper oft <math>\R</math> oder <math>\C</math>.) Weiter sei <math>\{e_1, \dotsc, e_n\}</math> eine [[Basis (Vektorraum)|Basis]] von <math>V</math>.

Dann gibt es zu jedem <math>i\in \{1,\dots,n\}</math> genau eine [[lineare Abbildung]] <math>e_i^*:V\rightarrow K</math> mit <math>e_i^*(e_i) = 1</math> und <math>e_i^*(e_j) = 0</math> für <math>j \ne i</math>, denn eine lineare Abbildung ist durch die [[Bild (Mathematik)|Bilder]] auf einer Basis eindeutig bestimmt. Die so definierten <math>e_i^*</math> bilden eine Basis <math>\{e_1^*, \dotsc, e_n^*\}</math> des [[Dualraum]]s <math>V^*</math>, welche zur Basis von <math>V</math> dual ist. Mit der [[Kronecker-Delta]]-Schreibweise, ist also die definierende Eigenschaft der dualen Basis <math>e_i^* (e_{j}) = \delta_{ij}</math>.

=== Beispiel ===
Sei <math>\{e_1, e_2, e_3\} = \{1, x, x^2\} </math> die Monombasis des Vektorraums <math> V = \mathbb{P}_2 </math> der Polynome mit maximalem Grad 2. Wir definieren den Dualraum bezüglich des Skalarproduktes <math> \langle \cdot,\cdot \rangle = \langle \cdot,\cdot \rangle_{L_2(-1,1)} </math>. Dann bilden die linearen Abbildungen <math> \{e_1^*, e_2^*, e_3^* \} = \Big\{ \big\langle \cdot \,,-\tfrac{15}{8}x^2 + \tfrac{9}{8} \big\rangle , \big\langle \cdot \, ,\tfrac{3}{2}x \big\rangle , \big\langle \cdot \, ,\tfrac{45}{8}x^2 + \tfrac{-15}{8} \big\rangle \Big\} </math> die duale Basis des <math>V^*</math>.

=== Verhalten bei Basiswechsel ===
Sei <math>\{e_1, \dotsc, e_n\}</math> eine Basis von <math>V</math> und <math>\{e_1^*, \dotsc, e_n^*\}</math> die zugehörige duale Basis. Weiter sei <math>\{a_1, \dotsc, a_n\}</math> eine zweite Basis von <math>V</math> mit <math>a_j=\sum_{k}A_{kj}e_k</math>.

Als [[Matrix (Mathematik)|Matrix]] eines Basiswechsels ist <math>A</math> [[invertierbare Matrix|invertierbar]]. Die Komponenten der Inversen <math>A^{-1}</math> seien mit <math>A_{ik}^{-1}</math> bezeichnet. Ein Vergleich von
:<math>\sum_{k}A_{ik}^{-1}{e}_k^*(a_{j}) = \sum_{k} A^{-1}_{ik}A_{kj}= \delta_{ij}</math>
mit der definierenden Eigenschaft <math>a_i^* (a_{j}) = \delta_{ij}</math> ergibt sofort das Transformationsverhalten der dualen Basis:
:<math>a_i^*=\sum_{k}A_{ik}^{-1}e_k^*</math>.

=== Berechnung bezüglich einer festen Basis ===
Ein endlichdimensionaler Vektorraum der Dimension <math>n</math> über dem Körper <math>K</math> ist stets [[Isomorphismus|isomorph]] zum [[Koordinatenraum]] <math>K^n</math> der Spalten-Vektoren mit Einträgen aus <math>K</math>.
Wählt man als Isomorphismus
:<math>e_1 \mapsto \begin{pmatrix}1\\0\\0\\ \vdots\end{pmatrix}</math>, <math>e_1^* \mapsto \left( 1,0,0,\dotsc \right)</math> usw.,
wird <math>a_i^*</math> gemäß obigem abgebildet auf die i-te Zeile von <math>A^{-1}</math>.

=== Tensor-Schreibweise ===
Im [[Tensor]]-Formalismus der [[Relativitätstheorie]] schreibt man die Basis eines Vektorraumes (wie etwa eines [[Tangentialraum]]s) mit oberen Indizes, <math>(e^i)_i</math>, nennt diese Vektoren [[Kovarianz (Physik)|kontravariant]] und versteht diese als Spalten-Vektoren. Die zugehörige kovariante Basis ist dann genau die oben vorgestellte duale Basis in Form von Zeilen-Vektoren. Diese schreibt man dann mit unteren Indizes, <math>(e_i)_i</math>. Die definierende Bedingung lautet dann <math>e^je_i = \delta_i^j</math>.

Der Grund für diese Schreibweise ist das unterschiedliche Transformationsverhalten der Vektoren bei [[Basiswechsel (Vektorraum)|Basiswechsel]].
Ist <math>L</math> die lineare Transformation, die eine Basis <math>(e^i)_i</math> auf eine andere <math>(e'^i)_i</math> abbildet, so gilt:

<math>\delta_i^j = e^je_i = e^jL^{-1}Le_i = e^jL^{-1}e'^i</math>

und man liest ab, dass sich die duale Basis mittels <math>L^{-1}</math> transformiert. Betrachtet man Koordinaten bezüglich der Basen, so findet man ähnliche Verhältnisse.
Ist etwa <math>L=(l_{\ j}^i)</math> und ist <math>L^{-1}=(\tilde{l}_{\ j}^i)</math>, so gilt bei Beachtung der [[Einsteinsche Summenkonvention|Einsteinschen Summenkonvention]] für einen Vektor <math>v=\lambda_ie^i</math>:

<math> v = \lambda_ie^i = \lambda_i\delta^i_je^j = \lambda_i \tilde{l}_{\ k}^i l_{\ j}^k e^j = \lambda_i \tilde{l}_{\ k}^i e'^k</math>.

Der Koeffizient von <math>v</math> zum Basisvektor <math>e'^k</math> ist also <math>\lambda_i \tilde{l}_{\ k}^i</math>, das heißt die Koeffizienten transformieren sich ebenfalls mittels der inversen Transformationsmatrix. Generell schreibt man alle (kontravarianten) Größen, die sich mittels <math>L</math> transformieren, mit oberen Indizes und alle (kovarianten) Größen, die sich gegenläufig, also mittels <math>L^{-1}</math> transformieren, mit unteren Indizes.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Dualraum]]
* [[Dualraum]]

== Einzelnachweise ==
<references/>


== Quellen ==
== Quellen ==
* {{Literatur
* Gerd Fischer: ''Lineare Algebra'', Vieweg-Verlag, ISBN 3-528-97217-3.
| Autor=Gerd Fischer
* Hans Stephani: ''Allgemeine Relativitätstheorie''. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1991, ISBN 3-326-00083-9.
| Titel=Lineare Algebra
| Verlag=Vieweg-Verlag
| ISBN=3-528-97217-3}}
* {{Literatur
| Autor=Hans Stephani
| Titel=Allgemeine Relativitätstheorie
| Verlag=Deutscher Verlag der Wissenschaften
| Ort=Berlin
| Jahr=1991
| ISBN=3-326-00083-9}}


[[Kategorie:Lineare Algebra]]
[[Kategorie:Lineare Algebra]]

[[he:מרחב דואלי#הבסיס הדואלי]]

Version vom 20. Juli 2023, 20:36 Uhr

Die duale Basis ist ein Begriff aus der linearen Algebra, der in zwei unterschiedlichen Bedeutungen auftritt:

  • Zu einer gegebenen Basis eines endlichdimensionalen Vektorraums wird eine zugehörige duale Basis des Dualraums konstruiert.
  • Zu einer gegebenen Basis eines euklidischen Vektorraums wird eine weitere, zur ersten duale Basis von konstruiert.

Letzteres ist der in Naturwissenschaft und Technik häufig auftretende Spezialfall des ersten Falls, und wird hier vorangestellt. Der zweite Abschnitt #Duale Basis im Dualraum V* behandelt den mathematisch aufwändigeren allgemeinen Fall.

Duale Basis im euklidischen Vektorraum V

Die duale Basis wird auch reziproke Basis genannt, denn

„Vektorsätze werden zueinander reziprok genannt, wenn die Vektoren des einen Satzes jeweils senkrecht stehen auf denjenigen Vektoren des anderen Satzes, die abweichende Indizes haben. Bei gleich indizierten Vektoren wird Eins gefordert.“

Wolfgang Werner[1]

Mathematisch ausgedrückt mit Basisvektoren und reziproker Basis eines n-dimensionalen Vektorraums V bedeutet das:

mit dem Skalarprodukt "·" und dem Kronecker-Delta .

Komponenten von Vektoren

Die Komponenten von Vektoren können mit der reziproken Basis berechnet werden:

Insbesondere für die Basisvektoren ergibt sich[1]:143

Berechnung der reziproken Basis

Werden die Basisvektoren spaltenweise in eine Matrix eingelagert, , dann finden sich die reziproken Basisvektoren in den Zeilen der Inversen oder den Spalten der transponiert inversen Matrix . Mit der Standardbasis ê1,2,…,n und dem dyadischen Produkt "⊗" schreibt sich das:

denn

wo für die Einheitsmatrix steht. Bermerkenswert ist

Spezialfall R3

Im Vektorraum mit Standardskalarprodukt "·" und Kreuzprodukt "×" findet sich mit obiger Gleichung und der Formel für Matrizeninversion:

Im Nenner der Brüche steht das mit den Basisvektoren gebildete Spatprodukt, das invariant gegenüber einer zyklischen Vertauschung seiner Argumente ist, und das gleich der Determinante der Matrix ist, die aus den Basisvektoren gebildet wird. Die definierende Eigenschaft ist hier sofort ersichtlich.

Anwendung aus der Kristallographie

Die Bestimmung dieser dualen Basis im ist bei der Beschreibung von Kristallgittern wichtig. Dort bilden die primitiven Gittervektoren eine (i. A. nicht orthonormale) Basis des . Das Skalarprodukt zwischen Basisvektoren der reziproken Basis und primitiven Gittervektoren ist in der kristallographischen Konvention:

,

ist also die zu duale Basis im .

Beispiel: Die primitiven Gittervektoren des kubisch-flächenzentrierten (fcc) Gitters lauten:

Obige Gleichungen für den ergeben:

Diese bilden ein kubisch-raumzentriertes (bcc) Gitter.

Formale Definition und Berechnung

Sei eine beliebige Basis eines euklidischen Vektorraums . Die dazu duale Basis in ist definiert durch die Eigenschaft

,

Hierbei bezeichnet das Skalarprodukt.

Weiter sei eine Orthonormalbasis in ,   beschreibe den Basiswechsel mit der invertierbaren Matrix . Durch Vergleichen von

mit ergibt sich

.

Mit dem dyadischen Produkt schreibt sich das wie eingangs angegeben.

Verallgemeinerung auf pseudo-riemannsche Metrik

Im endlichdimensionalen Vektorraum mit pseudo-riemannscher Metrik und einer Basis betrachte den Dualvektor definiert durch

.

Dann gilt

  mit .

Dabei ist der duale Vektor im Dualraum aus der ersten Bedeutung, das äußere Produkt und der durch die pseudo-riemannsche Metrik induzierte Isomorphismus zwischen und .

Duale Basis im Dualraum V*

Definition

Es sei ein -dimensionaler Vektorraum über einem Körper . (In Anwendungen ist der Körper oft oder .) Weiter sei eine Basis von .

Dann gibt es zu jedem genau eine lineare Abbildung mit und für , denn eine lineare Abbildung ist durch die Bilder auf einer Basis eindeutig bestimmt. Die so definierten bilden eine Basis des Dualraums , welche zur Basis von dual ist. Mit der Kronecker-Delta-Schreibweise, ist also die definierende Eigenschaft der dualen Basis .

Beispiel

Sei die Monombasis des Vektorraums der Polynome mit maximalem Grad 2. Wir definieren den Dualraum bezüglich des Skalarproduktes . Dann bilden die linearen Abbildungen die duale Basis des .

Verhalten bei Basiswechsel

Sei eine Basis von und die zugehörige duale Basis. Weiter sei eine zweite Basis von mit .

Als Matrix eines Basiswechsels ist invertierbar. Die Komponenten der Inversen seien mit bezeichnet. Ein Vergleich von

mit der definierenden Eigenschaft ergibt sofort das Transformationsverhalten der dualen Basis:

.

Berechnung bezüglich einer festen Basis

Ein endlichdimensionaler Vektorraum der Dimension über dem Körper ist stets isomorph zum Koordinatenraum der Spalten-Vektoren mit Einträgen aus . Wählt man als Isomorphismus

, usw.,

wird gemäß obigem abgebildet auf die i-te Zeile von .

Tensor-Schreibweise

Im Tensor-Formalismus der Relativitätstheorie schreibt man die Basis eines Vektorraumes (wie etwa eines Tangentialraums) mit oberen Indizes, , nennt diese Vektoren kontravariant und versteht diese als Spalten-Vektoren. Die zugehörige kovariante Basis ist dann genau die oben vorgestellte duale Basis in Form von Zeilen-Vektoren. Diese schreibt man dann mit unteren Indizes, . Die definierende Bedingung lautet dann .

Der Grund für diese Schreibweise ist das unterschiedliche Transformationsverhalten der Vektoren bei Basiswechsel. Ist die lineare Transformation, die eine Basis auf eine andere abbildet, so gilt:

und man liest ab, dass sich die duale Basis mittels transformiert. Betrachtet man Koordinaten bezüglich der Basen, so findet man ähnliche Verhältnisse. Ist etwa und ist , so gilt bei Beachtung der Einsteinschen Summenkonvention für einen Vektor :

.

Der Koeffizient von zum Basisvektor ist also , das heißt die Koeffizienten transformieren sich ebenfalls mittels der inversen Transformationsmatrix. Generell schreibt man alle (kontravarianten) Größen, die sich mittels transformieren, mit oberen Indizes und alle (kovarianten) Größen, die sich gegenläufig, also mittels transformieren, mit unteren Indizes.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Wolfgang Werner: Vektoren und Tensoren als universelle Sprache in Physik und Technik. Tensoralgebra und Tensoranalysis. Band 1. Springer Vieweg Verlag, Wiesbaden 2019, ISBN 978-3-658-25271-7, S. 81, doi:10.1007/978-3-658-25272-4.

Quellen

  • Gerd Fischer: Lineare Algebra. Vieweg-Verlag, ISBN 3-528-97217-3.
  • Hans Stephani: Allgemeine Relativitätstheorie. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1991, ISBN 3-326-00083-9.