Adolf Friedrich zu Mecklenburg

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Adolf Friedrich (vor 1910)
Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg (1962)

Adolf Friedrich, Herzog zu Mecklenburg [-Schwerin] (* 10. Oktober 1873 in Schwerin; † 5. August 1969 in Eutin) war Afrikareisender, Gouverneur der deutschen Kolonie Togo, war vorgesehen als erstes Staatsoberhaupt des geplanten Vereinigten Baltischen Herzogtums und war von 1949 bis 1951 erster Präsident des Deutschen Olympischen Komitees.

Portrait auf einer alten Postkarte

Leben

Adolf Friedrich war das dritte Kind von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg im Landesteil Mecklenburg-Schwerin, und seiner dritten Frau Prinzessin Marie Caroline von Schwarzburg-Rudolstadt.

Er studierte Anthropologie an der Universität Dresden und bereiste in der Folge große Teile der Welt, u.a. ritt er zu Pferde von Kairo über Damaskus nach Kleinasien. Von dieser Reise brachte er arabische Vollblutpferde nach Mecklenburg. Er bereiste Ceylon und Südostasien. 1906 nahm er seinen Abschied aus dem Dienst der Preußischen Kavallerie, um eine umfangreiche Afrikaerkundung zu leiten. 1907/08 war Adolf Friedrich Leiter einer wissenschaftlichen Forschungsreise in das Gebiet des Zentralafrikanischen Grabens und durchquerte Afrika von Ost nach West, wofür er 1908 mit der Eduard-Vogel-Medaille des Vereins für Erdkunde zu Leipzig ausgezeichnet wurde. 1910/11 leitete er eine Expedition zum Tschadseebecken und zu den nördlichen Kongozuflüssen bis zum Nil (in den heutigen Sudan). Dabei bereisten Adolf Friedrich und seine Begleiter das noch wenig bekannte Urwaldgebiet an den rechten Kongo-Nebenflüssen und das Becken des Tschadsees. Einzelne Gruppen dehnten ihre Untersuchungen bis zum Bahr-el-Ghazal im Einzugsbereich des oberen Nils aus, andere bis nach Südkamerun und zu den Inseln im Golf von Guinea. Das daraufhin herausgegebene zweibändige Werk Vom Kongo zum Niger und Nil besticht auch noch heute durch eine Vielzahl von hervorragenden Abbildungen.

Adolf Friedrich war von 1912 bis 1914 letzter Gouverneur der deutschen Kolonie Togo und beriet noch nach dem Zweiten Weltkrieg togolesische Studenten in Deutschland in der Landessprache Ewe.[1]

Im Ersten Weltkrieg nahm Adolf Friedrich bei Kämpfen an mehreren Fronten teil. Er diente 1915 in der k.u.k. Armee, erhielt ein Eisernes Kreuz und wurde 1916 auf eine Mission in die Türkei geschickt. Am 26. Oktober 1915 nahm er am Zusammentreffen mit einer bulgarischen Patrouille am Eisernen Tor teil. Damit wurde die erste Verbindung mit der bulgarischen Armee und eine Landverbindung zum Osmanischen Reich hergestellt.

Hochzeit mit Prinzessin Viktoria Feodora Reuß am 24. April 1917 auf Schloss Osterstein in Gera
Grab von Adolf Friedrich und Elisabeth zu Stolberg-Roßla an der Südwand des Ratzeburger Doms (Mai 2010)

Im September 1918 erkannte Wilhelm II. die Selbstständigkeit der baltischen Länder (unter deutscher Besatzung) an, und am 5. November 1918 wurde das Vereinigte Baltische Herzogtum in Riga ausgerufen. Adolf Friedrich sollte die Krone des neuen Herzogtums tragen. Bis zu seiner Ankunft sollte er von einem zehnköpfigen „Regentschaftsrat“ unter Führung des livländischen Landmarschalls, Baron Adolf Pilar von Pilchau, vertreten werden. Durch den Ausbruch der Revolution in Deutschland kam es aber nicht zum Regierungsantritt Adolf Friedrichs.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft, bei der sein Bruder Johann Albrecht von 1895 bis 1920 den Präsidentenposten besetzte. Adolf Friedrich bereiste noch in den 1930er Jahren Afrika mit dem Auto und ging der Jagd nach. Die Reisen 1934 bis 1939 nach Afrika und Südamerika geschahen im Auftrag des Werberates der deutschen Wirtschaft, um Handelskontakte zu verbessern und politische Gespräche zu führen. Dahinter stand das Reichspropagandaministerium. Nach dem Zweiten Weltkrieg bewohnte er das Schloss Eutin in Holstein. Er wurde bei seinem letzten Afrikabesuch 1960 zur Unabhängigkeitsfeier von Togo eingeladen.

1924 kaufte er die repräsentative Villa Feodora in Bad Doberan, in der er und seine Familie bis 1945 lebten.

Er war Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Er stand auch an der Spitze der Mitgliederliste der Herrengesellschaft Mecklenburg, der er seit der Gründung im Jahre 1926 bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1945 angehörte.[2] Bei der Gründung der Landsmannschaft Mecklenburg im Juni 1951 übernahm Adolf Friedrich die Schirmherrschaft und blieb bis zu seinem Tod 1969 ihr Schirmherr.

Adolf Friedrich war zweimal verheiratet: Am 24. April 1917 ehelichte er Prinzessin Viktoria Feodora Reuß in Gera, die bei der Geburt der gemeinsamen Tochter, Woizlawa-Feodora am 18. Dezember 1918 starb. Am 15. Oktober 1924 heiratete er die Witwe seines Halbbruders Johann Albrecht, Elisabeth zu Stolberg-Roßla, die ihn nur um wenige Wochen überlebte und ebenfalls 1969 verstarb. Adolf Friedrich und seine zweite Frau wurden auf dem Friedhof des Ratzeburger Doms beigesetzt.

Laufbahn im Sport

1898 hatte er das große Kavallerie-Jagdrennen gewonnen. Als Wilhelm II. seinen Vettern diese verbot, wechselte er zum Automobilsport über.[3] Er war von 1928 bis 1934 Präsident des Automobilclubs von Deutschland. Der passionierte Jäger stand der Jägerschaft Mecklenburgs vor, war von 1923 bis 1945 der Vorsitzende des Doberaner Rennverein, war seit der Gründung 1925 Präsident des Golf Clubs in Heiligendamm sowie des Tennisclubs Blau-Weiß und war im Vorstand des Deutschen Schützenbundes. Von 1926 bis 1956 war Adolf Friedrich Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und 1949 bis 1951 Präsident des Olympischen Komitees für Deutschland. Er stellte sicher, dass das junge Deutsche Olympische Komitee wieder international anerkannt wurde.[4]

Werke

  • Ins innerste Afrika. Leipzig 1909
  • Vom Kongo zum Niger und Nil. Leipzig 1912
  • Wissenschaftliche Ergebnisse der Deutschen Zentral-Afrika-Expedition unter Führung Adolf Friedrichs, Herzog zu Mecklenburg. Leipzig 1922

Literatur

  • Reinhart Bindseil: Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg (1873–1969). Ein Manager der Afrika-Forschung und Ruanda-Reisender des Jahres 1907 (Kaiserlicher Gouverneur von Togo 1912–1914). In: Ruanda im Lebensbild des Afrikaforschers, Literaten und kaiserlichen Residenten Richard Kandt (1867–1918). Bonn 1992, ISBN 3-921599-57-1
  • Otto Gebhard: Durch Steppe und Urwald. Abenteuer und Erlebnisse der Afrika - Expedition des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg. 1911
  • Rudolf Junack: Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg. Leben und Wirken. Hamburg 1963
  • Werner Pade: Zwischen Wissenschaft, Abenteurertum und Kolonialpolitik: Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg. In: Mecklenburger im Ausland. Historische Skizzen zum Leben und Wirken von Mecklenburgern in ihrer Heimat und in der Ferne. Hrsg.: Martin Guntau.
  • Andreas Röpcke: Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg (1873–1969), „der alte Afrikaner“. In: Mecklenburgische Jahrbücher. Band 121, 2006, S. 167–207
  • Andreas Röpcke: Der alte Herzog im jungen Togo. Die letzte Afrikareise des Herzogs Adolf Friedrich zu Mecklenburg. In: Mecklenburgische Jahrbücher. Band 122, 2007, S. 313–317

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43365074.html
  2. Stephan Malinowski: Vom König zum Führer, Akademie Verlag, Berlin 2003
  3. Ein Kavalier des Sports, zeit.de.
  4. Arnd Krüger (1982). Deutschland und die olympische Bewegung (1945-1980). Horst Ueberhorst (Hrsg.). Geschichte der Leibesübungen. Band 3/2 (S. 1051-1059, 1069-1070). Berlin: Bartels & Wernitz.

Weblinks

Commons: Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien