Alacránit

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Alacránit
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA1985-033

Chemische Formel As8S9[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/F.02
2.FA.20
02.08.22.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe (Nr.) P2/c[2] (Nr. 15)
Gitterparameter a = 9,942 Å; b = 9,601 Å; c = 9,178 Å
β = 101,94°[2][3]
Formeleinheiten Z = 2[2][3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,43(3); berechnet: 3,503[4]
Spaltbarkeit unvollkommen nach {100}[4]
Bruch; Tenazität muschelig; sehr spröde
Farbe orange bis hellgrau mit inneren, gelbrosa Reflexionen
Strichfarbe orangegelb
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Diamantglanz, Glasglanz, Harzglanz, Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 2,390(1)
nγ = 2,520(2)[5]
Doppelbrechung δ = 0,130[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv

Alacránit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung As8S9[1], ist also chemisch gesehen ein Arsensulfid.

Alacránit ist durchsichtig bis durchscheinend und findet sich meist in Form körniger Mineral-Aggregate von oranger bis hellgrauer Farbe mit inneren, gelbrosa Reflexionen. Gut entwickelte Kristalle sind weniger häufig, werden nur etwa einen Millimeter groß und zeigen einen tafeligen bis prismatischen Habitus. Die Kristallflächen können parallel der c-Achse gestreift sein.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt, allerdings nur ungenau bestimmt wurde Alacránit 1970 von A. Clark in einem Silberbergwerk bei Alacrán nahe Tierra Amarilla in der chilenischen Provinz Copiapó. Nach Clark handelte es sich bei dem gefundenen Material um eine realgarartige Verbindung mit Röntgen-Eigenschaften ähnliche des Hochtemperatur-Polymorphs von As4S4 wie 1966 von Hall beschrieben.[6]

V.I. Popova, V.A. Popov, A. Clark, V.O. Polyakov und S.E. Borisovskii fanden das Mineral 1986 in Paragenese mit Realgar and Uzonit in der Uzon-Caldera auf der russischen Halbinsel Kamtschatka und ermittelten auf der Grundlage der Elektronen-Mikrosondenanalyse die genaue Zusammensetzung As8S9.[6] Popova et al. gab eine detaillierte mineralogische Beschreibung ab, die zusammen mit dem nach der früheren Fundstätte gewählten Namen von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannt wurde.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Alacránit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „nichtmetallartige Sulfide“, wo er zusammen mit Auripigment, Dimorphin, Duranusit, Laphamit, Pararealgar, Realgar und Uzonit die unbenannte Gruppe II/F.02 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Alacránit ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die Abteilung der „Sulfide, Arsenide, Alkaide; Sulfide mit Halogeniden, Oxiden, Hydroxiden (H2O)“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach den die Verbindung charakterisierenden Elementen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit As, (Sb), S“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.FA.20 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Alacránit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Pararealgar, Realgar und Uzonit in der „Realgargruppe“ mit der System-Nr. 02.08.22 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:1“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Alacránit bildet sich entweder in hydrothermalen As-S-Adern, in der Kondensationszone von hydrothermalen Hg-Sb-As-Systeme als Zement in sandigem Schotter oder bei niedrigen Temperaturen in polymetallischen hydrothermalen Lagerstätte. Als Begleitminerale treten neben Realgar und Uzonit unter anderem noch Akanthit, Arsenik, Arsenolamprit, Arsenopyrit, Auripigment, Baryt, Calcit, Chalkopyrit, Cinnabarit, Galenit, Greigit, Pyrit, Quarz, gediegen Schwefel, Sphalerit und Stibnit auf.[4]

Als seltene Mineralbildung konnte Alacránit bisher (Stand: 2012) nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[7] Die beiden als Typlokalität geltenden Orte Alacrán und Uzon sind bisher die einzigen bekannten Fundstätten in Chile bzw. Russland.

In Deutschland trat das Mineral bisher unter anderem in einem Steinbruch im Tiefengraben bei Reinerzau und in den Bergwerken „Sophia“, „Johann“ und „St. Anton“ bei Wittichen in Baden-Württemberg; im Bergwerk „Morgenröthe“ bei Eisern in Nordrhein-Westfalen; bei Hänichen und Possendorf in Sachsen sowie bei Culmitzsch in Thüringen auf.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Bulgarien (Rhodopen), Japan (Honshū), Papua-Neuguinea (Lihir-Inseln), Rumänien (Lăzărești, Harghita) und Tschechien (Vrchlice, Radvanice v Čechách).[5]

Kristallstruktur

Alacránit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 9,942 Å; b = 9,601 Å; c = 9,178 Å und β = 101,94°[2] sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Siehe auch

Literatur

  • V.I. Popova, V.A. Popov, A. Clark, V.O. Polyakov und S.E. Borisovskii: Alacránite, As8S9 – a new mineral, in: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva, Band 115, Kapitel 3, S. 360–368 (russisch, PDF 541,9 kB)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names – Alacránite (PDF 1,8 MB; S. 5)
  2. a b c American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Alacránite (2003)
  3. a b Webmineral – Alacránite
  4. a b c John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Alacránite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 60,9 kB)
  5. a b c Mindat – Alacránite
  6. a b P. C. Burns, J. B. Percival (2001): Alacranite, As4S4: a new occurrence, new formula, and determination of the crystal structure, in: The Canadian Mineralogist, Band 39, s. 809-818 (PDF 780,6 kB)
  7. Mindat – Anzahl der Fundorte für Alacránit