Arsenolamprit

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Arsenolamprit
Schwarze, nadelige Arsenolampritkristalle aus dem Steinbruch Mackenheim, Odenwald, Hessen
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Asl[1]

Andere Namen
  • Arsenglanz[2]
  • Arsenik-Glanz[3]
  • Hypotyphit[2]
  • schwarzes Arsen
Chemische Formel As
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Elemente
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

I/B.01
I/B.01-050

1.CA.10
01.03.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[4]
Raumgruppe Bmeb[5] (Nr. 64, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/64.6[6]
Gitterparameter a = 3,63 Å; b = 4,45 Å; c = 10,96 Å[6]
Formeleinheiten Z = 8[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,3 bis 5,5; berechnet: 5,577[7]
Spaltbarkeit vollkommen nach (001)[8]
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe zunächst grauweiß, durch Verwitterung mattschwarze Kruste
Strichfarbe schwarz
Transparenz undurchsichtig
Glanz starker Metallglanz

Arsenolamprit, auch als schwarzes Arsen sowie bergmännisch Arsenglanz oder auch Arsenik-Glanz bekannt, ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“. Das Mineral besteht chemisch gesehen aus reinem Arsen beziehungsweise eine allotrope Modifikation von diesem, das metastabil im orthorhombischen Kristallsystem kristallisiert. Natürlicher Arsenolamprit kann allerdings bis zu 3 % Bismut enthalten.[7]

Arsenolamprit ist undurchsichtig und entwickelt meist nadelige oder blättrige bis dicktafelige Kristalle, aber auch radialstrahlige oder massige Mineral-Aggregate. In frischem Zustand ist das Mineral zunächst grauweiß und weist einen starken metallischen Glanz auf. Durch Verwitterung überzieht es sich allerdings allmählich mit einer mattschwarzen Kruste.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals erwähnt wird das Mineral unter der Bezeichnung Arsenglanz beziehungsweise Arsenik Glanz (siehe auch Glanze) in der von August Breithaupt 1823 publizierten Vollständigen Charakteristik des Mineral-Systems, die jedoch nur eine kurze Beschreibung der Farbe und Kristallform enthält.[3]

Vollständig beschrieben wird das Mineral erst 1886 durch Carl Hintze, der sich dabei unter anderem auf Proben aus der „Grube Palmbaum“ bei Gehringswalde im Erzgebirgskreis bezieht, die schon durch Breithaupt analysiert wurden. Diese gilt daher als erster Fundort für Arsenolamprit und damit Typlokalität. Hintze stellt fest, dass es sich bei diesem Mineral um eine allotrope Modifikation ähnlich der von Graphit und Diamant handelt und schlägt als neue Bezeichnung Arsenolamprit vor, in Anlehnung an seinen Chemismus und seinen auffällig starken Metallglanz (griechisch: λαμπρός [lampros] für glänzend).[9]

Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist nicht dokumentiert.[10]

Da der Arsenolamprit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Arsenolamprit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[11] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Arsenolamprit lautet „Asl“.[1]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Arsenolamprit zur Mineralklasse der „Elemente“ und dort zur Abteilung „Halbmetalle und Nichtmetalle“, wo er gemeinsam mit Antimon, Arsen, Bismut, Weißer Phosphor und Stibarsen in der „Arsen-Reihe“ mit der Systemnummer I/B.01 steht.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich im Aufbau noch nach der alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer I/B.01-050. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Halbmetalle und Nichtmetalle“, wo Arsenolamprit zusammen mit Antimon, Arsen, Bismut, Paradocrasit, Pararsenolamprit und Stibarsen die „Arsengruppe“ mit der Systemnummer I/B.01 bildet.[12]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[13] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Arsenolamprit in die Klasse der „Elemente“ und dort in die Abteilung „Halbmetalle (Metalloide) und Nichtmetalle“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach verwandten Element-Familien, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Arsengruppen-Elemente“ zu finden, wo es zusammen mit Pararsenolamprit die „Arsenolamprit-Gruppe“ mit der Systemnummer 1.CA.10 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Arsenolamprit die System- und Mineralnummer 01.03.02.01. Dies entspricht ebenfalls der Klasse und gleichnamigen Abteilung „Elemente“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Halbmetalle und Nichtmetalle“ in einer unbenannten Gruppe mit der Systemnummer 01.03.02, in der auch Pararsenolamprit eingeordnet ist.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arsenolamprit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Bmeb[5] (Raumgruppen-Nr. 64, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/64.6 mit den Gitterparametern a = 3,63 Å; b = 4,45 Å und c = 10,96 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6]

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arsenolamprit bildet sich hydrothermal auf Erzgängen sowie in Calcit-Adern (Deutschland) und Adern in Karbonatgesteinen (Tschechien). Als Begleitminerale können unter anderem gediegen Arsen, Bismut und Silber, die Arsensulfide Auripigment und Realgar sowie als weitere Sulfide bzw. Arsenide Emplektit, Galenit, Löllingit, Pyrit, Safflorit und Sternbergit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Arsenolamprit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 30 Fundorte dokumentiert sind (Stand: 2024).[14] Neben seiner Typlokalität „Grube Palmbaum“ trat das Mineral in Deutschland noch in der „Grube Vater Abraham“ bei Lauta im sächsischen Erzgebirge, in den Gruben „Sophia“, „Johann“ und „Anton“ bei Wittichen in Baden-Württemberg, im Steinbruch „Fuchs“ an der Hartkoppe bei Sailauf im bayerischen Spessartgebirge sowie der Amphibolit-Steinbruch bei Abtsteinach-Mackenheim und der Steinbruch „Glasberg“ bei Nieder-Beerbach in Hessen auf.

In Österreich konnte Arsenolamprit bisher nur an der Zinkwand bei Schladming im Bezirk Liezen gefunden werden. Ein zweiter, jedoch nicht gesicherter Fundort ist das kleine Bergwerk „Samer“ nahe der Katastralgemeinde Kothgraben/Reisstraße in der Steiermark.

Der einzige bisher bekannte Fundort in der Schweiz ist die „Grube Lengenbach“ im Binntal (Kanton Wallis).

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die „Plaka Minen“ nahe der griechischen Gemeinde Lavrio, Alto Ligonha (Muiâne Pegmatite) in der Provinz Zambezia in Mosambik und die Lagerstätte „Screamer“ im Eureka County im US-Bundesstaat Nevada.[15]

Vorsichtsmaßnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • C. Hintze: Ueber Arsenolamprit. In: Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band 11, 1886, S. 606–608 (rruff.info [PDF; 406 kB; abgerufen am 19. Januar 2024]).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 285.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Arsenolamprite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b J. G. Haditsch, H. Maus: Alte Mineralnamen im deutschen Schrifttum. Sonderband 3 des Archives für Lagerstättenforschung in den Ostalpen. Hrsg.: O. M. Friedrich. Institut für Mineralogie und Gesteinskunde der Montanistischen Hochschule, Leoben 1974 (opac.geologie.ac.at [PDF; abgerufen am 19. Januar 2024]).
  3. a b August Breithaupt: Vollständige Charakteristik des Mineral-Systems. 2. Auflage. Arnoldische Buchhandlung, Dresden 1823, S. 129, 3. Species. Arsenik-Glanz (rruff.info [PDF; 669 kB; abgerufen am 19. Januar 2024]).
  4. David Barthelmy: Arsenolamprite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 19. Januar 2024 (englisch).
  5. a b Die ehemalige Bezeichnung dieser Raumgruppe lautete Bmab.
  6. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 50 (englisch).
  7. a b Arsenolamprite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 46 kB; abgerufen am 19. Januar 2024]).
  8. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 403 (Erstausgabe: 1891).
  9. C. Hintze: Ueber Arsenolamprit. In: Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Band 11, 1886, S. 608 (rruff.info [PDF; 406 kB; abgerufen am 19. Januar 2024]).
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – A. (PDF 357 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 19. Januar 2024.
  11. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2024, abgerufen am 19. Januar 2024 (englisch).
  12. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  13. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 19. Januar 2024 (englisch).
  14. Arsenolamprit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung;
  15. Fundortliste für Arsenolamprit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 19. Januar 2024.