Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg
Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg | |
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Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1505 |
Adresse |
Hans-Sachs-Straße 2 |
Ort | Regensburg |
Land | Bayern |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 49° 1′ 24″ N, 12° 4′ 33″ O |
Schüler | ca. 1050 |
Leitung | Sebastian Thammer |
Website | www.amg-regensburg.de |
Das Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg (kurz: AMG) ist eine traditionsreiche Schule in Bayern. Benannt ist sie nach Albertus Magnus, einem mittelalterlichen Gelehrten.
Geschichte
Das Albertus-Magnus-Gymnasium geht auf das 1505 von Joseph Grünbeck gegründete, später protestantisch-reichsstädtische Gymnasium Poeticum sowie auf das 1589 eröffnete Jesuitengymnasium St. Paul zurück. 1811 vereinigte König Maximilian I. von Bayern beide Schulen zum Königlich-Bayerischen Gymnasium. Ab 1875 bezog es ein neues Domizil am Ägidienplatz. In Abgrenzung zu dem 1880 eröffneten Neuen Gymnasium (heute: Albrecht-Altdorfer-Gymnasium) wurde die Schule in Altes Gymnasium umbenannt. Ein großer Teil der Schüler rekrutierte sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem bischöflichen Studienseminar St. Wolfgang. 1962 erhielt es den Namen des bedeutenden mittelalterlichen Scholastikers Albertus Magnus, der von 1260 bis 1262 Bischof von Regensburg war. 1965 bezog es einen Neubau im Westen der Stadt. Dem ursprünglich humanistischen Gymnasium wurde 1964 ein neusprachlicher, 1993 schließlich ein mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig hinzugefügt.
Der Kunstmaler Josef Altheimer (1860–1913) wirkte hier von 1891 bis 1912 als Zeichenlehrer.
„Stoppt-Strauß“-Zwischenfall
Bundesweit für Aufsehen sorgte das Albertus-Magnus-Gymnasium während des Bundestagswahlkampfs 1980 mit der Entscheidung der Schulleitung am 17. Juli 1980, die 18-jährige Schülerin Christine Schanderl wegen Tragens einer gegen Franz Josef Strauß gerichteten „Stoppt-Strauß“-Plakette des Gymnasiums zu verweisen. Die Schulleitung berief sich dabei auf eine Ministerialverordnung von 1973, nach der „politische Werbung durch Wort, Bild, Schrift und Emblem“ innerhalb der Schule mit einem Verweis oder auch der Relegation bestraft werden konnte.
Trotz eines für sie positiven Urteils des Verwaltungsgerichtes Regensburg verwehrte ihr mit dem Hinweis auf die eingelegte Berufung der Leiter der Schule weiterhin den Zutritt zum Unterricht. Am 27. Mai 1981 entschied indes der Bayerische Verfassungsgerichtshof,[1] Schanderl habe das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung auch in der Schule ausüben dürfen. Dennoch hoben die Richter die Schulordnung nicht mit sofortiger Wirkung auf, sondern verlangten eine gesetzliche Regelung durch den Landtag. Der Landtag musste also das Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen neu beschließen und die Schulordnung ändern. Christine Schanderl fand nach längerer Suche ein neues Gymnasium, machte Abitur, studierte Jura und schloss mit einer Note über dem Prädikatsexamen ab.[2]
Heutige Situation
Mit etwa 1050 Schülern, die in 25 Klassen, 10 Leistungs- und 20 Grundkursen unterrichtet werden, zählt das Albertus-Magnus-Gymnasium zu den mittelgroßen Gymnasien. In der fünften und sechsten Klasse belegen die Schüler Latein und Englisch als Fremdsprachen; die Reihenfolge kann gewählt werden. Ab der achten Klasse werden dann alternativ drei Ausbildungszweige angeboten:
- Humanistischer Zweig (Altgriechisch als dritte Fremdsprache)
- Neusprachlicher Zweig (Französisch als dritte Fremdsprache)
- Mathematisch-Naturwissenschaftlicher Zweig (keine dritte Fremdsprache)
In der Unterstufe werden die Instrumentalisten in einer Streicherklasse gefördert, talentierte Sänger in der Chorklasse.
Schüleraustausch findet mit Schulen in Aberdeen, Pilsen, Clermont-Ferrand, Tempe (Arizona), Schio (Italien) und Qingdao (China) statt.
Schulmotto
Das Schulmotto des AMGs lautet "sapere aude!", was so viel wie "wage zu denken" heißt.
Bekannte Angehörige
Lehrer
- Georg Michael Klein (1776–1820), Philologe, Philosoph und Hochschullehrer
- Franz Ermer (1886–1976), Kunsterziehungslehrer, Maler und Grafiker
- Rudolf Lehner (1928–2008), Referendarlehrer, später auch Verbandsfunktionär und Mitglied im Bayerischen Senat
Schüler
- Johann Pachelbel (1653–1706), deutscher Komponist
- Jakob Christian Schäffer (1718–1790), Ev. Theologe, Botaniker und Erfinder
- Johann von Lamont (1805–1879), schottisch-deutscher Astronom und Physiker
- Ludwig Ganghofer (1855–1920), Heimatschriftsteller
- Franz Xaver Engelhart (1861–1924), Domkapellmeister und Komponist
- Georg Escherich, (1870–1941), Forstmann, Politiker und Forschungsreisender
- Johannes Stark (1874–1957), Physiker; Nobelpreis 1919
- Hugo Obermaier (1877–1946), Prähistoriker
- Fritz Nüßlein (1899–1984), Jagd- und Forstwissenschaftler
- Alfons Goppel (1905–1991), Politiker (CSU; Bayerischer Ministerpräsident 1962–1978)
- Alois Grillmeier (1910–1998), Jesuit, Konzilstheologe und Kardinal
- Friedrich Morgenschweis (1920–1998), Priester, Mundartdichter und Mitglied im Bayerischen Senat
- Adolf Eichenseer (* 1934), Mundartdichter
- Albert von Schirnding (* 1935), Schriftsteller und Kritiker
- Wilhelm Schraml (* 1935), Bischof von Passau (seit 2002)
- Hubert Markl (Jim Markl) (1938–2015), Zoologe
- Wolf Peter Schnetz (* 1939), Schriftsteller
- Alois Schmid (* 1945), Historiker
- Peter Schmid (* 1945), Historiker
- Vittorio Hösle (* 1960), Philosoph; Vertreter des Objektiven Idealismus
- Hannes Jaenicke (* 1960), Schauspieler
- Günther Brenner (* 1971), Schauspieler
- Horst Meierhofer (* 1972), Politiker (FDP), Mitglied des Bundestages von 2005 bis 2013
- Dietrich Brüggemann (* 1976), Filmregisseur
- Lucy Scherer (* 1981), Musicaldarstellerin
Literatur
- Königliches Gymnasium Regensburg (Hrsg.): Jahres-Bericht 1880 - 1886. Digitalisat
- Neues Gymnasium Regensburg (Hrsg.): Programm des K. Neuen Gymnasiums zu Regensburg für die Studienjahre 1881 - 1897. Digitalisat
Fußnoten
- ↑ BayVerfGH, NJW 1982, 1089ff.
- ↑ http://www.merkur.de/bayern/franz-josef-strauss-christine-schanderl-wurde-durch-stoppt-strauss-plaketten-bekannt-5480119.html