BARD Offshore 1

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„BARD Offshore 1“
Lage
BARD Offshore 1 (Deutschland)
BARD Offshore 1 (Deutschland)
Koordinaten 54° 21′ 30″ N, 5° 58′ 30″ OKoordinaten: 54° 21′ 30″ N, 5° 58′ 30″ O
Land Deutschland
Gewässer Nordsee
Daten
Typ Offshore-Windpark
Primärenergie Windenergie
Leistung 80 × 5 MW = 400 MW (elektrisch)
Eigentümer WV Energie Frankfurt (30 %)
Ocean Breeze Energy
Betreiber Off-Shore Wind Solutions (OWS)
Betriebsaufnahme teilweise: 2010, vollständig: September 2013
Gründung Tripile-Gründung
Turbine BARD 5.0
Website BARD Engineering
Stand 2014
f2

BARD Offshore 1 ist ein Offshore-Windpark der BARD Engineering GmbH in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee.

Der Aufbau des Windparks begann im Juni 2009. Im Dezember 2010 lieferten die ersten Windenergieanlagen Strom ins Netz. Eigentlich sollten alle Windräder bis Ende 2011 aufgestellt sein, doch schlechtes Wetter, technische Probleme und allgemein schwierige Bedingungen in dem Baugebiet sorgten für Verzögerungen und deutlich höhere Kosten als anfangs kalkuliert. Der Windpark wurde als erster kommerzieller Offshore-Windpark in der Nordsee schließlich Ende Juli 2013 fertiggestellt und am 26. August 2013 offiziell eröffnet.

Lage

Der Offshore-Windpark steht auf einer Fläche von 59 km² ca. 89 km nordwestlich der Insel Borkum und 126 km westnordwestlich Helgoland bei Wassertiefen von ca. 39 bis 41 Metern.[1]

Die Eckkoordinaten sind:f1 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Projekt

Genehmigt war die Errichtung und der Betrieb von zunächst 80 einzelnen Windenergieanlagen (WEA) mit einer Nennleistung von je 5 MW und einer Gesamtnennleistung von 400 MW.[2] Die 80 WEA werden jährlich etwa 1,6 Milliarden kWh Strom produzieren; genügend Strom für ca. 400.000 Mehrpersonenhaushalte.

Der Betrieb des Windparks wird von einer Leitstelle in Emden aus überwacht. Im Offshore-Feld selbst gibt es zusätzlich eine ständig bemannte Wohneinheit auf der Umspannplattform „BARD 1“.[3]

Die Rechte am Offshore-Windpark BARD Offshore 1 hatten sich zu 70 % der Stadtwerke-Verbund SüdWestStrom Windpark GmbH & Co KG mit Sitz in Tübingen und zu 30 % die WV Energie Frankfurt gesichert.[4][5] Der Stadtwerke-Verbund SüdWestStrom zog sich 2012 aus dem Projekt zurück, da er dieses für sich als nicht mehr wirtschaftlich betrachtete.[6][7]

Die Europäische Union förderte das Vorhaben mit rund 53 Mio. Euro.[8]

Geschichte

Das für die Errichtung des Windparks gebaute Errichterschiff Wind Lift I (hier im Hafen von Emden)

Der Windpark mit den (ersten) 80 WEA wurde im April 2007 vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) genehmigt.[9]

Im Juni 2009 wurden die Konverter-Plattform „BorWin alpha“ (Aufnahme der Anlagen zur HGÜ-Umwandlung) und im August 2009 die Wohn- und Transformator-Plattform „BARD 1“ aufgestellt. Baubeginn für das erste Baucluster mit 24 WEA im südlichen Bereich des Feldes war im März 2010. Die ersten zwölf Anlagen wurden bis Anfang November 2010 komplettiert, acht liefen im Probe- und Einstellbetrieb.[10] Am 1. April 2011 wurde die seit Mai 2009 bestehende Sicherheitszone Richtung Norden ausgedehnt, damit mit dem Bau des nördlichen Bauclusters begonnen werden konnte.

Seit Dezember 2010 wird elektrischer Strom von den ersten aufgestellten Windenergieanlagen (WEA) ins Netz eingespeist. Mitte August 2011 waren 19 der 80 Windenergieanlagen aufgestellt, 16 waren am Netz.[11] Im Mai 2012 standen 53 WEA-Fundamente, 20 WEA waren komplett aufgestellt, von denen 16 Strom lieferten.[12] Ende November 2012 standen gut die Hälfte der 80 WEA, rund 25 waren in Betrieb.[7] Am 11. März 2013 war die Hälfte der geplanten 80 WEA am Netz, 72 Fundamente waren gesetzt und 59 Turbinenhäuser errichtet.[13] Für den Aufbau der Anlage setzte BARD das Errichterschiff Wind Lift I mit bordeigenem Großkran ein[14], ab Sommer 2012 wurde auch die Hubinsel Thor eingesetzt, die wiederum durch die neue JB 117 unterstützt bzw. abgelöst wurde.[12]

Service und Wartung erfolgen durch Personalversatz von der Trafoplattform BARD 1 zu den jeweiligen Anlagen; zum Personaltransfer wird durch die AG Ems (Ems Offshore) der Tender Natalia Bekker eingesetzt, der durch SWATH-Bauweise weniger empfindlich gegen Seegang ist. Im Frühjahr 2013 charterte die BARD-Gruppe zur Unterbringung von über hundert im Offshore-Baufeld beschäftigten Arbeitern das ehemalige Fährschiff Regina Baltica, zunächst für ein halbes Jahr. Das 33 Jahre alte Schiff wurde dafür mit einem Hubschrauber-Landedeck versehen. Das mit 110 Kabinen, mehreren Restaurants, einem Fitnessstudio, einem Kino, einer Lounge und einem Spielraum ausgerüstete 145 m lange Schiff wurde 2012 bereits beim Bau des britischen Offshore-Windparks „Sheringham Shoal“ eingesetzt. Alle drei bis vier Wochen fuhr das Schiff nach Cuxhaven zur Proviant- und Treibstoff-Aufnahme.[15]

Ende Juli 2013 wurde die 80. und damit letzte Anlage errichtet.[16] Anfang August 2013 lieferten bereits 65 WEA Strom.[17] Der Windpark wurde am 26. August 2013 offiziell eröffnet.[18]

Unfälle

Während der Bauarbeiten kam im Juli 2010 ein Berufstaucher des durch BARD beauftragten Unternehmens Maersk ums Leben.[19] Im Januar 2012 ereignete sich ein tödlicher Unfall, als sich eine Anlandeplattform aus ungeklärter Ursache löste und ins Wasser stürzte. Ein Arbeiter wurde in die Tiefe gerissen. Nach umfangreichen Such- und Rettungsmaßnahmen, bei denen die DGzRS, die Bundespolizei und die Deutsche Marine beteiligt waren, konnte er nur noch tot geborgen werden.[20][21]

Stromanbindung

Die Wohn- und Umspannplattform BARD 1 beim Zusammenbau in der Werft
Lage von BARD Offshore 1 innerhalb der Windparks in der Deutschen Bucht

Innerpark-Verkabelung

Die einzelnen Windenergieanlagen werden durch Mittelspannungskabel bündelweise vernetzt, mit denen der erzeugte 33.000-Volt-Drehstrom abgeführt wird. Diese Cluster fassen bis zu acht WEA zusammen und sind wiederum mit dem Herzstück des Kraftwerks, der Transformator-Plattform „BARD 1“ verbunden. Die technischen Anlagen auf dieser Plattform sammeln den erzeugten Strom und wandeln ihn mit Transformatoren auf höhere Spannung (155 kV) um, um die Verluste während des Energietransports klein zu halten. Dieses Umspannwerk, also die Hoch- und Mittelspannungs-Schaltanlagen und die Transformatoren samt Hilfsenergie und Notstromversorgung und der Schutz-, Leit- und Kommunikationstechnik lieferte für rund 13 Mio. Euro die Niederlassung Bremen der Division Industry Solutions der Siemens AG. Diese hatte eine ähnliche Anlage als Erstauftrag für den Offshore-Windpark Lillgrund vor der schwedischen Küste geliefert.[22] Die ca. 3400 Tonnen schwere Plattform BARD 1 selbst wurde auf einer Werft in Klaipėda (Litauen) gebaut.

Weiterleitung an Land durch den Netzbetreiber TenneT

Von der Umspannplattform „BARD 1“ führt die 155-kV-Drehstrom-Leitung zur rund ein Kilometer nordöstlich davon entfernt stehenden Konverter-Plattform „BorWin alpha“. Von hier erfolgt die Stromanbindung des Offshore-Windparks in das deutsche Verbundnetz über eine Gleichstrom-Kabelverbindung (BorWin 1), die vom TenneT-Tochterunternehmen Transpower errichtet wurde[23] und deren Betrieb in der Verantwortung der Tennet Offshore GmbH (früher E.ON) liegt.

Die 3200 Tonnen (plus ca. 1800 Tonnen für die Jacket-Gründung) schwere Konverter-Plattform „BorWin alpha“, auf der die HGÜ-Anlagen installiert sind, wurde in Vlissingen (NL) gebaut. Der in dem Windpark produzierte Strom wird von hier über die HGÜ „BorWin 1“ ans Festland gebracht. Diese verläuft durch Seekabel, im südöstlichen Bereich parallel zu den Netzanbindungen der Offshore-Windparks Borkum West II (HGÜ „DolWin 1“) und alpha ventus (letztere jedoch wegen der geringeren Entfernung als Drehstrom), über die Insel Norderney.

Die Kopplung mit dem 380-kV-Höchstspannungsnetz des Übertragungsnetzbetreibers Tennet TSO erfolgt über die Schaltanlage Diele.[24]

Probleme beim Betrieb

Nach mehreren Abschaltungen im Februar 2014 musste der Windpark wegen Problemen mit der Stromqualität und damit der Elektrizitätsübertragung ab März 2014 für mehrere Monate vollständig vom Netz genommen werden.[25] Die Fehlersuche lief sowohl an den Windenergieanlagen als auch an der Umspann- und der Konverterstation auf der Plattform „BorWin alpha“ der HGÜ „BorWin 1“, wodurch auch die zzt. über diese HGÜ stattfindende Anbindung zum OWP „Global Tech I“ betroffen war.[26] Ende 2014 wurde eine neue Software in den Windkraftanlagen sowie Dämpfungsfilter installiert und die Hälfte der Anlagen wieder in Betrieb genommen. Anschließend wurden bis Oktober 2015 alle anderen Anlagen wieder in Betrieb genommen, sodass der Windpark mit Stand Oktober 2015 wieder im Regelbetrieb arbeitet.[27]

Trivia

Der Mobilfunkanbieter Vodafone betreibt im Windpark eine GSM- und LTE-Basisstation, die in einem Umkreis von bis zu 36 km Mobilfunkversorgung gewährleistet.[28]

Siehe auch

Weblinks

Commons: BARD Offshore 1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Malte Glöe-Carstensen, Ulrich Trottnow: Transport- und Installationsarbeiten am Windpark Bard Offshore 1. In: Schiff & Hafen, Heft 9/2010, S. 220–223. Seehafen-Verlag, Hamburg 2010, ISSN 0938-1643

Einzelnachweise

  1. BSH Pressemitteilung
  2. BARD Engineering GmbH Projekte
  3. http://www.bard-offshore.de/de/konzeption/betrieb/trafo-plattform
  4. „SüdWestStrom mit erstem Offshore-Projekt“, IWR
  5. Pressemitteilung der SüdWestStrom Windpark GmbH & Co KG vom 27. August 2009 (PDF)
  6. http://www.suedweststrom.de/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&file=fileadmin/sws/pdf/Pressemitteilungen/20121120_PM_Beteiligungsgesellschaft_fuer_den_Kauf_von_BARD_Offshore_1_wird_aufgeloest.pdf&t=1353539122&hash=dc62893b2e43df1bc135f8bcaa425485
  7. a b Windparkprojekt auf See aufgegeben. In: Täglicher Hafenbericht vom 21. November 2012, S. 2
  8. BARD Engineering GmbH Projekte Offshore
  9. Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) (PDF)
  10. Bard Offshore 1 kommt später. In: Täglicher Hafenbericht vom 4. November 2010, S. 4
  11. http://www.bard-offshore.de/index.php Betreiberwebseite, abgerufen am 19. August 2011
  12. a b „JB 117“ soll „Thor“ ablösen. In: Täglicher Hafenbericht vom 11. Mai 2012, S. 4
  13. BARD Offshore 1 feiert „Bergfest“. BARD Pressemitteilung vom 11. März 2013 (PDF; 83 kB)
  14. BARD Engineering GmbH Jack-Up Barge Wind Lift I
  15. RoPax-Fähre wird erneut zum Hotel-Schiff. In: Täglicher Hafenbericht vom 10. April 2013, S. 15
  16. Pressemitteilung vom 1. August 2013
  17. „Bard Offshore 1“ fertig. In: Täglicher Hafenbericht vom 2. August 2013, S. 4
  18. Rösler eröffnet Offshore-Windpark BARD 1, NDR 1 Niedersachsen
  19. Tauchunfall im Windpark. In: Welt Online, 27. Juli 2010
  20. Pressemitteilung der BARD-Gruppe vom 27. Januar 2012 (PDF; 117 kB)
  21. Mitteilung der DGzRS, abgerufen am 4. Februar 2012
  22. Erster Offshore-Auftrag in Deutschlands Windbranche. In: Mitarbeiterzeitung der Siemens AG Wir in Deutschland 3/2008, S. 5
  23. „Das Herzstück der ersten Offshore-Netzanbindung in HGÜ-Technik steht: Die Plattform 'BorWin alpha'“, Transpower Pressemitteilung vom 19. Juni 2009
  24. Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen) Stand 02.07.2012. (Microsoft-Excel-Datei, 1,6 MiB) Archiviert vom Original am 22. Juli 2012; abgerufen am 21. Juli 2012.
  25. Offshore-Windpark Bard 1: Erst die Pannenserie, dann ein Brand
  26. Größter Seewindpark weiter stromlos. In: Täglicher Hafenbericht vom 8. August 2014, S. 3
  27. Im Offshore-Pionierwindpark läuft es nach Pannen wieder rund. In: Focus, 5. Oktober 2015. Abgerufen am 5. Oktober 2015.
  28. Netzabdeckungskarte der Vodafone D2 GmbH, abgerufen am 31. Januar 2012