Bad Salzhausen

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Bad Salzhausen
Stadt Nidda
Koordinaten: 50° 25′ N, 8° 59′ OKoordinaten: 50° 24′ 57″ N, 8° 58′ 46″ O
Höhe: 157 (154–176) m ü. NHN
Fläche: 1,48 km²[1]
Einwohner: 621 (31. Dez. 2015)[2]
Bevölkerungsdichte: 420 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1970
Postleitzahl: 63667
Vorwahl: 06043
Kurhaus
Kurhaus

Bad Salzhausen ist ein Stadtteil von Nidda und liegt im Wetteraukreis in Hessen. Ortsvorsteher ist Thomas Bienko (Stand Juni 2013).

Lage

Das Heilbad liegt, von Wald umgeben, in der nördlichen Wetterau am südlichen Rand des Vogelsberges, mitten in Oberhessen. Bad Salzhausen gehörte von 1874 bis 1972 zum Landkreis Büdingen.

Verkehr

In einiger Entfernung zum Ort verläuft im Westen die Bundesstraße 455 und im Osten die Bundesstraße 457. Bad Salzhausen liegt westlich von Nidda. Der Ort liegt an der Bahnstrecke Friedberg–Nidda. Der Haltepunkt Bad Salzhausen erhielt sein Empfangsgebäude (heute Gaststätte) im Jahr 1900. Den öffentlichen Personennahverkehr stellt die Regionalverkehr Kurhessen GmbH sicher.

Geschichte

Wappen von Ludwig Knott, Roland Krug, Johann Wilhelm Langsdorf, Justus von Liebig, evangelische Kapelle

Der Ort wurde im Jahre 1187 erstmals als Salzhusen, das heißt Häuser bei den Salzquellen, erwähnt. Die Ersterwähnung findet sich in einer Schenkungsurkunde der Grafen Berthold von Nidda an die Johanniter in Nidda, wonach der Ort einen kleinen Zehnt von 24 Äckern und einem Malter Hafer leisten musste. 1315 wird Salzhausen erneut erwähnt, wieder mit den Grafen und den Johannitern, diesmal jedoch in einer Streitsache. 1146 taucht der Ortsname in einem Zinsverzeichnis des Amtes Nidda auf. Erwähnt wird darin ein zinspflichtiger Bewohner namens „Hensel der Soder“. Der Name lässt vermuten, dass zu dieser Zeit im Ort schon Salz gewonnen wurde, wenn auch nur in kleinem Maßstab. Ludwig Knott erscheint als erster Salzsieder (Pfänner) in Salzhausen. Knott betrieb zwei Salzpfannen und beschäftigte drei Söder. Er hatte dem Amt Nidda zwei Gulden zu zahlen. Wegen des hohen Verbrauchs an Holz beim Salzversieden (das Gradieren der Sole war in dieser Zeit noch unbekannt) blieb Knotts Ertrag gering. 1593 erhielt der Niddaer Amtmann Roland Krug Salzhausen als Lehen. Er führte Strohleckwerke ein, bei denen über Stoh gradiert wurde (Salzwasser fließt mehrmals über Stroh und verdunstet) und die Salzkonzentration der Sole stieg. Das erste Gradierwerk wurde um 1600 erbaut – gegenüber dem bisherigen Sieden in Pfannen ein wichtiger Fortschritt. Das Lehen blieb bis 1729 bei der Familie, die das Salzwerk nach und nach verfallen ließ, bis das Lehen schließlich abgelöst wurde. 1776–1786 leiteten der hessisch-darmstädtische Kammerrat Johann Wilhelm Langsdorf und seine Nachfahren neue technische Entwicklungen ein. Sieben Gradierbauten und die Einführung der Dorngradierung erhöhten den Grad der Sole. Neue Quellen wurde erbohrt und eine sog. „Wasserkunst“ betrieb Pumpen über ein kunstvolles Gestänge mit Wasser der Nidda. Das 18. Jahrhundert war die Blütezeit der Salzgewinnung. Pro Jahr wurden bis zu 4600 Zentner Salz gefördert. Nach mehreren Erdbeben versiegten einige Quellen und die noch förderbare Sole wies nur noch geringen Salzgehalt (Lötigkeit) auf. Nachdem auch weitere Bohrungen keine Abhilfe schafften, wurde die Salzgewinnung 1860 eingestellt.

Johann Wilhelm Langsdorfs Sohn, der Salinenrat Karl Friedrich Langsdorf, schuf den Übergang vom Salzsiedeort zum Kurbad. Anfangs wurde es ihm nur erlaubt, für Badezwecke in einem der Siedehäuser ein Zimmer mit einer Badewanne einzurichten, zu eigenen Kosten. Nachdem sich der gute Ruf der Quellen jedoch verbreitet hatte, stimmte die Regierung einer Erweiterung des Badebetriebs zu. Oberfinanzrat Reuß, Langsdorfs Nachfolger, erhielt 1821 staatliche Zuschüsse für die Eröffnung eines Badehauses. Da Salzhausen ein Kurbad plante, analysierte der Chemiker Justus von Liebig die Sole, auch um sie industriell nutzen zu können. Eine chemische Produktionsstätte in der heutigen Kirche musste jedoch wegen fehlender Rentabilität geschlossen werden. Liebig stellte bei seinen Analysen 1824 unbewusst elementares Brom her.

Er schrieb 1825 an den Kabinettssekretär Schleiermacher:

„Bei Gelegenheit der Analyse der Sole zu Salzhausen habe ich dem Finanzminister vorgeschlagen, die abfallende Mutterlauge auf Salzsäure und Bittersalz zu benutzen, vor einiger Zeit habe ich nun den Auftrag erhalten, zu Salzhausen eine Fabrik von Salzsäure und Bittersalz einzurichten, welche auf das Geringste angeschlagen dem Staate einen Gewinn von 2000–3000 fl. abwerfen wird. Ich bin vor 14 Tagen selbst in Salzhausen gewesen, es ist wirklich schade, dass die Badeanstalt nicht gleich in Anfange weiter ausgedehnt worden ist, und noch täglich Bestellungen auf Wohnungen einlaufen, welche nicht angenommen werden können, indem kein Platz mehr für Badegäste da ist. Man kann über die wirklich merkwürdigen Wirkungen dieser Sole nicht den mindesten Zweifel hegen, ich habe mich selbst durch den Augenschein überzeugt, dass Leute durch 20–30 Bäder, nachdem sie in Wiesbaden und Ems vergeblich gebadet hatten, in Salzhausen vollkommen wiederhergestellt worden sind. Die Einrichtungen sind im übrigen recht zweckmäßig, man lebt in Salzhausen recht angenehm und wohlfeil.“

Der Hofrat und erste Badearzt in Salzhausen Johann Adam Graff führte Liebigs Analyse in seiner Schrift über die Salzhäuser Mineralquellen an,[3] Graffs Nachfolger Karl Phillip Möller ebenso.[4]

Ende des 19. Jahrhunderts stagnierte die Entwicklung, und wenig mehr als 300 Kurgäste besuchten den Ort. 1897 wurde Salzhausen an die Bahnstrecke Friedberg-Nidda angeschlossen und erlebte einen neuen Aufschwung. Bereits in der Saison (Mai-September) 1898 verkaufte man 4739 Badekarten. 1990 kamen 18.634 Kurgäste.

Um 1900 zählte Bad Salzhausen 76 Einwohner. Obwohl der Ort um die gleiche Zeit selbständige Gemeinde wurde, wurde er bis 1914 vom Bürgermeister des benachbarten Kohden mitverwaltet. Erst seit den 1950er Jahren wurde der Kurbetrieb über die Sommersaison auf das ganze Jahr hin ausgeweitet.

Am 1. Dezember 1970 wurde Bad Salzhausen in die Stadt Nidda eingegliedert.[5]

Kurbetrieb

Kurhaus und Kurpark wurden im 19. Jahrhundert erbaut und angelegt. 1860 wurde die Salzherstellung eingestellt. Nur das Heilbad wurde aufrechterhalten. In den 1950er Jahren richtete man einen zweiten Kurpark ein. Das Solebad bietet Bewegungsbäder und viele andere Therapieformen an. Das Gradierwerk dient der Atemtherapie. Ebenso werden die sechs Heilquellen

  • Roland-Krug-Quelle
  • Lithiumquelle
  • Stahlquelle
  • Schwefelquelle
  • Nibelungenquelle
  • Södergrundquelle

zu Behandlungen eingesetzt.

Die Firma Asklepios betreibt die Neurologische Klinik.

Kultur

Haus Christiansruh

1826 errichtete Georg Moller das Kurhaus (Kurstraße 2), dem 1836 Seitenflügel angebaut wurden. 1827 schuf er den Parksaal (Ehem. Tanzsaal). Das Barockhaus in der Kurstraße 4/6/8 ist das älteste Haus des Kurorts und stammt noch aus der Salzsiedezeit. Das verschieferte Gebäude in der Quellenstraße 2 stammt aus der gleichen Zeit, das spätbarocke Glockenhaus in der Quellenstraße 6 von 1760. Das Haus Christiansruh, ein ursprünglich 1899 erbautes Fachwerkgebäude, steht abseits der Straße auf einem Anwesen. Das Badehaus in der Kurstraße 2 wurde 1906 von Bad Nauheim nach Salzhausen transloziert.

Der 52 Hektar große Kurpark wurde 1826 von Heinrich Karl Bindernagel angelegt und zählt zu den ältesten Kurparks in Deutschland. In ihm befindet sich die Malschule von Dieter Schiele. Ein alter Baumbestand und ein Teich am ehemaligen Rundgradierbau sind erhalten.

Persönlichkeiten

  • Wilhelm Wagenbach (1876–1945), Hochschullehrer für Maschinenbau, gestorben in Bad Salzhausen.
  • Paul Laven (1902–1979), Rundfunkjournalist und Schriftsteller, gestorben in Bad Salzhausen.
  • Ilse Behl (* 1937), Schriftstellerin

Einzelnachweise

  1. Bad Salzhausen, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. „Nidda in Zahlen“ im Internetauftritt der Stadt Nidda, abgerufen im April 2016.
  3. Johann Adam Graff:Einige Notizen über die Mineralquelle zu Salzhausen und ihre Heilkräfte, J. W. Heyer. Darmstadt 1825
  4. Karl Philipp Möller:Mittheilungen aus der Erfahrung über die Wirkung und Anwendung der Sool-Bäder, insbesondere zu Salzhausen. Eine Anleitung zum zweckmäßigen Gebrauche derselben für Kurgäste und angehende Aerzte,Ludwig Pabst, Darmstadt 1835
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351.

Weblinks

  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!