Bahnhof Berlin Westhafen

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Berlin Westhafen
S-Bahnsteig
S-Bahnsteig
S-Bahnsteig
Daten
Bahnsteiggleise 2
Abkürzung BWH
IBNR 8089116
Preisklasse 4
Eröffnung 01. Oktober 1898
19. Dezember 1999
Auflassung 18. September 1980
Lage
Stadt/Gemeinde Berlin
Ort/Ortsteil Moabit
Land Berlin
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 32′ 11″ N, 13° 20′ 38″ OKoordinaten: 52° 32′ 11″ N, 13° 20′ 38″ O
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Berlin Westhafen
Bahnhöfe in Berlin
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Der Bahnhof Westhafen ist ein S- und U-Bahnhof im Berliner Ortsteil Moabit im Bezirk Mitte, unweit des Westhafens. Der S-Bahnhof liegt an der Ringbahn, während sich der U-Bahnhof an der U9 befindet. Im Betriebsstellenverzeichnis wird der S-Bahnhof unter BWF geführt, der U-Bahnhof trägt bei der BVG das Kürzel WF.

S-Bahnhof

Bahnsteig des stillgelegten S-Bahnhofs Putlitzstraße, 1992
Übergang vom Ringbahnsteig zur U9, 1992

Der zunächst als Putlitzstraße bezeichnete oberirdische Bahnhof an der Ringbahn wurde 1897/1898 an der gleichnamigen Straße bzw. Brücke eröffnet. Er diente als Ersatz für den 1894 geschlossenen Bahnhof Moabit an der Siemens- und Quitzowstraße, der seitdem als Güterbahnhof genutzt wurde. Der Bahnhof Putlitzstraße war Ausgangspunkt eines Ganovenstücks des Schuhmachers Friedrich Wilhelm Voigt, der als „Hauptmann von Köpenick“ (später im gleichnamigen Drama von Carl Zuckmayer literarischen) Weltruhm erlangte. Von hier aus fuhr er 2. Klasse mit seiner zehnköpfigen „Mannschaft“ – diese 3. Klasse – nach Köpenick, um dort die Stadtkasse mit einem Betrag in Höhe von 3557,45 Mark an sich zu nehmen (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 26.000 Euro).

Der Bahnhof Putlitzstraße wurde mit zwei Bahnsteigen ausgestattet, einem für die Ringbahn-Züge östlich der Putlitzbrücke sowie einen für die Vorortzüge der Hamburger und Lehrter Bahn westlich der Putlitzbrücke. Zudem erhielt die Station ein zeitgenössisches Empfangsgebäude aus rotem Klinker. Die erste elektrische S-Bahn hielt hier am 1. Februar 1929.

Nachdem die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland übernommen hatten, ließ die Deutsche Reichsbahn in den späten 1930er Jahren südlich des Bahnhofs einen Bahnsteig an den Ausziehgleisen des Güterbahnhofs Moabit errichten, der zum Abtransport von Menschen, vorrangig Juden, in die Vernichtungslager diente.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Empfangsgebäude beschädigt, jedoch vorerst stehengelassen. Nach dem Krieg wurde hier ein Mahnmal für die Züge in die Vernichtungslager errichtet. 1952 folgte die Schließung und der sich 1961 anschließende Abriss des Vorortbahnsteigs; der Lehrter Bahnhof als Endpunkt der Strecke wurde ebenfalls geschlossen. Die Vorortzüge, die bisher aus Spandau West hier hielten, fuhren künftig, seit 1951 elektrisch, den Ringbahnsteig an. Auch nach dem Mauerbau am 13. August 1961 änderte sich außer den jeweiligen Endbahnhöfen der S-Bahn-Züge nichts an der Situation.

Im Jahr 1966 musste dann das alte oberirdische Empfangsgebäude abgerissen werden, die Kriegsschäden wurden bis dato nur notdürftig ausgebessert. An seiner Stelle entstand ein schlichter Neubau. Dieses musste bereits 1976 wieder weichen, diesmal war der Neubau der Putlitzbrücke, an der der Bahnhof liegt, ausschlaggebend dafür. Die Arbeiten wurden 1979 abgeschlossen, der Bahnsteig war nunmehr über je eine Treppe pro Straßenseite zu erreichen.

Ostkopf des Bahnsteigs der Ringbahn mit dem für die Strecke zum Hauptbahnhof vorbereiteten Tunnel, Dezember 2013

Der S-Bahnhof wurde allerdings schon 1980 bereits wieder durch den Reichsbahnerstreik stillgelegt. Der Bahnhof hätte nach der Übernahme der Betriebsrechte durch die BVG 1984 eigentlich schnell wiedereröffnet werden sollen, der marode Zustand ganzer Strecken verhinderten jedoch eine schnelle Wiederinbetriebnahme.

Bahnsteig und Zugänge wurden nach der politischen Wende im Zuge der Wiederherstellung der nördlichen Ringbahn neu errichtet, hierbei wurde auch der Zugang zur U-Bahn wiederhergestellt. Der S-Bahnhof konnte am 19. Dezember 1999 unter dem Namen Westhafen wiedereröffnet werden.

Beim Neubau des S-Bahnhofs wurde eine Ausfädelung in Richtung Hauptbahnhof für das S-Bahn-Projekt S21 vorbereitet.

Am S-Bahnsteig erfolgt die Zugabfertigung durch den Triebfahrzeugführer mittels Führerraum-Monitor (ZAT-FM).[1]

U-Bahnhof

U-Bahnhof Westhafen

Der U-Bahnhof der Linie G, der heutigen U9, wurde am 28. August 1961 wenige Wochen nach dem Mauerbau eröffnet, ebenfalls unter dem Namen Putlitzstraße. Der Architekt Bruno Grimmek übernahm die Gestaltung des 110 Meter langen Bahnsteigs. Zunächst war der Bahnhof ähnlich wie andere Berliner U-Bahnhöfe dieser Zeit so angelegt worden, dass keine Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn bestand. Vielmehr sollte der S-Bahn-Boykott durch diese bauliche Maßnahme gefördert werden. 1975 wurde dieser Übergang zum S-Bahnsteig dann errichtet, zu dieser Zeit ein Kuriosum.

Blick von der Putlitzbrücke auf den Westkopf des Bahnsteigs der Ringbahn und den Containerbahnhof der BEHALA

Die Umbenennung des U-Bahnhofs in „Westhafen“ erfolgte 1992. Im Jahr 2000 wurde der U-Bahnhof nach Plänen von Françoise Schein und Barbara Reiter im Rahmen des Projektes „INSCRIRE – die Menschenrechte schreiben“ komplett umgestaltet, die Wandfliesen im Bahnsteigbereich tragen nun Zitate aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Damit reiht sich die Station Westhafen mit ähnlichen U-Bahnhöfen in Paris (Station Concorde), Brüssel, Stockholm und Lissabon ein. Im Eingangsbereich befinden sich Zitate von Heinrich Heine in deutscher und französischer Sprache. Seit dem Umbau sind außerdem Aufzüge vorhanden.

Güterbahnhof

Nordwestlich der S-Bahn-Station liegt der Güterbahnhof des Westhafens mit seinem Containerumschlagplatz.

Anbindung

Der Bahnhof wird von den Linien S41 und S42 der S-Bahn sowie der Linie U9 der U-Bahn bedient. Mit Ausnahme einer im Verlauf der U-Bahn verkehrenden Nachtbuslinie bestehen keine Umsteigemöglichkeiten zum übrigen öffentlichen Nahverkehr.

Linie Verlauf

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Weblinks

Commons: Bahnhof Berlin Westhafen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kurzmeldungen – S-Bahn. In: Berliner Verkehrsblätter. April 2016, S. 73.