Bahnstrecke Valletta–Mdina

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Valletta–Mdina
Ausfahrt eines Zuges aus dem Bahnhof Floriana
Ausfahrt eines Zuges aus dem Bahnhof Floriana
Strecke der Bahnstrecke Valletta–Mdina
Lage der Bahnstrecke
Streckenlänge:11,1 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung: 25 
0,0 Valletta
Überquerung des inneren Festungsgrabens
0,8 Floriana
Überquerung des äußeren Festungsgrabens
Princess Melita Road, heute: Triq Independenza
2,1 Ħamrun Central Station Bahnbetriebswerk
2,8 Msida
Santa Venera
4,7 Birkirkara
Balzan
5,6 San Antonio
Attard
7,5 San Salvatore Mount Carmel Hospital
10,2 Notabile (Mdina)
Streckenerweiterung 1900
Tunnel unter Mdina
11,1 Museum (Mdina/Mtarfa) 35,89° N, 14,4° O

Quellen: [1]
Ehemaliger Endbahnhof Museum in Mdina/Mtarfa
Schriftzug am ehemaligen Bahnhofsgebäude in Birkirkara

Die Bahnstrecke Valletta–Mdina war die einzige Eisenbahnstrecke Maltas. Sie war eingleisig, in Meterspur errichtet und von 1883 bis 1931 in Betrieb.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1870 gab es Vorschläge, die Hauptstadt von Malta, Valletta, und die ehemalige Hauptstadt Mdina[1] mit einer Eisenbahn zu verbinden. Dadurch sollte die Reisezeit von drei auf eine halbe Stunde reduziert werden. Konkrete Planungen gab es seit 1879, die von dem Ingenieurbüro Wells-Owen & Elwes, London, gefertigt wurden. Wegen Schwierigkeiten bei der Enteignung von Grundstücken für die Bahntrasse zogen sich die Arbeiten bis 1883 hin. Am 28. Februar 1883 konnte die Strecke dann von der Malta Railway Company Ltd. bis vor Mdina eröffnet werden.[2]

Die Finanzen der Bahn waren immer problematisch. 1890 meldete die Malta Railway Company Ltd. Insolvenz an und der Betrieb der Bahn wurde zum 1. April 1890 vorübergehend eingestellt. Dies hatte zur Folge, dass die Regierung von Malta die Bahn kaufte, in die Eisenbahninfrastruktur investierte und den Betrieb zum 25. Januar 1892 wieder aufnahm.

Seit 1895 wurde an einer Verlängerung der Strecke bis zu der neu errichteten Kaserne in Mtarfa gearbeitet. Diese Streckenverlängerung ging 1900 bis hinter die Altstadt von Mdina in Betrieb.[2]

Zum 31. März 1931 wurde der Bahnbetrieb als unrentabel aufgegeben. Eine 1903 gegründete Gesellschaft betrieb seit 1905 Straßenbahnen, die die Städte Valletta, Żebbuġ und Ħamrun zum Teil in einem Parallelverkehr verbanden und nach 1929 durch Omnibusse ersetzt wurden. Der Eisenbahntunnel, der aus der Stadt unter den Festungsbauwerken von Valletta herausführte, diente im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker. Ein erheblicher Teil der Bahntrasse wurde in eine Straße umgewandelt. Einige der Hochbauten stehen noch.

Strecke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke verband Valletta und Mdina sowie eine Reihe weiterer Ortschaften miteinander. Die ersten beiden Bahnhöfe, Valletta und Floriana, waren unterirdisch angelegt. Die Strecke stieg über ihre gesamte Länge von rund 11 Kilometern (7 Meilen) um 150 Meter (500 Fuß). Die maximale Steigung betrug 25 Promille. Es bestanden 18 niveaugleiche Bahnübergänge, von denen 14 durch Posten gesichert wurden, die die kreuzende Straße mit einer Kette sperrten, wenn ein Zug sich näherte. Ursprünglich wurden Schienen der Stärke 45 Pfund/Yard (20,4 kg für per 91,4 cm) verwendet, die nach Anschaffung schwererer Lokomotiven durch Schienen der Stärke 60 Pfund/Yard ersetzt werden mussten.[3]

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lokomotiven[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt wurden für die Bahn im Laufe der Zeit zehn Lokomotiven beschafft. Sie stammten von den britischen Herstellern Manning Wardle & Co. Ltd., Leeds, Black, Hawthorne & Co. Ltd., Gateshead und Beyer, Peacock & Co. Ltd., Manchester. Es handelte sich mehrheitlich um Maschinen mit den Achsfolgen 1'C1' und 1'C2'. Sie waren olivgrün gestrichen, der Rahmen schwarz. Keine der Lokomotiven ist erhalten.

Wagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wagen für die Personenbeförderung bestanden aus Holzaufbauten auf einem Metallrahmen. Die Sitzbänke waren an den Längsseiten der Wagen angeordnet. Die ursprüngliche Kerzenbeleuchtung wurde 1900 durch batteriegespeiste elektrische Beleuchtung abgelöst. Bei Betriebsaufgabe waren 34 Personenwagen vorhanden. Im Personenverkehr wurde die erste und dritte Klasse angeboten. Ein Wagen dritter Klasse ist erhalten, wurde restauriert und steht heute, nach Vandalismus allerdings noch 2013 in schwer beschädigtem Zustand, neben dem ehemaligen Empfangsgebäude des Bahnhofs Birkirkara.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Personenzug bestand anfangs in der Regel aus vier oder fünf Wagen, wobei Züge, die über die Maximalsteigung vor Notabile[1] fuhren, nur vier Wagen hatten. Nachdem stärkere Lokomotiven in Dienst genommen worden waren, konnten Züge bis zu zwölf Wagen gefahren werden. Während des Ersten Weltkriegs wurden für den Truppentransport sogar noch längere Züge gebildet, die dann mit zwei Lokomotiven befördert wurden.

Die Fahrzeit für die Gesamtstrecke betrug bergauf, ins Landesinnere, 35 Minuten, in Richtung Valletta, also bergab, 30 Minuten. Schon bei Eröffnung bestand ein dichter Fahrplan, der werktäglich 13 Zugpaare über die Gesamtstrecke und zusätzlich je zwei oder drei Zugpaare zwischen Valletta und Attard, Valletta und Birkirkara und Valletta und Ħamrun vorsah. Später wurde die Zahl der Fahrten noch erhöht. 1929 verkehrten 24 Zugpaare werktags, feiertags sogar noch mehr.[4] Der Fahrpreis betrug für die Gesamtstrecke 1907 3d in der ersten Klasse, 1½d in der dritten.[5] 1929 betrugen die Preise 8d bzw. 4d.[4]

Bahnbetriebswerk und Depot befanden sich in Ħamrun.[2]

Museum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige Einfahrt in den Bahnhof Valletta

Zu der Eisenbahn besteht seit 1998 ein kleines, privates Museum in Attard. Neben Fotografien, Dokumenten und anderen Erinnerungsstücken an die Eisenbahn sind hier acht Streckenabschnitte der ehemaligen Bahn als Modelle im Maßstab 1:148 aufgebaut, die Nicholas Azzopardi in den Jahren 1981–1985 gebaut hat. Das Museum kann besichtigt werden, eine telefonische Anmeldung ist jedoch erforderlich.

Kuriositäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach einem Bombenangriff der italienischen Luftwaffe auf Malta 1940 rühmte sich Mussolini, das maltesische Eisenbahnsystem zerstört zu haben – neun Jahre, nachdem dessen Betrieb eingestellt worden war.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Maarten Asscher: Der Bahnhof. In: 'Der Leuchtturmwärter'. München 1999 |btb|, S. 7–29, ISBN 3-442-72301-9
  • Karl Baedeker: Italie Méridionale, Sicilie, Sardaigne, Malte, Tunis, Corfou. 14. Aufl. Leipzig 1907.
  • Karl Baedeker: Unteritalien, Sizilien, Malta, Tripolis, Korfu. Handbuch für Reisende. 16. Aufl. Leipzig 1929.
  • Joseph Bonnici, Michael Cassar: The Malta Railway. Revised Edition. Malta 1992 (englisch).
  • Eisenbahnatlas Italien und Slowenien. Atlante ferroviario d'Italia e Slovenia. Schweers + Wall 2010. ISBN 978-3-89494-129-1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Rail transport in Malta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Die Ortsbezeichnungen Città Vecchia, Notábile und Mdina bezeichnen alle denselben Ort, die historische Hauptstadt der Insel Malta.
  2. a b c Eisenbahnatlas Italien und Slowenien, S. X.
  3. Joseph Bonnici, Michael Cassar: The Malta Railway. Revised Edition. Malta 1992, S. 29 (englisch).
  4. a b Baedeker (1929).
  5. Baedeker (1907).