Liste der Bischöfe von Konstanz

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Wappen der Konstanzer Bischöfe von 1569 (modern koloriert). Blasonierung: In Silber ein rotes Kreuz.
Wappentafel der Konstanzer Bischöfe von Franz Xaver Stiehle, Mitte 19. Jh. (anfangs Fantasiewappen bzw. aus späteren Familienwappen gewonnene Wappen, später teilweise unzuverlässig)

Die Liste der Bischöfe von Konstanz führt die Fürstbischöfe des Bistums Konstanz. Besonders für die Frühzeit des Bistums, die ins späte 6. Jahrhundert datiert wird, sind die Namen und Daten nicht vollständig gesichert.[1]

Der Fürstbischof war nicht nur der oberste Seelsorger der Diözese, sondern auch weltlicher Herrscher über die eher kleinen und verstreuten Territorien des Hochstifts Konstanz und besaß daher eine Virilstimme im Reichsfürstenrat.

Während im Frühmittelalter der Bischof auch weltlicher Herrscher über die Stadt Konstanz war, wurde diese gegen Ende des 12. Jahrhunderts zur Freien Reichsstadt, womit die Gerichtsbarkeit des Bischofs im Stadtgebiet auf einen kleinen Bereich um die Kathedrale eingeschränkt war. Zahlreiche Bischöfe lagen daher im Konflikt mit der Stadt. Auch das Domkapitel Konstanz spielte seine Machtposition gegen den Bischof nicht selten aus. Sitz der Bischöfe war die Bischofspfalz neben dem Konstanzer Münster. In der Reformationszeit verlegte der Bischof seinen Sitz nach Meersburg, wo er auch bis zur Auflösung des Bistums durch Papst Pius VII. 1821 blieb.

Der Bischof wurde im Normalfall vom Domkapitel gewählt. Da häufig Papst und Kaiser ihre Kandidaten durchzusetzen versuchten – oder auch direkt ins Amt setzten – kam es gelegentlich zu Konflikten. Vor allem im 11.–15. Jahrhundert gab es immer wieder Mehrfachbesetzungen, so im Investiturstreit 1080–1112, bei den Doppelwahlen 1307, 1334, 1356, während des Abendländischen Schisma 1384–1406, als die Bischöfe von Papst und Gegenpapst konkurrierten, sowie im Konstanzer Bistumsstreit 1474–1480.

Zwei der Konstanzer Bischöfe, Konrad I. und Gebhard II., wurden im 12. Jahrhundert heiliggesprochen und im Bistum besonders verehrt.

Bischöfe von Vindonissa/Konstanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nr. Bischof von bis Beschreibung Bild Wappen Wappentafel
(Stiehle, 19. Jh.)
01 Bubulcus 515 534 erster Bischof von Vindonissa (Bistum Windisch-Konstanz) (517–534)
02 Cromatius 534 552 zweiter Bischof von Vindonissa (Bistum Windisch-Konstanz) (534–562)
03 Ursinus I. 550er 580er dritter Bischof von Vindonissa (Bistum Windisch-Konstanz) (534–562)
04 Maximus Ende 6. Jh. erster Bischof von Konstanz mit Gründung des Bistums Konstanz um 585/590
05 Ruodelo um 583 um 589
06 Ursinus II. um 589 um 600
07 Gaudentius 606 613
08 Johann I. zw. 615 u. 629/639?
09 Martianus zw. 629 u. 639
10 Othardus Mitte 7. Jh.
11 Pictavus Mitte 7. Jh.
12 Severius Mitte 7. Jh.
13 Astropius Mitte 7. Jh.
14 Johann II. (?) Mitte 7. Jh.
15 Boso 2. Hälfte 7. Jh.
16 Gandolphus 2. Hälfte 7. Jh.
17 Fidelis 2. Hälfte 7. Jh.
18 Theobaldus (?) 2. Hälfte 7. Jh.
19 Audoin bis 736
20 Arnefried 736 746 Arnefried-Ernfried;
Abt des Klosters Reichenau (726–746)
21 Sidonius 746 760 Abt des Klosters Reichenau (746–760)
22 Johannes II. von Konstanz 760 782 Abt der Abtei St. Gallen (759–782);
Abt des Klosters Reichenau (760–782)
23 Egino 782 811
24 Wolfleoz 811 838 (839) Abt der Abtei St. Gallen (812–816)
25 Salomo I. 838 (839) 871
26 Patecho 871 ?
27 Gebhard I. ? 875
28 Salomo II. 875 (876?) 889
29 Salomo III. von Ramschwag 890 919 Anlage der Krypta (?)
30 Noting von Konstanz 919/920 934
31 Konrad I. von Altdorf 934 975 Bau der Mauritiusrotunde; Kirchengründungen; Heiligsprechung 1123
32 Gaminolf 975 979
33 Gebhard II. von Bregenz 979 995 Gründung des Klosters Petershausen; Heiligsprechung 1134
34 Lambert (995) 1018 Münster erhält ein ottonisches Querhaus
35 Rudhart 1018 1022
36 Heimo 1022 1026
37 Warmann (Warmund) von Dillingen 1026 1034
38 Eberhard I. 1034 1046
Wappen „Rohrdorf“ (unhistorisch)
39 Theoderich 1047 1051
40 Rumold von Konstanz 1051 1069 Neubau des Münsterlanghauses
40 Karl von Konstanz 1069 1071 Rücktritt
41 Otto I. von Lierheim 1071 1086 1080 im Investiturstreit vom Papst abgesetzt
43 Bertolf 1080 1084 päpstlich
44 Gebhard III. von Zähringen 1084 1110 päpstlich
45 Arnold von Heiligenberg 1092 1112 kaiserlich
46 Ulrich I. von Kyburg-Dillingen 1111 1127
47 Ulrich II. von Konstanz 1127 1138 Rücktritt
48 Hermann I. von Arbon 1138 1165
49 Otto II. (von Habsburg?) 1165 1174 Rücktritt
50 Berthold von Bußnang 1174 1183
51 Hermann von Friedingen 1183 1189
52 Diethelm von Krenkingen 1189 1206
53 Werner von Staufen 1206 1209
54 Konrad II. von Tegerfelden 1209 1233
55 Heinrich von Tanne 1233 1248
56 Eberhard II. von Waldburg 1248 1274
57 Rudolf II. von Habsburg-Laufenburg 1274 1293 als Bischof von Konstanz Rudolf I.; als Graf von Habsburg-Laufenburg Rudolf II.
58 Friedrich I. von Zollern 1293 1293 Rücktritt
59 Heinrich II. von Klingenberg 1293 1306 Doppelwahl Rudolf von Hewen und Ludwig von Strassberg
60 Gerhard von Bevar 1307 1318 Doppelwahl: Konrad von Klingenberg (Rücktritt) und Heinrich von Werdenberg (gibt auf)
61 Rudolf II. von Montfort 1322 1334 Doppelwahl: Albert von Hohenberg (1335 verzicht) und Nikolaus von Frauenfeld
62 Nikolaus von Frauenfeld 1334 1344
63 Ulrich Pfefferhard 1345 1351
64 Johann Windlock 1352 1356 ermordet; anschl. Doppelwahl: Albert von Hohenberg u. Ulrich von Friedingen – beide Kandidaten nicht bestätigt. Lupold von Bebenburg lehnt das Amt ab.
65 Heinrich III. von Brandis 1357 1383
66 Mangold von Brandis 1384 1385 Bischof des Papstes zu Avignon
67 Nikolaus von Riesenburg 1384 1387 Bischof des Papstes zu Rom, Rücktritt
68 Heinrich von Bayler 1387 1388 Bischof des Papstes zu Avignon
69 Burkard I. von Hewen 1387 1398 bis 1388 Verweser; Bischof des Papstes zu Rom
70 Friedrich II. von Nellenburg 1398 Bischof des Papstes zu Rom; Rücktritt
71 Marquard von Randegg 1398 1406 vorher Bischof von Minden
72 Albrecht Blarer 1407 1410 Rücktritt
73 Otto III. von Hachberg 1410 1434 Konzil von Konstanz (1414–1418); Rücktritt
74 Friedrich III. von Zollern 1434 1436 Gegenbischof
75 Heinrich IV. von Hewen 1436 1462 Administrator des Bistums Chur
76 Burkhard II. von Randegg 1462 1466
77 Hermann III. von Breitenlandenberg 1466 1474
78 Ludwig von Freiberg 1474 1481 Konstanzer Bistumsstreit; Kandidat des Papstes
79 Otto IV. von Sonnenberg 1474 1491 Konstanzer Bistumsstreit; Kandidat des Domkapitels und des Kaisers
80 Thomas Berlower 1491 1496 auch Thomas von Cilli; ksl. Protonotar und Rat, Dompropst zu Konstanz und Wien, Beisitzer des Kammergerichts
81 Hugo von Hohenlandenberg 1496


1531
1529


1532
Wegen der Reformation 1526 Auszug aus Konstanz und Verlegung der Residenz nach Meersburg, Rücktritt 1529,
wegen Tod des Nachfolgers nochmal 1531 bis 1532
82 Balthasar Merklin 1530 1531
83 Johannes von Lupfen 1532 1537
84 Johann von Weeze 1537 1548 Abttitel des Klosters Reichenau geht an die Bischöfe von Konstanz
85 Christoph Metzler 1549 1561
86 Markus Sittikus von Hohenems 1561 1589 Rücktritt
87 Andreas von Österreich 1589 1600 Ansiedelung von Jesuiten
88 Johann Georg von Hallwyl 1601 1604 gilt als Reformbischof
89 Jakob Fugger 1604 1626
90 Sixt Werner Vogt von Altensumerau und Prasberg 1626 1627
91 Johann von Waldburg 1627 1644
92 Franz Johann Vogt von Altensumerau und Prasberg 1645 1689
93 Marquard Rudolf von Rodt 1689 1704
94 Johann Franz II. von Stauffenberg 1704 1740 Rücktritt; Baubeginn des Meersburger Neuen Schlosses, auch Fürstbischof von Augsburg
95 Damian Hugo Philipp von Schönborn-Buchheim 1740 1743 auch Fürstbischof von Speyer, Fortführung des Baues des Meersburger Neuen Schlosses
96 Kasimir Anton von Sickingen 1743 1750 Fortführung des Baues des Meersburger Neuen Schlosses
97 Franz Konrad von Rodt 1750 1775 Kardinal; Vollender des Meersburger Neuen Schlosses
98 Maximilian Christoph von Rodt 1775 1799
99 Karl Theodor von Dalberg 1799 1817 weitere Bischofsthrone in Worms, Regensburg und Mainz, Fürst von Aschaffenburg, Großherzog von Frankfurt
(Ignaz Heinrich von Wessenberg)     1817 zum Kapitularvikar und Bistumsverweser gewählt; die Wahl wurde von Papst Pius VII. allerdings nie anerkannt und das Bistum wurde 1821 aufgelöst.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebiete des ehemals Bistums Konstanz gehören heute zu mehreren Bistümern.

Schrifttum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verzeichnisse der deutschen Bischöfe seit dem Jahr 800 nach Chr. Geb. (Ernst Friedrich Mooyer, Hrsg.), Minden 1854, S. 30–31

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Elmar L. Kuhn, Eva Moser, Rudolf Reinhardt, Petra Sachs im Auftrag der Erzdiözese Freiburg (Hrsg.): Die Bischöfe von Konstanz. 2 Bände. Gessler, Friedrichshafen 1988, ISBN 3-922137-48-2.
  • Helmut Maurer: Konstanz im Mittelalter (3 Bände), Band 2, Vom Konzil bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. In: Geschichte der Stadt Konstanz. Stadler, Konstanz 1989, ISBN 3-7977-0224-8.
  • Helmut Maurer: Die Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206 (= Germania Sacra. Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Band 5). De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017664-5 (Online [PDF; 10,9 MB; abgerufen am 24. Mai 2019] Im Buch fälschlich als Band 2 bezeichnet.).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bischöfe von Konstanz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Liste liegen die von Daten von Kuhn u. a. (1988) zu Grunde; für die frühen Bischöfe bis Diethelm von Krenkingen (1206) die revidierte Fassung von Helmut Maurer (Überblick, 2003): Digitalisat.