Blick (Zeitung)

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Blick

Beschreibung Boulevard-Zeitung
Verlag Ringier AG
Erstausgabe 14. Oktober 1959, SonntagsBlick 1969
Erscheinungsweise täglich, am Sonntag als SonntagsBlick
Verkaufte Auflage 143'329 (Vj. 152'531), SonntagsBlick 172'551 (Vj. 179'586) Exemplare
(WEMF-Auflagebulletin 2016[1])
Verbreitete Auflage 143'499 (Vj. 157'671), SonntagsBlick 175'648 (Vj. 184'089) Exemplare
(WEMF-Auflagebulletin 2016)
Reichweite 0, 543 (Vj. 0,663), SonntagsBlick 0,604 (Vj. 0,704) Mio. Leser
(WEMF Total Audience 2016-2[2])
Chefredaktorn Peter Röthlisberger und Iris Mayer (Blick/Blick am Abend)[3]
Katia Murmann (a. i., SonntagsBlick)
Weblink www.blick.ch

Der Blick ist eine deutschsprachige Schweizer Tageszeitung mit einer Auflage (2016) von 143'329 (Vj. 152'531) verkauften bzw. 143'499 (Vj. 157'671) verbreiteten Exemplaren[1] und einer täglichen Reichweite von 543'000 (Vj. 663'000) Lesern[2].

Der Blick ist eine Boulevardzeitung. An den Werktagen erscheint Blick mit einem News- und einem Sportteil, der SonntagsBlick zusätzlich mit dem «Magazin», das als Lifestyle-Magazin zu verstehen ist.

Geschichte

Die Zeitung wurde 1959[4] vom Ringier-Verlag als erste Schweizer Boulevardzeitung mit einer Auflage von 50'000 Exemplaren lanciert. Sie stiess damals mit ihrem Fokus auf Verbrechen, Sex und Sport bei Politik und etablierter Presse auf viel Kritik. Die Erstausgabe der Boulevardzeitung erschien am 14. Oktober 1959.[5] Ungeachtet der Kritik wurde der Blick in der Deutschschweiz zu einem Erfolg.

In den 1980er-Jahren positionierte sich der Blick unter dem Chefredaktor Peter Uebersax rechtspopulistisch. Der Auflagenerfolg in den 1980er-Jahren basierte jedoch hauptsächlich auf dem Gewinnspiel Bingo, das Blick im November 1982 eingeführt hatte. Die Beilage von Bingo-Karten an bestimmten Tagen führte jeweils zu einer um 60'000 bis 70'000 Exemplare höheren Verkaufszahl. Seinen Höhepunkt erreichte der Blick 1986 mit einer Auflage von rund 380'000 Exemplaren.[6]

Ab den 1990er-Jahren sah sich der Blick mit einem Leserschwund konfrontiert, der zum Abgang von fünf Chefredaktoren innerhalb von dreizehn Jahren führte und sich abwechselnde Strategien zur Folge hatte. Hierzu zählte unter anderem die Anreicherung durch Kulturthemen und grosse Reportagen, ein politischer Linkskurs sowie die Rückkehr zum anfänglichen Boulevard mit Fokus auf Skandale, Verbrechen und Einzelschicksale.[6] Aufgrund seiner Berichterstattung wird das Blatt zum Teil weiterhin als populistisch wahrgenommen.[7][8][9][10] Vom 1. Januar 2014 bis 31. Januar 2016 war René Lüchinger Chefredaktor des Blicks.[11] Seither sind der bisherige Chefredaktor von Blick am Abend, Peter Röthlisberger, und die neu von der dpa zum Blick gestossene Iris Mayer gemeinsam Co-Chefredaktoren von Blick und Blick am Abend sowie von deren Online-Angeboten blick.ch und blickamabend.ch. Der bisherige Chefredaktor René Lüchinger wurde gleichzeitig Chefpublizist der Blick-Gruppe.[3]

Seit 1969 erscheint am Sonntag die Schwesterzeitung SonntagsBlick. Die Zeitung hat eine Auflage von 179'586 verkauften bzw. 184'089 verbreiteten Exemplaren[1] und eine Reichweite von 663'000 Lesern.[2] Sie wurde vom 1. November 2013 bis 30. April 2016 von Christine Maier als Chefredaktorin geleitet, die danach neue Projekte im Bereich Video und TV übernommen hat. Bis August 2016 leitete Philippe Pfister als stellvertretender Chefredaktor die Zeitung,[12] nach seinem Abgang übernahm Katia Murmann die Leitung interimistisch.[13]

Seit 2008 erscheint wochentags am späten Nachmittag die Gratiszeitung Blick am Abend, womit vor allem junge Leser angesprochen werden sollen.

Borer-Affäre

Für Aufsehen sorgte der Blick im März 2002, als die Zeitung Djamila Rowe 10'000 Euro (ca. 15'000 Franken)[14] für die Aussage[15][16] bezahlte, die sie jedoch wenig später widerrief,[17] sie habe eine Affäre mit Thomas Borer, dem damaligen Schweizer Botschafter in Deutschland. Die angebliche Sexaffäre wurde zur Staatsaffäre, in deren Folge Thomas Borer-Fielding als Botschafter abberufen wurde. Michael Ringier, der Verleger des Blicks, entschuldigte sich im Juli 2002 öffentlich beim Ehepaar Borer-Fielding, und der Chefredaktor des SonntagsBlicks, Mathias Nolte, trat zurück. Der Blick musste nach einem aussergerichtlichen Vergleich Schmerzensgeld in Höhe von über einer Million Schweizer Franken zahlen.[18][19]

Auflagenschwund

Die Auflage des Blicks geht seit einigen Jahren zurück; seit 2007 hat die Zeitung rund 90'000 verkaufte Exemplare verloren. Der Auflagenschwund führt zu hämischen Kommentaren der Konkurrenten. Peter Rothenbühler, Chefredaktor von Le Matin, einer Boulevardzeitung der frankophonen Schweiz, und ehemaliger Chefredaktor des SonntagsBlicks zwischen 1985 und 1988, meinte, «dass man nicht ungestraft über Monate das Asyl- und das Ausländergesetz bekämpfen kann, um dann feststellen zu müssen, dass vermutlich hundert Prozent der Blick-Leser für ebendiese Gesetze votiert haben».[20] Auch das Nachrichtenmagazin Facts sieht als einen der Gründe für die Absatzschwierigkeiten des Blicks die politisch widersprüchliche Meinungsmachung und Berichterstattung des Blicks sowie eine überalterte Leserschaft.[21] Der Hauptgrund für die schwindende Auflage des Blicks liegt allerdings in der Konkurrenz der Gratiszeitungen, insbesondere der auflagenstärksten 20 Minuten, die sich an ein jüngeres und urbaneres Publikum richten, und dem damit verbundenen veränderten Verhalten der Leserschaft. Zu diesem Schluss kommt auch Michael Ringier, Verwaltungsratspräsident der Ringier Holding AG. Dieser erklärte in einem am 16. Januar 2008 ausgestrahlten Beitrag des Schweizer Fernsehens SF, dass die Leserschaft nur noch dann bereit sei, für eine Zeitung zu bezahlen, wenn diese exklusive Inhalte biete. Für nicht exklusive Inhalte, die in jeder beliebigen Gratiszeitung zu lesen sind, sei die Leserschaft hingegen nicht bereit, etwas zu bezahlen.[22]

In einem Bericht anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Blicks machte die Neue Zürcher Zeitung mehrere Gründe für den einstigen Erfolg und den darauf folgenden starken Auflagenschwund aus. Demnach basierte der einstige Erfolg hauptsächlich auf der Einführung des damals noch unbekannten Boulevardjournalismus sowie der Einführung von Gewinnspielen. Aufgrund der mangelnden Konkurrenz profitierte der Blick zusätzlich durch einen Verstärkereffekt, durch das Skandalisieren oder Mitschwimmen auf den Erfolgswellen von Sendungen des Schweizer Fernsehens. Zur heutigen Situation schreibt die NZZ: «Heute müssen Boulevardzeitungen ihr Jagdrevier, das sie vor einem Vierteljahrhundert praktisch konkurrenzlos ausbeuteten, täglich mit vielen teilen.»[6]

Neueste Überarbeitungen

Vom 14. Juni 2004 bis zum 13. Oktober 2009 erschien der Blick im Tabloidformat.

Am 5. März 2008 kam das Boulevardblatt in einer überarbeiteten Version heraus. Die Überarbeitung stand unter dem Motto «Blick 2010». Neu war die Papierausgabe nicht mehr zwei-, sondern einteilig. Ausserdem konnte der Blick nun von beiden Seiten gelesen werden. Diese Neuerung wurde von der Leserschaft teilweise stark kritisiert.

Zu seinem 50. Geburtstag am 14. Oktober 2009 kehrte der Blick zum alten Zeitungsformat zurück. Die Tageszeitung besteht heute wieder aus zwei Bünden. Nach einigen Jahren Unterbruch erscheint wieder ein erotisches Bild im Blick (früher auf Seite 3, jetzt auf der Titelseite). Aus Gründen der Leserbindung handelt es sich bei den Models um Frauen aus der Leserschaft, die sich für ein Erotik-Shooting beworben haben.[23] Mit der Rückkehr zum alten Zeitungsformat ist auch ein Kurswechsel hin zum eigentlichen Kern des Blicks verbunden, der emotionale Fortsetzungsgeschichten über Verbrechen, Sex und Affären von Prominenten beinhaltet.[6]

Kritik

Der Blick geriet wegen boulevardesker Berichterstattungen mit schlecht recherchierten, gezielt manipulierten oder teils frei erfundenen Angaben und Bildern in die Kritik. In einem Fall publizierte der Blick am 31. August 2009 unter der Überschrift «Polizei jagt Dealer auf Google Street View» einen Artikel unter Verwendung eines zufällig auf Google Street View aufgefundenen Fotos. Dabei erweckte die Zeitung ohne jegliche Grundlage den Anschein, bei der abgebildeten Szene handle es sich um einen Drogendeal auf offener Strasse. Hierbei wurden die auf dem Originalbild auf Google Street View gut erkennbaren Gesichter durch den Blick verpixelt und die abgebildeten Personen als ein «obskurer Typ» sowie als «drei junge Mädchen» bzw. «Teenager» bezeichnet. Zusätzlich involvierte der Blick mit einem Hinweis auch die Polizei. Wie sich kurz darauf erwies, handelte es sich um eine vom Blick konstruierte Geschichte, bei der keinerlei journalistische Recherche vorgenommen wurde. Bei den abgebildeten Personen handelte es sich in Wirklichkeit um einen Theaterregisseur und Wirt eines bekannten Restaurants, der in der Nähe seines Lokals Gutscheine verteilte, sowie um drei Angestellte einer Mediaagentur.[24][25]

Nebst weiteren Fällen sorgte besonders die gezielte Manipulation eines Bildes im November 1997 anlässlich der Berichterstattung über den Anschlag von Luxor, bei dem 36 Schweizer ums Leben kamen, für heftige Diskussionen sowie internationale Schlagzeilen. Hierbei bildete der Blick ein Foto ab, bei dem eine langgezogene Wasserpfütze vor dem Hatschepsut-Tempel gezielt rot eingefärbt und so als eine Blutlache unter der Bezeichnung «Blutspur des Grauens» dargestellt wurde.[26]

Literatur

  • Ulrich Saxer (et al.), 20 Jahre «Blick». Analyse einer schweizerischen Boulevardzeitung, Zürich o.J. (1979).
  • Jürg Bürgi (Hg.), BLICK, immer dabei! Die tägliche Inszenierung des gesunden Volksempfindens, Basel 1984.
  • Peter Uebersax, Blick zurück. Erinnerungen eines Chefredaktors, Zürich / Berlin / New York 1995.
  • Oliver Zihlmann, Philippe Pfister: Der Fall Borer. Fakten und Hintergründe eines Medienskandals. Werd Verlag, Zürich 2003, ISBN 3-85932-436-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c WEMF-Auflagebulletin 2016, Blick S. 7, SonntagsBlick S. 22 (PDF; 2,6 MB).
  2. a b c WEMF Total Audience 2016-2, Blick S. 6, SonntagsBlick S. 8 (PDF; 1 MB)
  3. a b Rochade im Newsroom der Blick-Gruppe. In: Blick. 28. Oktober 2015.
  4. Marc Tribelhorn: Boulevardjournalismus: Zeilen, die schreien In: Neue Zürcher Zeitung vom 17. Oktober 2016
  5. Sex aus heiterem Himmel. In: NZZ Folio. 10/09.
  6. a b c d Rainer Stadler: Die Medienrevolution frisst ihre Kinder. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. Oktober 2009.
  7. Erwin Haas, Maurice Thiriet: Der Blick muss zurück zu den Wurzeln, aber auf intelligente Art. In: Tages-Anzeiger. 14. Oktober 2009 (Interview mit Karl Lüönd).
  8. Andrea Jäger, Melanie Strausak: Der 11. September und seine Folgen. Wie wurde in den Schweizer Tageszeitungen über diese Ereignisse berichtet? In: Institut für Medienwissenschaft der Universität Bern, März 2003.
  9. Gabriele Mraz, Roswitha Hofmann, Markus Gruber, Esther Egger-Rollig: Öffentliche Kommunikation über das Ernährungsrisiko BSE in der Schweiz – ein Vorbild für Deutschland? (PDF; 33,98 kB). In: Österreichisches Ökologie-Institut, Dezember 2005.
  10. Rahel Schmid: Die Deutschen kommen! Na und? In: Tink.ch. 2. April 2007 (Interview mit Georg Kreis, Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus).
  11. René Lüchinger wird Chefredaktor des Blick. In: Medienmitteilungen von Ringier vom 20. August 2013.
  12. Christine Maier ab Mai nicht mehr Chefredaktorin des «SonntagsBlick». In: watson.ch. 4. März 2016.
  13. Philippe Pfister verlässt den SonntagsBlick. In: Blick. 16. August 2016.
  14. Affäre Borer-Fielding: Schweizer Verleger zahlt an Ex-Botschafter. In: Spiegel Online. 14. Juli 2002 (Zitat: „Es habe sich herausgestellt, dass Djamile Rowe ein Informationshonorar von 10.000 Euro bekommen habe.“)
  15. Djamila Rowe: Ich hatte nie Sex mit Borer. (Memento vom 6. November 2011 im Internet Archive) In: B.Z. 8. Juli 2002 (Zitat: „Rowe darin: ‚Da ich durch den enormen psychischen Druck, den (...) Michael Ringier (Schweizer Verleger, Anm. d. Red.) und seine Mitarbeiter auf mich ausübten, für mich keinen anderen Ausweg mehr sah und aufgrund des hohen angebotenen Geldbetrages willigte ich schließlich ein, bei ihrer veröffentlichten unwahren Geschichte und deren Fortsetzung weiter zur Verfügung zu stehen.‘“) (Archiv-Version).
  16. Matthias Gebauer: Die Schlammschlacht geht weiter. In: Spiegel Online. 16. Juli 2002. (Zitat: „Rowe hatte erklärt, sie sei von der „Blick“-Reporterin Alexandra Würzbach unter psychischen Druck gesetzt worden und habe letztlich von ihr viel Geld für ihre frei erfundene Sex-Beichte erhalten.“)
  17. Botschafter-Affäre: Salto Morale. In: Stern. 11. Juli 2002.
  18. Wer zuletzt kassiert … In: Die Welt. 15. Juli 2002.
  19. Thomas Knellwolf: Der «Blick» bleibt dabei. Der Fall Borers: Teure Texte. In: Der Bund. 14. Oktober 2009.
  20. Peter Rothenbühler: Mailbox – Lieber Michael Ringier. In: Die Weltwoche. 43/06.
  21. Blick in den Abgrund (Memento vom 4. März 2009 im Internet Archive). In: Facts 2.0. 4. März 2009.
  22. Blick-Journalisten unter Zugzwang. In: Schweizer Fernsehen, 10vor10 vom 16. Januar 2008.
  23. Auf den ersten Blick gibt es nackte Haut. In: Tages-Anzeiger. 14. Oktober 2009.
  24. Ruedi Baumann: Drogendealer auf Street View ist ein unschuldiger Wirt. In: Tages-Anzeiger. 2. September 2009.
  25. Hier gehts nicht um Drogen! In: Blick. 31. August 2009/19. Januar 2012.
  26. Manipulierte Bilder: Finden Sie die Fehler! Wasser zu Blut. In: Spiegel Online. 11. Juli 2008.