Brief einer Unbekannten (Film)

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Film
Titel Brief einer Unbekannten
Originaltitel Letter from an Unknown Woman
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1948
Länge 86 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Max Ophüls
Drehbuch Howard Koch
Produktion John Houseman für
Rampant Productions und
Universal Pictures
Musik Daniele Amfitheatrof
Kamera Franz Planer
Schnitt Ted J. Kent
Besetzung

Brief einer Unbekannten ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Max Ophüls aus dem Jahr 1948. Er basiert auf der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig. Der Film hatte am 28. April 1948 in den USA Premiere.

Inhalt

Die Rahmenhandlung des Films beginnt damit, dass der Konzertpianist Stefan Brand spätabends in seine Wohnung in Wien zurückkehrt. Der eifersüchtige Ehemann einer seiner zahlreichen Geliebten hat Brand für den nächsten Morgen zum Duell herausgefordert. Der Pianist will das Duell jedoch nicht annehmen, sondern stattdessen flüchten, und weist seinen stummen Diener John an, die Koffer zu packen. Da findet Brand einen langen Brief, in dem eine ihm unbekannte Frau ihr Leben schildert, das von der unerwiderten Liebe zu ihm bestimmt war. Rückblende: Als Fünfzehnjährige verliebt sich die Schreiberin namens Lisa Berndle unsterblich in den Pianisten, der mit ihr im gleichen Mietshaus lebt. Während sie regelmäßig Brands Musik lauscht, bemerkt dieser sie nur einmal an der Tür. Unterdessem heiratet Lisas Mutter einen neuen, wohlhabenden Mann, sie will mit ihrer Tochter von Wien nach Linz übersiedeln. Am Tag der Abreise versucht Lisa mit Brand über ihre heimliche Liebe zu sprechen, jedoch sieht sie ihn in Begleitung einer anderen Frau in seine Wohnung gehen.

In Linz gehört Lisa nun zur besseren Gesellschaft, sie lehnt jedoch den Heiratsantrag eines jungen Leutnants aus guter Familie ab und erzählt diesem und ihrer erstaunten Familie, dass sie bereits verlobt sei. Tatsächlich hält ihre Liebe zu Brand weiter an. Mit 18 Jahren kehrt sie nach Wien zurück, wo sie fortan als Verkäuferin und Model in einem noblen Kleidergeschäft arbeitet. Tag für Tag sucht Lisa das Haus von Brand auf, um ihm nahe zu sein, bis er sie schließlich anspricht. Er kann sich zwar nicht an sie erinnern, zeigt aber Interesse an ihr und lädt sie zum Essen ein. Als er das Mädchen danach zu sich nach Hause bittet, verbringen sie die Nacht zusammen. Bald darauf geht Brand jedoch auf eine Konzertreise nach Mailand. Er gibt seiner neuen Geliebten das Versprechen, in zwei Wochen zurück zu sein, hält es jedoch nicht ein. Einige Zeit später bekommt Lisa ein Kind von Brand, versucht diesen aber nicht zu kontaktieren, weil sie – wie sie selbst sagt – die einzige Frau sein will, die ihn nie um etwas gebeten hat.

Zeitsprung von zehn Jahren: Lisa ist eine Vernunftheirat mit dem wesentlich älteren Baron Stauffer eingegangen, um ihrem Sohn Stefan ein gutes Leben bieten zu können. Eines Tages begegnet sie bei einer Opernaufführung zufällig Brand. Sein Erfolg als Pianist hat nachgelassen, er tritt kaum noch auf, stattdessen gibt er sich einem liederlichen Leben hin. Lisa fühlt sich nicht wohl, verlässt die Aufführung und trifft draußen vor der Oper ausgerechnet Brand. Er kann sich nicht an sie erinnern, fühlt sich jedoch erneut zu ihr hingezogen. Der Baron beobachtet ihr Gespräch und zeigt sich später auf der Rückfahrt von der Oper sehr verärgert.

Gegen den Willen ihres Mannes besucht Lisa kurze Zeit später Brand in dessen Wohnung. Der Pianist zeigt sich erfreut über ihren Besuch, kann sich aber wiederum nicht an ihre gemeinsame Vergangenheit erinnern. Er verwendet dieselben Floskeln und Komplimente wie schon bei ihrer ersten Beziehung. Sie verlässt die Wohnung mit dem Gefühl, dass er sie nie wirklich geliebt hat und sie nur eine von vielen Frauen war. John, Brands stummer Butler, hingegen erkennt Lisa. Bald nach der Begegnung stirbt Lisas Sohn an Typhus und auch sie selbst erkrankt kurz darauf. Bereits todkrank schreibt sie den Brief. Eine beiliegende Notiz des Krankenhauses vermeldet, dass Lisa verstorben sei und ihre letzten Worte Brand gegolten hätten.

Nach der Lektüre des Briefes ist Brand tief bewegt und kann sich endlich an ihre verschiedenen Begegnungen erinnern. Der stumme Diener, der sich die gesamte Zeit an Lisa erinnern konnte, schreibt ihren Namen Lisa Berndle auf ein Blatt. Als Brand aus dem Haus geht, sieht er die jugendliche Lisa bei der Mietshaustür vor sich, an der Stelle, wo er ihr das erste Mal vor vielen Jahren begegnete. Draußen wartet die Kutsche zum Duell, das er ganz vergessen hat. Als Duellant stellt sich Baron Stauffer heraus. Fast in Schockstarre übernimmt Brand die Verantwortung und willigt zum Duell ein.

Hintergrund

Brief einer Unbekannten wurde von Rampant Productions produziert, einem kleinen Filmstudio, das von der Hauptdarstellerin Joan Fontaine mitbegründet wurde. Der Film basiert auf der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig aus dem Jahr 1922. Der Drehbuchautor Howard Koch hielt sich weitgehend an die Vorlage, veränderte allerdings einige Punkte:

  • Die Hauptfiguren in Zweigs Roman bleiben namenlos, in Ophüls' Film werden Namen verwendet.
  • In Zweigs Vorlage ist die männliche Hauptfigur nicht Pianist, sondern Schriftsteller.
  • Die Familie zieht in der Vorlage nicht von Wien nach Linz, sondern nach Innsbruck.
  • Wegen der Vorgaben des Hays Code verbringen Lisa und Stefan im Film nur eine Liebesnacht, im Roman sind es mehrere.
  • Die Frau schickt dem Mann in Zweigs Vorlage jedes Jahr zu seinem Geburtstag weiße Rosen, was im Film nicht vorkommt.
  • Die Figur des Barons sowie das Duell am Ende des Films sind dazuerfunden. Die Stelle des Barons übernehmen in der Vorlage gleich mehrere Verehrer.
  • Im Film kann sich die männliche Hauptfigur am Ende deutlich an die Frau erinnern, in Zweigs Vorlage dagegen selbst am Ende nur verschwommen.

Regisseur Max Ophüls war nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 aus Deutschland geflohen, diese Literaturverfilmung entstand in seinem letzten Jahr in Hollywood. Ophüls hatte eine sehr internationale Besetzung, darunter auch einige Österreicher aus dem „Handlungsort“ des Films. Die Nebendarsteller Mady Christians und Otto Waldis stammten aus Wien. In Kleinstrollen und Statistenparts spielten außerdem weitere gebürtige Wiener wie Willy Trenk-Trebitsch als Fritzl, Ilka Grüning als Kartenabreißerin, Norbert Schiller als Stefans Sekundant, Irene Seidner als Frau Mombert und Max Willenz als Gepäckträger. Die meisten der österreichischen Darsteller waren wie Regisseur Ophüls vor dem Nationalsozialismus geflohen und mussten sich in den USA wegen ihres Akzents – trotz einstmaliger Erfolge in ihrem Heimatland – mit kleinen Nebenrollen zufriedengeben.

Die Filmmusik von Daniele Amfitheatrof griff auf berühmte Komponisten zurück: Franz Liszts Etüde in Des-Dur „Un sospiro“ wird im Film gespielt, ebenso Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Wagners Tannhäuser: O du, mein holder Abendstern.

Synchronisation

Die deutsche Synchronfassung entstand 1950 bei Universal Synchron unter der Synchronregie von Josef Wolf, der auch das Dialogbuch verfasste. Die deutsche Fassung ließ bei der Synchronisation einige Szenen aus, so dass der Film bei Fernsehausstrahlungen eigentlich nie in voller Länge lief. Als Sprecher fungierten Elfriede Kuzmany für Lisa Berndle (Joan Fontaine), Hans Nielsen für Stefan Brand (Louis Jourdan) und Eva Eras für Mutter Berndle (Mady Christians).[2]

Auszeichnungen

Der Film wurde 1992 in die National Film Registry aufgenommen.

Kritik

Obwohl der Film bei seiner Veröffentlichung kein besonderer Erfolg war, gilt Brief einer Unbekannten heute als wohl bester amerikanischer Film von Max Ophüls.[3] Beim US-amerikanischen Kritikerportal Rotten Tomatoes fielen alle 21 Kritiken positiv aus, womit der Film eine positive Wertung von 100 % erzielte.[4] Die Kritiker dort hoben unter anderem die emotional bewegende Handlung sowie den feinen Stil des Films hervor. Auch Filmemacher wie Stanley Kubrick und François Truffaut („Unglaublich schön“[5]) äußerten sich positiv über Brief einer Unbekannten.

„Liebestragödie nach einer Novelle von Stefan Zweig - ein poetischer, stimmungsvoller Film, der den morbiden Charme des alten Wien beschwört und die Fragilität menschlicher Beziehungen psychologisch deutlich macht.“

Lexikon des internationalen Films[6]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Brief einer Unbekannten. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Juli 2007 (PDF; Prüf­nummer: 12 70V V/DVD/UMD).
  2. "Brief einer Unbekannten" bei der Synchron-Datenbank
  3. Brief einer Unbekannten bei Allmovie
  4. "Brief einer Unbekannten" bei Rotten Tomatoes
  5. Francois Trauffaut bei Second Sight
  6. Brief einer Unbekannten im Lexikon des internationalen Films