Cerussit

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Cerussit
Cérussit aus der Tsumeb Mine in Namibia
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Pb[CO3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate (und Nitrate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/B.04
5.AB.15
14.01.03.04
Ähnliche Minerale Anglesit, Phosgenit, Baryt
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[1]
Raumgruppe (Nr.) Pmcn[2] (Nr. 62)
Gitterparameter a = 5,18 Å; b = 8,49 Å; c = 6,14 Å[2][1]
Formeleinheiten Z = 4[2][1]
Häufige Kristallflächen {110}, {010}, {021}, {130}, {001}
Zwillingsbildung {110}, überwiegend Zwillinge und Drillinge
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5
Dichte (g/cm3) 6,4 bis 6,6 (rein: 6,655)
Spaltbarkeit gut an {110} und {021}, undeutlich an {010} und {012}[3]
Bruch; Tenazität muschelig, uneben
Farbe farblos, weiß, grau bis schwarz, gelb
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Diamantglanz bis Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,803
nβ = 2,074
nγ = 2,076[4]
Doppelbrechung δ = 0,273[4]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten in Salpetersäure unter Aufbrausen löslich
Besondere Merkmale fluoresziert gelblich unter UV-Licht

Cerussit, auch unter seiner bergmännischen Bezeichnung Weißbleierz oder chemisch als Blei(II)-carbonat bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Carbonate (und Nitrate). Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb[CO3] und entwickelt meist prismatische oder pyramidale Kristalle, aber auch massige Mineral-Aggregate. Durch Zwillingsbildung entstehen zudem pseudohexagonale Kristallformen mit oft gitterartiger Struktur.

Cerussit hat eine Mohssche Härte von 3 bis 3,5, eine Dichte von 6,4 bis 6,6 g/cm³ und ist entweder farblos oder hat eine weiße, graue bis schwarze oder gelbe Farbe und weiße Strichfarbe. Unter UV-Licht fluoresziert er meist gelblich.

Etymologie und Geschichte

Erstmals gefunden wurde Cerussit 1565 in der italienischen Provinz Vicenza und beschrieben durch Conrad Gesner, der das Mineral nach dem lateinischen Wort cerussa = Bleiweiß benannte.

Klassifikation

In der alten (8. Auflage) und neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) gehört der Cerussit zur Abteilung der „Wasserfreien Carbonate ohne fremde Anionen“ und dort zur Aragonitgruppe. Die neue, Strunz’sche Mineralsystematik unterteilt hier allerdings inzwischen präziser nach der Art der beteiligten Kationen und das Mineral steht entsprechend in der Unterabteilung „Erdalkali- (und andere M2+) Carbonate“.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Cerussit in die Abteilung der „Wasserfreien Carbonate mit einfacher Formel A+CO3“ und dort in die „Aragonitgruppe (Orthorhombisch: Pmcn)“.

Kristallstruktur

Cerussit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pmcn mit den Gitterparametern a = 5,18 Å; b = 8,49 Å und c = 6,14 Å[2] sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].

Eigenschaften

Cerussit im Tageslicht (links) und UV-Licht (rechts)

Cerussit zeigt gelegentlich gelbe Fluoreszenz unter langwelligem UV-Licht. In Salpetersäure löst sich das Mineral brausend unter Abgabe von Kohlendioxid auf. [3]

Bildung und Fundorte

Cerussit ist ein typisches Mineral in der Oxidationszone von karbonathaltigen Blei-Lagerstätten und entsteht unter anderem aus Galenit (Bleiglanz). Hier tritt es in Gesellschaft mit Mineralien wie Anglesit, Smithsonit, Malachit, Hemimorphit und Pyromorphit auf. Er ist oft mit Limonit oder Galenit vermengt.

In Verbindung mit letzterem bildet er gerne weißlich-graue bis braune Überzüge, die Bleierde genannt werden. Durch feinverteilten Bleiglanz schwarz gefärbter Cerussit wird Schwarzbleierz genannt.

Bekannte Fundorte sind unter anderem Broken Hill/New South Wales in Australien, Mechernich/Eifel und Clausthal-Zellerfeld/Harz in Deutschland, Mibladen in Marokko, Tsumeb in Namibia, Kabwe in Sambia, Iglesias in Sardinien, Stříbro in Tschechien, sowie Leadville und Flux Mine/Arizona in den USA. Weltweit konnte Cerussit bisher (Stand:2010) an rund 3600 Fundorten nachgewiesen werden.[5]

Verwendung

Cerussit kann eine lokale Bedeutung als Bleierz erlangen, wenn er reichlich ansteht.

Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund des Bleigehaltes und seiner Löslichkeit in Säuren ist Cerussit als giftig anzusehen.

Siehe auch

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0.
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3.
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 576.
  • H. J. Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 3. Auflage. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1984.
  • H. von Philipsborn: Tafeln zum Bestimmen der Minerale nach äußeren Kennzeichen. 2. Auflage, E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung.

Weblinks

Commons: Cerussit(e) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Webmineral – Cerussite (englisch)
  2. a b c American Mineralogist Crystal Structure Database - Cerussite (englisch, 1992, 2009)
  3. a b Cerussite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,9 kB, englisch).
  4. a b Cerussite bei mindat.org (engl.)
  5. Mindat - Localities for Cerussite