Clara Weyde

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Clara Weyde (* 1984 in Starnberg) ist eine deutsche Theaterregisseurin. Ihre Arbeit, die sowohl am Theater Magdeburg als auch an anderen bedeutenden Bühnen in Deutschland Anerkennung findet, zeichnet sich durch einen kritischen, humorvollen Ansatz aus, der das Publikum zum Nachdenken anregt und oft mit einem pessimistischen Blick auf die Zukunft verknüpft ist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wedye studierte Kommunikations- und Politikwissenschaft und Politische Kommunikation in München und Berlin. Ab der Spielzeit 2009/10 arbeitete sie für zwei Jahre am Theater Bremen als Regieassistentin. Daran schloss sich ein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg an, welches sie 2015 beendete.[1] Seither arbeitet sie unter anderem am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, Schauspiel Hannover, Staatstheater Dresden, Schauspielhaus Graz und an der Schaubühne Berlin.

Eine enge Zusammenarbeit verbindet Weyde mit dem Kostümbildner Clemens Leander, der immer wieder bei Weydes Inszenierungen das Kostümbild entwarf. Mit Leander und dem Dramaturgen Bastian Lomsché übernahm Weyde ab der Spielzeit 2022/23 als Leitungstrio das Theater Magdeburg.[2][3]

Weyde leitet das Schauspiel in Magdeburg und bringt innovative Inszenierungen auf die Bühne.[4] In ihrer Bearbeitung von "Das Leben ein Traum" wird König Sigismund als künstliche Intelligenz dargestellt, die Entscheidungen ohne Emotionen oder Empathie trifft.[4] Ihre Inszenierungen thematisieren häufig die Entwicklung künstlicher Intelligenz und deren Einfluss auf die Gesellschaft.[4] Ihr Theaterstil ist humorvoll und stilisiert, wobei sie komplexe Themen auf der Bühne verhandelt.[4] Weyde verwendet in ihren Stücken oft nicht-menschliche Charaktere wie Roboter oder Tiere, um menschliche Fehler zu spiegeln.[4] Ihr Stück Der Krieg mit den Molchen in Berlin zeigt Molche, die sich gegen ihre menschlichen Unterdrücker auflehnen, eine metaphorische Kritik an Ausbeutung.[4] Weyde zog für ihre Rolle in Magdeburg von Hamburg um und empfindet dies als eine bedeutende Lebensentscheidung.[4] Ihre Inszenierungen enden oft pessimistisch, was sie mit ihrem persönlichen Blick auf die Zukunft begründet.[4] Sie interessiert sich besonders für die Untersuchung struktureller Systeme und deren Auswirkungen auf den Einzelnen.[4] Weydes Humor in ihren Stücken dient nicht nur der Unterhaltung, sondern auch dem Anregen zum Nachdenken.[4] In Magdeburg setzt sie sich mit Themen wie Ost- und Westidentität auseinander und möchte relevantes Theater für das Publikum schaffen.[4] Sie inszenierte unter anderem Wolf, ein Stück über Mobbing unter Jugendlichen.[4] Ihr Stück Tod eines talentierten Schweins ist eine surreale, beunruhigende Parabel über Ausbeutung und Selbsttäuschung.[4] Die Geschichte des gesangsbegabten Schweins in diesem Stück ist eine metaphorische Darstellung von Verdrängung und Überlebensstrategien.[4] Weydes Arbeit und die des Magdeburger Theaters werden von einer Community unterstützt, die freien und zugänglichen Journalismus schätzt.[4]

Weyde inszenierte im Jahr 2024 Franz Kafkas Die Verwandlung am Schauspielhaus Hannover, wobei sie den Protagonisten Gregor Samsa als ein von der Gesellschaft ausgestoßenes ungeheures „Ungeziefer“ darstellte, welches die kapitalistischen Ausbeutungsmechanismen symbolisch aufbricht.[5] Die Bühne war dabei als modernes Kunstmuseum gestaltet, in dem Kunst und Wirklichkeit verschmelzen, während die Handlung die Themen Entfremdung und Selbstfindung durch die Wechselwirkungen der Charaktere erkundete, einschließlich des erotischen Begehrens Gregors gegenüber seiner Schwester.[5] Die Inszenierung nutzte zur Vorstellung der vielschichtigen Deutungen des Werkes Kafkas humorvolle und zeitgenössische Elemente und endete mit der Selbstinszenierung des Hauptdarstellers als Kunstobjekt im Museumsschaukasten.[5]

Inszenierungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Clara Weyde. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Mai 2022; abgerufen am 6. Juni 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schauspielhaus.de
  2. Süddeutsche Zeitung: Theater Magdeburg künftig mit Leitungstrio im Schauspiel. Abgerufen am 6. Juni 2022.
  3. Clara Weyde - Theater Magdeburg. Abgerufen am 11. September 2022.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o https://taz.de/Magdeburger-Schauspieldirektorin/!5973635/
  5. a b c Jens Fischer: Kafka am Schauspielhaus Hannover: Diese Schabe gehört in ein Museum. In: taz.de. 12. April 2024, abgerufen am 12. April 2024.
  6. Jens Fischer: Ruf der Wildnis – Mit Soeren Voima orchestriert Clara Weyde Jack Londons Buchklassiker in Hannover als sozialkritische Goldgräberfabel. Abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  7. Friederike Felbeck: Supergutman – Leichthändig interpretiert Clara Weyde das Auftragswerk von Lukas Linder am Theater Bonn. Abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  8. Lars von Triers „Dogville“ in den Kammerspielen: Eine Stadt, die es besser nicht gäbe - Unser Lübeck - Kultur-Magazin. Abgerufen am 6. Juni 2022.
  9. Karin E. Yeşilada: König Ubu – Clara Weyde lässt es mit Alfred Jarrys Tyrannen-Groteske in Bielefeld show-spektakulär krachen. Abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  10. Dieter Stoll: Der Sandmann – Staatsschauspiel Nürnberg – Clara Weyde inszeniert E.T.A. Hoffmanns schwarzromantisches Schauerdrama als Bilderspalier in der Trauerhalle. Abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  11. Michael Laages: Lange Nacht der Autoren – Deutsches Theater Berlin – Uraufführungen von Eleonore Khuen-Belasi, Lisa Danulat und Svealena Kutschke beschließen die Autorentheatertage. Abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  12. General-Anzeiger Bonn: Premiere im Theater Bonn: Es gibt kein Entrinnen. 2. November 2019, abgerufen am 6. Juni 2022.
  13. Reinhard Kriechbaum: Der große Diktator – Schauspielhaus Graz – Charlie Chaplins legendäre Hitler-Parodie für die Bühne adaptiert von Clara Weyde. Abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  14. Uraufführung von „Frankenstein oder Eine Frischzellenkur“ im Ballhof. Abgerufen am 6. Juni 2022.
  15. Jan Fischer: Frankenstein oder eine Frischzellenkur – Staatsschauspiel Hannover – Clara Weyde deutet Mary Shelleys epochalen Roman für die Jetztzeit. Abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  16. Ulrike Borowczyk: Im Bällebad des Verderbens: „Der Krieg mit den Molchen“. 6. Juni 2022, abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  17. Elena Philipp: Der Krieg mit den Molchen – Schaubühne am Lehniner Platz – Als klamaukige Parabel auf den (un)menschlichen Machbarkeitswahn adaptiert Clara Weyde mit Soeren Voima den Roman von Karel Čapek. Abgerufen am 6. Juni 2022 (deutsch).
  18. Matthias Schmidt: Das Leben ein Traum – Theater Magdeburg – Das neue Leitungsteam holt Calderóns Text mit KI und klugem Klamauk ins Hier und Jetzt. Abgerufen am 11. September 2022 (deutsch).
  19. Preisträger*innen Theaterpreis Hamburg 2016. Abgerufen am 7. Juni 2022.