Constantin von Wurzbach

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Vorsatzblätter zu „Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich“
Todesanzeige für Dr. Constant v. Wurzbach-Tannenberg
Unterschrift Dr Constant von Wurzbach-Tannenberg, 1859

Constant Wurzbach Ritter von Tannenberg (* 11. April 1818 in Laibach; † 18. August 1893 in Berchtesgaden) war ein österreichischer Bibliograph, Lexikograf und Schriftsteller. Sein Lebenswerk ist das 60-bändige Biographische Lexikon des Kaiserthums Oesterreich.

Vita

Jugendzeit

Wurzbach, der auf den Namen Eduard Konstantin Michael getauft wurde, war der siebente von zehn Söhnen des Dr. iur. Maximilian Wurzbach (der 1854 mit dem Prädikat „von Tannenberg“ in den Adelsstand erhoben wurde) und der Josefina Pinter. Er wuchs in Laibach auf und absolvierte am dortigen Lyzeum ein Philosophiestudium. Von Kontakten mit Laibacher Literaten angeregt, unternahm er erste eigene poetische 'Gehversuche' und war Mitarbeiter an Zeitschriften. Schon in früher Jugend von der Poesie Nikolaus Lenaus und Anastasius Grüns inspiriert, schrieb er mit seinem ältesten Bruder Karl – beide gehörten damals zum Kreis der freiheitlich gesinnten Jugend – Gedichte in deutscher Sprache. Mehrere Gedichte erschienen bereits 1834 in den Illyrischen Blättern. 1835 veröffentlichte er im Selbstverlag ein eigenes Gedicht, das er einem seiner Professoren widmete. Im Jahre 1837 publizierte er eine Übersetzung eines Sonetts von Cesare Betteloni.

Militärzeit

Sein Vater, dem die poetischen Neigungen des Sohnes zuwider waren und sie auf strengste „perhorreszierte“, drängte ihn zum Studium der Rechtswissenschaften, das er zwar 1835 an der Universität Graz aufnahm, aber nach vier Semestern aufgab. Anschließend trat er 1837 als Soldat in das galizische Infanterieregiment „Graf Nugent“ ein, das in Krakau stationiert war. Als Kadett und unter dem auch später für lyrische und epische Veröffentlichungen genutzten Pseudonym W. Constant veröffentlichte er 1841 seinen ersten Gedichtband Mosaik, den er dem Vater widmete. Da er hierfür die Zensurbestimmungen umging, handelte er sich einen Verweis ein.

Nach der Beförderung zum Unterleutnant 1841 wurde Wurzbach einer Garnison in Lemberg zugeteilt. Parallel zu seiner Offizierslaufbahn studierte er an der dortigen Universität und erwarb 1843 als erster aktiver österreichischer Offizier den Doktortitel der Philosophie. Am Ende desselben Jahres trat er aus der Armee aus und nahm eine Stelle als Skriptor der Universitätsbibliothek Lemberg an. Da schrieb ihm sein Vater, er möge Skriptor ins Deutsche übersetzen, dann wisse er, was er ist.

Privatleben, weitere Tätigkeiten

Im Jahre 1843 heiratete er Antonie Hinzinger, im selben Jahr wurde die Tochter Theodora und 1845 der Sohn Alfred, 1849 der Sohn Friedrich geboren.

1847 nahm Wurzbach eine Stellung bei der Lemberger Zeitung an, und erlebte so das Revolutionsjahr 1848 als politischer Journalist. Ab Oktober zunächst formell der Hofbibliothek in Wien zugeteilt, wird ihm im Dezember der Posten eines Archivars im Innenministerium angeboten. Er erhielt die Aufgabe, eine Bibliothek aufzubauen, die staatliche Stellen mit für die Gesetzgebung erforderlichen Materialien versorgen soll. Im April 1849 wurde Wurzbach zum Bibliothekar der Administrativen Bibliothek und behält diese Stellung bis 1874 bei.

Wurzbach hatte sein eigenes Wirken bezeichnet als „Schriftstellerische Tätigkeit auf poetischem, literar- und kulturhistorischem und biografischem Gebiet. Durch seinen mehrjährigen Aufenthalt ‚in einem polnischen Lande‘ erlernte er dessen Sprache, gewann tieferen Einblick in die interessante und reiche Literatur der Polen und war als Übersetzer dem deutschen Volke gegenüber auch vermittelnd tätig.“

Im Rahmen dieser Tätigkeit entstanden bibliografische und biografische Werke, darunter auch die in den Jahren 1853 bis 1856 erschienene Bibliographisch-statistische Übersicht der Literatur des österreichischen Kaiserstaates. Nach den Jahren des Aufbaus nahm die Bedeutung der Bibliothek ab und die bibliografischen Arbeiten mussten 1859 eingestellt werden. Wurzbachs 1855 begonnenes Werk Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, von dem bis 1858 drei Bände erschienen waren, wurde aber von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften bis zu seiner Fertigstellung im Jahr 1891 subventioniert. Wurzbach trug darin über 24.000 Biografien zusammen.

Dem Tod seiner ersten Frau 1873 folgte die Eheschließung mit Karola (Caroline) Varga (ca. 1851−1944) am 15. Juli 1874. 1876 wurde die gemeinsame Tochter Constance geboren.

Die Schauspielerin und Schauspiellehrerin Theodora von Fiedler-Wurzbach war seine Tochter aus erster Ehe.

Erhebung in den Ritterstand

Wohn- bzw. Wurzbachhaus in Berchtesgaden

In Anerkennung seiner schriftstellerischen Verdienste wurde Dr. phil. Constantin Wurzbach, K.K. Regierungsrat und Vorstand der administrativen Bibliothek im Ministerium des Innern vom österreichischen Kaiser das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens und 1874 das Ritterkreuz des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse verliehen. Mit der Verleihung des Ordens der Eisernen Krone war Wurzbachs Erhebung in den erblichen österreichischen Ritterstand verbunden.

Im Anschluss an diese Standeserhebung lebte der nunmehrige Constantin Wurzbach Ritter v. Tannenberg bis zu seinem Tod 1893 in Berchtesgaden.

Obwohl allem Fremden stets objektiv und aufgeschlossen gegenüberstehend, hatte er deutsche Traditionen gepflegt und war zugleich – trotz mancher Enttäuschung – mit ganzem Herzen österreichischer Patriot geblieben. Seine letzte Ruhestätte hat Wurzbach auf dem – nunmehr „alten“ – Friedhof zu Berchtesgaden gefunden, und wie die Inschrift sagt: „Fern dem Vaterlande, welches dankbar seiner gedenkt.“

Im Jahr 1894 wurde in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) die Wurzbachgasse nach ihm benannt.

Wappen

Gevierter Schild: 1: in Silber auf grünen Boden, den ein blauer Bach durchströmt, ein natürlicher Tannenbaum; 2: in Rot auf grünem Dreiberg 3 abgehauene natürliche Baumstämme mit je 2 Knorren; 3: in Blau eine goldene Kugel zwischen 2 je mit einem blauen Stern belegte goldene Schrägrechtsbalken; 4: in Silber auf grünem Rasen ein rotes Kastell mit 2 Zinnentürmen und einem Tor mit halb aufgezogenem schwarzen Fallgitter, auf dem 3-stufigen Giebel ein blauer Adler. Auf dem Schild 2 Helme, auf dem rechten Helm mit blau-silbernen Decken ein vorwärts wachsender wilder Mann mit grünen Laubschurz, mit der Rechten einen entwurzelten natürlichen Tannenbaum gestürzt haltend, die Linke in die Hüfte stemmend; auf dem linken Helm mit rot-goldenen Decken ein geharnischter Arm, dessen Hand ein offenes Buch mit den Buchstaben AEIOU hält; Devise: Sincere et constanter (aufrecht und beständig).

Werke

  • Die Volkslieder der Polen und Ruthenen. Wien 1846
  • Parallelen. Wiegand, Leipzig 1849
  • Die Sprichwörter der Polen historisch erläutert[1]. 2. Ausg., Wien 1852
  • Die Kirchen der Stadt Krakau. Wien 1853
  • Der Page des Kaisers : ein Gedicht von der Treue. - Düsseldorf : Arnz, 1854. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Bibliographisch-statistische Übersicht der Litteratur des österreichischen Kaiserstaats. 3 Teile, Wien 1853–1856
  • Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 60 Bände, Wien 1856–1891
  • Das Schillerbuch. Wien 1859
  • Joseph Haydn und sein Bruder Michael. Wien 1862
  • Historische Wörter, Sprichwörter und Redensarten. (3. Heft, Prag 1863)
  • Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort. Wien 1864
  • Mozartbuch. Wien 1868
  • Franz Grillparzer. Wien 1871
  • Zur Salzburger Biographik. 1872
  • Ein Madonnenmaler unsrer Zeit: E. Steinle. Wien 1879

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Constantin von Wurzbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Constantin von Wurzbach – Quellen und Volltexte
  • Literatur von und über Constantin von Wurzbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Wurzbach. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 784.
  • Werke im Volltext:
    • Die Sprichwörter der Polen historisch erläutert. 1852. (books.google.com)
    • Mozart-Buch (www.zeno.org)
    • Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich (60 Bände, 1856-91); zugänglich z.B. gescannt bei Austrian Literature Online= „alo“; in Wikisource= „ws“; auch bei googlebooks via GenWiki.
      • alo ws  1. Teil (1856): A – Blumenthal
      • alo ws  2. Teil (1857): Bninski – Cordova
      • alo ws  3. Teil (1858): Coremans – Eger
      • alo ws  4. Teil (1858): Egervári – Füchs
      • alo ws  5. Teil (1859): Füger – Gsellhofer
      • alo ws  6. Teil (1860): Guadagni – Habsburg (Agnes – Ludwig)
      • alo ws  7. Teil (1861): Habsburg – Hartlieb
      • alo ws  8. Teil (1862): Hartmann – Heyser
      • alo ws  9. Teil (1863): Hibler – Hysel
      • alo ws 10. Teil (1863): Jablonowski – Karolina
      • alo ws 11. Teil (1864): Károlyi – Kiwisch und Nachträge
      • alo ws 12. Teil (1864): Klácel – Korzistka
      • alo ws 13. Teil (1865): Kosarek – Lagkner
      • alo ws 14. Teil (1865): Laicharding – Lenzi und Nachträge (II. Folge)
      • alo ws 15. Teil (1866): Leon – Lomeni
      • alo ws 16. Teil (1867): Londonia – Marlow
      • alo ws 17. Teil (1867): Maroevic – Meszlény
      • alo ws 18. Teil (1868): Metastasio – Molitor
      • alo ws 19. Teil (1868): Moll – Mysliveczek
      • alo ws 20. Teil (1869): Nabielak – Odelga
      • alo ws 21. Teil (1870): O'Donell – Perényi
      • alo ws 22. Teil (1870): Pergen – Podhradszky und Nachträge (III. Folge)
      • alo ws 23. Teil (1872): Podlaha – Prokesch
      • alo ws 24. Teil (1872): Prokop – Raschdorf
      • alo ws 25. Teil (1868): Rasner – Rhederer
      • alo ws 26. Teil (1874): Rhedey – Rosenauer und Nachträge (VI. Folge)
      • alo ws 27. Teil (1874): Rosenberg – Rzikowsky
      • alo ws 28. Teil (1874): Saal – Sawiczewski und Nachträge (VII. Folge)
      • alo ws 29. Teil (1875): Sax – Schimpf
      • alo ws 30. Teil (1875): Schindler – Schmuzer
      • alo ws 31. Teil (1876): Schnabel – Schröter
      • alo ws 32. Teil (1876): Schrötter – Schwicker
      • alo ws 33. Teil (1877): Schwarzenberg – Seidl
      • alo ws 34. Teil (1879): Seidl – Sina
      • alo ws 35. Teil (1877): Sinacher – Sonnenthal
      • alo ws 36. Teil (1878): Sonnklar – Stadelmann
      • alo ws 37. Teil (1878): Stadion – Stegmayer
      • alo ws 38. Teil (1879): Stehlik – Stietka
      • alo ws 39. Teil (1879): Stifft – Streel
      • alo ws 40. Teil (1880): Streeruwitz – Suszycki
      • alo ws 41. Teil (1880): Susil – Szeder
      • alo ws 42. Teil (1880): Szedler – Taaffe
      • alo ws 43. Teil (1881): Tabacchi – Terklau
      • alo ws 44. Teil (1882): Terlago – Thürmer
      • alo ws 45. Teil (1882): Thugut – Török
      • alo ws 46. Teil (1882): Toffoli – Traubenburg
      • alo ws 47. Teil (1883): Traubenfeld – Trzeschtik
      • alo ws 48. Teil (1883): Trzetrzewinsky – Ullepitsch
      • alo ws 49. Teil (1884): Ullik – Vassimon
      • alo ws 50. Teil (1884): Vastag – Villani
      • alo ws 51. Teil (1885): Villata – Vrbna
      • alo ws 52. Teil (1885): Vrčevic – Wallner
      • alo ws 53. Teil (1886): Wallnöfer – Weigelsperg
      • alo ws 54. Teil (1886): Weil – Weninger
      • alo ws 55. Teil (1887): Weninger – Wied
      • alo ws 56. Teil (1888): Wiedemann – Windisch
      • alo ws 57. Teil (1889): Windisch-Grätz – Wolf
      • alo ws 58. Teil (1889): Wolf – Wurmbrand
      • alo ws 59. Teil (1890): Wurmser – Zhuber
      • alo ws 60. Teil (1891): Zichy – Zyka
        • alo „Gottlob, …“

Einzelnachweise

  1. books.google.com zu Constantin von Wurzbach: Die Sprichwörter der Polen historisch erläutert