Constantius I.

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Auf der Rückseite dieses in Antiochia unter Constantius Chlorus geprägten Argenteus sind die Tetrarchen dargestellt. Sie bringen ein Opfer für den Sieg über die Sarmaten.

Flavius Valerius Constantius (* um 250; † 306; Beiname Chlorus, der Grüne, Blasse [nicht zeitgenössisch]), kurz Constantius I., war ein Kaiser der römischen Tetrarchie. Zunächst von 293 bis 305 untergeordneter Caesar, war er in den Jahren 305/306 Augustus. Als Kaiser sorgte er für die Niederschlagung des Britannischen Sonderreiches unter Carausius und Allectus. Mit seinem Sohn Konstantin begründete er die konstantinische Dynastie.

Leben

Datei:121 Constantius Chlorus.jpg
As des Constantius

In Illyrien geboren, machte Constantius im Heer Karriere. Dass er vom Soldatenkaiser Claudius Gothicus abstammte, ist eine Legende, die vermutlich erst nach seinem Tod in die Welt gesetzt wurde, um die Legitimität der konstantinischen Dynastie zu erklären[1] – tatsächlich stammte Constantius wohl aus niedrigen Verhältnissen. Die erste gesicherte Tatsache im Leben des Constantius ist seine Beziehung zu Helena, mit der er aber höchstwahrscheinlich nicht verheiratet war. Sie gebar ihm seinen ersten Sohn, Konstantin. Als er jedoch im Jahr 289 die Möglichkeit bekam, die Stieftochter des Kaisers Maximian, Theodora, zu heiraten, verließ er Helena. Er wurde von Maximian adoptiert und im Rahmen der Tetrarchie am 1. März 293 zum Mitkaiser (Caesar) ernannt. Als sein Privatsekretär fungierte zu dieser Zeit der gallische Redner Eumenius.

Zu Constantius’ Machtbereich zählten Hispanien, Gallien und Britannien, wobei Britannien und Teile Nordgalliens zunächst durch die Revolte des Carausius seinem Zugriff entzogen waren. Gleich nach seiner Thronbesteigung gelang ihm die Rückeroberung derjenigen Teile Galliens, die zum Britannischen Sonderreich gehörten. Nach Britannien übersetzen konnte er aber erst 296, nachdem er sich eine Flotte zusammengestellt hatte. In der Zwischenzeit besiegte er die Franken im Mündungsgebiet des Rheins und siedelte sie als Kolonen in Gallien an. 296 schließlich setzte er mit zwei Flotten über den Ärmelkanal, die eine unter seiner eigenen, die andere unter der Führung seines Prätorianerpräfekten Asclepiodotus. Diesem gelang es, mit seiner Flotte durch den dichten Nebel bei der Isle of Wight unbemerkt an der feindlichen Flotte vorbeizugelangen und in Britannien zu landen. Constantius kam allerdings im selben Nebel vom Weg ab und konnte erst an Land gehen, als Asclepiodotus bereits die gegnerische Hauptstreitmacht besiegt und deren Anführer, den Usurpator Allectus, getötet hatte.[2]

Constantius errang noch mehrere Siege gegen die Germanen: Er führte einen weiteren Feldzug gegen die Franken, in dessen Verlauf er tief in ihr Gebiet vordrang und weitere Kolonen nach Gallien umsiedelte. 298 griffen ihn die Alamannen bei Langres an, wo er verletzt wurde und zunächst hinter die Stadtmauern des nahegelegenen Andemattunum fliehen musste. Einige Stunden später traf jedoch ein großes Entsatzheer ein, angeblich wurden 60.000 Alamannen niedergemacht. Kurz darauf besiegte Constantius ein weiteres Germanenheer bei Vindonissa. Durch neue Festungsanlagen sicherte er die Rheinlinie von Mainz bis zum Bodensee gegen die Angriffe der Germanen.

Die 303 ausbrechenden Christenverfolgungen trugen im Machtbereich des Constantius nicht den blutigen Charakter wie im übrigen Reich. Constantius war wohl eher henotheistisch oder vielleicht sogar monotheistisch eingestellt. So war er ein eifriger Verehrer des Sonnengottes Sol. Diese Ansicht geht auf die im Panegyricus von 307 dargestellte Version der Vergöttlichung des Constantius durch Sol zurück. Diese Version der Apotheose erlaubt aber keinerlei Rückschlüsse auf die tatsächliche Verehrung des Sonnengottes Sol durch Constantius, für die es keine weiteren Belege gibt, sondern ist als Ausdruck der (Religions-)Politik Konstantins des Großen zu verstehen. Vielmehr scheint Constantius ein Hercules-Verehrer gewesen zu sein. Außer mit dem eng mit der tetrarchischen Ideologie verbundenen Hercules wird Constantius zu Lebzeiten noch mit Mars in Verbindung gesetzt. Legende ist jedoch die Behauptung, dass er schon Christen an seinen Hof berufen habe.

Constantius I. wurde nach dem Rücktritt Diokletians und Maximians am 1. Mai 305 gemeinsam mit Galerius selbst Oberkaiser (Augustus). Im Jahre 306 (wahrscheinlich Ende Juli) starb Constantius in Eboracum (dem heutigen York) auf einem Feldzug gegen die Pikten und Skoten.[3] Er wurde in einem Mausoleum in Trier bei der heutigen Kirche St. Maximin beigesetzt. Die Truppen riefen seinen Sohn Konstantin zu seinem Nachfolger aus. Das war der Anfang vom Ende für das von Diokletian erdachte Mehrkaisermodell.

Das römische Grenzkastell Constantia am Bodensee, bestehend etwa seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts, wurde wahrscheinlich nach Constantius Chlorus benannt und sollte später zur Keimzelle der Stadt Konstanz werden.

Familie

Constantius I. gilt als Begründer der konstantinischen Dynastie. Seit etwa 270 lebte er mit der Stallmagd Helena zusammen, eine Heirat zwischen den beiden ist sehr unwahrscheinlich. Helena gebar Constantius einen Sohn, Konstantin. 289 oder früher heiratete Constantius dann Theodora, die Stieftochter des Tetrarchen Maximian – ein Mittel, um den Zusammenhalt in der Tetrarchie zu sichern. Theodora schenkte ihrem Mann insgesamt sechs Kinder: die drei Söhne Julius Constantius, Flavius Dalmatius und Flavius Hannibalianus und die Töchter Constantia, Anastasia und Eutropia. Diese Familiengeschichte hatte eine gewisse Spaltung zwischen dem Familienzweig Helenas bzw. Konstantins und dem der Kinder Theodoras zur Folge. Noch Julian, der Sohn des Julius Constantius, warf Constantius II., dem Sohn Konstantins, nicht ganz zu Unrecht vor, er entstamme einer illegitimen Verbindung und sein Vater sei ein Bastard gewesen, der nicht hätte Kaiser werden dürfen.

Literatur

Weblinks

Commons: Constantius I. – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Auf diese Fälschung hat zuerst Hermann Dessau, Über Zeit und Persönlichkeit der Scriptores Historiae Augustae, in: Hermes 24 (1889), S. 337–392, hier S. 342f. hingewiesen. Adolf Lippold, Constantius Caesar, Sieger über die Germanen – Nachfahre des Claudius Gothicus? Der Panegyricus von 297 und die Vita Claudii der HA, in: Chiron 11, 1981, S. 347–369, versucht, die Erfindung der Sage noch in die Regierungszeit des Constantius zu rücken.
  2. Vgl. Anthony R. Birley: The Roman Government of Britain. Oxford 2005, insbesondere S. 385ff., mit Quellenausschnitten und weiterer Literatur.
  3. Birley, The Roman Government, S. 406.

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