Das China-Syndrom

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Film
Titel Das China-Syndrom
Originaltitel The China Syndrome
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1979
Länge 117 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie James Bridges
Drehbuch Mike Gray,
T. S. Cook
James Bridges
Produktion Michael Douglas
Musik Stephen Bishop
Kamera James Crabe
Schnitt David Rawlins
Besetzung

Das China-Syndrom (Originaltitel The China Syndrome) ist ein US-amerikanischer Katastrophenfilm aus dem Jahr 1979 mit Jane Fonda, Jack Lemmon und Michael Douglas, der sich kritisch mit der wirtschaftlichen Nutzung der Kernenergie auseinandersetzt. Im Mittelpunkt des Films von James Bridges steht ein fiktiver Störfall in einem amerikanischen Kernkraftwerk, der seine Ursache sowohl in technischem als auch in menschlichem Versagen hat. Der Film erreichte in den Vereinigten Staaten ein erhebliches Medienecho, nicht zuletzt aufgrund seiner zeitlichen Nähe zu dem Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island, den er quasi „vorwegnahm“.

Handlung

Die für einen lokalen Nachrichtensender arbeitende Fernsehjournalistin Kimberly Wells und ihr Kameramann Richard Adams sind bei Dreharbeiten für eine Sendereihe zum Thema Energieversorgung zu Gast in einem kalifornischen Kernkraftwerk. Während sie sich in der Besuchergalerie oberhalb des schalldichten Kontrollraums aufhalten, erzittert die gesamte Anlage wie bei einem Erdbeben. Der Zwischenfall, der den Besuchern als reiner Routinefall verkauft wird, weitet sich aufgrund eines defekten Messgerätes und daraus resultierender Bedienungsfehler des Kontrollraumpersonals zu einem schweren Störfall aus, bei dem eine Katastrophe nur knapp vermieden wird. Adams kann das hektische Treiben im Kontrollraum trotz Filmverbot aufzeichnen. Als sich dann der Programmdirektor des Senders weigert, mit dem brisanten Material auf Sendung zu gehen, recherchieren Wells und Adams auf eigene Faust weiter. Sie legen den Film einer Expertengruppe vor, die ihnen dann auch bestätigt, dass es bei dem Störfall beinahe zu einer Kernschmelze gekommen wäre (gelegentlich symbolisch als „China-Syndrom“ bezeichnet, da sich der schmelzende Kern angeblich in Richtung China in die Erde hinein fressen würde) und damit zu einer Katastrophe mit vielen tausend Opfern und einer kontaminierten Fläche riesigen Ausmaßes.

In der Zwischenzeit stößt der leitende Ingenieur des Kraftwerks, Jack Godell, bei seinem Versuch, dem ungewöhnlichen Verhalten des Reaktors während des Erzitterns auf den Grund zu gehen, auf weitere Ungereimtheiten. Gefälschte Unterlagen legen nahe, dass die Sicherheitsauflagen beim Bau nicht erfüllt wurden, und nähren seinen Verdacht, dass das Kraftwerk nicht sicher sei. Godells Vertrauen in die Anlage, die er immer als sein Lebenswerk angesehen hatte, ist erschüttert. Er plädiert (über die von Amts wegen angesetzte, oberflächliche Untersuchung des Vorfalls hinaus) für eine umfangreiche technische Überprüfung, wird von seinen Vorgesetzten jedoch abgewiesen. Die Betreibergesellschaft will das Werk aus Kostengründen, und weil zudem zeitgleich ein nagelneues Kraftwerk auf seine Genehmigung wartet, so schnell wie möglich wieder ans Netz nehmen. Als Godell zu einer öffentlichen Anhörung fahren will, wo die Fälschungen der Bauunterlagen publik gemacht werden sollen, wird er von Handlangern der verantwortlichen Baufirma verfolgt, er kann sich gerade noch zum Kraftwerk retten. Dort angekommen muss er mitansehen, wie die Betreiber den Reaktor gegen alle Sicherheitsbedenken auf volle Leistung hochfahren lassen. Wutentbrannt stürmt er in den Kontrollraum, entwendet dem Sicherheitsbeamten die Waffe, lässt den Raum unter Androhung von Gewalt räumen und schließt sich darin ein. Er lässt den Reaktor auf den bei seinem Eintreffen bereits erreichten 75 Prozent Leistung in Betrieb. Er fordert ein sofortiges Interview mit der Reporterin Kimberly Wells, ansonsten werde er den Sicherheitsbehälter fluten und die Anlage damit radioaktiv verstrahlen. Doch während das Interview auf Sendung geht, gelingt es den übrigen Werksingenieuren durch Sabotage diverser Steuerungsleitungen, Godells Kontrolle über den Reaktor zu unterbinden. Die TV-Übertragung wird gekappt, eine Sondereinheit der Polizei stürmt den Kontrollraum und erschießt Godell vor den Augen von Wells und Adams.

Durch diese Sabotage und das plötzliche Herunterfahren des Reaktors wird jedoch ein erneuter schwerer Störfall ausgelöst. Bange Sekunden vergehen und Teile der Speisewasserpumpe brechen auseinander, bevor sich der Reaktor schließlich doch stabilisiert. Der befürchtete GAU bleibt aus. Vor den Toren des Kraftwerks, wo sich Polizeikräfte und Medien in Scharen versammelt haben, herrscht indes vollkommene Unklarheit darüber, was passiert ist. Als der Pressesprecher des Kraftwerksbetreibers vor die Kameras tritt und Godell als alkoholisierten, geistig verwirrten Mitarbeiter hinzustellen versucht, erscheint schließlich Kimberly Wells, um die Dinge gerade zu rücken. Zum Schluss gelingt es ihr, einem der beteiligten Kraftwerksingenieure live vor der Kamera das Eingeständnis zu entlocken, dass die von Godell geschilderten Sicherheitsprobleme alles andere als erfunden seien und dass es nun eine richtige Untersuchung geben müsse, bei der die Wahrheit ans Licht kommen und sich die scheinbare Wahnsinnstat Godells als Heldentat herausstellen werde.

Auszeichnungen

Der Film war für vier Oscars nominiert: zwei für die besten Hauptdarsteller (Jane Fonda und Jack Lemmon) sowie je einen für das beste nicht adaptierte Drehbuch und die Ausstattung. Weitere Auszeichnungen waren fünf Golden-Globe-Nominierungen, eine Auszeichnung für Jack Lemmon als besten Schauspieler in Cannes 1979 und zwei BAFTA Awards für Jack Lemmon und Jane Fonda, außerdem zwei BAFTA-Nominierungen für das beste Drehbuch und den besten Film. Die Writers Guild of America zeichnete das Drehbuch 1980 in der Kategeorie Bestes Originaldrehbuch (Drama) aus.

Erstveröffentlichungen

  • USA 16. März 1979
  • Deutschland 21. Februar 1980

Anmerkungen

Zwölf Tage nach dem Kinostart des Films kam es zu einem schweren Reaktorunfall im Kernkraftwerk Three Mile Island, dessen Hergang verblüffende Parallelen zu dem im Film geschilderten fiktiven Zwischenfall aufwies.

Kritiken

„Ein spannender und kritischer Film mit deutlicher Haltung gegen Atomkraftwerke bei unzureichendem Stand der Kontroll-Möglichkeiten und der technischen Sicherheit; rasant inszeniert und hervorragend gespielt.“

Lexikon des internationalen Films[1]

„Bridges und sein Produzent Michael Douglas haben ein glattes, streckenweise packendes Genrestück mit zeitgemäßer Moral abgedreht. Doch die Wirklichkeit war viel phantasievoller als es die grobgestanzten Schablonen des China-Syndroms — hier Habgier, dort aufopferndes Heldentum — ahnen lassen, leider.“

Josef Joffe in Die Zeit, 22. Februar 1980[2]

Siehe auch

Literatur

  • Burton Wohl: Das China-Syndrom („The China-Syndrome“). München 1979 (Heyne), ISBN 3-453-01122-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das China-Syndrom im Lexikon des internationalen Films
  2. Die Zeit vom 22. Februar 1980