Doggerbank
Die Doggerbank ist eine große, langgestreckte, stellenweise nur etwa 13 Meter unter dem Meeresspiegel liegende Untiefe (Sandbank) in der Nordsee, die als nordwestliche Begrenzung der großen Deutschen Bucht gilt (siehe auch das Seegebiet Dogger).
Geographie
Lage
Die Doggerbank befindet sich in der Nordsee ungefähr auf der Höhe der englischen Grafschaft Yorkshire (Großbritannien), auf der Höhe von Middlesbrough und dem Ringköbingfjord, der im Westen der Halbinsel Jütland (Dänemark) liegt. Das Westende der Bank ist rund 100 Kilometer von der britischen Ostküste, ihr Ostende rund 125 bis 150 Kilometer von der dänischen Westküste entfernt.
Ausdehnung
Die Doggerbank ist zwischen 300 und 350 Kilometer lang (in West-Ost-Richtung) und bis zu 120 Kilometer breit. Die Flächenausdehnung beträgt 17.600 Quadratkilometer. Sie weist eine etwa tropfenförmige Form auf, wobei das schmalere Ende in Richtung Jütland zeigt.
Meerestiefe
Während die Nordsee eine durchschnittliche Tiefe von 94 Meter hat, ist die Doggerbank im Mittel 30 Meter tief. Ihre seichteste Stelle (gelegen etwa zwischen 54 und 55 Grad nördlicher Breite sowie zwischen 1 und 2 Grad östlicher Länge) misst sogar nur 13 Meter.
Geschichte
Frühzeit
Entstanden ist die Doggerbank wahrscheinlich als Moränenbildung im Pleistozän.[1] Dies geschah nördlich der späteren, damals deutlich nach Norden vorgeschobenen Mündung des eiszeitlichen Rheins.
Während der Eiszeiten – als der Meeresspiegel bis zu 100 Meter tiefer als heutzutage lag und sich die Nordseeküste etwa 600 Kilometer nördlich ihrer heutigen Position befand – lagen die Bank und die umgebenden Meeresgebiete trocken und bildeten das Doggerland. Auch der Ärmelkanal lag bis auf seine westlichen Bereiche trocken, so dass eine Landverbindung zwischen England und dem Festland bestand.
Auf dem wegen des Absinkens des Meeresspiegels im Gebiet der Doggerbank und am Ärmelkanal entstandenen Inselquerriegel konnte sich zum Beispiel zum Ende der letzten Eiszeit spärlicher beziehungsweise borealer Bewuchs entwickeln. Die niedriger gelegenen Gebiete zwischen beiden Landverbindungen an der Doggerbank und am Ärmelkanal (heutige südliche Nordsee) waren von einem Süßwasser-See erfüllt.
Als in der Mittelsteinzeit um etwa 6500 v. Chr. die Kreidefelsverbindung zwischen den heutigen Städten Dover und Calais genug erodiert war, konnte das Wasser dieses Süßwassersees über den Ärmelkanal in den Atlantik abfließen. Anschließend stieg der Meeresspiegel an, so dass Doggerbank und Ärmelkanal allmählich wieder überflutet wurden und das Wasser – wie vor der Eiszeit und heutzutage – aus dem Atlantik über den Ärmelkanal in die Nordsee fließen konnte bzw. kann, um entlang der norwegischen Küste in den Nord-Atlantik zu strömen.
Die Doggerbank wurde wahrscheinlich durch Tsunamis infolge der gewaltigen Storegga-Rutschung überspült.[2] Die durch diese Rutschung von unterseeischem Schutt und Geröll ausgelöste Welle überrollte das ehemalige, nur wenige Meter über dem damaligen Meeresspiegel liegende Doggerland, was für die damaligen Bewohner (Jäger und Sammler) verheerende Folgen hatte.
Neuzeit
Am 5. August 1781 kam es während des Vierten Englisch-Niederländischen Seekrieges zur Schlacht auf der Doggerbank, die unentschieden ausging.
In einem als Doggerbank-Zwischenfall bekannt geworden Vorfall wurden in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1904 britische Fischerboote auf der Doggerbank versehentlich durch die russische Flotte beschossen, die sie auf ihrer Fahrt in den Russisch-Japanischen Krieg für feindliche Torpedoboote hielt.
Am 24. Januar 1915 fand hier das Gefecht auf der Doggerbank zwischen deutschen und britischen Schlachtkreuzern statt. Das Seegefecht endete mit dem Untergang des Großen Kreuzers SMS Blücher und einem taktischen Sieg des britischen Geschwaders.
Aufgrund ihrer geringen Wassertiefe ist die Doggerbank als „Sandbank mit nur schwacher ständiger Überspülung durch Meerwasser“ durch die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der Europäischen Union geschützt.[3]
Wirtschaft
Fischfang
Die Doggerbank gilt als gutes Fischfanggebiet, insbesondere für Kabeljau und Scholle, die sich wegen des wärmeren Wassers gern in den flachen Wasserzonen aufhalten.
Windenergie
Nach Plänen der britischen Regierung soll die Doggerbank für die Windenergienutzung erschlossen werden. Geplant ist mit der Installation von etwa 1500 Windenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund neun Gigawatt einen der größten Offshore-Windparks (OWP) der Welt zu errichten. Die Leistung entspräche der von sieben Kernkraftwerken.[4] Der Teilbereich Dogger Bank Creyke Beck mit 2400 Megawatt wurde Anfang 2015 genehmigt.[5] Später wäre im Bereich der Doggerbank eine Erweiterung durch den Offshore-Windpark Dogger Bank Teesside mit weiteren 2400 Megawatt vorgesehen. Ein weiterer Ausbau auf bis zu 13 Gigawatt erscheint möglich. Die Fläche beträgt etwa 8600 Quadratkilometer, wobei die Wassertiefe von 20 bis 60 Metern reicht. Das Projekt wird gemeinsam von RWE, Scottish & Southern Energy, Statoil und Statkraft angegangen.[6]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ A.H Stride: On the origin of the Dogger Bank, in the North Sea. In: Geological magazine. 96. Jahrgang, Nr. 1, Januar 1959, S. 33–34 (geoscienceworld.org [abgerufen am 7. März 2010]).
- ↑ Bernhard Weninger (u. a.): The catastrophic final flooding of Doggerland by the Storegga Slide tsunami (PDF; 819,4 kB)
- ↑ BfN: Sublitorale Sandbänke. In: www.bfn.de. Abgerufen am 24. Juni 2016.
- ↑ Deutsche Firmen bauen weltgrößten Windpark ( des vom 16. August 2010 auf WebCite), Tagesschau, 4. Juni 2010. Abgerufen am 16. August 2010
- ↑ Peter Kleinort: Größte Anlage genehmigt. In: Täglicher Hafenbericht vom 24. Februar 2015, S. 4
- ↑ Windkraft: Großbritannien überflügelt Deutschland. In: Berliner Morgenpost, 8. Januar 2010
Weblinks
- The Dogger Bank: understanding stakeholder and policy-maker needs, Artikel über die Sandbank mit Karte, die die Einteilung der Bank zu den jeweiligen ausschließlichen Wirtschaftszonen (AWZ) zeigt, auf marine-vectors.eu (englisch)
Koordinaten: 54° 43′ 29″ N, 2° 46′ 7″ O