Eduard Pant

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Eduard Pant (* 28. Januar 1887 in Witkowitz bei Mährisch Ostrau, Österreich-Ungarn; † 20. Oktober 1938 in Kattowitz, Polen) war nach 1918 führender Politiker der deutschen Minderheit in Polen und Vorsitzender der Deutschen Katholischen Volkspartei.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eduard Pant wuchs mit acht Geschwistern in der katholischen Familie des Werkmeisters Karl Pant und dessen Ehefrau Angela, geborene Lokscha, auf, besuchte das Gymnasium in Mährisch Ostrau, absolvierte das bischöfliche Seminar in Kremsier (Kroměříž) in Mähren, studierte anschließend Klassische Philologie, Germanistik und Philosophie an der Karl-Ferdinands-Universität Prag und promovierte dort 1911 zum Doktor der Philosophie. Während seines Studiums wurde er 1910 Mitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Vandalia Prag im CV.[1][2]

Nach Studienabschluss wurde er Lehrer an Gymnasien in Prag-Smichow, in Wien, in Kufstein und ab September 1914 in Bielitz. Dort gründete er die Deutsche Christlichsoziale Partei und nahm im Ersten Weltkrieg als Soldat an der russischen und italienischen Front teil. Nach schwerer Verwundung, mit einer Auszeichnung geehrt, kehrte er 1918 nach dem Ende der Monarchie Österreich-Ungarn nach Bielsko-Biała (Bielitz) zurück und wurde 1920 polnischer Staatsangehöriger. Von 1926 bis 1930 war er Chefredakteur der größten deutschen Zeitung in Polen, dem Oberschlesischen Kurier und Abgeordneter des Deutschen Klubs im polnischen Parlament.

1927 bis 1938 war Eduard Pant, als Vorsitzender der Katholischen Deutschen Volkspartei in Polen für diese 1922 bis 1935 Abgeordneter im Schlesischen Sejm und 1928 bis 1935 polnischer Senator. Seit 1924 Vize-Landmarschall. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) verstarb er in Kattowitz.

Die deutschen Katholiken in Polen gerieten nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler in eine schwerwiegende Auseinandersetzung über den Kurs gegenüber dem Nationalsozialismus im Deutschen Reich 1933 bis 1945. Im Mittelpunkt der Überlegungen stand die Frage, ob die deutsche Minderheit und die deutschen Katholiken in Polen die verdeckte finanzielle und sonstige Förderung durch das Deutsche Reich verlieren würden, wenn sie sich vom Nationalsozialismus offen distanzierten; sie spalteten sich über dieser Frage. Die Mehrheit kooperierte mit NS-nahen Institutionen. Sie erhofften sich mit diesem Verhalten, die nationalsozialistische Führung für die Förderung der Interessen der deutschsprachigen Minderheit in Polen zu erhalten und auszubauen.

Eduard Pant lehnte den Nationalsozialismus aus religiösen und politischen Gründen ab. Er verlor mit dieser Haltung als Vorsitzender der Deutschen Katholischen Volkspartei in Polen den Großteil seiner Anhängerschaft. Weiterhin verloren er und seine Mitstreiter die Führungsrolle im Verband der deutschen Katholiken Polens und den Einfluss auf den auflagenstarken Oberschlesischen Kurier. Pant wehrte sich gegen die Entmachtung und Gleichschaltung der deutschen Katholiken und setzte sich für eine engere Zusammenarbeit mit polnischen Behörden ein und gründete die katholisch-konservative Wochenzeitung Der Deutsche in Polen (1934–1939). Die weit über Polens Grenzen hinaus verbreitete Zeitung war ein bedeutendes Sprachrohr der christlichen Emigranten, der Opposition des Landes gegen den Nationalsozialismus und weiterer Minderheiten in Ost- und Mitteleuropa.

1937 bekräftigte Pant mit seiner Unterschrift die Denkschrift Die Kirche Christi und die Judenfrage, die alle Christen, insbesondere aber den Papst und die Kurie in Rom zu einer öffentlichen Stellungnahme gegen den zeitgenössischen Antisemitismus und die Judenverfolgung in Deutschland aufrief.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ferdinand Seibt, Hans Lemberg, Helmut Slapnicka: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut), Bd. III, R. Oldenbourg Verlag, München 2000, ISBN 3-486-55973-7, S. 133.
  • Wilhelm Kosch: Biographisches Staatshandbuch. 2 Bde., Francke, Bern 1963.
  • Wilhelm Kosch: Das katholische Deutschland. 3 Bde., Haas & Grabherr, Augsburg 1933–1939.
  • Bohemia 23. Oktober 1938
  • Fritz Wertheimer: Von deutschen Parteien und Parteiführern im Ausland. 2. Auflage. Zentral-Verlag, Berlin 1930, S. 126.
  • Pia Nordblom: Pant, Eduard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 39 f. (Digitalisat).
  • Pia Nordblom: Eduard Pant (1887–1938). In: Joachim Bahlcke (Hrsg.): Schlesische Lebensbilder. Neunter Band. Degener & Co., Neustadt an der Aisch 2007, ISBN 978-3-7686-3506-6, S. 361–372.
  • Pia Nordblom: Mniejszość w mniejszości – Eduard Pant i jego koło. In: Śląskie prace bibliograficzne i bibliotekoznawcze. = Studia silesiaca bibliographiam bibliothecarumque scientiam illustrantia. 62, 2003, ISSN 0583-5291, S. 227–254.
  • Pia Nordblom: Für Glaube und Volkstum. Die katholische Wochenzeitung „Der Deutsche in Polen“ (1934–1939) in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-79992-4 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe B: Forschungen 87), (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 1995).
  • Pia Nordblom: Dr. Eduard Pant. Biographie eines katholischen Minderheitenpolitikers in der Woiwodschaft Schlesien (bis zum Jahr 1932). In: Oberschlesisches Jahrbuch. 3, 1987, ISSN 0930-6978, S. 112–146 [Vgl. hierzu Redaktionelle Bemerkung (Nachtrag zu Bd. 3). In: Oberschlesisches Jahrbuch. 4, 1988, S. 222].

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Ehrenmitglieder, Alten Herren und Studierenden des C.V. Wien 1925, S. 555.
  2. Gerhard Hartmann: Sen. Prof. Chefred. Dr. Eduard Pant. oecv.at, abgerufen am 28. März 2023.
  3. Elias H. Füllenbach: Die Kirche Christi und die Judenfrage (1937), in: Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Bd. 6: Publikationen, hrsg. von Wolfgang Benz, Berlin / Boston 2013, S. 400–403.