Fels-Löwenzahn

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Fels-Löwenzahn

Fels-Löwenzahn (Leontodon saxatilis)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Cichorioideae
Gattung: Löwenzahn (Leontodon)
Art: Fels-Löwenzahn
Wissenschaftlicher Name
Leontodon saxatilis
Lam.

Der Fels-Löwenzahn (Leontodon saxatilis), auch Felsen-Milchkraut[1], Nickender Löwenzahn[2] oder Hundslattich genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Leontodon (Löwenzahn) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blattrosette
Blütenkorb von unten mit dem Involucrum und Laubblätter
Blütenkorb von oben mit den Zungenblüten, die in fünf Kronzipfeln enden
Illustration aus Flora Batava, Volume 4

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fels-Löwenzahn ist eine ein-, zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 2,5 bis 30 Zentimetern erreicht. Der „Wurzelstock“ ist kurz und „abgebissen“ und trägt nicht verdickte Faserwurzeln. Die Stängel entspringen zu mehreren einer Blattrosette, sie sind unverzweigt, blattlos und aus bogigem Grund aufsteigend.[3]

Die Laubblätter sind in einer grundständigen Blattrosette angeordnet. Die Blattspreite ist linealisch-länglich und keilförmig gegen den Grund zusammengezogen, ausgeschweift oder buchtig gezähnt bis schrotsägeförmig fiederspaltig, selten ganzrandig.[3]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juli bis August. Die Blütenkörbe sind vor der Anthese nickend. Die Hülle (Involucrum) ist bei einer Höhe von 7 bis 9 Millimetern schmal, kahl oder mit vereinzelten Gabelhaaren besetzt. Die sechs bis zwölf Hüllblätter sind länglich-lanzettlich, grün und dunkler berandet. Die äußeren Hüllblätter sind sehr klein und viel kürzer als die inneren. Die Zungenblüten sind doppelt so lang wie die Hülle und gelb. Die randständigen Blüten sind auf dem Rücken grünlich.[3]

Die äußeren Achänen sind kurz geschnäbelt und reif von der Hülle eingeschlossen; die inneren sind lang geschnäbelt. Der Pappus ist zweireihig; die inneren Pappusborsten sind federig, die äußeren sind kürzer und rau. Der Pappus der äußeren Früchte stellt nur ein zerschlitztes Krönchen dar.[3]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 8 oder 10.[4]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blütenbesucher sind hauptsächlich Bienen, seltener Schwebfliegen oder Schmetterlinge.[3]

Der Fels-Löwenzahn ist Wirtspflanze für die Pilzarten: Puccinia hieracii, eine Agromyzinarum-Art und eine Eriophyidarum-Art.[3]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fels-Löwenzahn ist von Nordafrika über Südwest-, Mittel-, Ost- bis Südosteuropa und bis zur Türkei weitverbreitet.[5] Es gibt ursprüngliche Fundortangaben für Madeira, Marokko, Algerien, Tunesien, Portugal, Spanien, Frankreich, Korsika, Sardinien, Italien, die Schweiz, Österreich, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, das Vereinigte Königreich, Irland, Polen, Belarus, Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Serbien, Albanien, Bulgarien, Rumänien, Griechenland und die Türkei.[5] In Nordamerika, Australien, Neuseeland, auf den Kanaren und in Japan ist er ein Neophyt.

Der Fels-Löwenzahn gedeiht in Zierrasen, an Wegen, an Ufern und in Brachen auf frischen, nährstoffreichen. humosen Sand-, Lehm- und Tonböden. Er kommt in Pflanzengesellschaften der Verbände Cynosurion, Agropyro-Rumicion, Molinion, Koelerion albescentis und Armerion maritimae vor.[4]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl 8 = Halblicht- bis Volllichtpflanze, Temperaturzahl 6 = Mäßigwärme- bis Wärmezeiger, Kontinentalitätszahl 2 = Seeklima zeigend, Feuchtezahl 6 = Frische- bis Nässezeiger, Feuchtewechsel = stark wechselnde Feuchte zeigend, Reaktionszahl 6 = Mäßigsäure- bis Schwachbasenzeiger, Stickstoffzahl 5 = mäßigen Stickstoffreichtum anzeigend, Salzzahl 1 = salzertragend, aber meist keinen oder geringen Salzgehalt zeigend, Schwermetallresistenz = nicht schwermetallresistent.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+w (frisch aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subozeanisch), Salztoleranz = 1 (tolerant).[1]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung von Leontodon saxatilis erfolgte 1779 durch Jean-Baptiste de Lamarck in Flore Françoise, ou descriptions succinctes de toutes les plantes qui croissent naturellement en France... , Band 2, S. 115.[6] Synonyme für Leontodon saxatilis Lam. sind: Leontodon leysseri (Wallr.) Beck, Leontodon taraxacoides (Vill.) Mérat, Leontodon nudicaulis subsp. taraxacoides (Vill.) Schinz & Thell., Thrincia leysseri Wallr., Thrincia saxatilis (Lam.) Holub & Moravec, Thrincia nudicaulis subsp. taraxacoides (Vill.) P.Fourn., Thrincia saxatilis subsp. taraxacoides (Vill.) Holub & Moravec, Colobium taraxacoides (Vill.) Holub.[5]

Je nach Autor gibt es mehrere Unterarten:[5]

  • Leontodon saxatilis subsp. mesorhynchus (Maire) Maire (Syn.: Leontodon nudicaulis subsp. mesorhynchus Maire, Leontodon taraxacoides subsp. mesorhynchus (Maire) Valdés): Sie kommt nur in Marokko vor.[5]
  • Leontodon saxatilis subsp. perennis (Emb. & Maire) Maire: Sie kommt nur in Marokko vor.[5]
  • Leontodon saxatilis subsp. rothii Maire (Syn.: Leontodon taraxacoides subsp. longirostris Finch & P.D.Sell, Leontodon saxatilis subsp. longirostris (Finch & P.D.Sell) P.Silva, Leontodon saxatilis subsp. hispidus (Roth) Castrov. & M.Laínz, Leontodon taraxacoides subsp. hispidus (Roth) Kerguélen, Leontodon longirostris (Finch & P.D.Sell) Talavera): Sie kommt auf Madeira, in Marokko, Algerien, Tunesien, in Portugal, Spanien, Frankreich, auf den Balearen und in Albanien vor und ist vielleicht auch auf den Kanaren sowie Azoren.[5]
  • Leontodon saxatilis Lam. subsp. saxatilis (Syn.: Leontodon nudicaulis J.Banks nom. illeg., Leontodon nudicaulis subsp. taraxacoides (Villars) Schinz & Thellung, Leontodon leysseri (Wallroth) G.Beck): Sie kommt in der Türkei und in Europa vor, fehlt aber im Norden.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Leontodon saxatilis Lam. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 17. Mai 2023.
  2. a b Leontodon saxatilis Lam., Nickender Löwenzahn. auf FloraWeb.de
  3. a b c d e f Gerhard Wagenitz et al.: Familie Compositae II. S. 1032–1034. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage Band VI, Teil 3, Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1987, ISBN 3-489-86020-9.
  4. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5. S. 979–980.
  5. a b c d e f g h Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). In: W. Greuter, E. von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Datenblatt Leontodon saxatilis In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. Leontodon saxatilis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 18. Mai 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fels-Löwenzahn (Leontodon saxatilis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien