Edeldruckverfahren

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Joseph Nicéphore Niépce: „Blick aus dem Fenster von Le Gras“
Die älteste erhaltene Fotografie, aufgenommen 1826 im Asphaltverfahren (Heliografie bzw. Niepcotypie)

Der Oberbegriff Edeldruckverfahren wird vorwiegend in der künstlerischen Fotografie und Druckgrafik verwendet und umfasst alle manuell ausgeführten fotochemischen Verfahren zur Herstellung des Druckstockes und zur Vervielfältigung auf Papier oder Glas mit lichtempfindlichen Chemikalien.

Als fotografisches Verfahren wird dabei die Gesamtheit aller chemischen Techniken in der Fotografie bezeichnet, mit denen ein fotografisches Bild auf einem Trägermaterial (zum Beispiel Papier, Glas, Zelluloid, Leinwand) in der darauf aufgebrachten Fotoemulsion erzeugt wird.

Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden eine Vielzahl von Techniken und Verfahren zur Vervielfältigung in der Fotografie und der Drucktechnik entwickelt. Sie bildeten die Grundlage für die heutigen Drucktechniken und bildgebenden Verfahren. Diese Methoden werden heute von Künstlern und Künstlerfotografen weiterhin verwendet und in Abgrenzung zu den industriell genutzten Verfahren als Edeldruckverfahren bezeichnet. Ursprünglich bezeichnete der Begriff Edeldruck nur die Positiv-Verfahren auf Papier.

Verfahrensarten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Positiv-, Negativ- und Direktpositiv-Verfahren. Nach den verwendeten lichtempfindlichen Chemikalien kann man die Techniken wie folgt gruppieren:

Chromgelatineverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Josef Jindřich Šechtl: Der See Jordán in Tábor, um 1920
Bromöldruck

Hier beruht das chemische Prinzip auf der Gerbung von Gelatine (oder anderer Kolloide) unter Lichteinwirkung, die mit Ammoniumdichromat oder Kaliumdichromat (Chromatverfahren) versetzt sind.

Die gegerbte Gelatine …

  • … wird nach Belichtung und Auswaschen mit Fettfarbe eingefärbt. Frisch eingefärbt wird sie auch als Farbträger für einen Umdruck (Transferverfahren) verwendet
  • … bildet den Säureschutz der Platte beim Ätzvorgang bei der Kupfer-Ätzung für den Tiefdruck
  • … wird durch Einpressen in Blei abgeformt und auf diese Weise in einen Druckstock übertragen

Asphaltverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Asphaltverfahren beruht die fotografische Verwendung auf der Lichtempfindlichkeit von Asphalt, der unter Lichteinwirkung aushärtet. Durch Abbürsten oder Ablösen der unbelichteten Stellen mit Öl entsteht ein Bild. Joseph Niépce hatte so 1822 die erste Fotografie hergestellt. Die älteste erhaltene Fotografie stammt aus dem Jahr 1826 (siehe Abb.).

Halogensilberprozesse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Handkolorierte Daguerreotypie aus dem Jahr 1850 von J. Garnier

Halogensilberprozesse mit Brom-, Iod-, Chlor- oder Fluor-Verbindungen wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Sie finden noch heute in den fotografischen Papieren Verwendung. Bromsilberpapiere sind für Schwarz-Weiß-Aufnahmen die gängigen Fotopapiere. Die verwendeten Silberverbindungen sind die Silberhalogenide: Silberbromid, Silberiodid, Silberchlorid und Silber(I)-fluorid.

Die Halogensilberschicht …

Verfahren mit Eisenverbindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elmar Ratzkowsky: Brot und Wein, Kallitypie um 2005
Studioaufnahme, digital aufgenommen, als Negativ computertechnisch ausgedruckt und als Kallitypie auf Fabriano Aquarellpapier ausbelichtet.
Cyanotypie, Fotobelichtung und Fotogramm auf Leinwand 60 × 100 cm, Wolfgang Autenrieth, 2020
Die Cyanotypie wurde anfangs außer für Blaupausen auch für fotografische Zwecke benutzt, der Blauton war jedoch für die Fotografie nicht besonders beliebt. Das erste Fotobuch überhaupt wurde aus Cyanotypien von Algen durch Anna Atkins hergestellt. Heute erfreut sie sich großer Beliebtheit als Edeldruckverfahren für die Fotografie.
  • Kallitypie = Braundruck, Sepiadruck, Vandyke-Verfahren, Argentotypie, Van-Dyke-Braun – 1889
Dies ist ein Cyanotypie-Verfahren, das durch Experimente John Herschels verbessert wurde

(Schwer-)Metall-Verfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Verfahren sind die edelsten der Edeldruckverfahren. Die Tönungen der Bilder und Halbtöne sind so edel wie das Material.

Farbverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Edeldruckverfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere fotografische Verfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Autenrieth: Neue und alte Techniken der Radierung und Edeldruckverfahren. Vom Hexenmehl und Drachenblut zur Fotopolymerschicht. Tipps, Tricks, Anleitungen und Rezepte aus fünf Jahrhunderten. Ein alchemistisches Werkstattbuch für Radierer. 7. Auflage, Krauchenwies 2020, ISBN 978-3-9821765-0-5 (→ Auszüge und Inhaltsverzeichnis online)
  • Eder, Josef Maria – Das Pigmentverfahren, Brom- und Gummidruck, Lichtpaus- und Einstaubverfahren mit Chromaten, Pinatypie, Kodachrom, Hydrotypie, Kopierverfahren mit farbengebenden organischen Verbindungen, Diazotypverfahren, Bilder mit gerbenden und chromogenen Entwicklern und künstlichen Harzen, Knapp, Halle, 1926, 600 S. Ausführliches Handbuch der Photographie Band IV (Nachdruck durch Lindemans Buchhandlung, Stuttgart, 1990, ISBN 3928126091)
  • Heidtmann, Frank. – Kunstphotographische Edeldruckverfahren heute: Gummidruck, Öldruck, Bromöldruck, Umdruck, Pigmentdruck, Carbro, Erwinoverfahren, Dreifarbenverfahren, Photogravüre und manches andere mehr. ISBN 3870611839 Berlin [West]: Berlin-Verlag 1978. 349 S.
  • Jaroslav Husnik, August Albert: Die Gesamtgebiet des Lichtdruckes und die Emailphotographie. (= Chemisch-technische Bibliothek; Bd. 22). 5., von August Albert vollständig umgearbeitete und ergänzte Auflage. A. Hartleben, Wien und Leipzig 1922

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Photographic processes – Sammlung von Bildern