Frauen in der DDR

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Rinderzüchterin Monika Achterberg, 1981

Die Frauen in der DDR waren rechtlich gleichberechtigt mit den Männern. Es gab verschiedene Lebensformen und Erfahrungen. Im Politbüro der SED, dem höchsten Entscheidungsgremium der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), hatte niemals eine Frau das Stimmrecht. In der NVA waren Frauen allerdings von den meisten Diensten ausgeschlossen, unterlagen allerdings auch nicht der Wehrpflicht.

Allgemeine gesellschaftliche Situation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frauen waren seit 1947 in der Sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR Männern rechtlich vollständig gleichgestellt. Sie konnten alle Verträge selbstständig abschließen, sie durften sich unabhängig von der Schuld am Scheitern der Ehe scheiden lassen und konnten seit Einführung des Gesetzes über die Unterbrechung der Schwangerschaft selbst über einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Damit waren sie in einigen Bereichen rechtlich besser gestellt als Frauen in der Bundesrepublik und in früheren deutschen Staaten.[1]

Die meisten Frauen in der DDR waren berufstätig, um 1982 über 90 Prozent, was eine der höchsten Quoten weltweit war. Einige Frauen übten qualifizierte Berufe aus und waren in mittleren Leitungspositionen tätig, es gab Richterinnen, Oberärztinnen, Schuldirektorinnen, Professorinnen, Leiterinnen in kleineren Betrieben, allerdings wesentlich seltener als Männer.[2] In den führenden Positionen in der Politik, in Behörden und in der Wirtschaft gab es fast keine Frauen, im Politbüro der SED als dem politischen Machtzentrum gab es jeweils nur eine Frau als Kandidatin.

Der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD) war die offizielle Frauenorganisation in der DDR. Sie stand der SED nahe, setzte sich aber für die Interessen von Frauen ein und konnte auch einige Verbesserungen durchsetzen.

Trotz Vergünstigungen und der Gleichberechtigung verließen mehrere Millionen Frauen die DDR und siedelten in die Bundesrepublik über.

Alltag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stepperinnen im VVB Schuhe Weißenfels, 1964

Frauen mussten sich in den Strukturen der DDR zurechtfinden. Dies bedeutete oft neben einer Berufstätigkeit von 43 Stunden pro Woche die Versorgung der Familie und des größten Teils des Haushalts.[3] Die Mangelwirtschaft in der DDR und die politischen Einschränkungen erschwerten den Alltag und die persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten zusätzlich.

Dennoch gelang es vielen Frauen, ein Leben in Würde und mit einer erträglichen Lebensqualität zu führen.

Unabhängige gesellschaftliche Aktivitäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den frühen 1980er Jahren gab es unabhängige Frauengruppen, die vor allem in der Friedensbewegung und als Widerstand gegen eine mögliche Einführung der Wehrpflicht für Frauen entstanden waren. Die wichtigste von ihnen waren die Frauen für den Frieden. Diese konnten aber meist nur unter dem Dach der evangelischen Kirche größere Veranstaltungen und Treffen durchführen. In den gemischten oppositionellen Gruppen waren Frauen immer weniger vertreten als Männer.

Im Herbst 1989 gehörten Frauen wie Bärbel Bohley zu den Mitbegründerinnen des Neuen Forums und waren wichtige Akteurinnen der friedlichen Veränderungen im Land. In der ersten frei gebildeten Regierung im März 1990 waren sie aber wieder kaum repräsentiert.

Frauenzeitschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Offizielle Frauen- und Modezeitschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frau von heute, 1946

Die meistgelesenen offiziellen Frauenzeitschriften in der DDR waren die Sibylle und Für Dich.[4][5] Auch die Wochenpost, Neue Berliner Illustrierte, Guter Rat und weitere Publikationen wurden maßgeblich von Frauen mitgestaltet und gelesen.

  • Sibylle, beliebteste DDR-Frauenzeitschrift, mit Modebeiträgen
  • Für Dich, offizielle Frauenzeitschrift
  • Pramo (Praktische Mode), 1947– , verbreitete Modezeitschrift
  • Modische Maschen, verbreitete Handarbeitszeitschrift
  • Modenschau, Vorkriegsmodezeitschrift weitergeführt
  • Mode und Schnitt, 1948–1972 in Apolda, private Modezeitschrift mit Schnittmustern
  • Die Bekleidung, 1954–1961, begründet vom Deutschen Modeinstitut
  • Mode, Information vom Deutschen Modeinstitut
  • Handarbeit, 1963–1992
  • Saison, Moderevue
  • Uroda, mit polnischen Redakteurinnen herausgegeben
  • Sowjetfrau, aus der Sowjetunion

Unabhängige Frauenzeitschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der DDR gab es bis zum Herbst 1989 drei inoffizielle Informationsblätter, die von Frauen für Frauen gemacht wurden, jeweils im Bereich der evangelischen Kirche. 1990 wurden drei reguläre unabhängige Frauenzeitschriften gegründet, die aber nach wenigen Jahren ihr Erscheinen wieder einstellen mussten.

  • Lila Band, 1987–1989, Informationsblätter innerhalb der Evangelischen Kirche in Sachsen
  • Das Netz, 1988–1989, Informationsblatt des feministisch-theologischen Arbeitskreises
  • frau anders, 1989–1993, Informationsblätter von lesbischen Frauen
  • Zaunreiterin, 1989/90–1995, erste offizielle unabhängige Frauenzeitschrift in der DDR
  • Ypsilon, 1990–1991
  • Frauenblätter, 1990

Bekannte Frauen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bekanntesten Frauen in der DDR gehörten Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, Sportlerinnen und die Ehefrauen des jeweiligen Staats- und Parteichefs.

Autorinnen

Zu den bedeutendsten Autorinnen in der DDR gehörten Christa Wolf, Anna Seghers (Vorsitzende des Schriftstellerverbandes), Brigitte Reimann (Franziska Linkerhand), Sarah Kirsch, Maxie Wander (Guten Morgen, du Schöne), Eva Strittmatter (Lyrik) und Irmtraud Morgner.[6]

Schauspielerinnen

Beliebte und besonders bekannte Schauspielerinnen waren Helene Weigel, Inge Keller, Annekathrin Bürger, Angelika Domröse, Jutta Hoffmann, Walfriede Schmitt, Ursula Karusseit und Jutta Wachowiak.

Sängerinnen

Besondere Popularität erreichten Gisela May, Veronika Fischer und Bettina Wegner. Daneben gab es zahlreiche weitere Schlagersängerinnen, Chansonsängerinnen, Liedermacherinnen, Opernsängerinnen und andere.

Sportlerinnen

Beim sportbegeisterten Publikunm in der DDR waren Sportlerinnen sehr beliebt, darunter die Eiskunstläuferinnen Katharina Witt und Christine Errath, sowie Schwimmerinnen, Leichtathletinnen, Kanutinnen und weitere. Alle Leistungssportlerinnen in der DDR waren dem staatlichen Dopingsystem unterworfen, das erhebliche körperliche und psychische Beeinträchtigungen bewirkte.

Staatstragende Frauen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

(Chronologisch absteigend)

Nach 1990
  • Anna Kaminsky: Frauen in der DDR. Links Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-913-1, kritisch über die Doppelbelastungen von Frauen in der DDR
In der DDR
  • Erika Rüdenauer: Dünne Haut. Tagebücher von Frauen aus der DDR. Mitteldeutscher Verlag, Halle, Leipzig 1988; auch Köln, 1988
  • Maxie Wander: Guten Morgen, du Schöne. Buchverlag Der Morgen, 1978, Gesprächsprotokolle mit 19 Frauen über ihr Leben, mehrere Neuauflagen
  • Wissenschaftlicher Beirat „Die Frau in der sozialistischen Gesellschaft“ bei der Akademie der Wissenschaften der DDR (Hrsg.): Zur gesellschaftlichen Stellung der Frau in der DDR. Verlag für die Frau, Leipzig 1978.
  • Walter Ulbricht: Frauen – Miterbauerinnen des Sozialismus. Aus Reden und Aufsätzen. Herausgegeben vom Bundesvorstand des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands mit Unterstützung des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Verlag für die Frau, Leipzig 1968.
  • Inge Hieblinger: Frauen in unserem Staat. Einige Probleme der Förderung der Frau unter den Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution in der DDR. Staatsverlag der DDR, Berlin 1967.
In der Bundesrepublik bis 1990
  • Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Frauen in der DDR. Auf dem Weg zur Gleichberechtigung? Verlag Neue Gesellschaft, Bonn, 2. Aufl. 1987.
  • Barbara Hille: Familie und Sozialisation in der DDR. Leske und Budrich, Opladen 1985, ISBN 3-8100-0270-4.
  • Gabriele Gast: Frauen. In: Hartmut Zimmermann (Hrsg.): DDR-Handbuch, Bd. 1: A – L. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln, 3., überarbeitete und erweiterte Aufl. 1985, S. 443–449.
  • Lutz Wolff (Hrsg.): Frauen in der DDR. Zwanzig Erzählungen. 1978

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Frauen in der DDR – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Um die Gleichberechtigung der Frauen in beiden deutschen Staaten. Verlag Neue Gesellschaft, Bonn 1979.
  2. Frauen in der DDR Zeitklicks
  3. Anna Kaminsky: Frauen in der DDR. Links Verlag, Berlin 2016, über die Doppelbelastungen von Frauen in der DDR
  4. DDR-Frauenzeitschriften S. 137–152
  5. DDR-Frauenzeitschriften META-Katalog
  6. Literatur über DDR-Schriftstellerinnen META-Katalog