Freyhold

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Freyhold ist der Name eines ursprünglich russischen briefadeligen Geschlechts, welches vor allem in Preußen ansässig wurde. Es geht zurück auf die drei Brüder Gustav Adolf von Freyhold (* vor 1720; † nach 1788), Hans Heinrich von Freyhold, auch genannt Johann Friedrich (* 15. April 1722 in Moskau; † 1788 in Morungen, Ostpreußen), und Jakob August von Freyhold (1728–1786). Hans Heinrich ist der Stammvater der heute noch blühenden preußischen Linien der von Freyhold. Ein Zweig der Familie trägt den Namen von Freyhold-Hünecken.[1]

Wappen derer von Freyhold

Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name „Freyhold“ leitet sich ab aus dem mittelalterlichen Lehnsrecht des Deutschen Reiches, in welchem ein Freiholder ein freier Vasall war.[2] Somit ist dies ein Standesname. Insbesondere im österreichischen Raum gab es zudem Gehöfte, welche als Freyholdschaften bezeichnet wurden.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stammvater aller preußischen Linien war ein ehelicher Sohn des bürgerlichen deutschen Pastors Eckart Philip Freyhold (* 20. April 1685 in Wörmlitz; † 1738 in Moskau) und Charlotte Aurora Sauerbrey von Sauerburg, welche väterlicherseits aus hamburgischem Reichsadel stammte[4] und mütterlicherseits die niedersächsischen Familien Vischer von Jerstedt, von Uslar und von Mechtshusen zu ihren Vorfahren zählte.[5][6] Als Abgesandter der hamburgischen evangelischen Kirche bekleidete Eckart Philip Freyhold ab 1718 das Amt des Pastor primarius der deutschen St. Michaelis-Kirchengemeinde in Moskau.[7] Die Söhne Gustav Adolf, Hans Heinrich und Jakob August dieser kinderreichen Familie dienten später in der neuen Heimat in Offizierslaufbahnen der Kaiserlich Russischen Armee und wurden hierfür gemäß der Rangtabelle des russischen Kaiserreiches in den Erbadelsstand erhoben, so auch Hans Heinrich.[8] Der Adel der von Freyhold wurde später in Preußen nicht beanstandet.[1]

Nach Übersiedlung in das Kurfürstentum Sachsen trat Hans Heinrich von Freyhold zunächst in das Regiment „von Minckwitz“ ein. Um 1750 heiratete er in Luckau/Lausitz Marie Therese, geborene von Schack, verwitwete von Gersdorf (1730–1817).[1] Nach der Belagerung bei Pirna 1756 wechselten einige Offiziere des Regiments „von Minckwitz“ in preußische Dienste über, darunter auch Hans Heinrich,[9] wodurch der Danziger Raum sowie Ostpreußen und Pommern für über 120 Jahre die hauptsächliche Heimat der von Freyhold wurden.

August Maximilian von Freyhold (1761–1823), Hauptmann a. D. der Preußischen Armee, Porzellanmalerei um 1805

Hier wurden von den Söhnen Hans Heinrichs die fünf preußischen Hauptlinien der von Freyhold begründet, welche sich nach familieninterner Konvention nach den Geburtsnamen ihrer Ehefrauen benennen. Heute noch existieren die aus dem Königsberger Landadel hervorgegangene von Kestelootsche Linie[10] und die Danziger Dombrowski-Linie.[1] Die von Freyhold-Ustarbowski-Linie, wahrscheinlich Nachfahren des Zweiges zu Gut Spittels b. Preußisch Holland der von Ustarbowski,[11] und die von Zamory-Linie erloschen später wieder im Mannesstamm, ebenso wie die von Vietinghoffsche Linie.[12] Insbesondere Zweige der von Kestelootschen Linie der von Freyhold erwarben im 19. Jahrhundert vorwiegend in Ostpreußen mehrere Güter, während die anderen Linien die Mehrzahl der Soldaten unter den von Freyhold in der Preußischen Armee stellten, darunter Generalleutnant Alexander von Freyhold (1813–1871), Kommandant von Stettin, und sein Sohn, Generalmajor Albert von Freyhold (1855–1913), beide aus der Dombrowski-Linie,[1] sowie General der Infanterie Louis von Freyhold (1844–1923) aus der von Vietinghoff-Linie.

Landkarte der USA von 1858, von Edward Freyhold als Co-Autor.

Mitte des 19. Jahrhunderts emigrierte Eduard Otto Gotthilf Julius von Freyhold (* 12. Juni 1824 in Preußisch Holland; † 20. November 1892 in Washington, D.C.) in die Vereinigten Staaten, wo er sich Edward Freyhold nannte.[1][13] Er zählte zum Umfeld des Märzrevolutionärs Alexander Schimmelfennig von der Oye. Mit Agnes von Glümer heiratete Eduard Otto zudem eine Schwester der Ehefrau Alexanders aus dem gleichen Geschlecht.[1] Nach seiner Ankunft in den USA um 1853–1854 war Eduard Otto lange Jahre als Kartograph unter anderem im United States War Department beschäftigt, wo er an umfassenden Kartierungen der USA mitwirkte. Einige seiner Werke werden wegen ihrer historischen Bedeutung noch heute von der Library of Congress aufbewahrt.[14] Im amerikanischen Sezessionskrieg ab 1861 diente Eduard Otto zudem unter Alexander als Lieutenant Colonel und Stabsoffizier im 74. Freiwilligenregiment in Pennsylvania.[15]

Die Kreuzkapelle in Kempenich, erbaut um 1879 von Ferdinand von Freyhold

Der Pfarrer Ferdinand von Freyhold (1839–1919) ließ 1879 die Kreuzkapelle der Gemeinde Kempenich im heutigen Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz erbauen, welche heute ein geschütztes Kulturdenkmal ist.

Seit 1911 besteht die von Freyholdsche Familienstiftung.[1] Es finden regelmäßig Familientage an wechselnden Orten statt.

Der aus der Dombrowski-Linie hervorgegangene Zweig von Freyhold-Hünecken erhielt am 8. September 1920 vom Preußischen Justizministerium die Genehmigung zur Namensführung. Mit Entscheidung vom 23. Februar 1926 erfolgte zudem eine Nichtbeanstandung durch die Deutsche Adelsgenossenschaft.[1][16]

Gutsbesitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die von Freyhold besaßen im ostpreußischen und pommerschen Raum im 19. Jahrhundert verschiedene Güter, namentlich Klein Rauschten (Kr. Ortelsburg/Ostpr.), Adlig-Allmoyen (Kr. Sensburg/Ostpr.), Klein Gehland (Kr. Rößel/Ostpr.), Klein Grünthal (Kr. Johannisburg/Ostpr.) (alle in Händen der von Kesteloot-Linie), sowie das Gut Bonswitz (Kr. Lauenburg/Pom.) der von Zamory-Linie.[1][16][17][18]

Im 20. Jahrhundert und bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg besaß der Zweig von Freyhold-Hünecken das ostdeutsche Gut Dedeleben im heutigen Landkreis Harz.[1]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das heute geführte Hauptwappen der preußischen von Freyhold ist gemäß Blasonierung im Gothaischen Genealogischen Handbuch von 2020 In Silber ein mit 3 goldenen Sternen belegter roter Schrägrechtsbalken; auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein ruhender silbern-gepanzerter Schwertarm zwischen offenem schwarzen Adlerfluge.[19] Es existieren ältere Blasonierungen, welche hiervon in Details abweichen.[20]

Die Linie der von Freyhold-Ustarbowski führte zudem ein Kombinationswappen, welches sich vom Wappen der anderen Linien vor allem unterschied durch drei weiß-rot-weiße oder rot-weiß-rote Straußenfedern als Helmzier anstelle von Schwertarm und Adlerflug.[17]

Aus dem Magistratsarchiv der Stadt Dorpat ist außerdem aus dem Jahr 1754 ein hiervon vollständig abweichendes Wappen der von Freyhold überliefert, mit einer Taube mit Ölzweig auf einem Hügel sitzend im Schild, sowie als Helmzier ein wachsender Jüngling, der eine weitere Taube mit Ölzweig in der rechten Hand hält. Eine abschließende Zuordnung steht hier noch aus; als Wappeninhaber wird in der Quelle Eckart Philipp Freyhold genannt. In jedem Fall dürften dieses Wappen lediglich die im russischen Kaiserreich verbliebenen (von) Freyhold geführt haben; im preußischen Teil der Familie kommt es nicht vor.

Wappenvarianten

Bekannte Familienmitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser (Adeliges Taschenbuch). Teil B, Justus Perthes, Gotha 1942, S. 145–150.
  2. Hellbachs, J.C.: Wörterbuch des Lehnrechts. Kummer Verlag, Leipzig 1803, S. 98.
  3. Steiermärkische Geschichtsblätter. vol. 3, Graz 1882.
  4. Kneschke, Ernst H.: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 8, Leipzig 1868, S. 56
  5. Bohlen, Julius von: Geschichte des adlichen, freiherrlichen und gräflichen Geschlechts der von Krassow. Erster Theil., Berlin 1852, S. 88
  6. Jensen, W.: Die Hamburgische Kirche und ihre Geistlichen seit der Reformation, Hamburg 1958, S. 175
  7. Busch, F.H. (Hrsg.): Ergänzungen der Materialien zur Statistik und Geschichte des Kirchen- und Schulwesens der Ev.-Luth. Gemeinden in Russland, St. Petersburg, Leipzig, 1867
  8. Grech, N.I.: Notes on my life. Leningrad, Moskau, 1930
  9. Familiengeschichtliche Blätter. Jhg. 1913, S. 43.
  10. von Mülverstedt, G. A.: Ausgestorbener Preussischer Adel. Provinzen Ost- und Westpreussen. Supplement, (J. Siebmachers's großes Wappenbuch, Band 7, Abt. 3). Nürnberg 1900, S. 33.
  11. Frhr. von Ledebur, Leopold: Adelslexicon der Preußischen Monarchie. Dritter Band: T–Z. Berlin 1854, S. 8
  12. Hildebrandt, Adolf Matthias: Ausgestorbener Preussischer Adel. Provinz Pommern (J. Siebmachers's großes Wappenbuch, Band 6, Abt. 9). Nürnberg 1894, S. 26.
  13. Hochzeitsanzeige von Edward Freyhold und Agnes von Glümer im Evening Star, Washington, DC, vom 17. März 1855, Abrufdatum 26. Dezember 2019
  14. Kartographische Werke von Edward Freyhold in der Library of Congress, Abrufdatum 19. März 2019
  15. Cox, C.: History of Pennsylvania Civil War Regiments, Raleigh, NC, 2013, S. 202–203
  16. a b Genealogisches Handbuch des Adels. Band 3: Dor–F. (Band 61 der Gesamtreihe), C.A. Starke, Limburg 1975, S. 374–375
  17. a b Hildebrandt, Adolf Matthias: Ausgestorbener Preussischer Adel. Provinz Pommern (J. Siebmachers's großes Wappenbuch, Band 6, Abt. 9), Nürnberg 1894, S. 103
  18. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. Justus Perthes Verlag, Gotha 1928, S. 158
  19. a b Gothaisches Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser Band 6, Verlag Deutsches Adelsarchiv, Marburg 2020, S. 203 ff.
  20. Siebmacher, J.: Der preußische Adel. Edelleute (Nachträge und Verbesserungen), Teil 3: Bd.IV, 4.Abt., Neustadt/Aisch 1973, S. 73 u. Tafel 62