Furmanowo (Kaliningrad, Gussew)

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Siedlung
Furmanowo
I. Stannaitschen (Zweilinden)
II. Luschen

Фурманово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gussew
Erste Erwähnung 1687 (Stannaitschen)
Frühere Namen I. Stannatschen (vor 1785),
Stanneitschen (nach 1871),
Stannaitschen (bis 1938),
Zweilinden (1938–1946)

II. Luschichkeim (vor 1564),
Luschkeinenn (vor 1785),
Luschen (bis 1946),
Darwino (bis vor 2005)
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40143
Postleitzahl 238042
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 212 819 001
Geographische Lage
Koordinaten 54° 36′ N, 22° 9′ OKoordinaten: 54° 36′ 11″ N, 22° 9′ 22″ O
Furmanowo (Kaliningrad, Gussew) (Europäisches Russland)
Furmanowo (Kaliningrad, Gussew) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Furmanowo (Kaliningrad, Gussew) (Oblast Kaliningrad)
Furmanowo (Kaliningrad, Gussew) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Vorlage:Infobox Ort in Russland/Wartung/Daten

Furmanowo (russisch Фурманово, deutsch Stannaitschen, 1938 bis 1945 Zweilinden, und Luschen, litauisch Stanaičiai und Lušiai) ist ein Ort im Rajon Gussew in der russischen Oblast Kaliningrad. Der Ort gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gussew.

Geographische Lage

Furmanowo liegt drei Kilometer nordwestlich der Stadt Gussew (Gumbinnen) an der westlichen Ausfallstraße (27K-145, ehemalige deutsche Reichsstraße 1) der Stadt in Richtung Podduby (Kubbeln) an der Auffahrt zur russischen Fernstraße A 229 (auch Europastraße 28). Die nächste Bahnstation ist Gussew an der Bahnstrecke Kaliningrad–Nesterow (Königsberg–Stallupönen/Ebenrode), einem Teilstück der einstigen Preußischen Ostbahn, zur Weiterfahrt nach Moskau.

Geschichte

Stannaitschen/Zweilinden

Das damals aus einem Dorf und einer Domäne bestehende Stanneitschen[1] war 1785 ein königliches Domänenamt und wurde am 18. März 1874 ein Amtsdorf und damit namensgebend für einen neu errichten Amtsbezirk[2]. Er gehörte bis 1945 zum Kreis Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen.

In Stannaitschen waren im Jahre 1910 insgesamt 637 Einwohner gemeldet, von denen 485 zur Landgemeinde und 152 zum Gutsbezirk gehörten[3]. Ihre Zahl verringerte sich – nachdem das Gut Stannaitschen 1928 teilweise nach Kasenowsken ausgegliedert worden war – bis 1933 auf 585 und belief sich 1939 schon wieder auf 669[4].

Aus politisch-ideologischen Gründen wurde Stannaitschen am 3. Juni 1938 (amtlich bestätigt am 16. Juli 1938) in „Zweilinden“ umbenannt. Sieben Jahre später kam das Dorf in Kriegsfolge mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion.

Amtsbezirk Stannaitschen/Zweilinden

Zwischen 1874 und 1945 war Stannaitschen Zentrum des Amtsbezirks Stannaitschen, der 1939 in „Amtsbezirk Zweilinden“ umbenannt wurde. Ihm waren anfangs acht, am Ende noch sechs Kommunen zugehörig[2]:

Name Änderungsname
1938 bis 1946
Russischer Name Bemerkungen
Blumberg Lunino 1928 je zum Teil in die Landgemeinden Schunkern
bzw. Rohrfeld (Amtsbezirk Tzullkinnen) eingegliedert
Luschen Darwino, jetzt:
Furmanowo
Schmilgen
Schunkern
Sodeiken
Stannaitschen, Dorf Zweilinden Furmanowo
Stannaitschen, Domäne 1928 je zum Teil in die Landgemeinden Kasenowsken
(Amtsbezirk Tzullkinnen) bzw. Stannaitschen eingegliedert
Waiwern Seilhofen (Ostpr.) Nowosselje,
jetzt: Pokrowskoje

Am 1. Januar 1945 gehörten zum Amtsbezirk Zweilinden noch die Gemeinden: Luschen, Schmilgen, Schunkern, Seilhofen, Sodeiken und Zweilinden.

Luschen (Darwino)

Das kleine Dorf Luschen[5] war von 1874 bis 1945 in den Amtsbezirk Stannaitschen[2] (ab 1939: „Amtsbezirk Zweilinden“) eingegliedert und damit Teil des Kreises Gumbinnen im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Die Zahl der Einwohner belief sich 1910 auf 265[3] und in den Jahren 1933 bzw. 1939 auf 218 bzw. 231[4]. Luschen wurde 1945 wie alle im nördlichen Ostpreußen angesiedelten Dörfer der Sowjetunion zugeordnet und im Jahr 1947 in Darwino umbenannt.[6]

Furmanowo

Im Jahr 1947 wurde Stannaitschen nach dem sowjetischen Schriftsteller Dmitri Andrejewitsch Furmanow in Furmanowo umbenannt und gleichzeitig Sitz eines Dorfsowjets.[7] Vor 1976 wurde der Ort Darwino an Furmanowo angeschlossen.[8] Von 2008 bis 2013 gehörte Furmanowo zur städtischen Gemeinde Gussewskoje und gehört seitdem zum Stadtkreis Gussew.

Dorfsowjet/Dorfbezirk Furmanowski 1947–2008

Der Dorfsowjet Furmanowski (ru. Фурмановский сельский Совет, Furmanowski selski Sowet) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[7] Nach dem Zerfall der Sowjetunion trug die Verwaltungseinheit den Namen Dorfbezirk Furmanowski (ru. Фурмановский сельский округ, Furmanowski selski okrug). Im Jahr 2008 wurden die vier verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die städtische Gemeinde Gussewskoje (im Falle von Furmanowo und Sinjawino) und in die Landgemeinde Michailowskoje (im Falle von Lermontowo und Podduby) eingegliedert.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Apotschka (Апочка) Jodupchen, 1938–1945: „Mittenfelde“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und 2002 an den Ort Podduby angeschlossen.
Beregowoje (Береговое) Semkuhnen, 1938–1945: „Hohenwerder“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.
Bojewoje (Боевое) Klein Berschkurren, 1938–1945: „Kleinpreußenwald“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.
Darwino (Дарвино) Luschen Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1976 an den Ort Furmanowo angeschlossen.
Furmanowo (Фурманово) Stannaitschen, 1938–1945: „Zweilinden“ Verwaltungssitz
Lermontowo (Лермонтово) Ischdaggen, 1938–1945: „Branden“ Der Ort wurde 1950 umbenannt.
Lunino (Лунино) Blumberg Der Ort wurde 1950 umbenannt und verlor vor 1976 seine Eigenständigkeit.
Mirnoje (Мирное) Florkehmen, 1938–1945: „Florhof“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.
Parkowoje (Парковое) Purpesseln, 1938–1945: „Auenhof“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 an den Ort Podduby angeschlossen.
Piroschkowo (Пирожково) Rudupönen, 1938–1945: „Ringfließ“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 an den Ort Poretschje angeschlossen.
Podduby (Поддубы) Kubbeln Der Ort wurde 1947 umbenannt.
Poretschje (Поречье) Norbuden Der Ort wurde 1947 umbenannt und vermutlich um 1990 verlassen.
Retschnoje (Речное) Gerwischkehmen [Gut], 1938–1945:zu Gerwen“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.
Schachowskoje (Шаховское) Groß Berschkurren, 1938–1945: „Großpreußenwald“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.
Schtschepkino (Щепкино) Freudenhoch Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1976 verlassen.
Sinjawino (Синявино) Kampischkehmen, 1938–1945: „Angereck“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Lipowski eingeordnet.

Kirche

Stannaitschen resp. Zweilinden und Luschen waren vor 1945 mit ihrer nahezu ausnahmslos evangelischen Bevölkerung in das Kirchspiel der Altstädtischen Kirche in Gumbinnen eingepfarrt. Sie gehörte zum Kirchenkreis Gumbinnen in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Filialkirche der Altstädtischen Kirche war damals die Gumbinner Salzburger Kirche. Sie existiert heute noch und ist seit den 1990er Jahren erneut Gotteshaus und jetzt auch Pfarrkirche für die Kirchenregion Gussew in der Propstei Kaliningrad[9] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Persönlichkeiten

Aus dem Ort gebürtig

  • Heinrich von Schirmeister (* 17. August 1817 in Stannaitschen), Landrat in Ostpreußen (Insterburg und Darkehmen) sowie Mitglied des Deutschen Reichstages († 1892)

Mit dem Ort verbunden

  • Wilhelm Weidemann (1892–nach 1963), deutscher Pädagoge und Politiker (SPD und SED), war vor 1918 als Lehrer an der Stannaitscher Schule tätig

Verweise

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Zweilinden
  2. a b c Rolf Jehke, Amtsbezirk Stannaitschen/Zweilinden
  3. a b Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Gumbinnen
  4. a b Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Landkreis Gumbinnen
  5. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Luschen
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. November 1947 „Über die Umbenennung von Siedlungen der Oblast Kaliningrad“)
  7. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  8. Gemäß dem Ortsverzeichnis der Oblast Kaliningrad von 1976.
  9. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad