Gaustraße

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Die Gaustraße war eine rheinhessische Provinzialstraße zwischen dem Schillerplatz in Mainz und dem Martinsplatz in Worms. Sie wurde von 1820 bis 1830 angelegt. Ihr Verlauf entsprach weitgehend der heutigen Landesstraße 425.

Geschichte

Der Gaustein bei Dolgesheim wurde um 1831 zur Erinnerung an den Bau der Gaustraße errichtet.

Die Straße, die vom Neutor in Mainz ausging und an der Wormser Martinspforte endete, war eine wichtige Fernverbindung und bis in die 1970er Jahre eine Entlastungsstraße der Bundesstraße 9. Nach Fertigstellung der Autobahnabschnitte Mainz bis Alzey der Bundesautobahn 63 (ehemals: Kaiserstraße zwischen Alzey und Mainz bzw. Bundesstraße 40) und via Autobahnkreuz Alzey nach Worms über die Bundesautobahn 61 haben die Autobahnen die Hauptverkehrslast übernommen. Die Gaustraße verläuft nun in der gedachten Mitte zwischen der B9 und den beiden Autobahnen. Sie verlief früher anders als heute, da sie die Dörfer mied. Nur Mommenheim und Weinolsheim wurden von ihr berührt.

Die Straße wurde zwischen 1820 und 1830 von der großherzoglich-hessischen Regierung auf einer Gesamtlänge von 18.313 hessischen Klaftern (45.782,5 m) ausgebaut, wovon 1.981 Klafter (4.952,5 m) innerorts verliefen. Die Straßenbreite außerhalb der Ortschaften betrug im Abschnitt zwischen Mainz und Westhofen 30 hessische Fuß (7,5 m) und im Abschnitt zwischen Westhofen und Worms 32 Fuß (8,0 m). Zwischen Mainz und Hechtsheim sowie zwischen Abenheim und Worms wurde eine befestigte Mittelfahrbahn von 18 Fuß (4,5 m) Breite von beidseitigen Fußwegen von je 6 bzw. 7 Fuß (1,5 bzw. 1,75 m) Breite begleitet. Im Mittelabschnitt zwischen Hechtsheim und Abenheim bestand die Straße aus einer befestigten Chaussee von 12 Fuß (4,0 m) Breite, die von einem Sommerweg und einem Fußpfad begleitet wurden. Im Verlauf der Straße wurden insgesamt fünf Brücken mit einer lichten Weite von jeweils 10 Fuß (2,5 m) sowie dreizehn kleinere Durchlässe angelegt. Das Baumaterial für die Chaussee, Kalkstein nördlich von Abenheim und Kies südlich davon, wurde in der näheren Umgebung der Straße gewonnen. Die Gesamtkosten betrugen einschließlich der 8.166 gepflanzten Bäume 116.169 fl. und 31 kr., wovon das Großherzogtum Hessen 41.500 fl. und die Gemeinden im Einzugsbereich der Gaustraße die Restsumme aufbrachten.[1]

Nach Fertigstellung der Gaustraße wurde zur Erinnerung zwischen Dolgesheim und Hillesheim 1831 ein Denkmal errichtet. Das Straßendenkmal Gaustein ist eine monumentale klassizistische Säule,[2] in der die Namen aller Gemeinden eingemeißelt sind, die sich an der Finanzierung der Gaustraße beteiligen mussten.[3]

Streckenverlauf

Das Gautor in Mainz wird kurz vor dem nördlichen Endpunkt der Gaustraße passiert.
Einmündung der Gaustraße in den Marktplatz in Westhofen (Bildmitte).
Das Haus Martinspforte in Worms steht in der Nähe des südlichen Endpunkts der Gaustraße.

Die Straße folgt den natürlichen Bodenerhebungen und überwindet deshalb zahlreiche Höhenunterschiede. Aus der Hechtsheimer Gemarkung steigt die Gaustraße von 120 m Höhenlage auf 204 m bei Gau-Bischofsheim an. Nach Harxheim fällt sie steil auf 140 m ab. Südlich von Mommenheim verläuft sie über eine Bodenwelle beim Nazarienberg hinunter ins Selztal in 110 m Höhe. Bei Köngernheim besteht die Möglichkeit auf die heutige Bundesstraße 420 in Ost-West-Richtung zu wechseln. Bleibt man auf der Gaustraße werden kurz hinter Friesenheim wieder 202 m auf kurzer Strecke erreicht, diese Höhe hält sie beinahe bis vor Hillesheim. Von Dolgesheim nach Hillesheim geht es wieder abwärts bis auf 130 m.

Der historische Verlauf der Gaustraße lässt sich anhand von Karten sowie aus der noch heute bestehenden Straßennamensgebung wie folgt nachvollziehen (von Nord nach Süd):[4][5]

ursprüngliche Strecke:[1]

  • Mainz
    • Beginn am Neutor
    • Auf der Steig
    • Hechtsheimer Straße
  • (MZ)-Hechtsheim
    • Alte Mainzer Straße
    • Heuerstraße
    • Rheinhessenstraße (L 425)

jüngere Strecke:

  • Mainz
  • (MZ)-Hechtsheim
    • Rheinhessenstraße (L 425)
  • Gau-Bischofsheim auf Harxheimer Gemarkung westlich tangierend
  • Harxheim
    • Mainzer Straße (L 425)
    • Gaustraße (L 425)
  • Mommenheim (alte Streckenführung; neue Ortsumfahrung der L 425 westlich des Ortes)
    • Gaustraße
  • Selzen
    • Gaustraße (L 425)
  • Köngernheim
    • Gaustraße (L 425)
    • Oppenheimer Straße (L 425)
    • Gaustraße (L 425)
  • Friesenheim
    • Gaustraße (L 425)
  • Weinolsheim
    • Friesenheimer Straße (L 425)
    • Gaustraße (L 425)
  • Dolgesheim (alte Streckenführung; neue Ortsumfahrung der L 425 östlich des Ortes)
    • Weinolsheimer Straße
    • Gaustraße
  • Hillesheim (alte Streckenführung; neue Ortsumfahrung der L 425 westlich des Ortes)
    • Dolgesheimer Straße
    • Obergasse
    • Bahnhofstraße
  • Frettenheim (östlich des Ortes passierend)
    • L 425
  • (Dittelsheim)-Heßloch
    • Hillesheimer Straße (L 425)
    • Dalbergstraße (L 425)
    • Gaustraße (L 425)
    • Spitalstraße (L 425)
  • westlich von Bechtheim
    • L 425
  • Westhofen
    • Mainzer Straße (L 425)
    • Am Markt (L 425)
    • Wormser Straße (L 425)
  • (WO)-Abenheim
    • Westhofener Straße (L 425)
    • Wonnegaustraße (K 18)
  • (WO)-Herrnsheim
    • Emmrich-Joseph-Straße (K 18 / L 439)
    • Gaugasse (L 439)
    • Herrnsheimer Hauptstraße (L 439)
  • (WO)-Neuhausen
    • Gaustraße (L 439)
  • Worms
    • Gaustraße (L 439 bzw. Gemeindestraße)
    • Ende an der Martinspforte

Gaustraßen weiter östlich

Östlich der eigentlichen Gaustraße tragen noch weitere Straßen, die in diese einmünden, diesen Namen:

  • die Straße von Bodenheim nach Gau-Bischofsheim (dort Einmündung) innerhalb der Ortslage von Bodenheim.
  • die Straße von Oppenheim nach Dexheim innerhalb der Ortslage von Oppenheim – die westliche Pforte der Stadtbefestigung hieß ebenfalls Gautor.[6] Die Straße geht weiter über Dalheim und mündet in Weinolsheim ein.
  • die Straße von Bechtheim in Richtung Monzernheim (L 409) innerhalb der Ortslage von Bechtheim (trifft zwischen Heßloch und Westhofen auf die eigentliche Gaustraße).

Literatur

  • Werner Lang: Die Gaustraße; in: Heimatbuch Landkreis Mainz; Druck Wilhelm Traumüller, Oppenheim am Rhein 1967
  • W. Heße: Rheinhessen in seiner Entwickelung von 1798 bis Ende 1834, Verlag von Florian Kupferberg, Mainz 1835

Einzelnachweise

  1. a b W. Heße: Rheinhessen in seiner Entwickelung von 1798 bis Ende 1834, Verlag von Florian Kupferberg, Mainz 1835, S. 247–259.
  2. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Mainz-Bingen (PDF; 8,1 MB). Mainz 2015. S. 47.
  3. W. Heße: Rheinhessen in seiner Entwickelung von 1798 bis Ende 1834, Verlag von Florian Kupferberg, Mainz 1835, S. 196.
  4. Karte zu: Harald Uhlig: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 150 Mainz. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1964. → Online-Karte (PDF; 4,7 MB) – auf Basis der Karte des Deutschen Reichs 1:200.000
  5. Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise)
  6. Werner Lang: Heimatbuch – Landkreis Mainz; S. 124