Geschichte von Wales

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Die Geschichte von Wales ist die Geschichte von Wales als einem Teil des Vereinigten Königreichs. Es ist der kleinste Landesteil von Großbritannien, der westlich von England liegt.

Vorgeschichte

Paläolithikum

Die frühesten archäologischen Funde aus Wales stammen aus der Altsteinzeit. Der berühmteste ist wohl die Red Lady of Paviland aus den Höhlen von Paviland. Von dem Entdecker, William Buckland, 1823 für eine Frau gehalten, identifiziert man das Skelett heute als einen jungen Mann, der mit Hilfe der Radiokohlenstoffdatierung auf ein Alter von 30.000 Jahren[1] bzw. 33.000 Jahren[2] datiert wurde. Der Fund war von den Knochen kälteliebender Tiere wie Höhlenbär (Ursus arctos), Rentier (Rangifer tarandus) und Wollnashorn (Coleodonta antiquitatis) begleitet und stammt demnach vermutlich aus der Denekamp-Warmperiode der Weichsel-Kaltzeit, der archäologischen Epoche des Aurignacien II. Während des letzten Höhepunkts der Eiszeit vor rund 22.000 Jahren war Wales vermutlich unbesiedelt; man nimmt eine Wiederbesiedlung vom Kontinent ausgehend um 12.000–13.000 BP an. Hoyle's Mouth Cave in Pembrokeshire, mit zahlreichen Rückenmesserfunden und (Feuersteinartefakten) ist ein Beispiel für die epipaläolitische Besiedlung. Aus der gleichen Zeit stammt die Ritzzeichnung eines Rentiers, die 2010 in einer Höhle auf der Gower-Halbinsel entdeckt wurde und die wohl die älteste Felskunst Großbritanniens darstellt.[3]

Mesolithikum

Funde aus dem Mesolithikum sind zahlreicher, besonders an der Küste (z. B. Prestatyn in Nordwales). Ein neues Forschungsprojekt stellt die Ausgrabung auf Caldey Island in Pembrokeshire, South Wales dar, wo versucht wird, die Verschiebungen in der Ernährung durch Isotopenanalyse festzustellen. Die letzten mesolithischen Funde menschlicher Überreste stammen von ca. 5000 v. Chr., die frühesten neolithischen konnten auf etwa 3150 v. Chr. datiert werden, obwohl die Besiedlung der Region bereits früher erfolgte.

Neolithikum

Das Neolithikum beginnt in Wales im 4. Jahrtausend v. Chr. Während Causewayed camps und Henge-Monument im Vergleich zu England kaum vorkommen, besteht eine eindrucksvolle Hinterlassenschaft aus der Jungsteinzeit in etwa 40 Alignements, diversen Menhiren und über 150 erhaltenen Megalithanlagen, insbesondere in Caernarvonshire und auf Anglesey (je etwa 23) und in Pembrokeshire (etwa 40). Etwa 50 Anlagen liegen in Langhügeln, der Rest hat runde (vermutlich ältere, da sie auch überbaut wurden) oder andere Formen. Einige der Stätten haben bekannte Namen und wurden den vergangenen 200 Jahren mehrfach erforscht und beschrieben. Darunter sind Bryn Celli Ddu, Capel Garmon, Ffostill North, Gwernvale, Nicholaston, Parc Cwm, Pen y Wyrlod II, Pentre Ifan, Tinkinswood, Ty Illtyd und Ty Isaf. Aber erst die jüngst untersuchten Stätten (Dyffryn Ardudwy und Gwernvale) haben akzeptable Rückschlüsse auf die Geschichte der Anlagen erbracht. Die organischen Überreste des Frühneolithikums sind spärlich, aber in Gwernvale in Powys (am Ortsrand von Crickhowell) hat man vor dem Steingrab die Reste eines Holzbaues entdeckt.

Bronzezeit

Die Bronzezeit in Wales dauerte ca. von 2500 bis 750 v. Chr., wobei die Glockenbecherkultur (2500–1400 v. Chr.) bereits zur Bronzezeit gerechnet ist, während man sie in der kontinentalen Chronologie dem Endneolithikum zurechnet. In dieser Periode entstanden über 30 Steinkreise, die etwa fünf Prozent der Gesamtzahl in Großbritannien ausmachen. Hinzu kamen dreieckige und quadratische Steingehege. Die walisischen Kreise, einschließlich der von Penmaenmawr in Caernarvonshire (Griffiths 1960; Lynch 1995), sind fast alle bronzezeitlich.

Eisenzeit, Kelten und Römer

Römische Mauer bei Caerwent

Ob die Kelten tatsächlich zu Beginn der Eisenzeit (750 v. Chr. bis 48 n. Chr.) in mehreren Wellen aus Kontinentaleuropa einwanderten, wie es bis Ende der 1960er anerkannte Lehrmeinung war, wird heute stark bezweifelt. Dazu konnte man bis heute nichts Genaueres herausfinden.

Münzfunde belegen in Wales während der Eisenzeit mehrere Kleinkönigreiche. Die Deceangli saßen im Nordosten, die Ordovizier im Nordwesten, die Demeter im Südwesten und Silurer im Südosten und die Cornovii im Grenzgebiet zu England. Während der Eisenzeit war Wales fast völlig akeramisch, es gibt aber reiche Funde von Metallgegenständen. Von diesen Stämmen waren die im Südosten ansässigen Siluren und die Ordovicen in Zentral- und Nordwest-Wales die größten und mächtigsten. Sie leisteten auch beim Vordringen der römischen Invasoren nach Wales den größten Widerstand.

Den ersten römischen Angriff begann der Legat Publius Ostorius Scapula im Jahre 48 n. Chr. Zuerst unterwarf seine Armee die Deceangli, die nur geringen Widerstand leisteten. Der Kampf gegen Siluren und Ordovicen hingegen sollte mehrere Jahre andauern. Sie wurden zuerst vom Renegaten Caratacus angeführt, der ursprünglich aus dem Südosten Britanniens stammte. Als die Siluren in einer Schlacht besiegt wurden, wechselte er auf das Territorium der Ordovicen, wo er aber 51 n. Chr. gestellt und von Scapulas Truppen geschlagen wurde. Dennoch konnte er noch einmal entkommen und floh zu den Briganten im Norden, die ihn aber umgehend an die Römer auslieferten. Caratacus wurde nach Rom verschleppt, wo seine würdevolle Haltung so großen Eindruck beim römischen Volk hinterließ, dass sein Leben verschont wurde.

Die Siluren hatten aber noch nicht aufgegeben und begannen nun einen harten Guerillakrieg gegen die Römer. Scapula starb noch während des Feldzugs, ohne sie endgültig unterworfen zu haben. Nach seinem Tod errangen diese sogar einen Sieg gegen die Legio II Augusta. Unter der Statthalterschaft des Caius Suetonius Paulinus gab es keine weiteren Versuche, die römische Herrschaft auf ganz Wales auszudehnen, stattdessen marschierte er 60 oder 61 n. Chr. nach Norden und besetzte die Insel Anglesey (Mona), deren großes Druidenheiligtum, das ein Zentrum des Widerstandes gegen die Römer gewesen war, dabei zerstört wurde. Infolge des für die römische Herrschaft sehr gefährlichen Aufstandes der südöstlichen Stämme unter Boudica musste er jedoch seinen Feldzug abbrechen und eilig in den Südosten zurückkehren, um die Rebellion wieder niederzuschlagen. Die Siluren wurden erst durch mehrere Kampagnen, die von Sextus Julius Frontinus geführt wurden, im Jahre 78 n. Chr. endgültig besiegt. Sein Nachfolger Gnaeus Iulius Agricola unterwarf zu Beginn des Jahres 79 n. Chr. schließlich auch die Ordovicen und besetzte erneut Anglesey.

Die Römer kontrollierten nun den größten Teil von Wales und errichteten zur Absicherung ihrer Herrschaft zahlreiche Straßen und Kastelle, beuteten die Bodenschätze aus, trieben Handel und modernisierten die Wirtschaft. Es war nun Teil der Provinz Britannia Superior, ab der Spätantike der Britannia Prima, die den ganzen Westen Britanniens mit einschloss. Das Interesse an diesem rauen und gebirgigen Teil Britanniens war abgesehen vom Goldbergbau in Wales gering, da es hier wenig fruchtbares Ackerland gab. Die meisten noch sichtbaren römischen Überreste in Wales sind militärischer Natur. Das Land wurde größtenteils von den Legionslagern in Deva (Chester) und Isca (Caerleon) beherrscht, die durch gut ausgebaute Straßen mit den großen Hilfstruppenlagern Segontium und Moridunum (Carmarthen) verbunden waren. Die Römer gründeten hier nur eine größere Stadt, Venta Silurum (Caerwent), und auch das Kastell Moridunum wandelte sich in späterer Zeit in eine Zivilsiedlung um.

Von Magnus Maximus wird behauptet, er sei verantwortlich für den Abzug eines Großteiles der römischen Truppen aus Wales, 20 Jahre bevor Britannien 410 von den Römern aufgegeben und sich selbst überlassen wurde. Daraufhin nahmen die Überfälle irischer Seeräuber zu, so dass die Kastelle schließlich aufgegeben werden mussten, da sie nicht mehr zu verteidigen waren. Im walisischen Epos Mabinogion tritt Maximus als Macsen Wledig auf, verheiratet mit Elen Luyddawg, der Tochter eines Clanführers aus der Region um Segontium. Diese Geschichte ist wahrscheinlich nur eine Legende, dennoch gibt es einige Anhaltspunkte dafür, dass sie auf einem historischen Kern beruht.

Völkerwanderungszeit und frühes Mittelalter

Infolge der Völkerwanderung germanischer gentes (gens, gentis = Geschlecht, Gattung, Volk) nach Westen wurde die Aufrechterhaltung der römischen Besatzung von Britannien immer schwieriger. Neben einer allgemeinen Schwächung der römischen Macht in Europa bedingte vielleicht die Ankunft der Angeln und Sachsen in Britannien den Rückzug der letzten römischen Legionen im Jahre 410. Vielleicht bedingte aber auch der Abzug der Römer die Ankunft der Angeln, Sachsen und Jüten. Während einige Forscher annehmen, die Angelsachsen seien schon um 380 nach Britannien gelangt – zunächst auf Einladung der Römer –, geht die Mehrheit der Historiker davon aus, dass dies um 440 geschah.

Römisch beeinflusste Kleinreiche rangen mit den Angeln und Sachsen um die Vorherrschaft im östlichen Britannien, während Wales sich selbst überlassen blieb. Infolgedessen wurde Wales von seinen keltischen Nachbarn in Schottland und Cornwall abgeschnitten, auch wenn Spuren römischer Zivilisation noch längere Zeit erhalten blieben – so setzte man noch im 6. Jahrhundert lateinische Inschriften, in denen korrekt nach Consuln datiert wurde. Zudem bezeugen archäologische Funde nun sogar direkten Seehandel mit dem Mittelmeerraum. Insgesamt aber dominierte in Wales zuletzt das keltische Element.

Es folgten die Dunklen Jahrhunderte, aus denen kaum schriftliche Überlieferungen vorliegen. Wales wurde in eine Vielzahl von teils irischen Kleinkönigreichen der Déisi[4] aufgeteilt, so dass ein beachtlicher Teil von Ogam-Steinen in Wales zu finden ist. Es gab kaum Herrscher, die das ganze Land regierten; der erste war offenbar Rhodri Mawr während des 9. Jahrhunderts. Rhodris Enkel Hywel ap Cadell mit dem Beinamen "der Gute" (Hywel Dda) kodifizierte erstmals das traditionelle walisische Recht. Nach Jahrzehnten der Instabilität, die seinem Tod folgten, gelang es Gruffydd ap Llywelyn, nach 1039 einen Großteil von Wales unter sich zu vereinigen. Im Kampf gegen Harold von Wessex verlor Wales mit ihm 1063 seinen bis dahin mächtigsten Herrscher.[5]

Ein großes Problem, nationale Einheit zu erreichen, war das auf keltischen Bräuchen basierende Erbrecht in Wales. Alle Söhne erhielten den gleichen Teil der Besitztümer ihres Vaters (auch alle illegitimen Söhne). So liberal das System auch war, die Folgen waren oft mörderische Gewalt und die erneute Teilung der kleinen Ländereien in immer kleinere.

Die walisischen Fürstentümer im 11. Jahrhundert vor der englischen Eroberung

Englische Eroberung

Unmittelbar nach der normannischen Eroberung von England beauftragte Wilhelm der Eroberer mehrere seiner Vertrauten mit der aktiven Grenzverteidigung gegen die walisischen Fürstentümer. Nach dem Tod von Gruffydd ap Llywelyn war Wales wieder in mehrere Fürstentümer zerfallen, und die Normannen waren den untereinander zerstrittenen walisischen Fürsten militärisch überlegen, so dass sie bis Ende des 11. Jahrhunderts weite Teile von Nord- und Südostwales erobern konnten. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts intensivierte sich die englische Eroberung, als der englische König Heinrich I. nicht nur Burgen zur Sicherung der Eroberungen und zum Eintreiben von Tributen errichten ließ, sondern auch Siedler zur Kolonisierung nach Wales holte. Nach dem Tod von Heinrich I. konnten die Waliser jedoch in einem Aufstand gegen die englische Herrschaft weite Gebiete zurückerobern, und begünstigt durch die Anarchy in England konnten die Fürsten von Gwynedd, Powys und Deheubarth weitere Gebiete zurückerobern. Nach dem Ende der Anarchy in England versuchte der neue König Heinrich II., durch mehrere Feldzüge nach Wales die englische Oberherrschaft wiederherzustellen, doch schließlich musste er 1171 mit Fürst Rhys ap Gruffydd von Deheubarth einen Vertrag schließen, der dazu führte, dass Wales in Marcha Wallie, den von den Anglonormannen beherrschten Welsh Marches, und Pura Wallia, den walisischen Fürstentümern, geteilt blieb. Durch Erbteilungen und Erbfolgekämpfe zerfielen jedoch nach 1160 Powys und nach dem Tod von Owain Gwynedd 1170 Gwynedd in mehrere Teilfürstentümer. Als nach dem Tod von Lord Rhys 1197 auch in Deheubarth Erbfolgekriege zwischen seinen Söhnen ausbrachen, versuchte der englische König Johann Ohneland durch Bündnisse, Versprechungen und Feldzüge seine Macht in Wales auszuweiten. Mit zwei Feldzügen konnte er bis 1211 Llywelyn ab Iorwerth, der die Teilfürstentümer von Gwynedd wieder vereint hatte, unterwerfen, doch wegen seines Konflikts mit der Adelsopposition in England zerfiel seine Vorherrschaft über Wales wieder. Im Gegenzug konnte Llywelyn ab Iorwerth 1215 bei den Verhandlungen über die Magna Carta Vorteile für Wales erzielen, er besetzte Powys Wenwynwyn und durch das Abkommen von Aberdyfi konnte er 1216 auch die Oberherrschaft über die Teilfürstentümer von Deheubarth erlangen. Damit waren die anderen walisischen Fürstentümer entweder von England oder von Gwynedd abhängig geworden. Nach dem Tod von Llywelyn ab Iorwerth konnte König Heinrich III. jedoch weite Teile von Nordostwales zurückerobern, was ihm die Fürsten von Gwynedd 1247 im Vertrag von Woodstock bestätigen mussten. Nachdem jedoch Llywelyn ap Gruffydd 1255 die Alleinherrschaft über Gwynedd erlangt hatte, konnte er nach und nach weitere englische und walisische Gebiete unter seine Kontrolle bringen. Ab 1258 nannte er sich Fürst von Wales, ein Titel, den Heinrich III. schließlich 1267 im Vertrag von Montgomery anerkennen musste. Damit hatte Llywelyn ap Gruffydd den Höhepunkt seiner Macht erreicht. In den nächsten Jahren kam es jedoch zu weiteren Konflikten mit den englischen Marcher Lords, und schließlich führte der Machtkampf zwischen Gwynedd und England zu zwei Kriegen von 1276 bis 1277 und von 1282 bis 1283, die zur Eroberung von Wales durch König Eduard I. führte. Eduard I. unterstellte im Statut von Rhuddlan 1284 weite Teile von Wales als Fürstentum Wales dem englischen Rechtssystem und der direkten Herrschaft des Königs. 1301 ernannte er seinen Sohn Eduard zum Prince of Wales, womit dieser Titel zum Titel der englischen Thronfolger wurde, doch blieb Wales weiter dem König direkt unterstellt. Nach der Eroberung der walisischen Fürstentümer versuchten die englische Könige, die Autonomie der englischen Marcher Lords einzuschränken. Gegen die harte englische Herrschaft erhob sich 1400 Owain Glyndŵr, ein Nachfahre der walisischen Fürsten, der sich selbst zum Fürst von Wales erklärte. Seine Rebellion war zunächst erfolgreich, und er konnte weite Teile von Wales unter seine Kontrolle bringen. Letztlich konnte er jedoch seine Vision eines selbständigen walisischen Staats nicht verwirklichen, und bis 1409 hatten die Engländer Wales zurückerobert. Durch die Feldzüge zur Niederschlagung der Rebellion waren weite Teile von Wales verwüstet, die Wirtschaft lag darnieder und die walisische Bevölkerung war weitgehend entrechtet worden. In den Rosenkriegen war Wales nur ein Nebenkriegsschauplatz, auf dem sich die Lancastrianer bis 1468 in Harlech Castle halten konnten. 1485 landete der walisischstämmige Lancastrianer Henry Tudor in Pembrokeshire und erkämpfte sich den englischen Thron durch den Sieg in der Schlacht von Bosworth. Die Hoffnungen der Waliser, durch ihn als König mehr Rechte und Freiheiten zu erhalten, erfüllten sich jedoch nicht. Henry Tudors Sohn König Heinrich VIII. gliederte bis 1542 mit den Gesetzen zur Eingliederung von Wales das Land endgültig in England ein.

Wales um 1234 mit den Baronien der Welsh Marches und den walisischen Fürstentümern (grün)

Industrialisierung und Neuzeit

In späteren Jahrhunderten wurden Teile von Wales stark industrialisiert. Wales hatte umfangreiche Rohstoffvorkommen, der Schiefersteinbruch von Penrhyn war Ende des 19. Jahrhunderts das bis dahin größte von Menschenhand erzeugte Loch im Erdboden. Die Zeit zwischen 1830 und 1850 war von Unruhen und Aufständen geprägt. 1831 wurde ein Aufstand in Merthyr Tydfil blutig niedergeschlagen. 1839 rebellierten Chartisten in der Region um Casnewydd, Newport. Im selben Jahr sowie 1842 bis 1843 wurden von Vertretern der Landbevölkerung in Südwest-Wales mit Zentrum in Carmarthenshire die sogenannten Rebecca Riots durchgeführt, welche die Abschaffung der Maut auf den neuen Turnpike Roads zur Folge hatten[6]. Für zusätzliche Spannungen sorgte 1847 die Publikation eines im Wesentlichen von anglikanischen Geistlichen erarbeiteten Parlamentsreports (Blue book), welcher die Bevölkerung von Wales als „faul und moralisch schwach“ bezeichnete und die Schuld dafür der Zugehörigkeit zu nonkonformistischen Kirchen und der Nichtbeherrschung der englischen Sprache gab.[7] Wales wurde in den folgenden Jahrzehnten eine Hochburg der Gewerkschaften, des Syndikalismus und Sozialismus. Von 1901 bis 1903 wurde der Steinbruch von Penrhyn bestreikt, wobei gelegentliche Auseinandersetzungen nicht ausblieben. Wiederholt wurde in dieser Zeit auch Militär eingesetzt, um Streiks niederzuschlagen. Bei einem Eisenbahnstreik 1911 wurden zwei Arbeiter vom Militär erschossen. Das erste Mitglied der Labourpartei im Parlament, Keir Hardie, wurde für den walisischen Wahlkreis von Merthyr im Jahr 1900 gewählt. Religiöser Nonkonformismus prägte die walisische Gesellschaft in dieser Zeit.

Nationalismus wurde eine größere Erscheinung im 20. Jahrhundert mit der politischen Partei Plaid Cymru, die 1966 ihren ersten Parlamentssitz erringen konnte. Größtenteils als Ergebnis dessen wurde Dezentralisierung zu einem Hauptanliegen der Labour Party, und 1998 wurde schließlich nach einem Referendum die Nationalversammlung von Wales gebildet, die die Vollmacht über die öffentlichen Ausgaben innerhalb von Wales erhielt.

Siehe auch

Literatur

  • Frances Lynch, Stephen Aldhouse-Green, Jeffrey L. Davies: Prehistoric Wales. Sutton, London 2000, ISBN 0-7509-2165-X.
  • Rodney Castleden, Neolithic Britain: New Stone Age Sites of England, Scotland, and Wales. Routledge, London 1992, ISBN 0-415-05845-7.
  • Vicky Cummings, Alasdair Whittle: Places of Virtue. Megaliths in the Neolithic Landscapes of Wales. Oxbow books 2004.
  • John Davies: A History of Wales. Penguin, London 1994, ISBN 0-14-014581-8.
  • Rees R. Davies: The Age of Conquest. Wales 1063-1415. Oxford University Press, Oxford 1991, ISBN 0-19-820198-2
  • David Walker: Medieval Wales. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-32317-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert E. M. Hedges et al.: Radiocarbon dates from the Oxford AMS system: Archaeometry datelist 9. In: Archaeometry. Band 31, Nr. 1989, S. 207–234, DOI:10.1111/j.1475-4754.1989.tb01015.x
  2. Roger M. Jacobi und Tom Higham: The „Red Lady“ ages gracefully: new ultrafiltration AMS determinations from Paviland. In: Journal of Human Evolution. Band 55, Nr. 5, 2008, S. 898–907, doi:10.1016/j.jhevol.2008.08.007
  3. Älteste Felskunst Großbritanniens in: epoc, Heft 6/2011, Seite 11
  4. Die Déisi waren eine Gesellschaftsschicht im frühen Irland. Der altirische Begriff leitet sich von „dies“ ab, was ursprünglich "Vasall" oder "Subjekt"; bedeutet. Es waren zunächst Pächter oder Vasallen von Grundbesitzern. Später wurde Déisi der Name für Gruppen in verschiedenen Clans. Die Déisi hatten kaum verwandtschaftliche Beziehungen, obwohl sie als genetisch einheitlich behandelt wurden. Während des Frühmittelalters hatten einige Deisi-Gruppen in Teilen Irlands großen politischen Einfluss. Sie zerstörten 864 die Wikingersiedlung von Youghal in Irland. Berühmt wurden die Dal gCais des Brian Boru
  5. Bernhard Maier: Die Kelten. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. C. H. Beck, Ulm 2003², S. 177
  6. John Davies: A History of Wales Penguin, London 1994, S. 366–367 und S. 377–382.
  7. John Davies: A History of Wales. Penguin, London 1994, S. 391–393.