Großmeister für Schachkomposition

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. September 2016 um 14:10 Uhr durch CommonsDelinker (Diskussion | Beiträge) (Hans-Peter_Rehm_2007.jpg entfernt, auf Commons von Jcb gelöscht. Grund: No OTRS permission for 30 days). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Großmeister für Schachkomposition ist ein seit 1972 vergebener Titel für Verfasser von Schachaufgaben, die in FIDE-Alben von einem Expertenkomitee anthologisch ausgewählt und nachgedruckt werden. Seine Verleihung erfolgt durch die 1956 zunächst als Unterabteilung des Weltschachbunds FIDE gegründete und nach ihrer Unabhängigkeit vom Weltschachbund 2010 als Partnerorganisation restrukturierte World Federation for Chess Composition (WFCC).[1]

Der erste vergebene Titel war der 1959 honoris causa und 1961 nach den unten aufgeführten Punktregeln vergebene Internationale Meister der Schachkomposition, der unter dem Großmeistertitel steht. 1990 wurde der wiederum niedrigere Titel FIDE-Meister der Schachkomposition eingeführt. Seit 1986 wird auch der Ehrentitel Honorary Master vergeben.

Titel im Lösen von Schachkompositionen werden nach Erfolgen in Turnieren vergeben. Obwohl zur Ermittlung der Lösestärke ein der Elo-Zahl ähnliches System angewandt wird, ist die Titelvergabe von der Ratingzahl unabhängig.

Titelvoraussetzungen

Titel im Schaffen von Schachkompositionen werden nach einem Punktesystem vergeben, bei dem jede in einem FIDE-Album erschienene Aufgabe dem Autor einen Punkt einbringt. Davon abweichend erhalten Schachstudien 1,67 Punkte. Bei mehreren Autoren einer Aufgabe erhält jeder Autor zu gleichen Teilen eine anteilige Punktzahl, etwa die halbe Punktzahl bei zwei Autoren oder ein Drittel der Punkte bei drei Autoren.

Für die Titel des FIDE-Meisters, Internationalen Meisters und Großmeisters für Schachkomposition werden diese Punkte als Bewertungsgrundlage benutzt, während der Titel des Honorary Masters davon unabhängig ist.

Für die Titel im Lösen von Schachkompositionen werden Erfolge bei den offiziellen Löseweltmeisterschaften verlangt.

Titel für Komponisten Punkte Entsprechung der Punkte Erstvergabe Titelträger
Großmeister[2] 70 70 Probleme oder 42 Studien 1972 59
Internationaler Meister[3] 25 25 Probleme oder 15 Studien 1959, 1961 152
FIDE-Meister[4] 12 12 Probleme oder 8 Studien 1990 157
Honorary Master[5] 0[6] entfällt 1986 20

Während für den Titel des Großmeisters und Internationalen Meisters eine Teilnahme an der Löseweltmeisterschaft World Chess Solving Championship (WCSC) vorausgesetzt wird und Erfolge in einer bestimmten Anzahl konsekutiver Turniere, jedoch nicht unbedingt direkt aufeinander folgend, erreicht werden müssen, kann der FIDE-Meister-Titel bei beliebigen offiziellen WFCC-Lösemeisterschaften erreicht werden. Für den Internationalen Meistertitel ist es alternativ auch ausreichend, einmal die Punktzahl des WCSC-Siegers zu erreichen.[7]

Titel für Löser Punkte Platzierung Turniere Erstvergabe Titelträger
Großmeister[8] 90 Prozent des WCSC-Siegers je 1-10 3 von 10 WCSC 1982 26
Internationaler Meister[9] 80 Prozent des WCSC-Siegers je 1-15 2 von 5 WCSC 1982 54
oder 100 Prozent des WCSC-Siegers 1-15 1 WCSC
FIDE-Meister[10] 75 Prozent des Siegers obere 40 Prozent 2 beliebige 1997 58

Titel für Autoren von Schachkompositionen

Großmeister für Schachkomposition

Josif Kricheli (1985)
Dawit Gurgenidse und Jan Rusinek (Bratislava 1993)
Bo Lindgren und Norman Macleod (Benidorm 1990)
Alexander Guljajew/Grin (um 1985)

Der Großmeistertitel ist der höchste Meistertitel für Ersteller von Schachkompositionen. Seit seiner Erstvergabe 1972 wurde der Titel an 78 Personen vergeben. Der Österreicher Camillo Gamnitzer hatte zwar bis 2009 die formalen Anforderungen erfüllt, doch wurde dies erst nach dem Weltkongress der Schachkomposition, bei dem die Titel ausgeteilt werden, festgestellt, woraufhin die zukünftige Titelvergabe bestätigt wurde.[11]

György Páros, Jacobus Haring, Norman Macleod und Matti Myllyniemi wurde der Titel postum verliehen, da diese erst nach ihrem Tod die erforderliche Punktzahl erreichten.

Jahr der Vergabe Name Nation Geboren[12] Gestorben
1972 Genrich Gasparjan Sowjetunion 1955 Sowjetunion 27.02.1910 27.12.1995
1972 Lew Loschinski Sowjetunion 1955 Sowjetunion 17.01.1913 19.02.1976
1972 Comins Mansfield Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 14.06.1896 28.03.1984
1972 Eeltje Visserman Niederlande Niederlande 24.01.1922 23.03.1978
1976 Wladimir Bron Sowjetunion 1955 Sowjetunion 14.09.1909 01.10.1985
1976 Jindřich Fritz Tschechoslowakei Tschechoslowakei 15.06.1912 09.11.1984
1976 Wladimir Korolkow Sowjetunion 1955 Sowjetunion 07.11.1907 01.05.1987
1976 Vladimír Pachman Tschechoslowakei Tschechoslowakei 16.04.1918 08.08.1984
1976 György Páros Ungarn 1957 Ungarn 28.04.1910 17.12.1975
1976 Nenad Petrović Kroatien Kroatien 07.09.1907 09.11.1989
1980 György Bakcsi Ungarn 1957 Ungarn 06.04.1933
1980 Hrvoje Bartolović Kroatien Kroatien 15.06.1932 03.11.2005
1980 Bo Lindgren Schweden Schweden 16.02.1927 04.06.2011
1980 Gia Nadareischwili Sowjetunion 1955 Sowjetunion 22.09.1921 03.10.1991
1980 Walentin Rudenko Ukraine Sozialistische Sowjetrepublik Ukrainische SSR 19.02.1938 02.04.2016
1984 Claude Goumondy Frankreich Frankreich 19.07.1946
1984 Josif Kricheli Sowjetunion 1955 Sowjetunion 10.05.1931 22.09.1988
1984 Petko Petkow Vorlage:BUL-1971 27.02.1942
1984 Hans-Peter Rehm Deutschland Deutschland 28.11.1942
1984 Touw Hian Bwee Indonesien Indonesien 18.11.1943
1988 Cornelis Goldschmeding Niederlande Niederlande 07.07.1927 05.02.1995
1988 Alexander Guljajew (Grin) Sowjetunion Sowjetunion 18.11.1908 18.02.1998
1988 Ernest Pogosjanz Sowjetunion Sowjetunion 05.06.1930 16.08.1990
1988 Jakow Wladimirow Russland Sozialistische Foderative Sowjetrepublik Russische SFSR 22.07.1935
1988 Milan Vukcevich Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien/
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
11.03.1937 10.05.2003
1989 Herbert Ahues Deutschland Deutschland 02.03.1922 11.07.2015
1989 Wiktor Tschepischny Russland Sozialistische Foderative Sowjetrepublik Russische SFSR 18.02.1934
1990 Dawit Gurgenidse Georgien Sozialistische Sowjetrepublik Georgische SSR 26.09.1953
1990 Jacobus Haring Niederlande Niederlande 30.03.1913 25.02.1989
1992 Fadil Abdurahmanović Bosnien und Herzegowina 1992 Bosnien und Herzegowina 24.07.1939
1992 Jan Rusinek Polen Polen 02.12.1950
1993 Wenelin Alaikow Bulgarien Bulgarien 18.02.1933 13.02.2007
1993 Michel Caillaud Frankreich Frankreich 10.04.1957
1993 Andrei Lobussow Russland Russland 15.06.1951 13.07.2010
1993 Norman Macleod Schottland Schottland 06.12.1927 02.10.1991
1993 Byron Zappas Griechenland Griechenland 06.12.1927 05.01.2008
1995 Michael Keller Deutschland Deutschland 31.05.1949
1995 Alexander Kusowkow Russland Russland/Moldau Republik Moldau 27.02.1953
1996 Toma Garai Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 27.05.1935 30.01.2011
1996 Živko Janevski Nordmazedonien Nordmazedonien 04.08.1953
2001 Virgil Nestorescu Rumänien Rumänien 08.02.1929
2004 Unto Heinonen Finnland Finnland 25.12.1946
2004 Jean-Marc Loustau Frankreich Frankreich 13.09.1958
2004 Michail Marandjuk Ukraine Ukraine 17.01.1949
2004 Waldemar Tura Polen Polen 14.03.1942
2005 Udo Degener Deutschland Deutschland 23.11.1959
2005 Nikolai Kralin Russland Russland 26.12.1944
2005 Franz Pachl Deutschland Deutschland 08.01.1951
2005 Oleg Perwakow Russland Russland 08.04.1960
2007 Alexander Feoktistow Russland Russland 28.02.1948
2007 Yves Cheylan Frankreich Frankreich 24.11.1938
2007 Marjan Kovačević Serbien Serbien 08.04.1957
2007 Miodrag Mladenović Serbien Serbien 14.06.1964
2007 Waleri Schanschin Russland Russland 21.04.1961
2007 Waleri Schawyrin Russland Russland 27.01.1953
2007 Anatoli Slesarenko Russland Russland 19.02.1957
2009 Uri Avner Israel Israel 13.01.1941 10.06.2014
2009 Andrei Seliwanow Russland Russland 09.07.1967
2010 Reto Aschwanden Schweiz Schweiz 12.10.1974
2010 Wieland Bruch Deutschland Deutschland 20.05.1961
2010 Wassil Djatschuk Ukraine Ukraine 25.03.1972
2010 Camillo Gamnitzer Osterreich Österreich 06.05.1951
2010 Matti Myllyniemi Finnland Finnland 15.06.1930 06.05.1987
2010 Marcel Tribowski Deutschland Deutschland 27.05.1962
2010 Milan Velimirović Serbien Serbien 21.04.1952 25.02.2013
2010 Klaus Wenda Osterreich Österreich 13.09.1941
2012 Jewgeni Bogdanow Ukraine Ukraine 27.02.1952 30.10.2010
2012 Michal Dragoun Tschechien Tschechien 01.03.1974
2012 Waleri Gurow Russland Russland 31.05.1967
2012 Peter Gvozdják Slowakei Slowakei 16.11.1965
2012 Miroslav Havel Tschechien Tschechien 07.11.1881 08.07.1958
2012 Christopher Jones Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 06.04.1952
2012 Artur Mandler Tschechien Tschechien 05.01.1891 20.10.1971
2012 Mario Parrinello Italien Italien 03.02.1960
2012 Ivan Soroka Ukraine Ukraine 29.03.1960
2013 Alexander Aschussin Russland Russland 05.12.1951
2013 Anatoli Stjopotschkin Russland Russland 17.08.1962


Titel für Löser von Schachkompositionen

Großmeister im Lösen von Schachkompositionen

Löseweltmeister Piotr Murdzia (2009)

Der Großmeistertitel für Löser von Schachkompositionen ist an hohe Bedingungen, darunter die Teilnahme an mehreren Weltmeisterschaften, geknüpft, durch die bisher nur 26 Personen den Titel für sich beanspruchen dürfen. Aufgrund dieser Anforderungen wird auch die Anzahl der Einzelsiege bei einer Weltmeisterschaft, sofern vorhanden, bei den jeweiligen Titelträgern angegeben. Der Einzelsieger wird dabei erst seit 1983 ermittelt, während Weltmeisterschaften bereits seit 1977 stattfinden. Die besten Individualresultate erzielte bei den nicht als Einzelweltmeisterschaft zählenden Veranstaltungen viermal Pauli Perkonoja sowie jeweils einmal Ofer Comay und der Bulgare Kosta Angelov.[13]

Jahr der Vergabe Name Nation WCSC-Siege[14] Geboren[12] Gestorben
1982 Pauli Perkonoja Finnland Finnland 3 19.07.1941
1984 Kari Valtonen Finnland Finnland 1 26.04.1954
1984 Milan Velimirović Serbien Serbien 0 21.04.1952 25.02.2013
1985 Ofer Comay Israel Israel 2 1957
1988 Roland Baier Schweiz Schweiz 1 11.08.1954[15]
1988 Marjan Kovačević Serbien Serbien 0 08.04.1957
1988 Arno Zude Deutschland Deutschland 1 24.05.1964
1991 Georgi Jewsejew Russland Russland 4 28.05.1962[16]
1993 Michael Pfannkuche Deutschland Deutschland 1 01.09.1956
1997 Jonathan Mestel Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 1 13.03.1957
1997 Sergei Rumjanzew Russland Russland 0 1956
1998 Ram Soffer Israel Israel 0 06.09.1965[17]
1999 Jorma Paavilainen Finnland Finnland 1 05.04.1960
2000 Boris Tummes Deutschland Deutschland 0 17.05.1969[18]
2001 Noam Elkies Israel Israel/Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 1 25.08.1966
2002 Michel Caillaud Frankreich Frankreich 0 10.04.1957
2002 Graham Lee Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 0 27.07.1953
2002 Piotr Murdzia Polen Polen 5 20.02.1975
2004 John Nunn Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 2 25.04.1955
2004 Dolf Wissmann Niederlande Niederlande 0 1964[19]
2007 Alexander Aschusin Russland Russland 0 05.12.1951
2008 Miodrag Mladenović Serbien Serbien 0 14.06.1964
2008 Andrei Seliwanow Russland Russland 1 09.07.1967
2008 Bojan Vučković Serbien Serbien 0 12.09.1980
2009 Eddy Van Beers Belgien Belgien 0 1973[20]
2009 Vladimir Podinić Serbien Serbien 0 05.03.1980[21]
2010 Michal Dragoun Tschechien Tschechien 0 01.03.1974
2011 Kacper Piorun Polen Polen 1
2011 Ladislav Salai jr. Slowakei Slowakei 0 18.01.1961
2014 Martynas Limontas Litauen Litauen 0
2014 Anatoli Mukossejew Russland Russland 0 13.11.1958

Siehe auch

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Statuten der WFCC (englisch), abgerufen am 30. März 2011
  2. Titelträger (GMC) bei der WFCC-Website
  3. Titelträger (IMC) bei der WFCC-Website
  4. Titelträger (FMC) bei der WFCC-Website
  5. Titelträger (Honorary Master) bei der WFCC-Website
  6. Die Titelvergabe ist unabhängig von der erreichten Punktzahl
  7. WFCC Statutes, annex III
  8. Titelträger (GS) bei der WFCC-Website
  9. Titelträger (IMS) bei der WFCC-Website
  10. Titelträger (FMS) bei der WFCC-Website
  11. 52nd WCCC Rio de Janeiro
  12. a b Quelle für die Lebensdaten, sofern nicht anders genannt oder bereits in Wikipedia: Composers’ Names in Various Alphabets
  13. World Champions of Chess Solving (Memento vom 15. Juli 2011 im Internet Archive) bei problemchess.com
  14. Nur Einzelsiege, von der WFCC-Liste der WCSC-Sieger
  15. http://www.hilmar-ebert.de/B.htm
  16. http://chesscomposers.blogspot.de/2012/05/may-28th.html
  17. Profil bei chessgames.com
  18. Profil bei my-corner.de, Identitätsnachweis durch dortigen DSB-Profil-Link
  19. http://ratings.fide.com/card.phtml?event=1008170
  20. FIDE rating card
  21. Profil bei olimpbase.org

Weblink