Gymnasium Steglitz
Gymnasium Steglitz | |
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Schulform | Altsprachliches, humanistisches Gymnasium |
Schulnummer | 06Y13 |
Gründung | 1886 |
Adresse |
Heesestraße 15 |
Ort | Berlin-Steglitz |
Land | Berlin |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 27′ 25″ N, 13° 19′ 35″ O |
Träger | Land Berlin |
Schüler | 879 (2015/2016)[1] |
Lehrkräfte | 79 + 18 Referendare (2015/2016)[1] |
Leitung | Antje Lükemann |
Website | www.gymnasiumsteglitz.de |
Das Gymnasium Steglitz ist ein altsprachliches, humanistisches Gymnasium im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf mit etwa 1.000 Schülern. Nach seiner Lage in der Steglitzer Heesestraße wird es oft auch als „Heese-Gymnasium“ oder schlicht „Heese-Schule“ bezeichnet.
Geschichte
Das Gymnasium Steglitz wurde 1886 in der damals noch eigenständigen Gemeinde Steglitz gegründet. In den vorangegangenen Jahrzehnten war das ehemalige Dorf zu einem einwohnerstarken Vorort Berlins angewachsen, wodurch die Notwendigkeit für eine höhere Lehranstalt entstand. Anfangs war die Schule noch in der benachbarten Plantagenstraße untergebracht, bis vier Jahre später das jetzige Gebäude in der Heesestraße bezogen wurde.
Die ersten Abiturienten gingen 1893 von der Schule ab – die erste Abiturientin jedoch erst 1950.
Um die Jahrhundertwende wurde die Wandervogelbewegung von Karl Fischer am Gymnasium Steglitz ins Leben gerufen. Heute gibt es auch ein Karl-Fischer-Zimmer an der Schule. Ein farbiges Bild der eigenen Schulerfahrungen und -Eindrücke zeichnete Hans Blüher als „erster Historiker“ des Wandervogels in der gleichnamigen, 1912 erschienenen dreibändigen Geschichte einer Jugendbewegung und dann noch einmal mit anderen Akzenten in seinen Lebenserinnerungen Werke und Tage. Blüher war von 1898 bis 1907 hier Schüler. 1906 erfolgten größere Umbauten am Schulgebäude. Der Erste und Zweite Weltkrieg führten zu Einschränkungen des Schulbetriebs. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schulgebäude beschädigt und musste anschließend umgebaut werden.
Wilhelm Liebknecht, dem Sohn von Karl Liebknecht, sollte nach der Ermordung seines Vaters das Abitur an der Schule verwehrt werden. Erst nach Intervention des preußischen Kultusministers Konrad Haenisch wurde er zugelassen.[2]
Ab 1957 wurden die sogenannten Antikenfahrten des Abschlussjahrgangs nach Rom beziehungsweise Griechenland zur festen Gewohnheit, die bis heute andauert; Mittlerweile finden auch Antikenfahrten nach Sizilien statt. 1972 erhielt der Gebäudekomplex durch die Fertigstellung des Fachraumtraktes seine heutige Form. Die Schule erhielt bundesweite Aufmerksamkeit in den Medien, als im Jahr 2000 ein Geschichtslehrer nach einer Elterninitiative wegen angeblicher rechtsextremistischer Ansichten vom Dienst suspendiert wurde. Das gegen ihn eingeleitete Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Entfernung aus dem Dienst wurde im Jahr 2007 vom Oberverwaltungsgericht Berlin weitgehend zu seinen Gunsten entschieden.[3]
Profil
Das Gymnasium Steglitz ist ein grundständiges Gymnasium, das heißt, es beginnt mit der fünften und nicht wie sonst in Berlin üblich mit der siebten Klasse. Die Schule verfügt über ein altsprachliches Profil: Latein (ab Klassenstufe 5) und Altgriechisch (ab Klassenstufe 8) sind Pflichtfächer. Damit gehört das Gymnasium Steglitz zu den wenigen Schulen, an denen das Unterrichtsfach Griechisch noch vorgeschrieben ist. Eine der alten Sprachen muss als eines der fünf Prüfungsfächer im Abitur gewählt werden. Seit Sommer 2011 kann man in der Klassenstufe 9 Französisch als weitere Sprache wählen.
Zusammen mit anderen traditionsreichen grundständigen Gymnasien wie dem Goethe-Gymnasium, dem Französischen Gymnasium, dem Canisius-Kolleg und dem Grauen Kloster gehört das Gymnasium Steglitz zu den bekannteren Schulen Berlins.
Ehemalige Lehrer
- Walther Abel (1906–1987), Schulleiter 1956–1972, Altphilologe
- Ludwig Gurlitt (1855–1931), Reformpädagoge
- Werner Hirsch (1930–2013), Schulleiter 1972–1994, Altphilologe
- Theodor Ickler (* 1944), Linguist
- Claus Korch (* 1936), Bildhauer und Grafiker
- Emil Kroymann (1865–1951), Schulleiter 1919–1931
- Robert Lück (1851–1930), Schulleiter 1886–1919
- Fritz Sommer, Schulleiter 1931–1956
Ehemalige Schüler
- Berthold Altmann (1896–1992), Jurist
- Ulrich Altmann (1889–1950), Theologe
- Hansheinrich Kummerow (1903–1944), Wissenschaftler und Techniker, zum Tode verurteiltes Mitglied der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“
- Michael Benjamin (1932–2000), Jurist, Politiker (PDS)
- Hans Blüher (1888–1955), Schriftsteller
- Roger Boggasch (1965–2015), Dirigent
- Christoph Broelsch (* 1944), Chirurg und Pionier der Lebertransplantation
- Iradj El-Qalqili (* 1975), Ruderer
- Gernot Erler (* 1944), Bundestagsabgeordneter (SPD)
- Karl Fischer (1881–1941), Begründer der Wandervogelbewegung
- Ferdinand Friedensburg (1886–1972), Ehrenbürger von Berlin
- Karin Friedrich, (1925-2015), Journalistin, Mitglied der Widerstandsgruppe „Onkel Emil“
- Walter Gropius (1883–1969), Architekt
- Rainer Hachfeld (* 1939), Karikaturist
- Viviane Hagner (* 1977), Violinistin
- Klaus Heinrich (* 1927), Religionsphilosoph
- Jan Herzog (* 1974), Arzt, Ruderer
- Tonio Hölscher (* 1940), Klassischer Archäologe
- Günther Jauch (* 1956), Fernsehmoderator
- Johanna Klum (* 1980), Fernsehmoderatorin
- Lutz Kruschwitz (* 1943), Betriebswirt
- Uwe Lehmann-Brauns (* 1938), Vize-Parlamentspräsident Abgeordnetenhaus Berlin
- Robert Liebknecht (1903–1994), Maler, Sohn von Karl Liebknecht
- Volker Ludwig (* 1937), Gründer des Grips-Theaters Berlin
- Wolfgang Krause (1895–1970), Sprachwissenschaftler
- Christoph Markschies (* 1962), ehemaliger Präsident der Humboldt-Universität Berlin
- Ernst Wilhelm Nay (1902–1968), Maler
- Georg Nolte (* 1959), Völkerrechtler
- Robert Pfleger (1906–1971), Chemiker und Pharmaunternehmer
- Prinz Pi, eigentlich Friedrich Kautz (* 1979), deutscher Rapper
- Karl Albrecht Schachtschneider (* 1940), Staatsrechtslehrer in Erlangen
- Rupert Scholz (* 1937), Staatsrechtslehrer in München, Senator für Justiz (Berlin), Bundesminister der Verteidigung
- Walter Schottky (1886–1976), Physiker
- Kyrill-Alexander Schwarz (* 1968), Staatsrechtslehrer in Würzburg
- Alexander Schwan (1931–1989), Politikwissenschaftler und erster Ehemann von Gesine Schwan
- Hans Schwarz (1890–1967), Schriftsteller
- Christian Thielemann (* 1959), Dirigent
- Klaus von Trotha (* 1938), Wissenschaftsminister Baden-Württemberg
- Claudia Winterstein (* 1950), Bundestagsabgeordnete (FDP)
- Sebastian Wolter (* 1977), Freestyle Motocrosser
- Magali Greif (* 1998), Schauspielerin
Literatur
- Jahresbericht Ostern … Bericht über das … Schuljahr des Städtischen Gymnasiums zu Steglitz. Berlin 1914–1940 (Digitalisat)
Weblinks
- Offizielle Website
- Website des Ehemaligenvereins des Gymnasiums Steglitz
- Eintrag 09065532 in der Berliner Landesdenkmalliste
Einzelnachweise
- ↑ a b Gymnasium Steglitz. In: berlin.de. Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 19. September 2008, abgerufen am 10. August 2016.
- ↑ Warum müssen sie sich bekriegen? Maja-Karlena Liebknecht über ihren berühmten Großvater, eine sonnige Kindheit und traurige Erlebnisse in neues deutschland vom 1. August 2014
- ↑ Nach sieben Jahren wieder ins Klassenzimmer. In: Berliner Zeitung, 20. April 2007